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von Jean-François Richet




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Die Viper

Die Viper

Ein Film von Umberto Lenzi

Kommissar Ferro verzeifelt in Rom an seiner Situation: berüchtigt für seine harten Methoden scheitert er an den Widerständen seiner Vorgesetzten. Während die Rate bei Schwerverbrechen wie Banküberfällen, Vergewaltigungen etc. steigt, versucht er dem Verbrechen Einhalt zu gebieten. Doch dabei bewegt er sich nicht immer in rechtlich gesicherten Grenzen. Darüberhinaus bereitet ihm ein Pate Kopfzerbrechen, der hinter all dem zu stecken scheint, jedoch nicht auffindbar ist. Doch auch der bucklige Vincenzo Moretto scheint mehr kriminelle Energie zu haben als es zu Beginn den Anschein hat. Und als seine geliebte Anna von den Verbrechern bedroht wird, merken diese, dass sie sich mit dem falschen angelegt haben...

Die Italiener drehten in ihren, und von mir immer wieder betonten, glorreichen 70ern nicht nur Gialli, Italo-Western, (Sex-)Komödien, Exploitation- und Horrorfilme aller Art sondern auch noch ein anderes, bisher sträflich vernachlässigtes Genre: die Poliziesci (Je nach Sprachraum gibts hier unterschiedliche Bezeichnungen; Poliziesci, Poliziotti, Polizioteschi, das gibts alles, wobei Poliziotti wohl falsch ist)! Den genauen Hintergrund, was ein Poliziesco (Singular) ist, woher die Filme kamen, und das ganze drumherum werde ich bei einer späteren Kritik zu dem Film "Morte sospetta di una minorenne" von Sergio Martino erläutern. Dies hat den Grund, dass dieser Film fast alle Genre, die die Italiener beherrscht haben, in sich vereint: Giallo, Komödie,
Poliziesco, er ist alles in einem Film verpackt. Deshalb sei zunächst gesagt, dass der italienische Poliziesco eine Art des Polizei-Films ist, bei dem immer die gleichen Merkmale zu finden sind. Die Filme sind meistens sehr gewalttätig und wirken überhaupt wie eine Fortsetzung des Italo-Westerns. Der Westernheld legt den Cowboyhut ab, tauscht Pferd gegen Polizeiauto, doch der Nihilismus, die Allein-gegen-Alle-Mentalität und die "Dreckigkeit" bleiben das gleiche. Vergleichen mit amerikanischen Polizeifilmen kann man das nur sehr schwer. Aber wie gesagt, zum historischen Hintergrund an anderer Stelle mehr, das soll soweit genügen.
Die ViperDie ViperDie Viper
Auffällig bei "Die Viper" (der auch den großartigen englischen Titel "Rome armed to the teeth" trägt) ist die etwas repetitive Dramaturgie des Geschehens. Kommissar Ferro, gespielt von Maurizio Merli, ist entweder an einem Ort, bei dem er zufällig Zeuge eines Verbrechens wird. Schema ist dann das gleiche: Merli verfolgt die Verbrecher, stellt sie schließlich, und verprügelt sie um sie mit aufs Revier zu nehmen, oder knallt sie gleich mit einem zynischen Spruch auf den Lippen auf offener Straße über den Haufen. Oder aber gibt es dazu immer wieder abwechselnd Szenen, die dem Hauptplot rund um den Buckligen und den Paten im Hintergrund folgen. Aber auch hier ist das Geschehen oft ähnlich. Merli prügelt sich mit Verdächtigen und nimmt sie mit auf die Wache. Zwischendrin gibt es immer wieder Dialogsequenzen in denen sich Merli bei seinen Vorgesetzten über seine gebundenen Hände beschwert. Dies ist aber nicht so langweilig wie es klingen mag, da es einfach sehr unterhaltsam inszeniert ist, Lenzi legt ein doch recht hohes Tempo an den Tag. Der Stil des Films erinnert sehr an "Camorra - Ein Bulle räumt auf". Kein Wunder, ist der Film ebenfalls von Umberto Lenzi mit Maurizio Merli in der Hauptrolle. Unterstützt wird der Unterhaltungsfaktor noch von der deutschen Synchronisation, die ein paar schöne Sprüche hervorbringt und angenehm schmierig rüberkommt.

