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von Ji-woon Kim




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Pakt der Wölfe

Pakt der Wölfe

Ein Film von Christophe Gans

Im Kern schildert „Pakt der Wölfe“, der zweite Spielfilm von „Crying Freeman“-Regisseur Christophe Gans, den Konflikt zwischen moderner, wissenschaftlicher Aufklärung und blinden Dogmen.

Die rund 200 Millionen französische Franc schwere Produktion ist dabei mehr als ein trockenes Stück Epochenkunde und integriert in ihre Geschichte, welche übrigens tatsächlich auf wahren Ereignissen basiert, Elemente aus so unterschiedlichen Genres wie dem Monsterhorror, asiatischen Martial Arts-Filmen und europäischem Kostüm-Kino.

Ähnlich wie Sir Arthur Conan Doyle in seinem Roman „Der Hund von Baskerville“, schickt Gans zwei Ermittler in das Gévaudan des 18. Jahrhunderts, um das Geheimnis einer blutrünstigen Bestie, welche die dortigen Einwohner dezimiert, zu lüften.
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Der Naturforscher und „Freigeist“ Grégoire de Fronsac (Samuel Le Bihan) und sein indianischer Blutsbruder Mani (Mark Dacascos) stellen hier das Gegenstück zu Doyles berühmten Helden Sherlock Holmes und Dr. Watson dar.

Erzählt wird die Geschichte durch die Memoiren des Aristokraten Thomas d'Apcher, welcher die Geschehnisse einst am eigenen Leib miterlebt hat und nun, als alter Mann, den Unruhen der französischen Revolution ins Angesicht schauen muss.
Viel Zeit bleibt ihm nicht, für den persönlichen Blick in die Vergangenheit.
Während dunkle Wolken langsam sein Lebenslicht zu ersticken drohen, erinnert sich d'Apcher zurück an jene Tage, an denen eine schwache Kerze der Vernunft die Dunkelheit aus Angst und Lügen zu verdrängen vermochte...

Im Auftrag des Königs durchqueren Fronsac und Mani das Gévaudan und finden dort eine Mischung aus rauer Schönheit und engstirnigen Vorurteilen vor.
Sie sollen den vermeintlichen Killerwolf finden, töten und präpariert nach Paris schaffen.
Am Hofe der Familie Morangias befragen die Beiden zunächst die Überlebenden des Ungeheuers und machen sich außerdem mit den dortigen Persönlichkeiten vertraut.
Argwohn und Misstrauen schlägt ihnen von allen Seiten entgegen. Vor allem der Indianer wird kritisch beäugt.

Von der ersten Sekunde an verliebt sich Fronsac in die attraktive Morangias-Tochter Marianne (Émilie Dequenne), deren Bruder Jean-François (Vincent Cassel) das Auftreten der Gäste schon fast als Belustigung erachtet.
Die zuerst entspannten Nachforschungen spitzen sich schließlich unangenehm zu, als selbst nach einer ausgedehnten Wolfsjagd das Morden weitergeht und in einer Leiche ein Stück Metall gefunden wird.
Wölfe haben keine Fangzähne aus Metall.

Fronsac bohrt sich deshalb, zusammen mit Mani und dem faszinierten Thomas d'Apcher (Jérémie Renier), tiefer in das Treiben am Gévaudan vor und stößt auf ein dunkles Geheimnis, für das dessen Hüter töten...

Christophe Gans ist ein intelligenter und selbstbewuster Erzähler, und sein „Pakt der Wölfe“ eine inspirierte Explosion bunter Ideen.
„Ich wollte einen Film machen, den ich mir selbst im Kino anschauen würde,“ gibt der Bilderstürmer in einem Interview zu Protokoll und deutet darauf hin, dass sein persönlicher Geschmack, und nicht etwa steife Genregrenzen, die Marschrichtung der Arbeit dominiert haben.

Im Gegensatz zu vielen anderen französischen Werken seiner Zeit, wagt „Pakt der Wölfe“ mit seinem beachtlichen Budget einen mutigen Schritt aus dem Dunstkreis typischer Autorenfilme und schämt sich nicht, seine historische Thematik mit dem Spektakel des amerikanischen Popcorn-Kinos zu kreuzen.
Alles ist erlaubt, solange das Werk nicht auf der Stelle tritt und seine Zuschauer in die Lethargie zwingt.
Pakt der WölfePakt der WölfePakt der Wölfe
Es gibt ruhige Szenen, in denen sich die Protagonisten beim Mahl zusammenfinden und über ihre unterschiedlichen Ansichten diskutieren, während in anderen Momenten Figuren, ähnlich wie Kung Fu-Kämpfer, gegeneinander antreten oder andere – wie in den alten Hammer-Produktionen – im dichten Nebel von etwas Unbekanntem verfolgt werden.
Es gibt eine unschuldige Romanze, schwarze Magie, indianische Bräuche, ominöse Geheimbünde, einen unverhofften Schutzengel und blutige Morde.

