Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Polizeiruf 110: Mit anderen Augen
von Buddy Giovinazzo




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

3. 
Martyrs  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Supernatural  

6. 
Antikörper  

7. 
Das Zeiträtsel  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Pupi Avati > Zeder - Denn Tote kehren wieder
Zeder - Denn Tote kehren wieder RSS 1.0


Zeder - Denn Tote kehren wieder

Zeder - Denn Tote kehren wieder

Ein Film von Pupi Avati

Sieben Jahre nach seiner erstklassigen Arbeit „The House with laughing Windows“ (1976) hat der italienische Regisseur Pupi Avati mit „Zeder“ einen nicht minder interessanten wie cleveren Schocker inszeniert, der sich erneut erfreulicherweise nicht in billigen Blutbädern erschöpft:
Das Grauen nähert sich auch hier auf leisen Sohlen und ergreift die Zuschauer dann urplötzlich von hinten mit seinen eiskalten Klauen.

Auch wenn man das Werk aufgrund seiner übernatürlichen Elemente und der durchgehend unheimlichen Atmosphäre am ehesten wohl dem Horrorgenre zuordnen würde, funktioniert es über weite Strecken als extrem fesselnder Mystery-Thriller, welcher seinen Protagonisten immer wieder nur vereinzelte Happen vorwirft, um sie erst am Ende zu seinem ganzen, schrecklichen Geheimnis vordringen zu lassen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Stefano (Gabriele Lavia, „Deep Red“), ein junger Schriftsteller, welcher von seiner Freundin Alessandra (Anne Canovas, „Prêt-à-Porter“) zum Jahrestag eine gebrauchte Schreibmaschine geschenkt bekommt.

Als Stefano das Gerät schließlich ausprobieren möchte, verweigert jedoch das Farbband seinen Dienst.
Er öffnet die Abdeckung und stö
ßt beim Studieren der Bandeinprägungen auf zwei äußerst merkwürdige Texte, die offensichtlich vom vorherigen Besitzer stammen:
Vom Überwinden der Grenze des Todes ist da ebenso die Rede, wie von ominösen K-Gebieten und einem aufopferungsvollen Selbstexperiment.

Stefano, der in dem wirren Inhalt einen interessanten Stoff für sein neues Buch vermutet, bittet daraufhin einen Universitätsprofessor um Hilfe beim Verständnis der Zeilen.

Dieser reagiert nach der Konfrontation mit dem Niedergeschriebenen ebenfalls erst verdutzt, aber berichtet seinem Gegenüber dann von einem gewissen Paolo Zeder, welcher zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts eine Theorie über geographische Zonen begründet hat, in welchen aufgrund genau definierter Gegebenheiten die Toten wieder zum Leben erwachen.
Zeder - Denn Tote kehren wiederZeder - Denn Tote kehren wiederZeder - Denn Tote kehren wieder
Natürlich ist Stefanos Neugierde keinesfalls durch diese spektakuläre Hintergrundsgeschichte befriedigt – wie ein Bluthund nimmt er die Fährte Zeders auf und fügt die sich ihm auf seinem Weg langsam offenbarenden Puzzleteile zu einem Ganzen zusammen.

In welche Gefahr er sich mit seinen Nachforschungen begeben hat, ist ihm allerdings zu Beginn nicht wirklich klar:
Personen verfolgen ihn Schritt auf Tritt, Gegenstände verschwinden und selbst Morde sind offensichtlich kein zu hoher Preis für die Hütung des Geheimnisses...

Dass Italien vor allem in den Siebzigern und frühen Achtzigern eine Hochburg für das Horror- und Thrillergenre gewesen ist, beweisen ja nicht zuletzt die vielen Einträge solch einflussreicher Regisseure wie Mario Bava („Blutige Seide“), Dario Argento („Suspiria“), Lucio Fulci („Die Geisterstadt der Zombies“) oder Sergio Martino („Der Killer von Wien“).

Und auch wenn der vergleichsweise weniger populäre Pupi Avati auf den ersten Blick ein ähnliches Feld wie die Genannten beackert, muss man ihm dennoch attestieren, dass seine Geschichten irgendwie insgesamt ausgeklügelter und faszinierender gestaltet sind, als die oft zwar visuell und technisch brillanten, aber dafür inhaltlich teils durchschnittlichen bis schwachen Werke seiner Kollegen.