Wie in der Inhaltsangabe schon geschrieben spielt Maurizio Merli die Hauptrolle des Kommissar Ferro. Der sprachlich bewanderte Leser wird sich wundern, heißt Ferro übersetzt doch nichts anderes als Eisen. Und Kommissar Eisen, da ist der Name noch Programm! Jeder auch nur ansatzweise Verdächtige bekommt hier erstmal eine Abreibung des Kommissars, und wenn es sein muss, zieht er auch die Waffe und schießt ohne lange nachzufragen. Und wie schauts mit den gefürchteten Anwälten bei Polizeigewalt aus? "Deinem Anwalt sagen wir, du wärest gegen eine Tür gelaufen". Tja, mit dem ist nicht zu spaßen! Auch die Moral von Ferro, und damit des Filmes ist doch sehr fragwürdig. Da sollen Jugendliche Taschendiebe doch sofort eingesperrt werden, laut Merli. Und er behält recht: die Jugendrichterin gibt ihnen nochmal eine Chance und prompt liegen sie tot auf der Straße - überfahren von einem Laster nach einem weiteren Taschendiebstahl. Merli hatte wieder recht. Überhaupt zieht sich die Legitimation von Gewalt und rechtswidrigen Ermittlungsmethoden wie ein roter Faden durch die Poliziesci von Umberto Lenzi. Zwar lässt er immer wieder Gegenstimmen sprechen, doch am Ende behalten seine eisenharten Kommissare immer Recht. Doch gerade diese unerbittliche Gewaltanwendung beider Seiten gibt diesem (und anderen) Filmen seine Wirkung und lässt sie nicht wie ein problemlos zu konsummierendes Actionfest wirken, bei dem jeder Niedergestreckte bejubelt wird.

"Die Viper" ist darüberhinaus ein absolut stargespickter Film. Maurizio Merli, Star vieler Poliziesci, spielt den Kommissar zwar immer mit dem selben Gesichtsausdruck zwischen Wut und Resignation, zeigt jedoch Leinwandpräsenz mit seinem Aussehen irgendwo zwischen Franco Nero und Clint Eastwood. Er arbeitete häufig mit Lenzi zusammen, natürlich vor allem in Polizeifilmen. Zusammen mit dem Untergang dieses Genres sank auch sein Stern, und er starb viel zu jung mit 49 Jahren an einem Herzinfarkt. Sein Gegenspieler wird verkörpert von dem immer großartigen Tomas Milian. Der Exil-Kubaner avancierte zu einem der ganz großen Stars im Italo-Kino, zuerst in den üblichen Western, später aber auch in anderen Genres. Er ist ein wirklich guter Schauspieler, der sich zwar für keine Rolle zu schade ist, aber sogar heute noch gut im internationalen Geschäft ist: so in "JFK" und "Traffic", und kürzlich erst in dem hier vom Kollegen Beitinger besprochenen "Tod einer Bestie". Gerüchten zufolge zerstritt er sich jedoch mit Merli, so dass diese nur noch einen einzigen Film zusammen drehten: "Die Gewalt bin ich", ebenfalls von Lenzi. Den Buckel schnallte er sich später auch nochmal um, in "Die Kröte" von....ja klar, vom Lenzi wieder. Eine kleinere Nebenrolle spielt noch Ivan Rassimov, immer wieder gern gesehenes Kantengesicht aus Filmen wie "Der Killer von Wien" von Sergio Martino, oder als Sektenführer in Lenzis "Lebendig gefressen".

Ja, man kennt sich im Italo-Kino. Lenzi, der neben Ruggero Deodato der König des Kannibalenfilms ist, verzichtet hier gnädigerweise auf seine Tiertötungen. Hier zerlegt zwar Tomas Milian eine Kuh, aber er arbeitet ja als Schlachter und das Tier war vorher schon tot. Netter Gag. Umberto Lenzis Werk zu beschreiben ist nicht ganz einfach. Viele kennen (und evtl. hassen) ihn für seine Kannibalenfilme. Diese sind, meiner bescheidenen Meinung nach, ziemliche Gülle, da vor allem im Vergleich mit seinem größten Konkurrenten auf diesem Gebiet, Ruggero Deodato, eines deutlich wird: Deodato ist nicht nur Allesfilmer, sondern er weiß größtenteils was er tut und welche Wirkung er damit erzielen kann. Dazu später aber mehr, bei einer Kritik zu "Nackt und zerfleisch" (ich sollte nicht so viele zukünftige Kritiken ankündigen). Lenzi ist da eher der Handwerker. Er dreht unterhaltsame Filme, er grast jedes Genre ab so lange die Bezahlung stimmt, aber er konnte nie die "Genialität" eines Deodato erreichen. Im Gegensatz zu anderen super Handwerkern wie Sergio Martino, konnte er aber einen gewissen Ruhm erreichen. Leider drehte er gerade in den 80ern viele Gurken, die hier vom Kollegen Genzel gewürdigt wurden, doch seine Filme aus den 70ern sind doch gut anzuschauen. Ihm wird oft vorgeworfen, Szenen zu kopieren (womit wirklich kopieren, also für andere Filme wiederverwenden gemeint ist), was er auch zweifelsohne tut. Aber wenigstens kopiert er meistens gut, und darüberhinaus auch noch manchmal bei sich selbst. So benutzt er in "Die Viper" eine Autoverfolgungsjagd aus seinem "Der Beserker".
Die ViperDie ViperDie Viper
Doch auch bei der restlichen Crew zeigt der Film seine Stärken. Die wirklich erstklassige Musik stammt aus der Feder von Franco Micalizzi, der unter anderem für die Soundtracks von "Die rechte und die linke Hand des Teufels", "Jäger der Apokalypse" und etlichen weiteren Filmen von Umberto Lenzi zuständig war. Bei den restlichen Schauspielern gibt es unter anderem Anthony Kennedy als Vize-Polizeipräsident zu sehen, den man aus unterschiedlichsten Filmen wie "Laurence von Arabien" oder auch dem Zombieklassiker "Let Sleeping Corpses lie" kennt. Die Geliebte von Merli, Anna, spielt Maria Rosaria Omaggio, die auch in Lenzis "Großangriff der Zombies", hier ebenfalls von Genzel besprochen, eine Rolle hatte. Charakterkopf Luciano Catenacci spielt eine etwas undurchsichtige Figur und war in vielen weiteren Poliziesci zu sehen. Es sind wirklich immer die gleichen üblichen Verdächtigen ;)

