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Die Gangster-Akademie

Die Gangster-Akademie

Ein Film von Stelvio Massi

Der ehemalige Ganove Tresi hat eine neue Geschäftsidee: er errichtet eine Gangster-Akademie, in der Kleinkriminelle das Handwerk vom Meister persönlich erlernen können. Tresi selbst lehnt Gewalt strikt ab und betreibt zur Tarnung ein kleines Restaurant. Als jedoch der Gangster Belli aus dem Knast entlassen wird, und gleich ein neues Ding plant, vermittelt ihm Tresi einen jungen Ganoven als Fahrer. Der Coup endet in einem Blutbad, und schon bald sinnt Tresi auf Rache für den Tod seines guten Freundes. Gleichzeitig mischt sich dann auch noch die Polizei in Form des knallharten Polizisten Ghini ein...

Tomas Milian spielt hier erneut die Rolle des Sergio Monnezza. Da der Vorgängerfilm "Der Bulle und das Schlitzohr" ein großer Publikumserfolg bei den italienischen Zuschauern war, und mit Monnezza eine neue Kultfigur entstand, wollten die Produzenten natürlich unbedingt einen weiteren Film nachschieben. Tomas Milian selbst hatte allerdings aufgrund anderer Verpflichtungen nur eine Woche Zeit um erneut einen Film zu drehen, also entschloss man sich, ein Script von Stelvio Massi entsprechend umzuarbeiten. Damit beauftragt wurde Dardano Sacchetti, der bereits das Script für den Vorgänger schrieb und hier von seiner Frau Elisa Briganti unterstützt wurde. Saccheti selbst mochte das Script nicht, und auch Tomas Milian wurde zunehmend skeptisch. Er improvisierte viele seiner Dialogzeilen beim Dreh, machte sich jedoch große Sorgen um den Film und die heißgeliebte
Figur Monnezza. Heraus kam also ein Poliziesco, der weder Fisch noch Fleisch ist und gerade durch seine Probleme aus dem Vorfeld der Entstehung für so einige Schwierigkeiten sorgt.
Die Gangster-AkademieDie Gangster-AkademieDie Gangster-Akademie
Wie bereits gesagt ist die zerfahrene Geschichte wahrscheinlich das größte Problem das der Film hat. Einerseits gibt es die doch relativ klamaukig gemachten Szenen in der Gangster-Akademie, andererseits steht da der recht harte, düstere und straighte Poliziesco manchmal minutenlang im Vordergrund. Die Handlung selbst ist dann auch extrem zweigeteilt. Zu Beginn handelt der Film viel von der Polizeiarbeit und verfällt dabei dann auch manchmal in die typische Episodenhaftigkeit eines gewöhnlichen Poliziescos. Die Handlung um Monnezza und seine Crew wird dann erst später eingeführt und gegen Ende wird dann schließlich versucht, beide Parallelstränge miteinander zu verbinden - das Ergebnis ist jedoch sehr unbefriedigend für den Zuschauer. Hier wird dann doch deutlich sichtbar, dass die Monnezza-Geschichte deutlich später und in höchster Eile in das Script geschrieben wurde, da sie sich überhaupt nicht harmonisch an die Seite von dem Ghini-Handlungsstrang stellen möchte. Als kleine Anmerkung muss ich allerdings erwähnen, dass diese Kritik auf der deutschen DVD basiert, die gegenüber der italienischen DVD ca. 10 Minuten Material vermissen lässt. Ob das nun Handlung oder Gewalt oder beides ist, und inwiefern diese zusätzlichen Szenen die Geschichte ausbessern vermag ich nicht zu beurteilen.

Ansonsten bleibt dann doch recht auffällig, dass "Die Gangster-Akademie" ein günstig produziertes und schnell heruntergekurbeltes B-Movie ist. Für die Dreharbeiten wurden nur 3 Wochen angesetzt, in diesen drei Wochen mussten dann natürlich auch alle Schiessereien realisiert werden. Auch sonst mangelte es an Geld an allen Ecken und Enden, so dass es recht wenig Außenszenen gibt, und sich viele Szenen im Inneren von Gebäuden ereignen, z.B. im Büro der Polizei. Die Action ist dann aber doch recht aufwendig gemacht, mit brennenden Autos, Einschüssen und Schusswunden. Dafür musste natürlich an anderer Stelle wiederrum gespart werden, am auffälligsten ist dass dann doch beim Soundtrack: dieser ist sicherlich nicht schlecht, aber im Endeffekt nur eine Recyclingversion der Musik von Bruno Canfora aus dem Vorgängerfilm "Der Bulle und das Schlitzohr". Auch beim Schnitt wurde wohl recht viel Zeit und Geld eingespart, so dass der Beginn des Films selbst für italienische Verhältnisse recht abprubt und holprig daherkommt. Das Script selbst bzw. die Regie sorgt dann für manch weitere Probleme, so wird die Figur des Schwerverbrechers Lanca aufgebaut, der eigentlich der potentielle Bad-Guy des Filmes ist, aber dann auch recht schnell sein Leben aushaucht. Hier wäre mehr Vorsicht beim Script-Writing dann doch wünschenswert gewesen.

