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Die drei Musketiere

Die drei Musketiere

Ein Film von Stephen Herek

„Einer für Alle und Alle für Einen“

Seit langem schon ist der junge D’Artagnan (Chris O’Donnell) von dem Wunsch erfüllt, in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters zu treten und einer der legendären Musketiere, der persönlichen Leibwächter des Königs von Frankreich, zu werden. Als der rasende Bruder einer von D’Artagnan bezirzten Dame ihn zur vorläufigen Flucht aus seiner Heimat zwingt, macht sich der junge Mann auf den Weg nach Paris. Dort angekommen muss er jedoch feststellen, dass das Regiment der Musketiere aufgelöst wurde, und zwar von niemand geringerem als Kardinal Richelieu (Tim Curry), dem kirchlichen Oberhaupt des Staates, persönlich. Richelieu hat es sich nämlich zur Aufgabe gemacht, den König von Frankreich zu stürzen, auf dessen Thron Platz zu nehmen und so selbst die Herrschaft über das Land an sich zu bringen. Zu diesem Zweck entsendet er ein Schriftstück an den Duke of Buckingham, welches diesen zu einer Zusammenarbeit mit Richelieu gegen König Louis (Hugh O’Conor) von Frankreich bewegen soll.
Durch mehr oder weniger glückliche Umstände erfährt D’Artagnan von den Plänen des Kardinals und kann Athos (Kiefer Sutherland), Porthos (Oliver Platt) und Aramis (Charlie Sheen), drei der nunmehr verstreuten Musketiere, über die intriganten Machenschaften des Geistlichen informieren. Und so beginnt die Jagd nach dem unheilvollen Schriftstück und dessem verräterischen Überbringer, bis sich die tapferen
Degenschwinger schließlich dem Kardinal und seinem Gefolge persönlich stellen müssen...

Dank Alexandre Dumas und seinen Romanen zeigten sich die Musketiere als tapfere und ihrem König treu ergeben Kämpfer bereits vor vielen Jahren als nie versiegende Quelle der Inspiration für Drehbuchautoren, welche das nach Heldengeschichten lechzende Publikum zu befriedigen suchten. Die historische Vorlage bot aufgrund ihrer weit gefassten Begrifflichkeit reichlich Stoff für Interpretation und Ausschmückung, bezeichnete doch „Musketier“ im 16. und 17. Jahrhundert eher allgemein Teile der Kavallerie und schwer bewaffnete Fußsoldaten und fand seinen Ursprung in deren Waffe, der Muskete. Es ist jedoch bezeichnend, dass weniger der distanzierte Kampf mit eben jeder Feuerwaffe als vielmehr das Degenduell im Mittelpunkt vieler auf die Leinwand gebannten Schlachtengetümmel steht. Auge um Auge in direkter Konfrontation mit dem Feind scheinen sich Heldenmut und Kampfgeist eben besser portraitieren zu lassen.
Dumas’ Roman basiert auf den Memoiren des D’Artagnan, welche ein Zeitgenosse des Musketiers verfasst hat, was ihnen zumindest teilweise fiktiven Charakter verleiht. Die Figuren des D’Artagnan, Athos, Porthos und Aramis sind mittlerweile historisch verbürgt, wenn auch unter viel ausschweifenderen Namen. Es bestehen jedoch bei einigen Historikern noch Zweifel daran, ob sich eben diese vier Musketiere gekannt haben, auch wenn D’Artagnans Zeitgenosse ihre Bekanntschaft untereinander in seiner Schrift zu bestätigen scheint, da sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Einheit beigetreten sind.

Aber zurück aus der historischen Realität in die fiktive Romanwelt. Jeder, der mit Alexandre Dumas’ Erzählung vertraut ist, dürfte bemerkt haben, dass Stephen Hereks Adaption sich ein paar Freiheiten in der Umsetzung der literarischen Vorlage herausgenommen hat. Kürzungen und Änderungen in der Dramaturgie sind ja nichts Neues in der Welt der Literaturverfilmungen. In diesem Fall weicht jedoch vor allem der Schluss mehr als augenscheinlich von Dumas’ Original ab. Im Roman löst sich der Konflikt mit Kardinal Richelieu ziemlich unspektakulär in Wohlgefallen auf. Der Intrigant wird nicht bestraft, wird vielmehr in seinem Amt bestätigt und akzeptiert seinerseits scheinbar ohne Bedauern das Scheitern seiner Pläne. Auch die Musketiere, obgleich sie über den Verrat an ihrem geliebten Monarchen mehr als ungehalten sein sollten und den Kardinal seiner gerechten Strafe zuzuführen wünschen müssten, sind mit diesem Ausgang der Geschichte offenbar einverstanden.
Nun, ein solcher Schluss wäre in einem Hollywood-Streifen, der sich von Beginn an so sehr bemüht, Gut von Böse deutlich zu unterscheiden und die Getreuen des Königs als heroische Kämpfer darzustellen, wohl undenkbar gewesen. Statt dessen kann der Zuschauer die erwartete finale Konfrontation zwischen den Musketiere und den Gefolgsleuten des Kardinals mit ordentlich Mantel-und-Degen-Action verfolgen und sich schließlich das obligatorische Happy End mit einem letzten herzhaften Lachen zu Gemüte führen. Ausnahmsweise kann man gutheißen und genaugenommen sogar froh darüber sein, dass das Schlusskapitel der Romanvorlage nach Hollywood-Maßstäben aufgepeppt wurde. Eine originalgetreue Umsetzung hätte wohl den Schwung, den der Film über seine gesamte Distanz so gekonnt aufbaut, vollkommen zunichte gemacht und den Zuschauer mit einem Gefühl der Enttäuschung zurückgelassen.

