Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Die Bett-Hostessen
von Michael Thomas (= Erwin C. Dietrich)




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

3. 
Martyrs  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Supernatural  

6. 
Antikörper  

7. 
Das Zeiträtsel  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Jack Starret > Urlaub in der Hölle
Urlaub in der Hölle RSS 1.0


Urlaub in der Hölle

Urlaub in der Hölle

Ein Film von Jack Starret

(USA, 1975)



“I don´t believe a schoolbus on Sunday.“



Nein, keine Witze über den Pauschalurlaub des Grauens, Psychoterror und Bauchaufschlitzen all inclusive. Auch wenn der dumme deutsche Titel dazu verleitet, muss man manchmal zu den besten und dankbarsten Steilvorlagen einfach nein sagen. (Die Kinofassung warb mit der Kopfgeburt Vier im rasenden Sarg, was es nun wirklich nicht besser macht.) Es lässt sich aber leider nur wenig originelles finden, was hier den Einstieg erleichtern würde. Race With The Devil ist ein Actionthriller, der weder besonders berühmt noch besonders schlecht ist und somit gut als Ausstellungsstück jener cineastischen Kuriositätenshows dienen könnte, wie sie Kollege Genzel auf dieser Seite gerne veranstaltet. Nein, es ist einfach nur ein guter, vielleicht etwas zu unterschätzter Genrefilm. Vor allem ist er aber besser als der dümmliche Titel es vermuten lässt.

Peter Fonda kehrt zurück auf die Straße. Zusammen mit Ehefrau und einem befreundeten Pärchen will er in die Ferien. Also sattelt der moderne Amerikaner die Motorräder aufs Wohnmobil und brettert durchs texanische Hinterland. In der ersten Nacht werden sie Zeuge eines satanischen Ritualmordes. Den Rest des Films verbringen sie damit, vor dem erbosten Satanspack zu fliehen.

Race With The Devil ist ein konventioneller Thriller, der sehr gut in die siebziger Jahre
passt. Vor allem das Verfolgungsmotiv hat Regisseur Jack Starret toll herausgearbeitet. Egal wo die Vier hinkommen, überall scheinen die Eingeweihten und Verschworenen schon da zu sein. Und das ist das beunruhigendste Motiv des ganzen Filmes überhaupt. Es ist nicht nur ein kleines Grüppchen von versprengten Satansanbetern. Die ganze soziale Umwelt scheint zu einer latenten Bedrohung zu werden. Hinter einem Schulbusunfall (am Sonntag) lauert ein Großangriff. Es sind normal aussehende Mitmenschen, die sich in halsbrecherischen Verfolgungsjagden ans Wohnmobil hängen und mit Brechstangen und Eisenketten den Verfolgten an die Gurgel wollen. Es ist dieses schaurige Paranoiamotiv, dass das US-Kino in den Siebzigern so groß machte, man denke nur an die Filme Alan J. Pakulas, aus denen man im Nachhinein eine ‚Paranoia-Trilogie’ strickte (Klute, 1971; The Paralax View (Zeuge einer Verschwörung), 1973; und All The Presidents Men (Die Unbestechlichen, 1975)). Und das Texas kein guter Ort für arglose, postmoderne Großstädter ist, das wissen wir ja spätestens seit Tobe Hoopers Texas Chainsaw Massacre (1973). Selbst an das schöne Anti-Happy End hat Starret gedacht.

Urlaub in der HölleUrlaub in der HölleUrlaub in der Hölle
Auch die Action wirkt nicht aufgesetzt oder wie purer Selbstzweck, sondern ist völlig natürlicher, integraler Bestandteil der Handlung, fast schon so etwas wie eine logische Konsequenz. (Lediglich die Motorradjagen sind überflüssig.) Die Verfolger rücken den vier Urlaubern immer dichter auf die Fersen, erhängen sogar den geliebten Familiendackel. Irgendwann ist für Peter Fonda und Warren Oates Schluss mit lustig. Sie besorgen sich Waffen und wetzen die Armeemesser. Ein richtiger Amerikaner verteidigt sein Heim gegen Feinde und Eindringlinge, auch wenn das Heim vier Räder hat. Oder besser: gerade dann. Denn ein Wohnmobil ist eine perfekte Symbiose aus zwei essenziellen Idealen der US-Gesellschaft: ein trautes Heim einerseits, und das Verlangen nach Mobilität und Ungebundenheit andererseits.

Es enttäuscht allenfalls die rigide Geschlechtertrennung. Fonda und Oates sind Männer, sie ballern und retten die Damen, welchen in diesem Film nur eine einzige Aufgabe zukommt: kreischen, was die Stimmbänder hergeben. Auch erfährt der Interessierte wirklich nichts über Okkultismus und seine gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Er ist lediglich der Handlungsaufhänger, genausogut könnte es sich um Hell´s Angles, den Ku-Klux-Klan oder schlecht gelaunte Pannenhelfer vom ADAC-Motorclub handeln.

Die relative Oberflächlichkeit und die prototypische Dichotomie, die strikt zwischen kämpfenden Kerlen und wimmernden Weibern trennt, ändert aber nichts daran, das Race With The Devil besser ist als sein Ruf. Von Spannungsarmut, wie des öfteren moniert wird, kann keine Rede sein. Es ist eine eigene Kunst, die ausschließlich kurzweiliges Vergnügen schenkt.

Eine Rezension von Gordon Gernand
(07. Oktober 2007)
Urlaub in der Hölle bei Amazon.de kaufen    Urlaub in der Hölle bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Urlaub in der Hölle USA 1975
(Race With The Devil)
Regie Jack Starret Drehbuch Wes Bishop, Lee Frost
Produktion Saber Productions Kamera Robert C. Jessup
Darsteller Peter Fonda, Warren Oates, Lara Parker, Loretta Swift
Länge 88 Min. FSK ab 16
Filmmusik Leonard Rosenman
Die DVD bietet die gängigen Sprachminüs (Deutsch / Englisch / Spanisch. Extras: Kinotrailer.
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum