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Zombieland 2: Doppelt hält besser

Zombieland 2: Doppelt hält besser

Ein Film von Ruben Fleischer

Über 50 Jahre ist es her, dass ein US-Amerikaner mit einer sehr klobigen Brille ein Subgenre aus der Taufe hob: George A. Romero drehte 1968 Die Nacht der lebenden Toten, einen schäbigen Low Budget-Reißer, der erstaunlich politisch ausfiel. Die vor sich hin faulenden Untoten, die ein Landhaus voller Menschen belagerten, als Allegorie auf soziale Ängste und solche vor einem nuklearen Gau. Das hatte durchaus etwas Innovatives. Zehn Jahre später schickte Romero „Dawn of the Dead“ hinterher. Schauplatz diesmal: ein Kaufhaus. Die Vorzeichen: dieselben. Zombies im Belagerungszustand, Menschen verschanzen sich. Die Geister der Kalter-Krieg-Ära waren nun Geister der Konsumgesellschaft. Und der eigentliche Horror entstand mehr durch diese Prämisse als durch die grünhäutigen Monster, die so langsam vor sich hin schlurften, dass sie nur in Horden und auf engem Raum gefährlich sein konnten.

Das Genre tröpfelte dann so vor sich hin – die 80er pulverten zahlreiche Epigonen in die VHS-Asservatenkammer, auch Romero legte mit „Day of the Dead“ (1985) nochmal nach - und Zombies wurden zu Aushängeschildern einer Untergrundkultur, mehr Jahrmarktfiguren als ernstzunehmende Horrorgestalten. Diesen Umstand erkannten irgendwann junge Regisseure wie Peter Jackson und destillierten den Klamauk aus dem Genre mit dem Schmuddelimage („Braindead“). Trotz oder gerade wegen der neuen Zombi
ewelle, die „28 Days Later“ und das „Dawn of the Dead“-Remake Anfang des neuen Jahrtausends lostraten, kam das Parodistische auch wieder in Mode. Edgar Wrights „Shaun of the Dead“ (2004) und eben Ruben Fleischers „Zombieland“ (2009) feierten die abstruse Situationskomik, zupackende Buddys und Sturzbäche an Blut und Eingeweiden – der Begriff der ZomCom war geboren. Der erste Roadtrip durch die Vereinigten Staaten von Zombieland war dann auch eine ziemlich runde Sache, bestes Entertainment, das keinen Hehl aus seinen Trashwurzeln machte und sogar Starbesetzung auffuhr: Woody Harrelson, unser aller Lieblings-Miesepeter, Jesse Eisenberg, der ein Jahr später Facebook-Head Mark Zuckerberg verkörpern sollte, Miss Sunshine Abigail Breslin und last but not least Emma Stone, das vielleicht tiefste weibliche Timbre Hollywoods. Nun, zehn Jahre später, ist das Quartett back in game, und liefert mit „Zombieland 2“ eine erwartungsgemäß nicht revolutionäre, aber dafür erneut total spaßige Untoten-Sause ab. Regel Nr. 48: Anschnallen nicht vergessen!

Ebenjene zehn Jahre nach den letzten turbulenten Ereignissen stolpern Tallahassee, Columbus, Little Rock und Wichita wieder mitten hinein in einen Überlebenskampf. Allerdings mit etwas mehr Phlegma: die Gang hat sich gemütlich im mittlerweile moosbewachsenen Weißen Haus einquartiert, und streitet vornehmlich darüber, wer von ihnen denn nun den Zombie-Kill des Jahres gelandet hat (da ihnen der des Monats nicht mehr reicht), nur um dann ernüchtert festzustellen, dass sich die inoffizielle Trophäe bereits ein Italiener geschnappt hat, der gleich eine ganze Horde Zombies unter dem Schiefen Turm von Pisa begraben hat. Als Columbus seiner Freundin Wichita aus dem Nichts einen Antrag macht, bekommt die aber kalte Füße, schnappt sich Little Rock, die sich nach gleichaltrigem Kontakt sehnt, und sucht mit ihr in einer Nacht-und-Nebel-Aktion das Weite. Tallahassee und Columbus stehen ziemlich bedröppelt da. Kurz darauf taucht eine weitere Überlebende in Gestalt des stereotypen blonden Dummchens Madison auf, die sich laut eigener Aussage in einem Gefrierfach vor den Matschmonstern versteckt hat, was ihr aber irgendwann zu frostig wurde. Sie schließt sich den beiden Zurückgelassenen an und beginnt sogleich heftig an Columbus zu baggern, der sich den Avancen nicht lange entziehen kann – und das aus Frust über das Verschwinden seiner Flamme vielleicht auch gar nicht will. Als Wichita plötzlich allerdings doch wieder vor der Tür steht – ohne Little Rock, die von einem Möchtegern-Singer/Songwriter aufgegabelt wurde, der nun versucht, sie mit Gras, angeblich selbstkomponierten Bob Dylan-Songs und pazifistischen Parolen zu bekehren – ist Ärger vorprogrammiert..