Die Besetzung der Hauptfiguren ist wahrhaft erstklassig. Selten gab es einen Filmkardinal, den man mit solcher Inbrunst verabscheuen konnte, obwohl es gleichzeitig doch so großes Vergnügen bereitet, ihm beim Planen seiner Machenschaften zuzusehen, wie Richelieu alias Tim Curry ("The Rocky Horror Picture Show"). Und wann sah man je Kiefer Sutherland ("Stand By Me - Das Geheimnis eines Sommers") als (Liebes-)leidgeprüften Athos, Oliver Platt ("Flatliners") als ebenso kampflustigen wie trinkfesten Porthos und Charlie Sheen ("Hot Shots! Der zweite Versuch") als gottesfürchtigen Aramis derart vereint in Treue, Loyalität, Kampfgeist und Heldenmut, redlich unterstützt durch Chris O’Donnell ("Max Payne") in der Rolle des ungestümen Jungspunds D’Artagnan.

Doch das Ensemble ist nur einer der Vorzüge, die der Film zu bieten hat. Intrigen, rasante Verfolgungsjagden, fliegende Degen, ein wenig Romantik sowie jede Menge flotte Sprüche sorgen ebenfalls für reichlich Unterhaltung. Und schließlich runden der symphonische Soundtrack von Michael Kamen ("Last Action Hero") genauso wie das allseits bekannte Titellied „All For Love“ von Bryan Adams, Rod Stewart und Sting, die gemeinsam fast so etwas wie das musikalische Pendant der Film-Musketiere darstellen, das Gesamtbild in gekonnter Weise ab. Lediglich die teils vielleicht etwas zu stereotyp charakterisierten Vertreter von Gut und Böse und der mitunter fast überbetonte heroische Moment der Geschichte wird dem einen oder anderen Zuschauer eventuell ein wenig sauer aufstoßen. Davon jedoch abgesehen präsentiert sich die Walt Disney Produktion "DIE DREI MUSKETIERE" als gelungenes Filmvergnügen, welches viele heitere Minuten verspricht und wahrscheinlich nur noch durch einen großen Becher frischen Popcorns gesteigert werden könnte.

Eine Rezension von Nicole Goldstein
(16. Mai 2007)
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Daten zum Film
Die drei Musketiere Österreich/USA/UK 1993
(The Three Musketeers)
Regie Stephen Herek Drehbuch David Loughery
Produktion Roger Birnbaum, Joe Roth u.a. (Walt Disney Pictures) Kamera Dean Semler
Darsteller Kiefer Sutherland, Charlie Sheen, Oliver Platt, Chris O'Donnell, Tim Curry, Gabrielle Anwar, Rebecca de Mornay, Hugh O'Connor, Michael Wincott, Julie Delpy
Länge ca. 105 Min. FSK 12
Filmmusik Michael Kamen
nach dem Roman von Alexandre Dumas
Kommentare zu dieser Kritik
Steff sagte am 14.07.2007 um 10:50 Uhr

Siehste, ich wusste gar nicht, dass das Ende eigendlich so "langweilig" ausgehen sollte. Gut das ich mir mal deine Kritik durchgelesen habe. :-) Also ich mag ja den Schauspieler der den Richelieu spielt, überhaupt nicht. Ich weiss nicht warum. Aber dieses Gesicht, insbesondere das falsche Grinsen, läd einfach zum schlagen ein. Um so erfreulicher für mich das das Ende kurzer Hand geändert wurde. Es ist immer wieder ein Genuss, wenn er später etwas auf seine krumme Nase bekommt. Ausserdem finde ich Porthos einfach knuffig. Im übrigen hätten sie bei der Besetzung der Charaktere für den "König" auch eine etwas männlichere Figur nehmen können. War zwar mit Sicherhaitso geplant, aber trotzdem schüttelt es mich immer wenn ich diese "Vorbildfigur" sehe. Alles in allem aber ein ganz guter Film.
a.miko TEAM sagte am 14.07.2007 um 11:34 Uhr

Der Schauspieler, den du nicht magst heißt Tim Curry. Man kann es wohl als Lob seiner schauspielerischen Darbietung betrachten. Immerhin war seine Rolle ja nicht darauf angelegt Sympathien beim Publikum zu bekommen...

Den König fand ich allerdings gut getroffen. Wenn man sich mal alte Gemälde aus der Zeit ansieht, dann war da keiner in unserem heutigen Sinne richtig "männlich" - was immer das auch bedeuten soll...

Renee TEAM sagte am 15.07.2007 um 07:55 Uhr

Tim Curry ist großartig und sein Richelieu einer der genialsten Leinwandbösewichte überhaupt. Zwar gibt es noch deutlich gemeinere Schurken in der Kinogeschichte, aber nur weniger, die derartig phantastisch arrogant sind. :-)

Stimmt schon, der König ist historisch betrachtet recht orrekt dargestellt. Allerdings muss ich zugeben, dass er mir zwischenzeitich auch immer mal wieder etwas den Spaß an der Figur nimmt, da er einfach zu weich erschien, was seine plötzlichen Boxer-Anwandlungen zum Schluss fast ein wenig unglaubwürdig erscheinen lässt.
Steff sagte am 16.07.2007 um 09:03 Uhr

Absolut. Ich behaupte ja auch gar nicht das Tim Curry die Rolle nicht gut gespielt hat. Ich finde einfach das deses Grinsen die ganze Zeit zum ... inläd.

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