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Hangover 2

Hangover 2

Ein Film von Todd Phillips

Als die Produzenten den ersten Trailer zu „The Hangover“ sahen, gaben sie einem zweiten Teil sofort grünes Licht. „Hangover“ entwickelte sich zu einem unfassbaren Hit und zu einer der gehyptesten Komödien der letzten Jahre – die Meinung des Rezensenten, der den Film für äußerst durchschnittlich hält, kann man hier nachlesen. 2011 erscheint nun also die Fortsetzung, und auch hier war die Sichtung des Trailers etwas besonderes: „Hangover 2“ schien dem Trailer nach zu urteilen quasi exakt der gleiche Film zu sein, nur eben im Sündenpfuhl Bangkok, nicht im Sündenpfuhl Las Vegas zu spielen. Und soviel sei verraten: ja, der Film ist praktisch nur ein Aufguss seines Vorgängers in neuem Szenario, das aber nicht ansatzweise genutzt wird.

Es steht wieder eine Hochzeit bei einem der Wolfsrudel-Jungs an: Zahnarzt Stu ist als nächstes an der Reihe und möchte seine Verlobte Lauren heiraten. Das Fest soll in Thailand stattfinden, und Alan wird von vornherein nicht eingeladen, da dieser für ihren Brachialkater in Las Vegas verantwortlich war, während Phil und Doug samt Frauen dabei sind. Nach kurzem Hin und Her lässt sich Stu überreden, den vierten im Wolfsrudel doch noch einzuladen (ja, danke Film, das war mal ein sinnloser Subplot) und man macht sich auf den Weg. Zusammen mit dem 16 jährigen Teddy, dem kleinen Bruder der Braut, s
etzt man sich am Abend noch ans Lagerfeuer um ein Bierchen zu trinken, was von jedem selbst aufgemacht wird, damit da nichts passiert. Und es passiert doch schon wieder: völlig zerstört wachen Phil, Alan und Stu in einer Abstiege Bangkoks auf! Von Teddy keine Spur, ein Affe in Jeansweste macht die Bude unsicher, und dem Wolfsrudel bleibt nur wenig Zeit, mit der Hilfe eines alten Bekannten den zukünftigen Schwager Stus im Moloch Bangkok zu finden...

Und tatsächlich: Hangover 2 ist die selbe Geschichte noch einmal, nur halt in Bangkok. Insofern könnte ich jetzt einfach auf die Kritik zu Teil 1 verweisen, da praktisch alle Kritikpunkte und positiven Aspekte auch für Teil 2 so Geltung haben. Alan ist wieder das komödiantische Highlight, der mit seinen absurden Kommentaren und Verhaltensweisen noch am meisten Spaß bringt; würde man diese Figur aus dem Film entfernen, hätte man tatsächlich einen ziemlich grimmigen Entführungsthriller vor sich, in dem zwei Freunde in einer fremden Stadt unter Zeitdruck Teddy finden müssen, und sich allerlei Verwicklungen mit Drogenbanden und anderen Gangstern gegenüber sehen. Denn wirklich viel Witze gehen auf Stus oder Phils Konto allein – ohne das Zusammenspiel mit Alan – wirklich nicht. Da verwundert es dann auch nicht, dass so manche Nebenhandlung aka Gag auch mal einen abgetrennten Finger beinhaltet, was die betreffende Person aber wirklich überraschend gut wegsteckt. Ansonsten tummeln sich die Witze meistens zwischen physical comedy, den seltsamen Verhaltensweisen Alans und den üblichen Penis-Witzen. Ja, wer schon immer mal in einem Film ab 12 jede Menge Pimmel sehen wollte, ist bei „Hangover 2“ geradezu goldrichtig.

Dabei hätte der Film durch seinen Ortswechsel in die thailändische Kultur eigentlich deutlich mehr humoristisches Potential haben können. Doch mehr als Ladyboys und schweigsame Mönche macht der Film auch hier nicht draus: in weiteren Rollen gibt es einen westlichen Tätowierer (ein Part der ursprünglich für Mel Gibson vorgesehen war), den bereits bekannten Gauner Mr. Chow, zwei russische Kriminelle und natürlich wie erwähnt Paul Giamatti als Gangsterboss. Der ist dann auch das einsame Highlight des Streifens und reißt in seinen zwei kurzen Auftritten den Film mit Leichtigkeit an sich, und zeigt erneut, wie bedrohlich die Story eigentlich wäre, gäbe es den Charakter von Alan nicht. Doch Witze der Culture clash Thematik – so abgedroschen diese auch wären – fährt der Film nicht auf, es wird nichts ungewöhnliches gegessen, und selbst sowas wie Sprachbarrieren und Missverständnisse gibt es abgesehen von den schweigsamen Mönchen eigentlich kaum. „Hangover 2“ vergeudet seinen exotischen Schauplatz leider komplett und macht ihn vollständig austauschbar. Das ist umso seltsamer, als das man sich das Spektakel schlappe 80 Millionen Dollar (das sind 10 Millionen mehr als etwa „Battle Los Angeles“!) kosten lassen hat, wo man sich wiederrum fragen kann: wo zum Teufel ist das Geld denn bitte geblieben?