Zombieland 2: Doppelt hält besserZombieland 2: Doppelt hält besserZombieland 2: Doppelt hält besser
Und somit ist das Feld nach dem etwas schleppenden Beginn auch abgesteckt für allerlei rasante Action, Ekel-Slapstick und Oneliner, wie sie nur ein Woody Harrelson vom Stapel lassen kann. Der macht diesmal einen auf biggest Elvis-Fan ever, schlüpft temporär sogar ins Kostüm mitsamt Blue Suede Shoes (den echten!), um damit Rosario Dawson zu imponieren, der hier mehr als nur ein Cameo vergönnt ist, wenn sie sich im Finale ans Steuer eines Monstertrucks setzt. Der Bill Murray-Gag aus Teil eins wird recht früh angeteasert, auf einen (wieder zum Brüllen komischen) Gastauftritt müssen wir aber bis zu den Post Credits warten. Die neuen Figuren sind dabei mal reines Kanonenfutter mit Augenzwinkern - Stichwort Luke Wilson und sein Kompagnon („Du wurdest zweimal gebissen!“) – mal nachhaltige Bereicherung. Ein Mittelding ist Madison (Zoey Deutch), die als Paris Hilton-Verschnitt so hart Overacting betreibt, dass man nie weiß, ob sie einem gerade auf die Nerven geht, oder man herzhaft losprusten soll. Insbesondere den ihr auf den Leib geschriebenen Pointen ist es anzumerken, dass Fleischers Humor diesmal wesentlich offensichtlicher daherkommt. Anzumerken ist bei Runde zwei vielleicht auch, dass der Nerdpegel etwas zurückgefahren wurde zugunsten einer Nummernrevue, die allerdings prächtig funktioniert. Die Damen der Schöpfung haben leider nicht nur weniger Screentime, sondern auch weniger zur Handlung beizusteuern als das Gespann Harrelson/Eisenberg. Das ist insbesondere im Fall von Abigail Breslin schade, da sie entwicklungstechnisch den sichtbarsten Sprung gemacht hat, aber auch von der wie immer hinreißenden Emma Stone hätte man gern etwas mehr gesehen. Der Showdown zahlt dann einiges zurück, ähnelt in seiner Aufmachung allerdings etwas dem aus dem ersten Film (viel Festbeleuchtung, ausgefallene Vehikel und der Faktor Höhe), wenn er auch viel Fun macht.

Das ist aber eh Meckern auf hohem Niveau. Wer mit seinem eigenen Anspruch mehr Subtext einfordert, sitzt im falschen Film. „Zombieland 2“ ist ein No Brainer, der wenig Wünsche offen lässt. Wer erwartet von einer ZomCom, dazu noch dem Sequel einer ZomCom, satirische Spitzen auf das Gegenwartsamerika?! Deshalb ist etwa das Weiße Haus als Kulisse nicht verschenkt, sondern eben: Kulisse, und zwar eine sehr stimmungsvolle als postapokalyptisches Pendant zum realen Vorbild. Der Reiz solcher Streifen speist sich aus eskapistischen Tagträumereien wie: Was würde ich tun, wenn ich einer der letzten Überlebenden einer Untoten-Pandemie wäre, auf Süßigkeiten im Kaufhaus in Hülle und Fülle zugreifen könnte oder an weltberühmte Orte reisen könnte, ohne Eintritt zahlen oder sich mit Sicherheitspersonal auseinandersetzen zu müssen. Dass einem auf dem Weg dorthin Zombies in die Quere kommen – geschenkt, denn die 47 Überlebensregeln hat man ja nicht umsonst auswendig gebüffelt (herrlich übrigens, wie sich Tallahassee und Columbus mit zwei Sidekicks über ihre verschieden angelegten Regelwerke austauschen). Der Film will weder ein Kommentar zum Veganismus-Trend, noch zum US-Waffenfetisch sein, er greift lediglich Zeitgeist-Erscheinungen auf, und jagt sie durch den Klamauk-Fleischwolf. Dass das so gut funktioniert, ist dem abermals höchst charmanten Cast und dem Esprit des Skripts zu verdanken. Keine originelle Idee wird hier für den schnellen Witz verheizt, sondern findet immer seinen Widerhall im weiteren Verlauf des Films. Des „Höher, Schneller, Weiter“-Mottos einer Fortsetzung ist sich Fleischer dann auch bewusst, also lässt er eine neue, flinkere und aggressivere Gattung Zombies auf die Helden los: die T-800. Zugegeben: die „Terminator“-Referenz zündert nicht zu einhundert Prozent, vielmehr wirkt sie wie aus der Mottenkiste von Seth MacFarlanes („Family Guy“, „Ted“) Popkultur-Zitateschmiede. Dafür sind aber die Unterscheidungen der Spezies umso gelungener: ein Hawking zeichnet sich bei der Jagd auf Menschenfleisch durch Zombie-unübliche Cleverness aus, während man sich vor einem Homer eigentlich grundlegend überhaupt nicht fürchten muss, weil er zu dumm ist, ein Loch in den Schnee zu pissen respektive sich beim Versuch, einen Schmetterling zu fangen, von seinem eigentlichen Ziel abbringen lässt.

Fazit: „Zombieland 2“ befindet sich auf dem menschenleeren Highway auch wieder auf der blutigen Überholspur. Das alles ist natürlich nicht mehr so frisch wie im Original, aber man merkt Ruben Fleischer und seiner Crew einfach an, wie sehr ihm die Charaktere und deren Eigenheiten auch selbst ans Herz gewachsen sind. Mit anderen Worten: dieser Double Tap trifft ins Schwarze!

Eine Rezension von Christopher Michels
(24. Januar 2020)
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Daten zum Film
Zombieland 2: Doppelt hält besser USA 2019
(Zombieland: Double Tap)
Regie Ruben Fleischer Drehbuch Dave Callaham, Rhett Reese, Paul Wernick
Produktion 2.0 Entertainment, Columbia Pictures Kamera Chung Chung-hoon
Darsteller Woody Harrelson, Emma Stone, Jesse Eisenberg, Abigail Breslin, Rosario Dawson, Luke Wilson
Länge 100 Minuten FSK 16
Filmmusik Dave Sardy
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