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von Michael Glawogger




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The Riffs III - Die Ratten von Manhattan

The Riffs III - Die Ratten von Manhattan

Ein Film von Vincent Dawn (= Bruno Mattei)

Wie angekündigt schließen wir nun also die Riffs-„Trilogie“ endlich ab. „Trilogie“ deshalb, weil die wiederum eine Erfindung des deutschen Verleihs ist: es gibt keinen dritten Riffs-Teil! In der Box von Shameless findet sich zwar mit „The New Barbarians“ ebenfalls ein dritter, italienischer Endzeitfilm, der vorliegende Streifen ist aber (leider) eine ganz andere Baustelle und wird wohl nur im deutschen Sprachraum als dritter Film um die titelgebende Bande vermarktet. Überflüssig zu sagen, dass der Film mit seinen „Vorgängern“ mal gar nichts zu tun hat. Achja, der Film ist auch nicht von Castellari, sondern von Bruno Mattei. Also ebenfalls überflüssig zu sagen, dass er keinen Schuss Pulver taugt.

In the Christian Year, 2015, the insensitivity of man finally triumphs and hundreds of atomic bombs devastate all five continents...
Terrified by the slaughter and destruction the few survivors of the disaster seek refuge under the ground...
From that moment begins the era that will come to be called „After the Bomb“, the period of the second human race...
A century later several men, disatisfied with the system imposed on them by the new humanity, choose to revolt and return to live on the surface of the Earth as their ancestors did...
So, yet another race begins, that of the new primitives...
The two comunities have no contact for a long period. The people still living below ground are sophisticated and
despise the primitives, regarding them as savages...
This story begins on the surface of the Earth in the Year 225 A.B. (After the bomb)...


Mit diesem Textwust an Exposition begrüßt uns Matteis Crossover von Endzeitstreifen und Tierhorror. Und – welch Überraschung – hat diese Menge an Text mit dem Film schlicht und ergreifend gar nichts zu tun und wird quasi kein einziges Mal relevant. Prinzipiell geht es um die Motorradgang von King (deren Mitglieder ebenfalls klingende Namen wie etwa Lucifer, Video, Chocolate oder Duke haben), die das atomare Amerika durchstreift und schließlich in New York (?) landet, wo sie auf ein verlassenes Lager mit reichlich Lebensmitteln stoßen. Schon bald finden sie hier auch ein geheimes Labor, in dem scheinbar an der Aufzucht von Pflanzen gearbeitet wurde, um der Menschheit das Überleben zu sichern. Dummerweise haben sich in dem Komplex ebenfalls hochaggressive Ratten eingenistet, die unseren Rockern das Leben schwer machen wollen. Bewaffnete Überlebende des Atomkrieges müssen sich also gegen Ratten zur Wehr setzen? Eigentlich kein Problem, außer in der debilen Welt von Regisseur Bruno Mattei und Drehbuchautor Claudio Fragasso (der der Welt Troll 2 schenkte!)...

Die Idee, einen Tierhorror-Streifen in der Welt nach dem Atomkrieg spielen zu lassen, ist so dämlich nicht; es könnte ein ordentlicher Genrestreifen herauskommen, immerhin kann man sämtliche Monster und allerhand mutiertes Getier auffahren, ohne das erklären zu müssen. Dass sich das Duo Mattei/Fragasso dann aber für „gewöhnlichen“ Rattenhorror entscheiden, verwundert umso mehr, lässt sich aber gut begründen: es ist einfach billiger, ein paar Eimer voll Ratten ins Bild zu werfen, anstatt sich besondere Viecher zu überlegen. Denn am Budget krankt dieser Rohrkrepierer ohnehin an allen Ecken und Enden. Ist ja nicht so, dass das Szenario einen besonders großen Scale hätte: im Endeffekt braucht man ein paar wenige Schauspieler, ein paar Ratten, und eine abgewrackte Location, da Außendrehs oder Ortswechsel praktisch nicht benötigt werden. Doch anstatt sich dem filmischen Motto „Show, don't tell“ zu verschreiben, geht „The Riffs III“ genau den anderen Weg: ständig starrt unsere Bande von Amateurschauspielern gebannt jenseits der Kamera und beschreibt die unzähligen Ratten, die sich ihnen da also nähern sollen. Was aber im eigentlich auch besser so ist, denn wenn Mattei für einige wenige Sekunden eine Massenszene zeigt – die sich als aufgeklebte Miniaturratten aus Plastik entpuppen, die über den Boden gezogen werden – ist das Gelächter groß.