So bleiben eigentlich nur zwei Szenen, bei denen ich persönlich laut lachen musste: zum einen natürlich die Aufwachszene, die nicht ganz so überdreht ist wie beim ersten Mal, und sich deshalb nur zu gut nachvollziehen lässt (zugegebenermaßen bin ich natürlich noch nicht in einem Rattenloch in Bangkok erwacht). Zum anderen wären da erneut die chaotischen Handyfotos der durchzechten Nacht, die über den Abspann laufen – das ist deutlich witziger als der größte Rest des Streifens und man hätte davon gerne mehr sehen möchten. Denn die anderen Witze sind größtenteils 1:1 Kopien des Erstlings: ob da nun ein Baby sich einen „runterholt“ oder wie im zweiten Teil ein Affe einem Mönch an der Wasserflasche einen „bläst“ macht nur einen marginalen Unterschied. Der Film geht sogar soweit und kopiert den schlechten Hochzeitssänger aus dem ersten Teil, auch wenn der Gastauftritt hier ganz nett ist. Somit ist Hangover 2 eigentlich eine plumpe und ziemlich dreiste Wiederholung des ersten Teils – und die Leute rennen in Scharen in den Film, so dass Hangover 3 sicherlich schon in den Startlöchern steht.

Insofern bleibt zu sagen: wer Teil 1 mochte, wird sicherlich auch Teil 2 mögen; wer Teil 1 aber nicht mochte, wird Teil 2 ebensowenig leiden können. Der Film wiederholt die Stärken und Schwächen des ersten Teils quasi komplett und wird damit auch ziemlich belanglos (auch weil sich der Rewatch-Wert beider Filme in Grenzen hält). Wenn ich dem ersten drei Sterne geben, müsste ich diesem eigentlich nur zwei geben, da er eben nochmals der gleiche Film ist. Aber dank Paul Giamatti gibt’s dann doch den dritten, da sein Auftritt das Eintrittsgeld wert ist – und dabei nicht die Bohne lustig, sondern sehr einschüchternd.

Eine Rezension von David Kugler
(07. Juni 2011)
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Daten zum Film
Hangover 2 USA 2011
(The Hangover Part II)
Regie Todd Phillips Drehbuch Craig Mazin, Scot Armstrong , Todd Phillips
Produktion Green Hat Films, Living Films Kamera Lawrence Sher
Darsteller Bradley Cooper, Ed Helms, Zach Galifianakis, Justin Bartha, Ken Jeong, Paul Giamatti, Jeffrey Tambor, Mike Tyson, Mason Lee, Jamie Chung, Sasha Barrese
Länge ca. 102 Minuten FSK 12
Filmmusik Christophe Beck
Kommentare zu dieser Kritik
Jeannette TEAM sagte am 23.06.2011 um 21:35 Uhr

Ich finde auch, dass man mit Bangkok tausendmal mehr hätte machen können. Die Nebenrollen sind alles Nicht-Thais und sogar die thailändischen Nebenrollen wie die Braut und ihr Bruder wurden mit Amerikanern nicht-thailändischer Wurzeln besetzt. Man wundert sich. Dass Bangkok mehr oder weniger auf das Nachtleben mit seinen Ladyboys reduziert wurde, ist schon ein bisschen schwach.
Arvid sagte am 23.05.2013 um 16:57 Uhr

"(...) und die Leute rennen in Scharen in den Film, so dass Hangover 3 sicherlich schon in den Startlöchern steht."

Treffliche Vorhersage, die Premiere läuft :)

Deine Kritik trifft den Nagel auf den Kopf. Und ich dachte immer, ich wäre der einzige, den die Fotos während des Abspanns am besten gefallen haben!

Austausch- und verzichtbar, genau wie Teil 1. Ich denke auch nicht, dass Teil 3 sich von den anderen beiden Teilen abheben wird.




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