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von Philip Ridley




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Die Geister, die ich rief...

Die Geister, die ich rief...

Ein Film von Richard Donner

Tief durchatmen.
Luft rein, Luft raus.
Entspannung.
Nicht aufregen...
...
...

Wie kann man einen Film trotz Bill Murray in der Hauptrolle so eindrucksvoll in den Sand setzen?
Was bitte ist in Richard Donner und die beiden Drehbuchschreiber gefahren, Dickens' Christmas Carol derart zu vergewaltigen?
Ist das Ende tatsächlich ernst gemeint?
Warum hat der Film einen so vielversprechenden Anfang?
Und warum hatte ich Scrooged in so guter Erinnerung?





Die Geister, die ich rief...Die Geister, die ich rief...Die Geiste<div style="float: right; margin: 10px 0 10px 10px;"><script src="http://www.mannbeisstfilm.de.ent.vertical-n.de/scripts/ent_mnf/mediumrect.js" type="text/javascript"></script></div>r, die ich rief...
Es muss an Murray liegen. In gewohnt überragender Manier verkörpert er Frank Cross, den jüngsten Fernsehboss in der Geschichte der Vereinigten Staaten - ein rücksichtsloser Karrieretyp, wie er im Buche steht. Müßig zu erwähnen, dass er mit seinen Untergebenen umgeht wie - ja, wie es der alte Ebenezer Scrooge getan hätte. Herzlos, raffgierig und ohne jedes Freigiebigkeit boxt Cross seine Ziele durch. Ein herrlich grotesker Weihnachtsfilm mit guns and glory am Nordpol zeigt uns gleich am Anfang, wozu Cross fähig ist. Mit der geplanten Live-Verfilmung von Dickens' Christmas Carol (ein dezenter Verweis, nicht wahr?), gesendet direkt am Weihnachtsabend, will er sich ein Denkmal setzen. Der stündlich über den Bildschirm flimmernde Trailer wird mit Mord und Totschlag aufgepeppt, ein Bedenkenträger ("Was genau hat die Werbung mit Scrooge zu tun?" - "Nichts, wieso?") gnadenlos gefeuert. Wer es bisher nicht geahnt haben sollte: Ein Privatleben hat Frank Cross natürlich keines.
So weit, so überzogen. Dank Murrays urkomischem, aber dabei doch immer im richtigen Moment zurückhaltendem Minenspiel driftet der Einstieg in
den Film zum Glück aber nicht in den ärgsten Klamauk ab. So richtig beginnt er sowieso erst jetzt: Frank Cross macht wieder einmal Überstunden, verdrängt mit Alkohol seine persönlichen Sorgen, als plötzlich unter Hollywood-typischem Effekteeinsatz der etwas vermoderte Geist seines früheren Arbeitgebers erscheint. Dieser kündigt ihm recht eindrucksvoll die Ankunft drei weiterer Geister an - die Weihnachtsgeschichte kann beginnen. Es führen also im Folgenden die eben erwähnten (und ziemlich originell gestalteten) Geister den selbstsüchtigen Cross durch seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und öffnen ihm die Augen für die wichtigen Dinge des Lebens. Und obwohl sich Frank nach Kräften wehrt und einen Schutzschild aus Sarkasmus um sich herum errichtet (Murray at his best!), kann er sich seiner Wandlung nicht entziehen. Herrlich, was dem Zuschauer hier teilweise geboten wird! Frank entdeckt schließlich seine alte Liebe wieder und und kann sie in einer berührenden, urkomischen, aber doch stillen Schlusszene zurückgewinnen, in der er dem in diesem Film stets kritisierten Fernsehmoloch den Rücken kehrt...

Die Geister, die ich rief...Die Geister, die ich rief...Die Geister, die ich rief...
Halt! Leider nicht. Also Rewind: Er entdeckt seine alte Liebe wieder und - kehrt mit Karacho ins Studio zurück, um mitten in die Live-Sendung zu platzen! Die Kameras sind auf ihn gerichtet, die Gegner und sein verhasster Konkurrent werden in Schach gehalten, und in Fernsehpredigermanier teilt uns Frank Cross in billigsten Plattitüden die Weihnachtsbotschaft mit. Live im TV steigert er die Quoten, als er seine Geliebte vor laufender Kamera küsst. Alle jubeln, alle singen, alle sind froh. Hallelujah!
Das Ende schmerzt mich, als wäre ich gerade von einem 12-Tonner geplättet worden. Hat der Film nicht vorher noch in teils durchaus intelligenter Weise klar gemacht, wie hohl und falsch das Fernsehen, das bedingungslose Karrierstreben, die reine Konsumgesellschaft sind? Hat nicht der geläuterte Cross selbst gesagt, man solle den Fernseher am Weihnachtsabend abschalten, um sich lieber seinen Lieben zu widmen? Stattdessen präsentiert sich uns ein derart oberflächlich gekünsteltes Ende, glattgebügelt an allen Ecken und Enden (wo es nicht anders geht, gern auch mit der Shotgun - yeehaw!) und mit triefendem Kitsch nur so vollgequetscht, dass einem Hören und Sehen vergeht. Man fühlt sich unweigerlich an die Trailer erinnert, die Cross zu Beginn vorführte. Ohne die Gewalt zwar, aber mit genau derselben hohlen Scheinheiligkeit. Leider nichts gelernt - da helfen auch Elfmans gelungener Score und Gaststars nichts.

"Was hat das mit Weihnachten zu tun?" - "Nichts, wieso?"

Eine Rezension von Thorsten Schulze
(18. Dezember 2007)
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Daten zum Film
Die Geister, die ich rief... USA 1988
(Scrooged)
Regie Richard Donner Drehbuch Charles Dickens (Vorlage), Mitch Glazer, Michael O'Donoghue
Produktion Mirage Productions, Paramount Pictures
Darsteller Bill Murray, Karen Allen, John Forsythe, John Glover, Bobcat Goldthwait, David Johansen, Carol Kane, Robert Mitchum
Länge 97 min. FSK freigegeben ab 12 Jahren
Filmmusik Danny Elfman
Kommentare zu dieser Kritik
Conan der Bibliothekar TEAM sagte am 21.12.2007 um 16:34 Uhr

Also ich persönlich würde es andersrum sehen: der Film ist für mich immer noch gut, TROTZ der in der Tat kaum zu ertragenden Schlusspredigt, eine Schleimattacke, von der sich kein Fernseher so schnell erholt. Aber der Rest?

Allein die Szene aller Szenen: Murray als kleines Kind, der herzlose Vater kommt rein, schmeißt ihm ein Packet hin: "Was ist das, ein Tschuff-Tschuff-Zug?" "Nein, 5 Pfund Hackfleisch! Frohe Weihnachten!"
Und dann er erwachsene Murray zum Geist der vergangenen Weihnacht: "Das Geschenk rührt mich zu Tränen. Ein kleiner Junge bekommt erstklassiges Hackfleisch, das auf dem Markt eine Haufen Geld kostet..." Großes ROFL, immer wieder!!!

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