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Blue in the Face

Blue in the Face

Ein Film von Wayne Wang, Paul Auster

Was passieren kann, wenn Leute mit derselben Inspiration zusammentreffen, dieselben Vorlieben teilen und mit demselben Spaß an eine bestimmte Sache gehen, zeigte schon „Smoke“. Und auch wenn der Nachfolger „Blue in the Face“ dem Erstling nicht das Wasser reichen kann, trifft eingangs erwähnte Prämisse auf diesen Folgefilm noch weitaus mehr zu.
„Smoke“ lag noch ein Drehbuch zugrunde, das die Filmemacher dann behutsam ausweiteten. Diese Angelegenheit machte allen Beteiligten derart viel Spaß, dass direkt nach Drehende von „Smoke“ alle übrigen Storys rund um Auggies (wieder Harvey Keitel) Tabakladen und den Stadtteil Brooklyn weitergefilmt wurden – ohne fertiges Drehbuch, nur mit Ausgangssituationen, aus denen die Schauspieler dann frei nach Laune heraus improvisierten und dem Film so einen noch mehr nach Independent wirkenden Touch geben, als es schon bei „Smoke“ der Fall war. Natürlich sind solche Improvisationen bei aller Sympathie für die Dialoge auch immer recht zusammenhangslos, sodass „Blue in the Face“ auch so wirkt, wie er entstanden ist.

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Inhaltlich gibt es nicht viel zu sagen, außer eben, dass sich wieder alle möglichen Arten von Menschen in und um Auggies Tabakladen treffen. Dabei sind es wieder die unterschiedlichen Typen von Menschen, die dem Film seine Tiefe geben.
Spontan kamen für kleinere Improvisationseinlagen auch andere Stars vorbei. So sieht man Madonna bei einer kurzen musikalischen Einlage zu, erlebt, wie Jim Jarmusch („Broken Flowers“) seine letzte Zigarette im Laden raucht (und dabei herrlich über seine eigene Profession und Unterschiede zu derselben in anderen Ländern nachdenkt), oder wie Mira Sorvino kurzerhand einen irrwitzig endenden Streit mit Auggie anfängt. Man hört über den Film in Ausschnitten verteilt dem Musiker Lou Reed zu, wie er über Brooklyn sinniert und über das Rauchen spricht – diese Szenen sind in ihrer Einfachheit wohl kaum zu toppen und auch, wenn seine Monologe inhaltlich gehaltvoll sein mögen, ist dies ein Beispiel dafür, dass „Blue in the Face“ nicht mehr so ideenreich wie „Smoke“ ist, denn um Reeds Monologe nachvollziehen zu können bzw. sich von ihnen begeistern zu lassen, sollte man entweder Fan des Musikers sein oder Brooklyn mit Leib und Seele lieben. Diese unaufdringliche Liebeserklärung an die Stadt, wie sie in „Smoke“ erschien, wirkt hier bei allem Spaß an der Sache doch etwas zu aufdringlich.
Zwischenzeitlich werden auch einfach mal Kommentare von Einwohnern aus Brooklyn, gefilmt mit einer billigen Kamera, gezeigt. Dies erhöht den Grad er Authentizität zwar enorm und man versteht viele Eigenarten besser, vieles ist auch wissenswert und sehr repräsentativ, insgesamt aber werden auch hiermit in erster Linie Liebhaber des Stadtteils angesprochen.
Am interessantesten ist „Blue in the Face“ immer dann, wenn der Schauplatz wieder Auggies Tabakladen ist. Hier erlebt man unabhängige Szenen, getragen von den offensichtlichen Improvisationstalenten um Harvey Keitel, die ihre Dialoge frisch, unverbraucht und oft auch witzig gestalten. Von den umrandenden Szenenfetzen ist vor allem der Auftritt von Michael J. Fox erwähnenswert. Wie er mit einem alten Schulbekannten in seiner Szene über die irrsten Dinge spricht und (grundlos) die seltsamsten Fragen stellt, ist schon sehr bemerkenswert. Er wird auch durch sein Aussehen besser beschrieben als durch jeden Einführungsdialog: wenn er auf der Bildfläche auftaucht, mit glattem Sakko und einem hellblauen, abgeschnittenen, einer Bade- oder Schlafhose ähnelnden Fetzen auf den Hüften, weiß man als Zuschauer sofort, welche Stunde bei dem Typen geschlagen hat. Unterstützt wird dieser Auftritt noch von Situation, als Michael J. Fox einige Minuten später seinen Dialogpartner Giancarlo Esposito aus Langeweile (oder Selbstinteresse?) fragt, ob er sich nach dem Geschäft seine Exkremente ansieht…

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Eine der letzten Szenen bestätigt dann noch einmal, dass es sich bei „Blue in the Face“ um einen rein aus Spaß an der Freude gedrehten Film handelt: Auggie steht mit seiner Freundin vor dem Laden, hat erfahren, dass er den Tabakladen doch nicht, wie erwartet, schließen muss, und beginnt, mit ihr zu tanzen. Viele Menschen gesellen sich dazu, am Ende tanzt ein ganzes Viertel und man hat als Zuchauer den Eindruck, einen netten kleinen Film gesehen zu haben – mehr leider nicht. Denn wenn auch einige Szenen im Tabakladen besonders herausstechen, so z.B. Keitels Improvisation mit Serienstar Roseanne, kann man beim Nachfolger von „Smoke“ nicht umhin, einen nicht unerheblichen Teil der enthaltenen, losen Szenen als sehr speziell zu bezeichnen, was es selbst hartnäckigen Independent-Verteidigern etwas mühselig macht, den Film als besonders gelungen zu bezeichnen.
Vom Niveau und der Idee her, ist „Blue in the Face“ natürlich immer noch besser als 90% aller sich auf dem aktuellen Markt befindlichen Komödien, soviel ist klar, aber an den Anspruch und den themenübergreifenden Gesamtkontext von „Smoke“ reicht der Film leider nicht heran.
Im Doppelpack sind beide Streifen trotzdem ein gelungenes Paket, auch, wenn die Fortsetzung etwas abfällt. Das Interesse an der sympathischen Welt rund um Auggies Tabakladen ist einfach zu groß, als dass man den schwächelnden zweiten Teil als großen Kritikpunkt nehmen könnte.

Eine Rezension von Sebastian Walther
(12. August 2008)
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Daten zum Film
Blue in the Face USA 1995
(Blue in the Face)
Regie Wayne Wang, Paul Auster Drehbuch
Produktion
Darsteller Harvey Keitel, Giancarlo Esposito, Lou Reed, Michael J. Fox, Jim Jarmusch, Madonna
Länge 85 Minuten FSK 12
http://www.imdb.com/title/tt0112541/
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