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Verrückt nach Steve RSS 1.0


Verrückt nach Steve

Verrückt nach Steve

Ein Film von Phil Traill

von Asokan Nirmalarajah

An dem Abend vor der diesjährigen Oscar-Verleihung nahm Sandra Bullock, die für das in den USA kommerziell überaus erfolgreiche Sportler-Drama The Blind Side (2009) mit dem Academy Award für die beste schauspielerische Leistung des Jahres ausgezeichnet wurde, für die weit weniger beachtete Komödie All About Steve (2009) die Goldene Himbeere als schlechteste Schauspielerin des Jahres in Empfang. Abgesehen davon, dass sich nur wenige Stars vor ihr – und seien wir doch mal ehrlich: wären die nicht sonderlich kreativen Golden Raspberrys denn überhaupt eine Schlagzeile wert, wenn nicht jedes Jahr nur die bekannteren Schauspieler und Filmemacher für ihre größten Kassen- und/oder Kritikerflops ‚prämiert’ werden würden? – die zweifelhafte Auszeichnung persönlich abgeholt hatten, war Bullock clever genug, die Entscheidung der Jury mit einem Augenzwinkern in Frage zu stellen. Mit einer Wagenladung voll DVDs ihres mehrfach nominierten und gleich zweimal ‚prämierten’ Films forderte Bullock die Zuschauer bei der Verleihung der Razzies auf, sich den Film noch einmal oder vielleicht sogar das erste Mal anzuschauen, und sich erst dann zu entscheiden, ob sie denn wirklich die schlechteste Schauspielerin des Jahres gewesen sei. Denn schließlich war es nicht zuletzt die Ankündigung Bullocks
, dass Sie im Gegensatz zu den anderen nominierten Frauen (u.a. Miley Cyrus und Megan Fox) zur Verleihung kommen würde, die ihr zu diesem Sieg verholfen hatte. Folglich erübrigt es sich eigentlich schon festzustellen, dass die sehr sympathische und charmant selbstironische, wenn auch schauspielerisch nicht unbedingt überragende Bullock für ihr souveränes dramatisches Spiel in The Blind Side ebenso wenig den Oscar verdient hat, wie für ihre nicht minder wagemutige komödiantische Darbietung in All About Steve den sogenannten Razzie. Und ebenso wenig wie die eher mittelmäßige Tragikomödie The Blind Side ihren Platz in der Oscar-Nominiertenliste für den besten Film des Jahres verdient hatte, hat die harmlose, drollige Slapstickkomödie All About Steve – entgegen der größtenteils einhelligen Kritikermeinung – den Ruf als schlechtester Film des Jahres verdient. Er macht sogar – im Rahmen seiner Ansprüche – durchaus Spaß.
Verrückt nach SteveVerrückt nach SteveVerrückt nach Steve
Verrückt nach Steve – so der deutsche Titel des Films, der damit im Unterschied zum Originaltitel nicht die Nähe zu der bissigen Showbiz-Satire All About Eve (1950) sucht, sondern zu der populären und ähnlich gestrickten Gross-Out-Comedy There’s Something About Mary (1998), die hierzulande unter dem Titel Verrückt nach Mary lief – handelt von der schrulligen, sozial ungelenken Kreuzworträtsel-Autorin Mary Horowitz (Sandra Bullock) und ihrer verzweifelten Suche nach der großen Liebe. Als Sie von ihren Eltern, bei der sie auch vorübergehend wohnen muss, auf ein Blind Date mit dem attraktiven Kameramann Steve Muller (Bradley Cooper) geschickt wird, verschreckt sie ihn binnen weniger Minuten mit ihrem ratternden Mundwerk, ihrem enzyklopädischen Wissen und ihrem unersättlichen Liebeshunger. Unbeirrt von seiner überstürzten Flucht macht sich Mary auf den Weg, Steve und sein Fernsehnachrichtenteam – bestehend aus dem selbstverliebten, inkompetenten Reporter Hartman Hughes (Thomas Haden Church) und dessen anhänglichen Assistenten Angus Tran (Ken Jeong) – durch halb Amerika zu verfolgen, von einer absurden Reportage zur nächsten, und von einer neuen Freundschaft zur nächsten...
Verrückt nach SteveVerrückt nach SteveVerrückt nach Steve
Dass die recht hanebüchene und nicht wirklich logische Handlung, die eher flachen, abgegriffenen Figuren und vor allem die stellenweise plumpe, ungelenke Inszenierung All About Steve zu keinem sonderlich erinnernswerten Filmerlebnis machen, steht außer Frage. Warum sich allerdings die Kritiker dermaßen an der zuweilen nervenden und irritierenden Hauptfigur gestoßen haben, wird nicht ganz ersichtlich. So schräg und anstrengend Mary manchmal auch sein mag, so manieristisch und grotesk Bullock auch spielen mag, sie ist im Grunde nicht weit entfernt von der von Sally Hawkins gespielten Hauptfigur aus dem Kritikererfolg Happy-Go-Lucky! (2008). Wie Hawkins vermag auch Bullock die Figur letztlich recht sympathisch zu gestalten und ihr genug Herz und Verstand zu verleihen, dass man an ihrer persönlichen Entdeckungsreise halbwegs interessiert ist.
Verrückt nach SteveVerrückt nach SteveVerrückt nach Steve

Diese turbulente und recht unterhaltsame Reise führt sie in die unsinnigsten und witzigsten Situationen, von seltsamen Protestgruppen, die für den Erhalt des dritten Beins eines mutierten Babys kämpfen, über einen Tornado bis hin zu gehörlosen Kindern, die in eine Mienengrube gefallen sind. In der Tradition großer Screwball-Comedy-Protagonistinnen wie Claudette Colbert und Katherine Hepburn ist sich Bullock für nichts zu schade und stolpert so von einer Slapstickszene in die nächste. Dass dabei eher auf die Ekelkomik der letzten Jahrzehnte verzichtet wird und stattdessen auf Charakterkomik gesetzt wird, ist als erfrischend zu werten. Ein beträchtlicher Anteil daran, dass All About Steve in Sachen Komik zuweilen an die Zeichentrick-Kreationen von Matt Groening & Co. (The Simpsons, 1989––) heranreicht, ist auch den soliden Nebendarstellern geschuldet, allen voran der in jeder seiner kleinen Bewegungen und Sprechnuancen wunderbar komische, ach was, Oscar-würdige (!) Thomas Haden Church, der in Kombination mit Ken Jeong an den selbstgefälligen Raumschiffskapitän Zapp Brannigan und dessen ersten Offizier Kif Kroker aus Futurama (1999-2003) erinnert. Das heitere Zusammenspiel von Church, Jeong, Cooper und Bullock mit sehr amüsanten Kurzauftritten von Keith David, DJ Qualls und Luenell ist es fast schon wert, sich den Film gleich ein zweites Mal anzuschauen.

In einem Jahr, in dem sich die Zuschauer misslungene Filme wie Fast & Furious, Knowing, Dorian Gray, Surrogates und My Bloody Valentine im Kino ansehen mussten, erweist sich All About Steve weder als der schlechteste Film, geschweige denn als die schlechteste romantische Komödie von 2009: Ghosts of Girlfriends Past oder The Rebound waren um einiges schmerzhafter. Mit anderen Worten: There's Something About Sandra Bullock...

Eine Rezension von Asokan Nirmalarajah
(17. März 2010)
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Daten zum Film
Verrückt nach Steve USA 2009
(All About Steve)
Regie Phil Traill Drehbuch Kim Barker
Produktion Fox 2000 Pictures Kamera Tim Suhrstedt
Darsteller Sandra Bullock, Bradley Cooper, Thomas Haden Church, Beth Grant, Ken Jeong, Keith David, DJ Qualls
Länge 99 FSK o.A.
http://www.verrueckt-nach-steve.de/
Filmmusik Christophe Beck
Kinostart: 29.04.2010
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