Ein permanentes Gefühl von Paranoia und Bedrohung ist es, was den Protagonisten und auch das Publikum in den 90 Minuten verfolgt – man ahnt, dass Stefano mit seinen Recherchen in ein Wespennest gestochen hat, weiss jedoch nicht, aus welcher Richtung das Unheil nun zuschlagen wird.

Allein der hektisch treibende, aber sorgsam eingesetzte Soundtrack von Riz Ortolani („Cannibal Holocaust“, „Allein gegen die Mafia“) peitscht den Zuschauer innerlich auf, auch wenn sich der Terror gerade nicht in den Bildern abspielt.

Die Gefahr hat hier sowohl eine natürliche, wie auch übernatürliche Ursache.
Das hat bereits der Prolog des Films verdeutlicht, welcher ganz bewusst zunächst nur Fragen aufwirft, aber keine Antworten auf diese liefert.

Stefanos riskante Schnitzeljagd wird von dem Regisseur äußerst spannend und ohne Leerlauf in Szene gesetzt.
Dabei gibt Avati zum Glück nie der Versuchung nach, sein Publikum durch penetrante Schockeffekte bei Laune zu halten, sondern vertraut ganz auf die dichte Stimmung, die zum Teil auch einfach aus den Berichten der Figuren entsteht.

Wer in „Zeder“ also Mord und Totschlag sucht, wird nur vereinzelt fündig – dafür gehen diese Momente dann auch wirklich unter die Haut, eben weil sie in der trügerischen Ruhe einen so drastischen Kontrast setzen und den Horror umso brutaler herausbrechen lassen.
Zeder - Denn Tote kehren wiederZeder - Denn Tote kehren wiederZeder - Denn Tote kehren wieder
Selbstverständlich ist es in erster Linie auch das originelle Storykonzept rund um die K-Gebiete, welches den Film über einen gewöhnlichen Genrebeitrag hinwegsetzt und das Grauen sogar Kontaktpunkte mit der griechischen Mythologie und der Wissenschaft knüpfen lässt.

Leider muss allerdings auch festgehalten werden, dass die schauspielerischen Leistungen, insbesondere die von Hauptdarsteller Gabriele Lavia, ein wenig hölzern wirken, was man allerdings so ja oft aus dem italienischen Grusel/Giallo-Kino gewohnt ist.
Da es sich hier schließlich um einen packenden Thriller und weniger um ein sensibles Drama handelt, ist der mangelnde Tiefgang in den Performances definitiv zu verschmerzen.

Alles in allem ist „Zeder“ nun ein extrem empfehlenswertes und völlig zu Unrecht wenig beachtetes Werk für anspruchsvollere Freunde der gruseligen Unterhaltung.

Ein sehr reales Mysterium lässt der Film übrigens nach seinem Abspann offen:
Hat Regisseur Avati Stephen King damals in seine Notizen geluchst oder hat sich der Großmeister der Horrorliteratur womöglich beim Setbesuch in Italien eine kleine Inspiration abgeholt?

Oder haben einfach mal zwei talentierte Menschen fast zeitgleich einen ähnlichen Einfall gehabt...?

Eine Rezension von Bastian G.
(08. Juli 2011)
    Zeder - Denn Tote kehren wieder bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Zeder - Denn Tote kehren wieder Italien 1983
(Zeder)
Regie Pupi Avati Drehbuch Antonio Avati, Pupi Avati & Maurizio Costanzo
Produktion A.M.A. Film, Radiotelevisione Italiana Kamera Franco Delli Colli
Darsteller Gabriele Lavia, Anne Canovas, Paola Tanziani, Cesare Barbetti, Bob Tonelli, Ferdinando Orlandi, Enea Ferrario, John Stacy, Alex Partexano, Marcello Tusco, Aldo Sassi, Veronica Moriconi, Enrico Ardizzone, Maria Teresa Tofano, Andrea Montuschi
Länge 98 min. FSK ab 16 Jahren
Filmmusik Riz Ortolani
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum