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Hannibal

Hannibal

Ein Film von Ridley Scott

Nachdem Hannibal Lecter (Anthony Hopkins) in „Das Schweigen der Lämmer“ seine blutige Flucht aus der Zelle gelungen ist, lässt er sich in Florenz nieder, um sich unter italienischem Himmel seiner wohlverdienten Muße hinzugeben. Doch das FBI, allen voran Clarice Starling (Julianne Moore), ist ihm nach wie vor auf der Spur. Auch Mason Verger (Gary Oldman), ein ehemaliger Patient Lecters, der von diesem einst grausam entstellt wurde, sinnt auf blutige Rache. In Florenz ist zudem auch noch Inspektor Pazzi (Giancarlo Giannini) Lecter auf die Schliche gekommen, der versucht den ehemaligen Psychiater in eine Falle zu locken, ohne zu ahnen, dass Lecter bereits ein tödlich endendes Spiel mit ihm treibt…

„Hannibal“ ist wohl einer jener Filme, der immer im Schatten seines Vorgängers dahin vegetieren wird und dabei maßlos unterschätzt wird. Schon allein den Film als eine Fortsetzung zu deklarieren ist falsch, weil „Hannibal“ nur wenig mit „Das Schweigen der Lämmer“ gemein hat. Zwar stammt die Romanvorlage auch aus der Feder von Thomas Harris, die Handlung hat aber nicht viel mit dem Original zu tun. War „Das Schweigen der Lämmer“ ein origineller Psychothriller, so geht „Hannibal“ schon eher in Richtung Thrillersatire. Zudem wurden nur zwei Schauspieler aus dem Vorgänger in „Hannibal“ übernommen, nämlich Anthony Hopkins und Frankie Faison. Jodie Foster war mit dem Drehbuch nicht einverstanden, und so fiel die Rolle Julianne Moore
zu. Auch Jonathan Demme konnte sich mit dem Script nicht anfreunden und gab deswegen den Regiestuhl an Ridley Scott ab.

Der Film hat eine sehr eigenwillige Optik. So sind besonders die Szenen in der ersten Hälfte, die in Florenz spielen, von einer düsteren Atmosphäre geprägt. Es überwiegen monochrome Grautöne, starke Kontraste und eine eigenwillige Beleuchtung. Scott verleiht seinem Film eine äußerst bildgewaltige, ästhetische und kunstvolle Note. Er zitiert immer wieder aus Dantes „Divina Commedia“ und zeigt viele Beispiele der florentinischen Kunst und Kultur. „Hannibal“ ist zwar blutig, die Gewalt wird jedoch nie zum Selbstzweck. Gerade die Schlussszene, in welcher Lecter dem FBI Agenten Krendler dessen eigenes Hirn serviert, hat heftige Reaktionen hervorgerufen und „Hannibal“ eine schlechte Kritik eingebracht. Ich denke, die meisten Zuseher waren hier einfach irritiert und verstört, weil Scott es schafft die Dinnerszene abstoßen und elegant zugleich zu inszenieren.

Die Charaktere in „Hannibal“ sind alles andere als schwarzweiß. Letzlich haben alle Protagonisten ihre Schattenseiten und Defizite. Starling wirkt wie eine starke, kühle Frau, die sich in einem von Männern dominierten, sexistischen Umfeld behaupten muss, ist jedoch innerlich sehr sensibel und verletzlich. Sie bewundert Lecter, lässt sich allerdings bis zuletzt nicht davon abhalten ihn wieder in seine Zelle zu bringen.
Lecter selbst ist diabolisch und sympathisch zugleich. Er scheint übermenschliche Kräfte zu besitzen, durchschaut jede Intrige und ist seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus. Er liebt die Kunst, ist hoch gebildet, intelligent und genial. Als Ästhet hasst er alles Unschöne und Hässliche. So wird er im Laufe des Films immer mehr zur Identifikationsfigur. Trotz seiner Neigung zu Menschenfleisch, scheint er, abgesehen von Starling, der makelloseste Akteur zu sein, ein perfekter Mensch.
Pazzi und der FBI Agent Paul Krendler (Ray Liotta) sind verglichen mit Lecter viel verdorbener und selbstsüchtiger. Denn während dieser aufgrund seiner humanistischen Bildung und Prägung immer nach gewissen moralischen Grundsätzen handelt, agieren Pazzi und Krendler nur aus Eigennutz. Besonders Pazzi ist äußerst korrupt und scheut auch nicht vor Erpressung und Mord zurück, um sein Ziel zu erreichen.

Hannibal ist alles andere als ein blutiger, flacher Horrorfilm. Er unterscheidet sich zu sehr von „Das Schweigen der Lämmer“ und darf daher nicht mit dem Original verglichen werden. Scotts Regiearbeit, ausgezeichnete Schauspieler, vielschichtige Charaktere und ein einmaliger Soundtrack (Hans Zimmer) verleihen ihm eine Bestnote.