Aber auch die beiden Hauptpersonen, Kommissar Ghini und Ganove Tresi sorgen für so manche Schwierigkeit. Tresi selbst ist eigentlich Monnezza, wird aber den ganzen Film über anders genannt. Ob das auch auf der italienischen Tonspur geschieht, kann ich nicht sagen. Witzigerweise wird Tresi auf dem Backcover der DVD aber auf einmal als Trash bezeichnet...nunja. Tresi spielt dann auch eher eine untergeordnete Rolle in der Geschichte und hat auch sehr wenig Screentime, was nicht zuletzt dadurch bedingt ist, dass Milian ja nur eine Woche zur Verfügung stand. Aber selbst in den wenigen Szenen kann die Figur nicht unbedingt völlig überzeugen, was einerseits an der zu ernsten Synchronstimme liegt, andererseits aber auch am schwachen Script. Viel schwieriger ist dann aber doch der "Gegenpart" in Form von Kommissar Ghini. Ghini ist eine extrem unsympathische Figur. Der gute Herr prügelt sich regelmässig, beschimpft Vorgesetzte etc., was im Poliziesco-Genre natürlich nichts neues ist, nur hat Ghini keine wirklich sympathische Seite an sich. Er hackt ständig auf seinen Kollegen rum, er kann seine Frau nicht wirklich leiden, und auch die typischen Reden gegne Vorgesetzte und Bürokratie sind noch hirnrissiger als sonst.
Die Gangster-AkademieDie Gangster-AkademieDie Gangster-Akademie
Tomas Milian spielt hier natürlich mal wieder eine wichtige Rolle und kann in den wenigen Szenen die er hat zumindest schauspielerisch überzeugen, auch da er nicht ganz so in Grimassieren verfällt. Zu dem guten Herrn gibts ja bereits reichlich Infos in meinen Kritiken. Luc Merenda ist ein französischer Schauspieler der jedoch vor allem in Italien durchstartete. Unter anderem war er im Giallo/Frühslasher "Torso - Die Säge des Todes" von Sergio Martino zu sehen, aber auch in vielen weiteren Poliziesci. Zuletzt hatte er auch eine Rolle in Eli Roths "Hostel 2" nach vorher 15 Jahren Pause! Ansonsten spielt auch noch Katia Christine mit, die an der Seite Milians auch schon in dem brillianten "Der Todesengel" zu sehen war.

Auf DVD ist der Film kürzlich in Deutschland erschienen. Es gibt wieder ein schönes gezeichnetes Cover (mit dem prima Spruch "Wenn ich dein Gesicht sehe, gefällt mir mein Arsch auch wieder!") und ein paar wenige Extras, darunter einen Trailer und eine Bildergallerie. Das Bild ist stellenweise recht unscharf, aber insgesamt brauchbar. Leider ist der Film gegenüber der italienischen DVD um fast 10 Minuten gekürzt, dafür aber sehr günstig zu haben. Vielen Dank an Anolis für Bereitstellung eines Rezensionsexemplares!

Fazit: "Die Gangster-Akademie" ist ein eher schwacher Vertreter des Genres. Stelvio Massi schafft es nicht das schwache Script durch eine fesselnde Inszenierung zu kaschieren, und auch Milian kann in seinen wenigen Szenen das Ruder nicht herumreissen. Für Komplettisten sicherlich interessant, für Einsteiger aber ungeeignet, leidet "Die Gangster-Akademie" vor allem unter den Problemen, die schon im Vorfeld der gesamten Produktion zu suchen sind.

Eine Rezension von David Kugler
(01. Januar 2008)
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Daten zum Film
Die Gangster-Akademie Italien 1977
(La Banda del trucido)
Regie Stelvio Massi Drehbuch Stelvio Massi, Elisa Briganti, Dardano Sacchetti
Produktion Flora Film
Darsteller Tomas Milian, Luc Merenda, Katia Christine, Franco Citti, Elio Zamuto
Länge 84:36 FSK 16
Filmmusik Bruno Canfora
Kommentare zu dieser Kritik
Damocles TEAM sagte am 03.01.2008 um 17:05 Uhr

StefanK aus dem cinefacts-Forum hat mich auf einen Post von EselWesen hingewiesen, den ich einfach mal zitieren möchte. Es geht um die Frage, was auf der dt. DVD fehlt:
"sehr italienischem Humor zugeneigte Szenen, nichts, was der "Handlung" zuträglich wäre, aber teils sehr lustig."

Danke an die beiden für die Infos.

Somit bleibt also, dass die Handlung dadurch nicht besser wird, der Film aber evtl. etwas mehr Unterhaltung bieten könnte.

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