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von Wim Wenders




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A Serbian Film

A Serbian Film

Ein Film von Srdjan Spasojevic

Bereits vor geraumer Zeit hat sich der Rezensent ein Bild von „A Serbian Film“, dem mit Sicherheit kontroversesten Werk der vergangenen Dekade, machen können.

Die Antwort auf die Frage, warum dieser dann nicht schon längst einen entsprechenden Kritiktext auf dieser Seite veröffentlicht hat, ist einfach:
Er ist sich keineswegs sicher gewesen, ob er überhaupt Stellung zu dieser zutiefst unangenehmen und streckenweise schlicht abartigen filmischen Gewalteruption nehmen möchte.

Da nun aber mannbeisstfilm.de stets auch eine Plattform für extreme, schwere Kost jenseits des Mainstreams gewesen ist, soll schließlich doch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Stoff geschehen, welchem vermutlich nicht wenige Zuschauer bereits im Vorfeld aus dem Weg gehen werden.
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Ein durchaus verständliches Verhalten, denn „A Serbian Film“ mutet seinem Publikum neben seiner nicht abstreitbaren Effektivität Momente zu, die dieses ganz bestimmt nicht einfach herunterschlucken kann, will und sollte.

Ein Kollege, mit welchem der Schreiber das Werk damals zusammen begutachtet hat, hat während einer wirklich widerwärtigen Sequenz zu seiner Fernbedienung gegriffen:
„Mann, das geht echt nicht klar! Ich mach das jetzt aus!“, hat er noch gesagt.
Der Film lief trotzdem weiter - irgendetwas hat ihn doch davon abgehalten, die Vorstellung vorzeitig abzubrechen.

„A Serbian Film“, Ein serbischer Film – allein der Titel suggeriert bereits, dass die hier erzählte Geschichte auch unmittelbar mit der Geschichte des Herstellungslandes verknüpft ist.

„Wir haben unser ganzes Leben in Serbien verbracht und die letzten zwanzig Jahre miterlebt, welche sehr turbulent gewesen sind.“, gibt Drehbuchautor Aleksandar Radivojevic erklärend in einem Interview zu Protokoll.
Die Zeiten dort seien depremierend und beängstigend gewesen, die Unterdrückung durch die Regierung und Behörden stets präsent.

Der Film, welchen Radivojevic nun mit seinem Regisseur Srdjan Spasojevic vorlegt, ist ein wütender, nachhallender Aufschrei – ein ungebremster Sturm, der erbarmungslos neben filmischen auch moralische Grenzen einreisst und genau dort über sein Ziel hinausschießt.

„Grenzen sind nur dafür da, um gebrochen zu werden!“, werden nun vielleicht manche Leser ohne vorherige Kenntnis des Werkes hastig anmerken.

Nun gibt es aber zweifellos auch Grenzen, die ihre dringende Daseinsberechtigung in der heutigen Gesellschaft haben und zum Beispiel dem Schutz der Menschenwürde dienen.
Hier trampelt „A Serbian Film“ grausam durch ein Beet, welches wohl selbst Fans von Extremst-Splatter lieber unberührt gesehen hätten.

Die Erklärung für die überaus radikale Inszenierung begründet Aleksandar Radivojevic damit, dass die Verantwortlichen eine Art Katharsis durch eine bewusst subversive, künstlerische Darstellung erreichen wollten.
Vor allem das einheimische Publikum sollte nach den realen, harten Schreckensbildern des Krieges im Zuge einer starken Geschichte wieder resensibilisiert werden.

Allerdings darf man das ambitionierte Vorhaben des Autoren vielleicht wohl eher als frommen Wunsch abtun:
Wer selbst Menschen kennt, die das Leid in dem betreffenden Land am eigenen Leib erfahren haben, vermutet, dass diese ihr Trauma kaum durch das Betrachten eines solchen Films aufarbeiten können. Selbst wenn sich dieser als so überaus provokant und effektiv erweist...

Ein Spiel mit Metaphern steht bei der Geschichte von „A Serbian Film“ im Mittelpunkt.
„Wir verwandeln unsere Metaphern in Fleisch, so wie David Cronenberg“, verrät Radivojevic weiterhin und nennt mit dem kanadischen Regisseur eine überraschende Inspirationsquelle für das Werk.

Um nun über den direkten Inhalt des Films zu berichten, lässt sich eine vulgäre Ausdrucksweise nicht recht umschiffen:
Auf den einfachsten Punkt gebracht, geht es hier schlicht darum, wer wen fickt – und wer am Ende selbst gefickt wird. Der Penis des Protagonisten stellt ein blankes Kapital dar und entpuppt sich zugleich (wie eine späte Szene bildlich vorführt) als überaus mächtige Waffe.

Miloš (Srdjan Todorović) ist Familienvater und ehemaliger Pornostar – eine inzwischen in Geldnot geratene Ikone der Erwachsenenunterhaltung, deren besondere Fähigkeit in der schier endlosen Aufrechterhaltung der Erektion bestanden hat.

Durch einen glücklichen Zufall wird Miloš von einer Kollegin an den mysteriösen Avantgarde-Filmer Vukmir (Sergej Trifunović) vermittelt, welcher diesem ein attraktives Angebot für eine Hauptrolle unterbreitet, durch welche die finanziellen Sorgen mit einem Schlag vom Tisch wären.

Natürlich hat die Sache einen Haken:
Der Inhalt des Streifens bleibt für den Darsteller ungewiss – dieser ahnt anfangs noch gar nicht, auf was für ein wahrlich schmutziges Geschäft er sich da letztlich eingelassen hat...
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Bereits die Figurenkonstellation, die die Macher den Zuschauern präsentiert, greift die zuvor genannte Thematik um die Manipulation und Unterdrückung der Bürger durch eine scheinbar omnipräsente, unausweichliche Macht erneut auf.

Da ist einerseits der abgewrackte, aber dennoch sympathische Miloš, dessen Motiv, bei dem zwielichtigen Auftrag seine Teilnahme zu versichern, für das Publikum nachvollziehbar ist:
Miloš hat kein Geld, aber eine Familie zu versorgen – wer würde da nicht zunächst naiv die Augenbinde anlegen?!

Auf der anderen Seite steht der schillernde Vukmir – eine Person, die schon bei ihrem ersten Auftreten eine unangenehm diabolisches Aura ausstrahlt.
Dass diese mächtige, einflussreiche Gestalt eine unmoralische Agenda verfolgt, steht eigentlich von Beginn an ausser Frage.

Vukmir benutzt Miloš für einen finsteren Zweck, welcher an dieser Stelle selbstverständlich nicht genannt werden soll.
Er personifiziert in „A Serbian Film“ die Ursache für jenes Ohnmachtsgefühl, welches die Filmemacher in der Realität durch die serbische Staatsgewalt erfahren mussten.

Was einem Regisseur Spasojevic und Autor Radivojevic dann im weiteren Verlauf in Sachen Gewalt – sowohl physischer als auch psychischer Natur – zumuten, ist, wie bereits zuvor angedeutet, enorm.

Ähnlich wie Ruggero Deodatos schockierender „Cannibal Holocaust“ (1980), welcher berechtigterweise aufgrund seiner kaum erträglichen Tiersnuff-Szenen in Verruf geraten ist, beschreitet auch „A Serbian Film“ ein Territorium, das ihm bereits in verschiedenen Ländern Probleme mit der Zensur, Vermarktung oder gar Justiz eingebracht hat.

Auch wenn sich die in diesem Film angeprangerten Szenen als definitiv gestellt herauskristallisiert haben, ändert dies nichts an der Tatsache, dass nicht wenige Zuschauer (der Rezensent eingeschlossen) persönliche Probleme mit ihrer (teils unnötigen) radikalen Darstellung haben und haben werden.

Zugegeben ergibt der Klimax im Kontext eines permanent negativ gezeichneten Weltbildes auf traurige Weise Sinn und lässt „A Serbian Film“ mit einer zutiefst bitteren Abschlusspointe ausklingen.

