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Die Stunde des Jägers

Die Stunde des Jägers

Ein Film von William Friedkin

Für die internationale Filmkritik war „Die Stunde des Jägers“ der endgültige Sargnagel für William Friedkins so berauschend gestartete Karriere. Mit Filmen wie „French Connection“ und „Der Exorzist“ hatte Friedkin schon früh in seiner beruflichen Laufbahn zwei Klassiker vorgelegt, die seinen Namen für immer in die Annalen der Filmgeschichte eingetragen sollten, seit den 1990er Jahren aber schien es so, als wäre William Friedkin kein Künstler mehr, mit dem sich das Publikum wirklich auseinandersetzen wollte. Vielleicht hatte das tatsächlich einen qualitativen Grund, vielleicht lag es aber auch einfach an Friedkins Starrsinn, bevorzugt Stoffe zu bearbeiten, die schon auf dem Papier prophezeiten, keinen massenwirksamen Effekt nach sich zu ziehen. Vom Feuilleton dementsprechend absehbar verrissen und an den Kinokassen gnadenlos untergegangen, wurde „Die Stunde des Jägers“ zum nächsten Totalflop im Schaffen Friedkins erklärt. Dabei hat der kantige Action-Thriller aber durchaus etwas zu bieten, man muss nur wissen, wie man den Film richtig handhabt.

Selbstverständlich ist „Die Stunde des Jägers“ kein Film, über den man sich noch in Jahrzehnten unterhalten wird, hat man ihn doch auch schon heute, gut 12 Jahre nach seiner Veröffentlichung, schon wieder vollkommen aus dem Bewusstsein gestrichen. Und auch als
Anhänger des Films muss man sich eingestehen, dass es durchaus nachvollziehbar ist, wenn jemand sein Herz nicht an „Die Stunde des Jägers“ verlieren kann, dafür ist der Film letzten Endes eben auch schlichtweg zu eindimensional. William Friedkin, dessen Œuvre von Beginn an von maskulinen Energien bestimmt wurde, inszeniert mit „Die Stunde des Jägers“ ein derart pures Männerkino, dass das Werk schon anachronistische Züge annimmt. Ob heute oder vor 10 Jahren: Wer hatte schon den Mut, in diesen produktiven Größenregionen (55 Millionen Dollar Budget) einen derart reduzierten Mano-a-Mano-Konflikt aus dem schlammigen Waldboden zu stampfen? „Die Stunde des Jägers“ nämlich ist nicht daran interessiert, eine wirklich voluminöse Geschichte zu erzählen, sondern sucht (und findet) sein Glück im straighter Reißer.

Für seine „Verdienste“ im Kosovo wurde Aaaron Hallam (Benicio del Toro, „Sin City“) mit dem Silver Star honoriert, zurück in der Heimat aber warten die Nachwehen der unermesslichen Gräuel, die er gesehen hat: Fernab des balkanischen Infernos, den von Totenschädeln gepflasterten Straßen und Massenerschießungen, ringt Aaron mit seinen Erinnerungen und scheitert daran, mit ihnen zu leben - „Gefechtsneurose“ lautet die Diagnose, und ist man mental einmal bereit gewesen, einen Menschen zu töten, ist der Körper nicht mehr in der Lage abzuschalten. Als Aaron in den Wäldern von Oregon zwei Jäger auf bestialische Art und Weise verstümmelt und tötet, wird sein ehemaliger Ausbilder L.T. Bonham (Tommy Lee Jones, „No Country for Old Men“) auf Aaron angesetzt, um seinen Lehrling Einhalt zu bieten. Eigentlich sollte einem doch an dieser Stelle schon das Wasser im Munde zusammenlaufen, wenn man liest, dass „Die Stunde des Jägers“ zwei so begnadete Schauspieler wie Benicio del Toro und Tommy Lee Jones an vorderster Front zu bieten hat.

Die Stunde des JägersDie Stunde des JägersDie Stunde des Jägers

Aaron ist erbost darüber, dass die Menschen aus der Stadt vergessen haben, das Töten als respektvollen Akt zu sehen, immerhin sterben jeden Tag unzählige Lebewesen dafür, um die Bäuche dieser zu füllen. Man könnte Aaron in seinem Tun also eine ökologische Mission unterstellen, sollte diesen Standpunkt aber, genau wie die christliche Codierung des Vaters, der seinem Sohn das Handwerk legen muss, schnellstmöglich verwerfen – ohnehin ist es „Die Stunde des Jägers“ selbst, der sich kaum weniger um irgendeinen Subtext scheren könnte. William Friedkin setzt eine ruppige Verfolgungsjagd über Stock und Stein, Brücken und Häuser in Szene, deren Spannungshöhepunkt nicht das abstruse Fährtenlesen von L.T. darstellt, da darf sich hingegen gerne mal ein leises Schmunzeln im Gesicht breitmachen, sondern die dynamischen Kämpfe: Vor dem Finale schnitzen sich die beiden Herren sogar noch ganz symbolisch ihre eigenen Messer, um das Testosteron Überstunden buckeln zu lassen. Von narrativem Ballast, dramaturgischen Verschachtlungen und auflockerndem Augenzwinkern freigesprochen, zählt hier in aller Konzentration nur töten oder getötet werden.

Eine Rezension von Pascal Reis
(05. September 2015)
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Daten zum Film
Die Stunde des Jägers USA 2003
(The Hunted)
Regie William Friedkin Drehbuch David Griffiths, Peter Griffiths, Art Monterastelli
Produktion Lakeshore Entertainment, Alphaville Films Kamera Caleb Deschanel
Darsteller Benicio del Toro, Tommy Lee Jones, Connie Nielsen, Mark Pellegrino, Ron Canada
Länge 95 Minuten FSK ab 18 Jahren
Filmmusik Brian Tyler
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