Eine Rezension von Florian Friedrich
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Daten zum Film
Hannibal Großbritannien, USA 2001
(Hannibal)
Regie Ridley Scott Drehbuch David Mamet, Steven Zaillian
Produktion Dino De Laurentiis, Martha Schumacher, Ridley Scott
Darsteller Anthony Hopkins, Julianne Moore, Gary Oldman, Ray Liotta, Frankie Faison, Giancarlo Giannini
Länge 131 min FSK FSK 18
http://www.hannibal-derfilm.de/flash/home.html
Kommentare zu dieser Kritik
sagte am 03.10.2006 um 03:51 Uhr

es fällt schwer den nicht mit "schweigen der lämmer" zu vergleichen, immerhin ists ne fortsetzung, mit gleichem hauptdarsteller usw. nen vergleich würde er aber eh nie überstehen, auch wenn der film was ganz anderes ist, rein vom spannungsaufbau und ende her gesehen.


hans zimmer spricht für sich, thats fact.
die story ist spannend und gut, ebenso die schauspieler.
einige sachen allerdings sind mir sagen wir mal "zu primitiv" oder "lächerlich" oder "unpassend" oder einfach "zu blöd", was den film meiner meinung nach etwas abwertet.
dennoch ist er alles in allem ein echt guter streifen.
höchstnote kann ich ihm aber keine geben
sagte am 12.12.2006 um 12:59 Uhr

Yamas Kritik an der Vergleichbarkeit würde ich noch erweitern. Natürlich kann man beide Filme miteinander vergleichen und sollte dies auch aus den genannten Gründen. Aber im Vergleich geht es mehr um Gemeinsamkeiten, Abweichungen und die Frage, warum Scott seinen Film so anders inszeniert hat. Ob er Bestand hat in diesem Vergleich, halte ich für uninteressant. Entgegen einer weitläufigen Meinung bin ich auch der Überzeugung, dass man Äpfel und Birnen vergleichen kann. Das hilft jemandem, der beide noch nicht kennt, mindestens dabei, sie zu unterscheiden. Aber ob der Apfel besser als die Birne schmeckt, ob \"Das Schweigen der Lämmer\" besser als \"Hannibal\" ist, das lässt sich dabei nun wirklich nicht objektiv feststellen. Was sich feststellen lässt, ist, ob einer der Filme für sich genommen eine gute Arbeit ist, da gibt es objektive technische Kriterien. Ist der Apfel besser, weil er meinen Geschmack besser trifft als die Birne? Ist er besser, weil er gesünder, nährstoffhaltiger ist?

Mir gefällt \"Hannibal\" aus vielen Gründen hervorragend. Einige davon hat Florian beschrieben. Ich liebe es, wie Scott Lecter auf ästhetische Weise überhöht zum Mythos, ohne ihm das Grauen zu nehmen. Das hätte sonst so vielleich nur Peter Greenaway geschafft, dessen Filme in der Insenierung \"Hannibal\" nicht ganz unähnlich sind, was besonders in den Florenzszenen zu sehen ist.
sagte am 12.12.2006 um 13:00 Uhr

Sorry, Gast ist fishfriend...
Zombie-mower TEAM sagte am 15.03.2007 um 22:32 Uhr

Ich liebe auch Fisch, brauchst dich also nicht zu schämen, lieber "Gast" ;-)
Was den angesprochenen Vergleich und die Metapher mit dem Obst angeht, so würde ich "Hannibal" eher als Birne und "Das Schweigen der Lämmer" als Apfel bezeichnen.
Denn Äpfel erfreuen sich im Gegensatz zu Birnen höherer Beliebtheit und werden deswegen auch besser verkauft als die grün/gelbe Frucht.
Meiner Meinung nach passt der Filmstil von Ridley Scott eher zur Thematik als die von Jonathan Demme.
Wie Florian sehr schön ans Licht zerrte, ist Hannibal im Look sehr versiert und allein durch die Farbwahl und die Kameratechnik strahlt dieser Film sowohl eine hohe Eleganz, als auch gleichzeitig eine eisige Kälte aus.
Diese Gratwanderung zwischen Stil und Grausamkeit, die der Film visualisiert, erkenne ich auch in der Eigenart des Hauptdarstellers. Diese Neigung zur Absonderlichkeit und Extravaganz, die in Hannibal ganz innerlich veranlagt ist, kehrt Scott auf meisterhafte Art und Weise heraus.
Deswegen ist der Film auch schwer konsumierbar und wird von der Mehrheit des Publikums mit angewidertem Gesichtsausdruck abgestoßen. Doch genau das ist Hannibal in unserer Gesellschaft - brutal, unverstanden und widerlich.
"Hannibal" ist für mich nicht nur einer der meist unterschätzesten Filme der heutigen Zeit, sondern auch einer der besten Arbeiten von Ridley Scott und Anthony Hopkins. Julianne Moore hat den Anforderungen entsprochen, erschien mir jedoch nicht so verletzlich-labil und stark/mutig zugleich wie Jodie Foster.

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