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1984
von Michael Radford




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Auf U-17 ist die Hölle los

Auf U-17 ist die Hölle los

Ein Film von Spencer Gordon Bennett

„Auf U-17 ist die Hölle los“: wie unglaublicher cooler als der Originaltitel „The Atomic Submarine“ ist diese Schaffung einer deutschen Titelschmiede eigentlich? Abgesehen davon, dass der Titel mit dem Film eigentlich mal wieder nur sehr übersichtlich zu tun hat, verspricht das doch einen unterhaltsamen U-Boot-Film der schmissigen Machart, unterhaltsam bis trashig, und dass der dann sogar mit einer Veröffentlichung in der Criterion Collection geehrt wurde, spricht für noch mehr Qualität. Kein Wunder, dass sich Anolis diesem Film angenommen und ihn zur Nummer 3 ihrer grandiosen Reihe „Galerie des Grauens“ auserkoren hat. Wir sind gespannt, was uns in den folgenden 69 Minuten (also Filmlaufzeit, nicht Kritiklesedauer) da erwartet. Spoilers ahead, aber der Film lebt ohnehin nicht von Spannung.

Der Film entstand im Jahr 1959, erzählt aber eine Geschichte, die in der (damals) nahen Zukunft angesetzt ist: 1968 findet um den Nordpol herum ein reger Verkehr von Passagier- und Transportschiffen statt, sowohl über als auch unter Wasser. Doch seit einiger Zeit häufen sich mysteriöse Unglücksfälle, Schiffe werden versenkt oder verschwinden, und auch das amerikanische Militär hat schon mehrere (!) Atom-U-Boote verloren. Das nicht-so-ganz-titelgebende Atom-U-Boot „Tigershark“ wird schnell im Dock umgerüstet und soll das Geschehen aufklären. Unter der Führung von Kommandant Wendover macht sich also eine illustre Truppe von Militärs und
Wissenschaftler auf, das Geheimnis rund um den Nordpol zu lösen...

„Auf U-17 ist die Hölle los“ vereint in seinen 69 Minuten Laufzeit etliche Elemente, die man aus zahlreichen amerikanischen B-Movies der 50er Jahre kennt und auch liebt. Der Plot ist natürlich angereichert mit harten Männern, die auf ihrer Mission – selbstverständlich – auf die Gefahr aus dem All treffen. Eine schwimmende Untertasse ist für die Zwischenfälle verantwortlich und muss schnellstmöglich beseitigt werden; Nuklearsprengköpfe für den Frieden und zur Rettung der Menschheit. Hier ist der Film irre reaktionär: zwar gibt es den Zivilisten Dr. Carl Neilson an Bord, der als einziger die Taucherglocke steuern kann und ebenso als einziger gegen Kriege und Atomwaffen ist, jedoch wird er am Ende im Unrecht sein und bekommt (und damit auch der pazifistische Zuschauer) eine Ansprache aber die Notwendigkeit von Militär und modernen Waffensystemen geboten. Nunja. Ebenso beschweren könnten sich sicherlich die Frauen dieser Welt, da es im Film genau zwei weibliche Rollen gibt: eine, die ihren betrunken Mann umsorgt und kaum mehr Charakterisierung als die Eigenschaft „Mutter“ erfährt, und natürlich die obligatorische blonde Sexbombe. Dass beide kaum über 3 ½ Sätze und 2 Minuten Screentime hinwegkommen, verwundert dabei kaum.
Auf U-17 ist die Hölle losAuf U-17 ist die Hölle losAuf U-17 ist die Hölle los
Wir haben also einen reinen Männerfilm vor uns, und da das Budget darüberhinaus auch noch äußerst begrenzt war mit knapp 135.000$ machen die Herren (Dr. Giesen, der den Audiokommentar spricht, witzelt angesichts der Darstellerriege über ein Unter-Wasser-Altersheim) in den ersten gut 40 Minuten des Filmes vor allem eines: Labern. Und das tun sie im Überfluss zu allem Überfluss (welch Satzkonstruktion!) auch noch in Kulissen, die so derart leider nicht nach U-Boot ausschauen, sondern vielmehr an das erinnern, was sie wahrscheinlich sind: kleine Studiokulissen wo ein paar Requisiten reingestellt wurden. Obwohl sich dann – trotz der knappen Laufzeit – ein paar Längen in den Film einschleichen (Dynamik ist die Spezialität von Regisseur Bennett nicht), muss man aber auch sagen, dass die Darsteller einerseits das etwas ziellose Script zumindest ein bisschen überspielen können, andererseits ein paar der Dialoge in ihrem Unsinn doch eine gehörige Portion Spaß machen. Oder wo hört man ernsthafte Wissenschaftler schonmal Sätze wie „Freundlicher Gedanke, dass man es nicht mit Marsmenschen, sondern Marsfischen zu tun hat.“ – „Fliegende-Untertassen-Fische – ich werd’ verrückt!“ von sich geben, als sie bemerken, dass in dem UFO wahrscheinlich amphibische Wesen sitzen?

Um den Trashfaktor und irgendwo dann auch den Spaß zu erhöhen, gesellen sich mit fortschreitendem Filmverlauf ein paar wirklich erbärmliche Spezialeffekte hinzu, für die sich wahrscheinlich selbst alte Godzilla-Filme schämen würden. Das U-Boot-Modell scheint eine Länge von knapp 20cm gehabt zu haben (laut Angaben der Effektcrew gab es mehrere Modelle zwischen 45-90cm Länge, aber es wirkt einfach enorm klein), und das UFO erinnert in seiner Simplizität an einen getunten Brummkreisel. Beide im Zusammenspiel sind dann auch äußerst debil, und auch die Torpedos und Raketen wirken vielmehr wie Streichhölzer. Wo der Film hier aber völlig einbricht ist die Tatsache, dass die Effektcrew scheinbar keinerlei Ahnung von Perspektive und vor allem Größenverhältnissen hat: wenn die Tigershark schließlich nach dem Rammen im UFO steckt (ein hirnerweichend dämliches „Manöver“) und von der Crew wieder rausgeschweisst werden muss, stimmt das Größenverhältnis sowas von überhaupt nicht, dass man das wirklich mal im Film gesehen haben muss. Auch die Rakete am Ende wechselt munter zwischen riesig und mini, abgesehen davon, dass man sowieso keine Ahnung hat wie groß das jeweilige Ding sein soll, wenn das UFO „nur“ mit 300 Fuß angegeben wird. Man beachte einfach mal den Screenshot Nummer 2, um sich das vorstellen zu können.

Demgegenüber ist das Monster zwar trashig und durchschaubar, aber erfüllt seinen Zweck, während sich die Innenraumausstattung des UFOs mit „ein Hauch von Nichts“ und wackelnden Plastiktüren passend umschreiben lässt. Viel besser – und vor allem überraschend – funktionieren dann die wenigen Goreeffekte im Film, wenn Crewmitglieder verstrahlt/gegrillt/wasauchimmer werden. Gerade auf der technischen Seite lässt sich auf der Jagd nach Inkompetenz (oder Budgetmangel) viel entdecken, aber auch das Drehbuch lässt ein paar schöne Fragezeichen stehen: interessanterweise scheint niemand sonderlich schockiert über die Entdeckung der Gefahr aus dem Weltall zu sein, dass man das UFO vielleicht erforschen will ist auch kein Gedanke den ein Charakter fassen würde (nichtmal die Wissenschaftler!), und dass letztendlich der Rettungsplan darauf vertraut, dass im UFO schon überlebbarer Druck und Klima herrschen wird, ist dann nur noch unter „Putzig!“ einzuordnen. Technisch sauber eingearbeitet ist dann aber zu weiten Teile n das sehr schöne Stock-Footage alter amerikanischer Atom-U-Boote, das uns durchaus beeindruckende Bilder zeigt, etwa das Auftauchen eines Bootes im ewigen Eis – dass das überhaupt nichts mit der Story zu tun hat ist dabei geschenkt. Weniger beeindruckend ist dann die Narration des Films, in der ein sinnbefreiter Erzähler immer wieder die kaum vorhandene Spannung kaschieren will und uns darüber hinwegzutäuschen versucht, das viel Laufzeit mit dem Einblenden von Karten und Routen überbrückt wird. Immerhin bereitet er uns auch auf das vor, was lange Zeit gilt: „Und wieder hieß es: Warten.“

Jetzt habe ich nach knapp zwei DINA-4 Seiten kaum ein gutes Wort an dem Streifen gelassen. Der Eindruck, den das jetzt vermittelt hat, ist aber falsch. „Auf U-17 ist die Hölle los“ ist zwar per se kein wirklich guter Film, und sicherlich auch schlechter als „Die Teufelswolke von Monteville“ oder „Das Kabinett des Professor Bondi“, aber als schnelles B-Movie-Futter zwischendurch ist er doch ganz nett. Dazu kommt natürlich noch der Bonus der wunderbaren DVD-Veröffentlichung im Rahmen der „Galerie des Grauens“. Allerdings braucht man durchaus auch eine gewisse Erfahrung, Geduld und Sitzfleisch, um dieses B-Movie (die Betonung liegt auf B) durchhalten und mögen zu können. Trash ala 50er Jahre – da verwundert es kaum, dass Produzent Alex Gordon Zimmergenosse von yours truly Edward D. Wood jr. war!

Eine Rezension von David Kugler
(03. März 2010)
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Daten zum Film
Auf U-17 ist die Hölle los USA 1959
(The Atomic Submarine)
Regie Spencer Gordon Bennett Drehbuch Orville H. Hampton
Produktion Allied Artists Pictures, Gorham Productions Kamera Gilbert Warrenton
Darsteller Arthur Franz, Dick Foran, Brett Halsey, Tom Conway, Paul Dubov, Bob Steele, Victor Varconi
Länge 68:55 FSK 16
Filmmusik Alexander Laszlo
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