Im Gegensatz zum ebenfalls heiß diskutierten Genre-Meisterstück „Martyrs“ (2008) gibt es hier keinen – wenn auch bloß esoterischen - Lichtpunkt am pechschwarzen Himmel.
Die Verantwortlichen lassen von Anfang an keinen Zweifel an der gnadenlosen Konsequenz des gesellschaftskritischen Inhalts aufkommen – ihr Werk ist ein destruktives.

Obwohl Srdjan Spasojevic aussagt, dass die Intention des Films nicht vor allem in der Schockwirkung begründet liegt und es keinesfalls sein Vorhaben gewesen sei, irgendwelche Provokations-Rekorde zu brechen, möchte man ihm dennoch unterstellen, dass er sich der verstörenden Wirkung des Materials auf sein Publikum garantiert schon während der Dreharbeiten bewusst gewesen ist und für die Umsetzung eines berührenden Dramas auch einen anderen, subtileren Weg hätte beschreiten können.

„A Serbian Film“ besitzt ohne Zweifel einen gewissen inhaltlichen wie inszenatorischen Anspruch.
Der im Grunde intelligente Ansatz endet an diversen, empfindlichen Stellen allerdings ebenso in einem exploitativen Spektakel, das man nicht bedenkenlos Filmfreunden empfehlen kann.
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Mit einem Platz irgendwo zwischen Gut und Böse fällt es dem Rezensenten schwer, eine endgültige Wertung vorzunehmen. Die Mitte bietet sich deshalb als Kompromiss an.

Wer sich übrigens bereits von den Filmen Gaspar Noés abgeschreckt zeigt, sollte sich diese frontale Grenzerfahrung wahrlich sparen!

Eine Rezension von Bastian G.
(17. Mai 2011)
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Daten zum Film
A Serbian Film Serbien 2010
(Srpski Film [Српски филм])
Regie Srdjan Spasojevic Drehbuch Aleksandar Radivojevic & Srdjan Spasojevic
Produktion Contra Film Kamera Nemanja Jovanov
Darsteller Srdjan Todorovic, Sergej Trifunovic, Jelena Gavrilovic, Katarina Zutic, Slobodan Bestic, Ana Sakic, Lena Bogdanovic, Luka Mijatovic, Andjela Nenadovic, Nenad Herakovic, Carni Djeric, Miodrag Krcmarik, Lidija Pletl, Tanja Divnic, Marina Savic
Länge 104 min. FSK -
http://www.serbianfilmmovie.com/
Filmmusik Sky Wikluh
Die stark gekürzte, deutsche DVD ist ab 30.06.2011 erhältlich.
Kommentare zu dieser Kritik
Micha Barbarez sagte am 17.05.2011 um 14:07 Uhr

Ist denn schon bekannt, ob auch eine Uncut Fassung rauskommt ?
Die von Euch angesprochene stark gekürzte deutsche Fassung ist wohl kaum sehenswert. Ich würde mir da gerne mal eine eigenes Bild von dem Film machen. Martyrs, I saw the Devil und die Filme von Gaspar Noe fand ich sehnswert, wenn sie auch net gerade ein Festival der guten Laune bei mir erzeugt haben, aber ganz ohne Zweifel sehenswert. Inhaltlich scheint der hier ja zumindest interessant und kein reiner Snuff Quatsch, oder ?
Bastian TEAM sagte am 17.05.2011 um 15:18 Uhr

Das kann ich dir nicht beantworten. Ich behaupte mal, dass dieser nicht ungekürzt in deutscher Sprache erscheinen wird. Auch in UK musste der Film gekürzt werden. Wenn die in der Kritik genannten Szenen entschärft sind, bin ich nicht böse darum. Und nein: Mit I SAW THE DEVIL, MARTYRS etc. lässt sich die Härte hier (wie bereits geschrieben) nicht vergleichen. Der Inhalt an sich allein wäre interessant gewesen, doch irgendwo ist auch mal eine inszenatorische Grenze erreicht, was man noch zeigen kann (und darf).

Ich vermute jetzt schon stumpfe Aufschreie auf Seiten wie schnittberichte.com gegen die "scheiß deutsche Zensur". Hier bin ich ein wenig froh, dass manche kranke Ideen doch den oft einfach nur sensationsgeilen Zuschauern vorenthalten bleiben. Es gibt genug Elend auf der Welt, da braucht man vor allem eine Szene nicht noch zusätzlich...
Tubepower sagte am 17.05.2011 um 16:32 Uhr

Ich habe die Uncut 104 Minuten Version hier.18+....ich bin in dieser Richtung ziemlich "abgebrüht",habe ja auch Martyrs,Bais moi aus Frankreich,Menschenfeind,120 Tage von Sodom und Irreversible.Dieses Teil soll laut Berichten das Grenzwertigste sein was je aufgetaucht ist.Vergewaltigung von Neugeborenen.Am Samstag werde ich ihn mir anschauen,dann mehr davon.Der Grenzwert sind für mich Kinder,kein Wenn und Aber.Über eine eventuelles Verbot weltweit kann spekuliert werden.Die deutsche Version ist dann eh für die Tonne.Und die Pfeifen von Schnittberichte.com sollen ruhig mal aufheulen,nachdem sie gekotzt haben.Bis Montag
Bartel sagte am 18.05.2011 um 04:49 Uhr

Zunächst einmal denke ich das eine Seite wie schnittberichte in ihrer aufklärerischen Funktion vorbildhaft wenn nicht sogar unverzichtlich ist. Vor der mühseligen Kleinstarbeit und Recherche die deren Macher dort Woche für Woche verrichten ziehe ich bedingungslos meinen Hut!
Wie in fast allen Foren sind es auch dort die einschlägigen Mitglieder die so manchen Ton prägen.
Teilweise werden die Diskussionen (vorallem bei solchen auf Skandal gebürsteten Gurken wie A SERBIAN FILM) dort mit einer unverstellbaren Infantilität geführt die aber einen extrem hohen Unterhaltungsgrad (für Zaungäste wie ich es dort bin) innehat.
Selbst den Machern der schnittberichte war A SERBIAN FILM zu heikel (deswegen verzichteten diese das Zeigen der einschlägigen Szenen) und der Autor machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegenüber des Films.
Es sind eben nur die "gorehounds" (welch UNWORT!)die anfangen
den Mond anzuheulen wenn dieser mal nicht blutrot aufgeht.
Genau dieser "härter-herber-heftiger" Prämise haben wir zu verdanken das sich die moralische Empfinden (vorallem in Genrefilmen) in den letzten Jahren erschreckend verschoben hat. A SERBIAN FILM ist nur die logische Konsequenz dessen was sich schon so lange angekündigt hatte (so ungefär seit 2002 mit dem Beginn der "nouvelle-hart" wie ich die französische Horrorwelle gerne nenne...)
Lustigerweise warnten die Medien ja schon in den 80ern vor der Verrohung der Sitten. Wer sich EIN ZOMBIE HING AM GLOCKENSEIL einmal zu oft anschaut schneidet irgendwann seiner Mutter den Kopf ab..etc,etc,etc
Der gute alte Terrorfilm wird jetzt eben Torture-Porn genannt.
Klein-Erwin aus der 9b wird zwar niemanden den Kopf abschneiden aber seitdem er parallel zum Wachsen seiner Schamhaare auch alle SAW Teile verfolgen konnte ist sein Gewaltempfinden nun mal ein bisschen roher.
A SERBIAN FILM ist vielleicht heute noch, dank der marktschreierischen Internetvermarktung und des pseudopolitischen Ansatzes seiner Macher, ein Tabubruch den man so nicht akzeptieren will weil er alles andere als subtil inszeniert wurde. Morgen aber werden die Wölfe wieder anfangen zu heulen und die Produzenten grübeln darüber nach was noch nicht da war: Kill by Kaiserschnitt? Gab es schon!
Fötusvergewaltigung? Schnee von gestern! Und jetzt?
Das Ende von A SERBIAN FILM mit all seinem negativen Nihilismus, als schöner endgültiger Kommentar gesehen werden.
Als Schlusspunkt sozusagen...doch dann habe ich KIDNAPPED gesehen und musste feststellen das sich die finale Szene dort fast schon wie ein Verweis auf seinen serbischen Kollegen lesen lässt. Jedenfalls haben wir alle fleissig daran mitgewirkt das Spasojevic´"traumatherapeutischer" Terroranschlag mehr Aufmerksamkeit bekommen hat als er es überhaupt verdient.
Fast zeitgleich produziert und auch serbisch ging das kleine Meisterstück von Mladen Djordjevic
THE LIFE AND DEATH OF A PORNO GANG leider in dem ganzen Trubel unter. Hier funktioniert die Verbindung von sozialem Drama und Exploitation-Groteske aufgrund der Tatsache das die Dramaturgie das Trauma des kriegszerstörten Landes ernst nimmt und es nicht für seine medialen Zwecke ausbeutet wie es meiner Meinung nach in A SERBIAN FILM der Fall ist.
Wenn das Label BILDSTÖRUNG es endlich schafft den Film hierzulande zu veröffentlichen spreche ich an dieser Stelle schon einmal eine unbedingte Empfehlung aus!
LG eurer Bartel
Bastian TEAM sagte am 18.05.2011 um 08:54 Uhr

Meine Anmerkung bezog sich übrigens auf so manche Leserkommentare unter den schnittberichte.com-Artikeln, nicht auf die Macher der Seite. Selbstverständlich sind viele Artikel dort interessant & gehen darüber hinaus, wie viele Millisekunden nun beim letzten Untoten-Schmu raus sind.
Yo!Hannez sagte am 08.06.2011 um 19:36 Uhr

ich habe in meinem leben einige filme gesehen, die einen sehr bleibenden nachdenklichen eindruch hinterliessen. diesser film ist definitiv einer davon. nur wirklich hartgesottene chineasten mit dicken nerven sollten sich diessen film zu gemüte führen. er ist kino, welches man heutzutage einfach nie zu gesicht bekommt, er ist pure verrücktheit, grausamkeit und ekelhaftigkeit. um diessen film zu sehen und zu verstehen, braucht man übung in einem genre, dass es bis dato kaum gab. von mir 5 sterne, weil er so viel gesprächstoff gebracht hat.
nix für einen gemütlichen popkornabend, eher was für eine deprimierende woche.
Tubepower sagte am 13.07.2011 um 17:00 Uhr

In ebay steht tatsächlich ein Exemplar mit deutscher Tonspur drin.18-er Fassung,86 Minuten,also läppische 18 Minuten gekürzt.Herausgeber ist Laser Paradise,bekannt für Gesamtkunstwerke wie Blood-und Rededition die für horrende Preise ans Fanvolk gebracht wurden.Ich war mal so dämlich so ein Teil zu erwerben mit dem Effekt,dass man 2 Filme höchstens als Bierdeckel verwenden konnte.
Ich habe mir nach 3 Wochen Zögern den Film endlich mal mit meiner Freundin angesehen,und bin stumm vor dem Fernseher gesessen.Meine Freundin hat nach der Neugeborenenszene kapituliert,und mein restlicher Freundeskreis möchte sich das Teil nach intensivem googeln nicht von mir ausleihen.Ich weiss nicht was ich dazu sagen soll.Ist eine Steigerung möglich?Ich denke nicht,ausser echten Snuffs.
Zombie-mower TEAM sagte am 13.08.2011 um 08:11 Uhr

"A Serbian Film" hinterlässt tiefe, traumatische Spuren, muss ich zugeben, doch in der vorliegenden Kritik und fast allen darauf folgenden Kommentaren wurden bisher nur Befürchtungen und Warnungen geäußert und dabei die filmischen/inszenatorischen Qualitäten des Films unter den Tisch fallen gelassen.

Schon mit der ersten Szene fällt aber schnell auf, dass "Serbski Film" eine originelle Erzählstruktur hat, eine dichte Atmosphäre aufbaut und vielseitige Erzählformen verwendet. Das Stilmittel der Rückblende (sehr intelligent eingebaut, in der Charakterisierung der Beziehung von Protagonist Milos zu seiner Arbeit als Pornostar und besonders im letzten Drittel des Films, zögert die Pointe dramaturgisch gekonnt hinaus, bricht den sonst linearen Storyverlauf auf und bringt die Auflösung noch schlagartiger), die Charakterisierung und Einführung der Figuren ist zeitökonomisch und originell. Man bedenke wie der Film beginnt - der 6-jährige Sohn von Milos sitzt verblüfft vor dem Fernseher, in dem ein Porno mit seinem Vater in der Hauptrolle läuft (gleichzeitig auch der Opener von "Serbian Film"), von einer DVD aus Daddy's Privatsammlung und als die Eltern das entdecken, reagieren sie cool und lässig. Der Vater klopft noch den Spruch, in dem Alter habe er auch mit dem Pornofilm angefangen. Es folgen weitere Verharmlosungen und Glofizierung des Pornofilms wie der Industrie - in erster Linie von dem selbstverliebten Hauptdarsteller. Hier wird mit viel Leichtfüßigkeit gekonnt erzählt und der Film nimmt die Thematik und sich selbst subtil auf die Schippe. Pornokarriere an den Nagel, und Familienglück in Aussicht. Sehr dichte, narrativ ausgefeilte und gewitzte Kurslenkung des Plots und der Motivationen der Charaktere ist Spasojevic jedenfalls in der ersten Hälfte geglückt. Genauso wie die Einführung und Korrumpierung von Jugend und Unschuld.
Das Ende von "Serbian Film" ist damit auch die zynische Einklammerung des selbstironischen Einstiegs.

Der schwarze Humor im Gesamttonfall des ganzen Films ist ein wichtiger Schlüssel und intelligentes Kalkül in der Aufbereitung des Films. Es hilft wirklich den Film bis zum Ende durchzuschauen (im Vergleich zu dem bitter-ernsten, ideologisch-unhumanistischen "Martyrs" oder Rodrigos hyper-stylisiertem, selbstgerechten Rache-Aufruf "Sin City").

Der selbstverliebte Antagonist Vukmir hat auch eine interessante Motivation für die Inszenierung seines Snuff Films. Der Held durchlebt im Fortgang der "Snuff Film Handlung" unzählige Konflikte und vermag den Zuschauer mit seinen Neuorientierungen überraschen. Der Fortschritt der Handlung wird immer schneller (hier auch wirklich old-school-cinema: langsamer Einstieg mit viel Zeit für die Charaktere und schnell abgeschlossener, jedoch nicht überhasteter Schluss - ohne das unnötige Schnittgewitter alá "SAW").
Außerdem hatten die Macher viele interessante Ideen in "Serbian Film" verwirklicht. Beispielsweise die groteske Situation von dem ahnungslosen Milos, der in die Handlung hinein stolpert, umringt von bitter ernsten, bis an die Zähne bewaffneten Security Typen, die komplett gleichgültig aber gehorchsam die Kameras auf den Star richten. Erwähnt sei auch die Rekonstruktion des Black Outs. Die Figurenkonstellation und ihre pervers-zynische Neumischung wurde auch sehr effektiv inszeniert. Und nicht unerwähnt bleiben darf auch die brillant eingesetzte Kamera (vielfältige Farbpalletten charakterisieren sehr oft die emotionale Untermalung der Sequenzen, Kontrastierung des nüchternen Realablaufs mit den lynchesken Retrospektiven), deren Bilder von einem eigensinnigen, elektronischen Soundtrack untermalt wird.

Also ich verstehe sehr wohl den Unmut über "A Serbian Film", der mit der sexualisierten Gewalt gegen Kinder sehr grausam die moralischen Grenzen des Zuschauers zertrampelt. Doch es darf an dieser Stelle trotz vieler Splatter und Rape-Szenen nicht verleugnet werden mit wieviel Hingabe, Vielfalt und Originalität das Gesamtwerk konzepiert wurde.

Vielleicht ist den meisten Zuschauern der böse, tiefschwarze Humor von Spasojevic und Radivojevic zu unangebracht aufgrund manchen Kontexts. Man vergleiche die erste und die letzte Sequenz des Films - die zynischen Sarglöcher der zwei Drehbuchautoren.

Und ist es wirklich so ein Frevel, politische Missverhältnisse im eigenen Land exploitativ für den eigenen Film einzusetzen? A Serbian Film ist schließlich ein Spielfilm und keine Dokumentation.

A Serbian Film regt wirklich zum Denken an (auch wenn zugegeben gerade zum Schluss einige Splatterszenen zu aufdringlich und unnötig übersteigert ausfallen) und spiegelt mit seiner Thematik und der Drastik tatsächlich den heutigen Zeitgeist und die mediale Tendenz der Porno/Pseudo-Snuff Undergroundindustrie.
Micha Barbarez sagte am 14.08.2011 um 16:29 Uhr

und wo kriegt man dieses Machwerk jetzt uncut ?
room 101 sagte am 14.08.2011 um 18:05 Uhr

@ Micha Barbarez:

Soviel ich weiß garnicht,bzw.bisher nur in Schweden,und wie lange noch ist auch fraglich-wird wahrscheinlich dort wieder vom Markt genommen werden !
Tubepower sagte am 14.08.2011 um 23:25 Uhr

An Micha Barbarez
Die Uncut dauert 104 Min. und ich habe sie über einen Versand in Deutschland gekauft.Dürfte aber nicht mehr erhältlich sein.
Micha Barbarez sagte am 15.08.2011 um 10:11 Uhr

Mist, trotzdem danke, wenn einer weiss, wo man den Film noch legal uncut erwerben kann ( Über AUT oder SUI ?) bitte mal posten.
Zombie-mower TEAM sagte am 15.08.2011 um 12:47 Uhr

einzige bisher ergibige Quelle ist das Internet!
Micha Barbarez sagte am 15.08.2011 um 15:38 Uhr

damit ist dann wohl downloaden gemeint, dass mache ich net. Zu viele Abmahnungsanwälte unterwegs, dann warte ich wohl oder übel zwangsläufig auf eine Fassung über AUT oder SUI.
Bastian TEAM sagte am 15.08.2011 um 15:43 Uhr

Der Rezensent möchte sich hier auch nochmal im Namen von mannbeisstfilm vom illegalen Film-Download distanzieren.

Zur Veröffentlichungs- und Verbotsgeschichte um die unzensierte Version des Films, siehe hier:
http://www.schnittberichte.com/news.php?Kat=Search&Search=a%20serbian%20film
Micha Barbarez sagte am 06.10.2011 um 17:50 Uhr

Okay, danke schön, das werde ich mal ausprobieren.
Micha Barbarez sagte am 27.03.2013 um 20:26 Uhr

was lange dauert, wird endlich gut, oder so ähnlich. Ich habe es inzwischen geschafft den Film full uncut zu bekommen, nämlich für 20 Euro auf einer Filmbörse- gestern nun gesehen.
Also ich fand den Film ziemlich bis sehr gut und stimme da eher der positiven Bewertung von Zombiemover zu, als den vielen entsetzten Stimmen. Ich habe den Film mit meiner Freundin gesehen und wir fanden den beide extrem gut gemacht. Die Newborn-Porn Szene war überflüssig und geschmacklos, aber mir wird der Film in der Öffentlichkeit zu sehr auf diese Szene reduziert. Das ist auch noch nur indirekt gezeigt, Film im Film, wie bei Cage und 8mm und daher längst nicht so intensiv wie die direkt gezeigten Szenen. Der Hauptdarsteller spielt grandios, der Soundtrack ist düster und stimmig und die Handlung muss bei einem Film mit einer solchen Thematik drastisch, dreckig und hoffnungslos sein.

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