Doch auch die echten Ratten die verwendet werden (laut Mattei benutzte man aus Budgetgründen häufig angemalte Meerschweinchen) zeigen sich nicht wirklich aggressiv oder gar trainiert. Vielmehr sitzen sie gelangweilt auf dem Boden oder den Darstellern, oder werden eimerweise ins Bild geschüttet (was unglaublich lustig anzuschauen ist). Nachteil an dieser Eimer-Schütt-Methode und auch den sonstigen „Action“-Szenen mit den Tieren: der Film und seine Macher gehen doch recht ruppig mit den Ratten um – nicht schön anzuschauen. Und ihr könnt es euch denken: bei solch inaktiven „Monstern“ ist der ohnehin spärlich vorhandene Gore natürlich ebenfalls komplett für die Katz' (pun intended) und absolut nicht der Rede wert. Auch hier versagt Matteis Film so ziemlich auf ganzer Linie und kann nicht wirklich Schauwerte präsentieren. Allerhöchstens gibt es rot angemalte Schauspieler zu sehen oder halt ein paar angefressene Latexpuppen, auf denen sich Ratten tummeln – noch die besten „Effekte“. Das Budget scheint schon arg niedrig zu sein, wenn Mattei und die italienischen Effektkünstler um Maurizio Trani nicht mal das halbwegs ordentlich hinbekommen (oder sich keine Mühe geben).

Womit wir gegen Ende natürlich schon bei den beiden Punkten wären, die bei jedem Mattei-Film am unwichtigsten sind und eigentlich vernachlässigt werden könnten, nämlich Schauspieler und Drehbuch. Erstere sind bestenfalls Amateure, können aber für Erheiterung sorgen (gegen Ende gibt es einen wunderbaren Shot in dem alle Überlebenden mit angsterfüllten Augen im totalen Over-Acting an der Kamera vorbeiblicken), letzteres ist quasi nicht existent. Mattei rippt sich mal wieder durch „Aliens“ und so ziemlich sämtliche Zombiefilme und schafft es nicht, seinen Charakteren auch nur ansatzweise ein paar Merkmale zu geben, die über ihren Namen hinausgehen. Resultat: der Film ist stinklangweilig, weil einem selbst für italienischen Schlock-Verhältnisse die Figuren besonders egal sind. Die harten Gang-Mitglieder entpuppen sich dann beim weiblichen Geschlecht auch noch als übelste Scream-Queens und Nervensägen, die eigentlich gar nix zu tun haben. Die Männer haben auch nicht mehr Bezug zur Handlung und besonders King und Duke zicken sich gegenseitig an wie schlimme Cheerleader.

Insofern ist „The Riffs III“ also – wenig überraschend – ein Schnarcher vor dem Herren; Bruno Mattei eben, der hier mal wieder unter Vincent Dawn firmiert. Schlechte Schauspieler, kein Drehbuch, keine Effekte und und ständiges „da neben der Kamera passiert etwas“ bestimmen diesen filmischen Totalausfall, durch den man sich zeitweise wirklich quälen muss.

Erst der Twist am Ende offenbart den Mattei-typischen Wahnsinn, und lässt den Zuschauer überraschenderweise mit einem ziemlich fiesen Gefühl zurück: „Davon hätte ich jetzt gern mehr gesehen, und mir die ersten 80 Minuten gespart.“
Denn das Ende ist wirklich genial irre!

Eine Rezension von David Kugler
(08. Mai 2011)
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Daten zum Film
The Riffs III - Die Ratten von Manhattan Italien, Frankreich 1984
(Rats - Notte di terrore)
Regie Vincent Dawn (= Bruno Mattei) Drehbuch Claudio Fragasso, Bruno Mattei
Produktion Beatrice Film Kamera Franco Delli Colli
Darsteller Ottaviano Dell'Acqua, Geretta Geretta , Massimo Vanni, Gianni Franco
Länge FSK
Filmmusik Luigi Ceccarelli
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