Dass es sich bei dem vierbeinigen Unhold nicht bloß um eine grässliche Laune der Natur handelt, wird schnell klar.
Fronsac glaubt nicht an die fantastischen Geschichten der eingeschüchterten Menschen, und wir ebensowenig.
Die Theorie, dass die Bestie durch menschliche Grausamkeit für einen bestimmten Zweck manipuliert worden ist, bringt uns im Verlauf weiter, als die stumme Akzeptanz vom Hokuspokus.

Der Protagonist kämpft mit seinem Verstand beharrlich gegen den festgefahrenen Irrglauben an und stößt dabei vermehrt auf Widerstand.
Bis schließlich selbst der König dessen Bemühungen untergräbt, um schnell eine einfache Lösung des Problems zu liefern – auch wenn diese eben nicht die Wahrheit widerspiegelt und schlicht der Beruhigung des Pöbels dient.

„Pakt der Wölfe“ ist ein Werk, das auf verschiedenen Ebenen funktioniert - als simples Fantasyabenteuer, wie auch als ambitionierte, märchenhafte Aufarbeitung einer Epoche.

Perfekt ist es nicht.
Es sitzt prominent zwischen den Stühlen, zwischen Arthouse und all dem, was „anspruchsvolle“ Kinofreunde zutiefst verabscheuen. Das macht die Sache natürlich irgendwo kompliziert, aber keineswegs uninteressant.
Vielleicht braucht man, erst erschlagen von der hemmungslosen Stilvielfalt, sogar einen zweiten Anlauf, bis einen die Magie des cleveren Films wirklich erreicht.

Was aber zumindest jeder Zuschauer gleich mitnehmen kann, sind die opulenten Aufnahmen des dänischen Kameramanns Dan Laustsen („Mimic - Angriff der Killerinsekten“), die die satten Farben der Kostüme und Ausstattung fabelhaft einfangen und den „Pakt der Wölfe“ selbst für latente Nörgler zum absoluten Augenschmaus werden lassen.
Auch Monsterfans kommen später voll auf ihre Kosten, wenn Jim Hensons Creature Shop beweist, dass er nicht bloß schelmische Muppets produzieren kann.

Ein dezentes Augenzwinkern findet man in der Inszenierung vor.
Beispielsweise, wenn sich während einer Überblendung der blanke Körper Monica Belluccis per Computertrick in eine verschneite Berglandschaft verwandelt.
So etwas sieht man in trockenen „Kunstfilmen“ eher nicht, denn da würden die betreffenden Zuschauer gleich empört ihre Nasen rümpfen.
Der Regisseur sieht das gelassen. Ihm gefällt das halt, auch wenn hinter der besagten Montage wohl kein tieferer Sinn steckt.
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Über sich selbst reflektiert Gans dann übrigens grinsend, dass er vielleicht kein Mario Bava, sondern womöglich eher ein Antonio Margheriti sei.
Also vielleicht kein großer Meister, sondern einfach ein sympathischer Erzähler.

Und die braucht man schließlich auch, in der weiten Welt der Filmkunst.

Eine Rezension von Bastian G.
(06. Dezember 2011)
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Daten zum Film
Pakt der Wölfe Frankreich 2001
(Le pacte des loups)
Regie Christophe Gans Drehbuch Stéphane Cabel & Christophe Gans
Produktion Canal+, Davis-Films, Eskwad, Natexis Banques Populaires Images, Studio Image Soficas, TF1 Films Production Kamera Dan Laustsen
Darsteller Samuel Le Bihan, Vincent Cassel, Émilie Dequenne, Jérémie Renier, Mark Dacascos, Monica Bellucci, Jean Yanne, Jean-François Stévenin, Jacques Perrin, Johan Leysen, Bernard Farcy, Edith Scob, Hans Meyer, Virginie Darmon, Philippe Nahon, Eric Prat, Jean-Loup Wolff, Bernard Fresson
Länge 137 min. (Kinofassung) / 143 min. (Director's Cut) FSK ab 16 Jahren
http://www.brotherhoodofthewolf.com/
Filmmusik Joseph LoDuca
Die deutsche Neuauflage ist ab 15.11.2011 auf DVD und BluRay erhältlich. Während die Single-DVD lediglich mit dem Film in der Kinofassung und im Director's Cut, sowie einem Audiokommentar von Regisseur Christophe Gans und seinen Darstellern aufwartet, enthalten die 2-Disc-Special Edition und die BluRay zusätzlich die ausführlichen Dokumentationen "Das Innere der Bestie" und "Hinter den Kulissen", Deleted Scenes und diverse Biografien. (© Planet Media Home Entertainment GmbH/Ascot Elite Home Entertainment)
Kommentare zu dieser Kritik
travisbickle TEAM sagte am 06.12.2011 um 22:29 Uhr

Eine längst überfällige Rezension zu dieser sehr opulenten Genrekreuzung - mit dem Videogame-Lookalike "Silent Hill" hat Christophe Gans dann wieder etwas von seinem Kredit verspielt, wie ich finde...
Bastian TEAM sagte am 06.12.2011 um 22:34 Uhr

Finde ich persönlich gar nicht - aber Geschmackssache ;-) Ich glaub, mir gefällt SILENT HILL sogar noch ein Stück besser. Definitiv die beste Videospiel-Adaption.

Aber es geht hier ja eh um PAKT DER WÖLFE ;-)
travisbickle TEAM sagte am 06.12.2011 um 23:30 Uhr

Kenne viele, die das sagen. Nun, mir fällt spontan keine Videospiel-Verfilmung ein, die sich stärker nach dem jeweiligen verfilmten Videospiel änfühlt, als "Silent Hill". Am Effekt scheiden sich dann die Geister. Und du hast dich nicht am verworrenen Schlussdrittel gestört?

Sorry, aber so viel "Silent Hill"-Diskurs muss sein ;-)
Bastian TEAM sagte am 06.12.2011 um 23:54 Uhr

Also gut ;-)
Ich bin absolut kein Game-Zocker (nach Super NES), deshalb kann ich mich bei SILENT HILL nur zu dem äußern, was ich beim Zuschauen erspähen konnte.
Storymäßig waren wohl sogar viele Spiele-Fans enttäuscht, weil die Games eher psychologisch ausgefallen waren.

Am Anfang hatte ich echt Probleme mit der Adaption, weil sich auch die Kamera wie im Spiel verhielt, was ich ziemlich langweilig fand...ich mags lieber, wenn man im Film nicht ständig stilistisch auf die Vorlage verweisen muss.
RESIDENT EVIL 2 ist auch so ein Fall, den die Zocker - für mich unverständlicherweise - toll finden, weil er wohl so stark am Spiel bleibt...dabei ist der Film kompletter Schrott.

Und gerade das Ende von SH, was du so verworren fandest, hat mir sehr gut gefallen. Ob da letztlich alles 100% Sinn macht, interessiert mich gar nicht so - mir kommt es da auf die Wirkung an, die ziemlich beeindruckend war (bzw. ich als ziemlich beeindruckend empfand).

Mein größter Kritikpunkt an SH sind - das dürfte niemanden bei mir wundern - die CGI-Effekte. Hier muss ich aber sagen, dass man auch das nicht gerade 500 Millionen Dollar schwere Budget beachten muss, wegen dem schlicht nicht alle Bühnen & Tricks per Hand anzufertigen waren. Passt schon.

So, das war jetzt mein Intermezzo zu SILENT HILL.
travisbickle TEAM sagte am 07.12.2011 um 11:00 Uhr

Okay ;-)

Ich war auch kein leidenschaftlicher Zocker vor dem Herrn mehr, nachdem das SNES out war, die Grafik von Spielen wie "Donkey Kong Country" und "Zelda - A Link To The Past" als überholt bezeichnet wurde und man Nintendo 64 und Play Station als das neue Nonplusultra der Spielkonsolen begriffen hatte^^
"Silent Hill" hab` ich ein paar Mal angerührt; weiß aber gar nicht mehr, ob es Teil 1, 2, 3 oder was auch immer war...

Das Kopieren der Künstlichkeit und typischen Spielerperspektive eines Videospiels in einer Game-Adaption ist auch nie mein Fall gewesen. Bei "Silent Hill" empfand ich dies irgendwann als zu penetrant. Die "Resident Evil"-Reihe empfinde ich - mit kleiner Ausnahme des dritten Teils - durchgehend als Schrott, ohne jemals die Spiele gespielt zu haben.

Die Spezialeffekte in SH: Nun ja, geschenkt. Aber wie gesagt: Dieses überkandidelte style over substance-Ende... Aargh ;-)

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