Auf DVD liegt der Film in seiner ungeschnittenen, ungeprüften Fassung von der Firma NEW vor. Diese hat bereits mehrere tolle Filme in noch tollerern Veröffentlichungen heraus gebracht, darunter auch einige Poliziesci. Das Cover-Motiv ist wirklich hervorragend gewählt, ich persönlich liebe ja gezeichnete Cover. Und dieses tolle Motiv liegt darüberhinaus noch als 24 MB Bilddatei auf der DVD vor, womit man sich das Ding in Posterqualität selbst ausdrucken kann. Danke NEW! Das Bild ist wirklich tadellos, dem Ton merkt man das Alter ein bisschen an, was aber zu dieser Art von Filmen super passt - zumindest meiner Meinung nach. An Extras gibt es Trailer, einen kurzen Infotext über Poliziesci, den Film und die Beteiligten, sowie eine Bildergallerie und eben einen PC-Part. Als Verpackung dient eine kleine Buchbox, die ich persönlich super finde, und die auch nicht soviel Platz wie die großen Hardboxen aus dem Hause X-Rated brauchen. Eine wirklich lohnenswerte Veröffentlichung eines tollen Films. Absolut unterstützenswert!

Fazit: "Die Viper" ist ein typischer Vertreter des italienischen Polizeifilms. Natürlich wird er von Lenzis notorischer Gewalttätigkeit gefärbt, hat darüberhinaus aber genügend Starpower, tolle Sprüche und ist ausreichend flott inszeniert, um den manchmal etwas episodenhaften Plot ausreichend zu kaschieren. Den Stern Abzug gibts eben für die Dramaturgieprobleme, sowie die anderen Meisterwerke des Genres, die da draußen auf einer Rezension warten, wie "Der Tod trägt schwarzes Leder" von Massimo Dallamano. Aber ansonsten ein wirklich guter Film.

Eine Rezension von David Kugler
(09. Oktober 2007)
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Daten zum Film
Die Viper Italien 1976
(Roma a mano armata)
Regie Umberto Lenzi Drehbuch Dardano Sacchetti, Umberto Lenzi
Produktion Medusa Produzione
Darsteller Tomas Milian, Maurizio Merli, Ivan Rassimov, Anthony Kennedy, Luciano Catenacci
Länge 90:02 FSK
Filmmusik Franco Micalizzi
Kommentare zu dieser Kritik
Damocles TEAM sagte am 09.10.2007 um 17:09 Uhr

Ha, witzigerweise hab ich gerade gesehen, dass ich im Kommentar zu "Tod einer Bestie" selber von Poliziotti gesprochen hab. Hach, immer diese fremdsprachigen Begrifflichkeiten ;)
gertrude sagte am 11.06.2011 um 15:37 Uhr

da uns der film gut gefallen hat,würde ich den film gerne
kaufen.was muss ich tun?

Damocles TEAM sagte am 12.06.2011 um 09:17 Uhr

Den Film gibt es beispielsweise als deutsche uncut-DVD bei www.ofdb.de zu bestellen. Einfach registrieren und kaufen.
gertrude sagte am 14.06.2011 um 14:59 Uhr


möchte den film kaufen.was muss ich tun?
Genzel TEAM sagte am 14.06.2011 um 19:08 Uhr

Auf diese Seite gehen. (Falls Link nicht funktioniert: http://www.ofdb.de/view.php?page=fassung&fid=12602&vid=275626&partner=26247)
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