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Naokos Lächeln

Naokos Lächeln

Ein Film von Tran Anh Hung

Einer der bedeutendsten japanischen Schriftsteller unserer Zeit ist Haruki Murakami. Dass seine Romane verfilmt würden, war also nur eine Frage der Zeit. Mit Naokos Lächeln wurde nun eines seiner bekanntesten Werke als abendfüllender Spielfilm umgesetzt. Und das von Regisseur Tran Anh Hung, der sich besonders für seine stimmungsvollen Filme mit optisch brillanten Bildern international einen Namen gemacht hat (Der Duft der grünen Papaya, Cyclo).
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Tran Anh Hung lässt seinen Figuren viel Zeit. Zeit zum Weinen, zum Küssen. Leider wird viel geweint, aber es wird auc
h viel geküsst. Der Zuschauer wird also intensiv in die Gefühlswelt der Figuren einbezogen und das ist bei dieser Story nicht leicht zu verdauen. Wie in den meisten Büchern Murakamis ist die Hauptperson ein junger Mann, etwas passiv, aber mit dem Herz am rechten Fleck. Watanabe (Kenichi Matsuyama) ist 17, als sich sein bester Freund Kitsuki das Leben nimmt. Zurück bleibt eine tiefe Leere. Diese bedrückende Stimmung behält der Film bei. Einige Jahre später trifft Watanabe wieder auf Naoko (Rinko Kikuchi), die damalige Freundin von Kitsuki, die seit Kleindkindzeiten immer an dessen Seite war. Beide freuen sich über ihr Wiedersehen und treffen sich regelmäßig, um durch die Straßen Tokios zu laufen. So sehr sie sich auch näher kommen, Naoko benimmt sich sonderbar. Als sie in ein Sanatorium kommt, bricht ihr Kontakt kurzzeitig ab. Watanabe wird eines Tages in der Uni von seiner Kommilitonin Midori (Kiko Mizuhara) angesprochen. Ein offensives und direktes Mädchen, das ihm schnell zu verstehen gibt, dass es auf ihn steht. Doch Watanabe ist nicht offen für eine andere Beziehung. Sein Herz und sein Verantwortungsgefühl hängen bei Naoko fest. Auch die nächtlichen Eskapaden zusammen mit seinem Kumpel Nagasawa (Tetsuji Tamayama), ein Draufgänger, der regelmäßig seine Freundin Hatsumi (Eriko Hatsune) betrügt, helfen ihm nicht, Abstand zu Naoko zu finden. Unter psychiatrischer Betreuung geht es Naoko mal besser, mal schlechter. Langsam erfährt der Zuschauer, dass sie unter sexuellen Störungen leidet, womöglich auch unter Vorwürfen, dass Kitsuki Suizid begangen hat. Sie kommt nicht darüber hinweg, hat tiefste Selbstzweifel. Weder Reiko (Reika Kirishima), ihre beste Freundin im Sanatorium, noch Watanabe mit seiner Engelsgeduld, gutem Zureden und viel Liebe können sie aus ihren Depressionen herausholen. Naoko ist in ihrer Traurigkeit gefangen und – darauf steuert der Film die ganze Zeit hin – nimmt sich auch das Leben. Watanabe ist zerrissen. Doch will er sich für das Leben entscheiden und ruft Midori an.
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Naokos Lächeln ist optisch wunderschön. Die Bilder fangen die japanische Kulisse hervorragend ein, die Berge, das Meer, im Regen, bei Schnee. Und das mit einem Style der 60er und 70er Jahre. Trotz dieses hohen Styling-Grades ist die Atmosphäre aber nicht kühl oder glatt. Auffallend sind die Nahaufnahmen der Gesichter und die vielen Profileinstellungen. Der Kameramann scheint seine Darsteller zu lieben, so bewusst zeigt er sie im Detail. Uns entgehen kein Wimpernschlag und auch keine Träne.
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Die Geschichte zeigt, wie schwierig die Liebe ist. Vier Frauen rücken in den Vordergrund: die hochsensible Naoko, die keinen Ausweg aus ihrer traurigen Welt findet. Die lebensbejahende Midori, die nach mehreren Schicksalsschlägen endlich glücklich sein will. Reiko, die nach Naokos Tod ein neues Leben beginnen möchte mit einer neuen, noch unbekannten Liebe, und zuletzt Hatsumi, die ihren Freund so sehr liebt, dass sie alles geschehen lässt, auch wenn es sie schwer verletzt. Allen diesen Frauen mit ihrem schwierigen Hintergrund begegnet Watanabe mit Wohlwollen. Er versucht, ihnen nicht weh zu tun und ihnen zu helfen. Alle Rollen sind sehr gut besetzt, keine von ihnen ist aufgrund ihrer Vielschichtigkeit leicht zu spielen. Es macht Spaß, diesen jungen Schauspielern zuzusehen. Und zuzuhören, denn die deutsche Synchronisation ist ebenso hervorragend getroffen. Vor der musikalischen Untermalung von Jonny Greenwood, dem Gitarristen von Radiohead, ist dieser Film optisch und akustisch ein absolutes Erlebnis.
Suizid hat in Japan eine lange Tradition und wird in Büchern oft thematisiert. Dies macht auch Naokos Lächeln so traurig. Letztendlich ist die Geschichte jedoch positiv, denn die beiden lebensfrohen Charaktere Watanabe und Midori entscheiden sich bewusst für einander. Zwar wurde die Handlung des Romans gekürzt, doch ist die Story schlüssig, vor allem emotional. Insgesamt eine beeindruckende Filmleistung aller Beteiligten und ein Genuss für den Zuschauer.

Eine Rezension von Jeannette Armborst
(07. Juli 2011)
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Daten zum Film
Naokos Lächeln Japan 2010
(Noruwei no mori)
Regie Tran Anh Hung Drehbuch
Produktion
Darsteller Kenichi Matsuyama, Rinko Kikuchi, Kiko Mizuhara
Länge ca. 133 Min. FSK
Filmmusik Jonny Greenwood
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