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Tarzan

Tarzan

Ein Film von Robert Bresson, Kevin Lima, Chris Buck

Seit nun schon fast einhundert Jahren scheint eine Geschichte immer noch kultig genug zu sein, um ihr in Form eines halbnackten Johnny Weißmüller, eines Buches von 1912 oder eben eines Disneyfilms immer wieder zu begegnen. „Tarzan“ ist die Legende eines kleinen Jungen, dem auferlegt wurde, mit seinen Eltern in einem winzigen Dschungelhäuschen aufzuwachsen, und die Erzählung eines muskelbepackten Hünen mit Sinn für Gerechtigkeit, der von Gorillas großgezogen wurde, da seine Eltern dann doch dem Bösewicht des Urwalds zum Opfer fielen.

Diese Geschichte ist sicherlich jedem gut bekannt und auch Disneys „Tarzan“ bietet da wenig Neues – gut so, denn die Story ist toll wie sie Edgar Rice Burroughs erfunden hat. Natürlich ist der Plot des Disneyfilms stark verkürzt und vereinfacht, das wesentliche Thema aber ist enthalten: So fremd sich zwei Lebewesen auch sein mögen, sie können bei näherem Hinsehen immer eine Verbindung zueinander finden, woraus sogar Liebe entstehen kann.

Disneys „Tarzan“ ist sehr aufwändig gestaltet und somit ein Leckerbissen fürs Auge. So werden beispielsweise die Schatten, die die Urwaldbäume werfen, immer auf den Körpern der Tiere und Menschen dargestellt. Die Figur Tarzans ist sehr gut entwickelt und gezeichnet, entspricht der Affenmensch doch nicht dem typischen Bild von Disneys Trickfilmprinzen mit niedlichen Stupsnasen und lang bewimperten Augen. Obwohl Tarzan die Hauptfigur ist und am Ende den m
ännlichen Part des entstandenen Traumpaares bildet, hat er eher grobe und ernste Gesichtszüge, dreadlockähnliche Haare und eine eher ruppig erscheinende Figur und Körperhaltung. Kurzum: Tarzan entspricht sicherlich nicht dem Bubi-Image, auf das kleine Mädchen stehen, sondern eben einem von Affen aufgezogenen Kraftprotz, der niemals Kontakt zur Zivilisation hatte.

Was Disneyfilme zum Leben erweckt und ihren besonderen Charme ausmacht, ist in jedem Fall auch die Musik, hier komponiert und interpretiert von Phil Collins, der es sich auch nicht nehmen lies, in allen Sprachen, in die der Film übertragen wurde, selbst zu singen. So lässt sich natürlich ein gewisser amerikanisch-englischer Akzent bei den Songs heraushören – macht aber nichts, denn es gibt der Musik ihr i-Tüpfelchen. Eine weitere Stärke in diesem Zusammenhang ist, dass sich die Disneyfiguren nicht dazu hinreißen lassen, auf einmal in die Rolle von Musicalstars zu schlüpfen, sondern Phil Collins als Stimme aus dem Off singen lassen.

TarzanTarzanTarzan
Dass der Humor in diesem Film nicht zu kurz kommt, beweist dem Zuschauer die Figur des Elefanten Tantor, den man zunächst als Kind, das sich Sorgen um potentiell keimhaltiges Wasser macht, zu sehen bekommt. Gegensätze bringen also hier die Lacher: Als Tantor groß ist, hat er nichts von seiner Ängstlichkeit abgelegt. Weiterhin lernt man Janes Vater als einen etwas trotteligen, naiven Opi kennen – Eigenschaften, die sich mit seinem Bildungsstand als Professor beißen.

Als Manko könnte Liebhabern des Originalbuches erscheinen, dass der Film natürlich stark von seiner Vorlage abweicht, obwohl sich das wiederum in einigen Details als positiv herausstellt. So wird beispielsweise dem kindlichen Zuschauer nicht fälschlicherweise beigebracht, es gäbe Löwen in einem dicht bewachsenen, tropischen Regenwald. Diesen kleinen Fehler Burroughs’ bügelt der Film gekonnt aus, indem die Rolle des Bösewichts von einem Leoparden, der durchaus im Dschungel beheimatet ist, übernommen wird.

Um wieder zurück zum Originalbuch zu kommen, ist sicherlich auch zu erkennen, dass etwas von der ursprünglichen Vielschichtigkeit im Film flöten ging. Natürlich war die Entwicklung einer Beziehung zwischen Jane und Tarzan nicht so einfach, wie es im Film dargestellt wird, wo Jane kurzerhand beschließt, bei Tarzan im Dschungel zu bleiben (was übrigens der markanteste Gegensatz zum Buch zu sein scheint, wo sich - nach langem Hin und Her - der Herr der Affen zum Stadtmenschen mausert, um mit Jane zusammen sein zu können, die wiederum in der Wildnis natürlich nicht überlebt hätte). Dennoch muss man aber beachten, das es sich bei „Tarzan“ in erster Linie um einen Kinderfilm handelt, der eine gewisse Länge nicht überschreiten darf. Am wichtigsten ist doch, dass die Geschichte trotz ihrer Kürze nichts an ihrer Romantik verliert.

TarzanTarzanTarzan
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich „Tarzan“ auf eine Stufe mit anderen Disney-Klassikern wie „Die Schöne und das Biest“ und „Der König der Löwen“ stellen lässt. Sicherlich mag auch „Tarzan“ einigen Kritikern als „zu politisch korrekt“, „zu moralisch einwandfrei“, „zu platt und zu simpel“ erscheinen; man muss dabei aber beachten, dass „Tarzan“ zuallererst ein Kinderfilm ist, der seinen Zauber nicht daraus gewinnt, dass er besonders vielschichtig oder aber gesellschaftskritisch ist.

Was man erkennen kann, ist, dass „Tarzan“ einfach liebevoll und aufwändig gemacht ist, eine für Kinder verständliche Botschaft enthält und von mitreißender Musik und romantischem Zauber getragen wird.

Eine Rezension von Anja Strilek
(16. Februar 2007)
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Daten zum Film
Tarzan USA 1999
(Tarzan)
Regie Robert Bresson, Kevin Lima, Chris Buck Drehbuch Tab Murphy
Produktion Bonnie Arnold
Länge 88 min FSK ohne Altersbeschränkung
Kommentare zu dieser Kritik
Tine sagte am 17.02.2007 um 09:19 Uhr

Die Rezension find ich wirklich sehr schön. Ich fand es lustig zu wissen, dass im Buch Löwen im Dschungel vorkommen.
Schade, dass du nicht auch die Kritik zu Arielle geschrieben hast. Es wäre viel schöner, da auch so etwas Gutes zu lesen!
Florian TEAM sagte am 17.02.2007 um 09:45 Uhr

Es kann ja ein jeder eine Rezension in den Kommentar zu "Arielle" stellen, dafür ist er ja gedacht.

@ Anja: auch wenn mir der Film nicht gefällt, in der Tat eine sehr gute und differenzierte Kritik!!
Renee TEAM sagte am 24.02.2007 um 11:07 Uhr

Die Kritik ist wirklich gelungen. Aber ich habe mich leider sehr an der kantigen Zeichnung der Figuren gestört, die manche charakterstark (was ich zumindest bei Tarzan nachvollziehen kann), ich aber eher lieblos nennen möchte. Daher fehlt einfach der Charme, der gerade die früheren Disney-Filme ausgemacht hat.
Tine sagte am 24.02.2007 um 14:42 Uhr

Also ich fand nur Tarzan leicht unschön. Die anderen Figuren waren doch süß. Du bist wohl durch Bambi einfach zu sehr verwöhnt worden.
Anj TEAM sagte am 24.02.2007 um 18:30 Uhr

Ja, ich glaube, bei der Zeichnung der Figuren scheiden sich die Geister. Ich fand eben Tarzan wirklich perfekt gezeichnet, ich finde es toll, dass er so aussieht und nicht hübsch ist.

@ Florian: Gib doch trotzdem mal eine Sternchen-Wertung ab!
Florian TEAM sagte am 25.02.2007 um 11:55 Uhr

Wollte keine Wertung abgeben, weil es schon wieder Jahre her ist seit ich "Tarzan" das letzte Mal gesehen habe.

Was mir gefallen hat waren natürlich die Komikeinlagen mit der "Jungelclique" (vorallem die Anspielung auf "Die Schöne und das Biest - man sieht Madame Potine und das Teeservice - hat's mir angetan)und das Verhältnis zwischen Tarzan und Jane.

Hingegen haben mich die Beziehung Tarzans zu seiner "Mutter" und die Dialoge der beiden gestört. Da wird mir selbst für ein jüngeres Zielpublikum die "Wertevermittlung" etwas zu platt aufs Auge gedrückt. Der Bösewicht ist der üble Verdächtige, in der OV mit britischem Akzent (die Armen Briten ;-)
Zeichentricktechnisch finde ich ihn erstklassig. Tarzan ist nicht als ein fescher Prinz dargestellt, und auch die tollpatschige Jane ist alles andere als hübsch. Da werden die Konventionen gebrochen, das rechne ich "Tarzan" sehr hoch an.
Disney Produktionen experimentieren stilistisch sehr viel, weswegen die Looks der Filme zum Teil auch sehr varrieren.

Heute gibt es ja leider gar keine Zeichentrickfilme mehr :-( aber ich hoffe auf eine Renaissance

Ich kann dem Film also eine befriedigende Wertung geben. Werde sicherlich auch einmal eine Rezension zu Disney-Filmen schreiben, die mir sehr gut gefallen. Da wird dann ersichtlich was ich an zeichentrickfilmen schätze.
Anj TEAM sagte am 25.02.2007 um 12:07 Uhr

Hey ja, stimmt, die Anspielung auf "Die Schöne und das Biest" war wirklich lustig, das habe ich ja gar nicht erwähnt...
Naja, und dass der Bösewicht nene britischen Akzent hat, sei ihm verziehen, wo er doch aus Groß Britannien kommt ;-)
Also dass einem die Moral zu platt aufs Auge gedrückt wird, mag vielleicht stimmen, man muss aber überlegen, wie viel denn Kinder wirklich an Metaphern und versteckter Symbolik ertragen können, um dann daraus etwas Sinnvolles ziehen zu können. Natürlich muss die Moral etwas einfacher formuliert werden, damit sie auch ein jüngeres Publikum versteht oder ein älteres Publikum, das nicht so viel nachdenken will ;-)
Florian TEAM sagte am 25.02.2007 um 12:24 Uhr

Der letzte Satz war jetzt aber nicht so nett ;-)
Anj TEAM sagte am 25.02.2007 um 12:34 Uhr

Ach so? Nö, find ich nicht. Ich zähle mich auch gern dazu, denn ich lasse gern auch mal einen Film auf mich wirken und ihn die gedankliche Arbeit für mich tun ;-) Das ist doch nix böses, oder? Heißt ja nicht gleich, dass man anspruchslos wäre oder so.

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