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Deutschland. Ein Sommermärchen

Deutschland. Ein Sommermärchen

Ein Film von Sönke Wortmann

Kein Ereignis hat Deutschland im letzten Jahr so sehr geprägt wie die Weltmeisterschaft. Die Bevölkerung hat wieder zu einem gesunden Grad an Patriotismus gefunden, und die Deutschen haben sich auch als exzellenter Gastgeber bewiesen. Die Stimmung war wohl unbeschreiblich und nicht einmal in Bildern wirklich rekonstruierbar. Ein Meer aus Fahnen, so scheint es, hatte ganz Deutschland bedeckt, und man zelebrierte das Leben mit anderen Völkern und Kulturen.
Monate nach dem Finale kam nun der Film „Ein Sommermärchen“ in die Kinos. Ein Film über die so hoch gelobte National 11, ein Film über die „Meister unserer Herzen“ und ein Film, der gerne eine ernsthafte Dokumentation wäre, es aber nicht ist.

So begibt man sich auf den „Leidensweg“ der Fußballer, vom Beginn des Trainings bis hin zur bitteren Niederlage gegen die „Spaghetti Fresser“. Anfänglich sind alle ja noch heiteren Gemütes. Da wird herumgeblödelt aber auch hart trainiert. Man sieht es den Spielern an, dass sie für den Sport leben, und dass sie alles daran setzten noch so lange es geht weiterzuspielen. Man bekommt einen netten Einblick in den Tageskreislauf von den Fußballern, vom Frühstück, über das Training, bis hin zum gemütlichen Faulenzen. So ist der Anfang durchaus gelungen, aber auch nicht wirklich der Rede wert, denn um was es ja eigentlich gehen sollte, wird nur ziemlich bedingt wieder gegeben. So wird die Stimmung der Weltmeisterschaft nicht wirklich rüb
ergebracht.

Na ja, jetzt könnte man argumentieren, dass es ja eine Dokumentation über die deutsche Mannschaft ist und sich auch darauf hauptsächlich spezialisierte. Doch hätten ein paar mehr Bilder von Menschenmassen, und vielleicht ein persönliches Eingehen auf die Fans wahre Wunder bewirkt. Die Stimmung wird nicht wirklich wiedergegeben, denn wenn es dann zu den eigentlichen Spielen kommt, gibt es immer den gleichen Ablauf. Kliensmann motiviert die Mannschaft mit seinem eigenwilligen Dialekt, Poldi und Schweini glucksen fröhlich vor sich hin, Kahn ist angepisst und Ballack ein bisschen hochnäsig. Der ganze Vorgang wiederholt sich vor jedem Spiel und wird von mal zu mal ärgerlicher. Noch dazu setzt Wortmann auch gewisse Grundkenntnisse voraus, so wird lediglich angezeigt, bei was für einem Spiel man sich gerade befindet, die Emotionen rund um den „Fußballkrimi“ werden nur bedingt wiedergegeben. Er erwartet sich schlicht und einfach, dass man das Feeling von den einzelnen Spielen noch im Kopf hat. So haben jene Leute, die nichts von der WM mitbekamen(falls es die überhaupt gibt) nicht einmal die Möglichkeit, so etwas wie Gefühle für die Spieler zu entwickeln, weil man einfach viel zu distanziert auf die einzelnen Spiele und dem vielen Drumherum eingegangen ist.
Deutschland. Ein SommermärchenDeutschland. Ein SommermärchenDeutschland. Ein Sommermärchen
Wenn man jetzt ganz hart mit dem Film ins Gericht geht, könnte man fast sagen, dass es sich lediglich um ein Homemovie handelt. Denn abgesehen von den Aufnahmen der Spiele, bekommt man fast nichts anderes geboten. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass Wortmann unter extremen Zeitdruck gestanden ist. Denn egal ob während der WM oder danach, immer musste er aufpassen nicht zu überziehen.
Es sei ihm verziehen, dass in der Umkleidekabine und im Tourbus die Kamera wackelt und der Ton rauscht. Da hat man einfach nicht die Möglichkeit, mit Stativ und teuren Mikrophonen aufzunehmen. Aber bitte warum ist dann bei den Interviews der Ton noch immer so vom Rauschen befallen, und selbst jetzt wackelt die Kamera noch fröhlich vor sich hin. Alles wirkt einfach so unprofessionell, einzig die Spielaufnahmen können wirklich überzeugen, schön in Zeitlupe gehalten und mit einer American Beauty „Dudelmusik“ untermalt, wissen diese durchaus zu gefallen.

Der Film ist eindeutig eine verpatzte Chance. Man hätte genug Stoff gehabt, um eine tolle Dokumentation auf die Leinwand zu bringen. Aber selbst trotz der eigentlichen Nähe zu der Mannschaft, fühlt man sich nicht wirklich zu dieser hingezogen. Ständig ist eine gewisse Distanzierung zwischen dem Zuschauer und den Spielern vorhanden. So kann man zwar einen Blick hinter die Kulissen erhaschen, aber auch nicht mehr. Zuviel wurde verschenkt, und zuwenig wurde diese Doku ausgebaut.
Wortmann hat es eindeutig verfehlt, mehr aus der ganzen Sache rauszuholen und das Endergebnis professionell zu präsentieren. Man darf bei der ganzen Kritik aber natürlich nicht vergessen, dass er gerade mal 3 Monate Zeit hatte, um vom stundenlangen Filmmaterial einen brauchbaren Film zusammenzuschnipseln. Das alles tröstet aber auch nicht darüber hinweg, dass das Endergebnis ernüchternd ist und der Weltmeisterschaft nicht wirklich gerecht wird.

Aber vielleicht bin ich auch ganz einfach der Falsche für diese Dokumentation, wer weiß, für diejenigen die Vorort bei den Spielen waren und alles mit Leib und Seele mitbekommen haben, schafft es „Das Sommermärchen“ ja vielleicht ein wohliges Nostalgiegefühl zu erzeugen.

Eine Rezension von Stefan Hornig
(17. Februar 2007)
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Daten zum Film
Deutschland. Ein Sommermärchen Deutschland 2006
(Deutschland. Ein Sommermärchen)
Regie Sönke Wortmann Drehbuch
Produktion Little Shark Entertainment
Länge 110 Minuten FSK ohne Altersbeschränkung
http://www.deutschlandeinsommermaerchen.kinowelt.de/
Kommentare zu dieser Kritik
Renee TEAM sagte am 25.02.2007 um 11:54 Uhr

Ich war von der Doku auch etwas enttäuscht. Der Blick hinter die Kulissen war zeitweilig ganz spannend, aber viele Szenen waren zu langatmig und gerade der fehlende Kommentar machte es schwer, wirklich gefesselt zu bleiben. Von Nostalgie und Wiedererweckung der Hochstimmung des WM-Sommers kann jedenfalls kaum die Rede sein. In dieser Hinsicht ist der Titel der Doku falsch gewählt und irreführend.

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