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von Stuart Beattie




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The Flesh and Blood Show

The Flesh and Blood Show

Ein Film von Pete Walker

Eine Gruppe von jungen Theaterschauspielern erhält den Auftrag, in einem alten und verlassenen Theater ein Bühnenstück einzuüben. Auftraggeber ist eine Organisation namens "Theatergruppe 40", aber niemand weiß, wer da genau dahinter steckt. Die jungen Künstler verbringen die Zeit aber nicht nur mit ihrem Stück, sondern auch miteinander - die swingende Generation hat natürlich auch Lust auf so manches unzüchtiges Verhalten. Doch schon bald häufen sich die mysteriösen Vorfälle und so manches junge Mädchen haucht ihr Leben aus...

Regisseur Pete Walker ist eigentlich ein eher unbekannter Name, inszenierte aber so manche nette Genreperle. Unter anderem zeichnet er sich für House of Whipcord, House of the long Shadows und nicht zuletzt für seinen bekanntesten Film Frightmare verantwortlich. Häufig inszenierte er in seinen Horrorfilmen im Subtext einen Konflikt zwischen den Obrigkeiten in Form der älteren Generation und den jungen Wilden, die allen Lüsten dieser Welt frönen möchten. Pete Walker selbst sagt zu dieser Interpretation seiner Werke aber folgendes:
" I saw the films for the first time since making them, and you know what? They're not as bad as I thought. But searching for hidden meaning ... they were just films. All I wanted to do was create a bit of mischief."
Betrachtet man nun noch ein anderes Zitat, was Walker über sein Filmschaffen äußerte, kann man sich auf den vorliegenden Film natürlich eigentlich nur noch freue
n, und sei es aus verschiedenen Motiven heraus:
"I was the uninvited guest to the British film industry. Nobody wanted to know me. I knew I wanted to make films, but I would see these serious-looking guys going around with scripts under their arm, spending three or four years trying to get their films made. I couldn't be like that - I had to make a living and I wanted to get behind a camera and shout "action". So I would go out and shoot something like School for Sex - God, that was a terrible film - and a few weeks later every cinema in the country would be showing it."
Heutzutage inszeniert Pete Walker keine Filme mehr, besitzt dafür aber ein paar Kinos in England und ist somit dem Film nicht ganz abspenstig geworden.
The Flesh and Blood ShowThe Flesh and Blood ShowThe Flesh and Blood Show
Allein schon die erste Szene zeigt ziemlich originell, was den Zuschauer bei diesem Film im folgenden noch erwarten wird. Zwei Frauen schlafen im Bett, die blonde natürlich komplett nackt. Auf einmal klingelt es an der Tür, wer wird dies um diese nachtschlafende Zeit wohl sein? Kein Problem, die junge, wohlproportionierte Dame schaut sogleich nach, natürlich splitterfasernackt und nicht mal mit einer Bettdecke bedeckt. Und - oh Schreck - ein Bekannter von ihr stürzt durch die Tür mit einem Messer im Bauch und gibt sogleich Auskunft über sein Schicksal: "Sie haben mich erstochen!" spricht er zur holden Nacktheit, und allein diese Szene sorgt schon nach wenigen Minuten für einen dicken Grinser. Das ist natürlich Trash in Reinform, aber richtig unterhaltsam! Solche potentiell dümmlichen Szenen finden sich im ganzen Film (unter anderem eingeschlafene Theaterbesucher, die nichtmal auf Schreie reagieren), aber eben genau dieser Trash sorgt für eine Menge Spaß und Unterhaltung. Fairerweise muss man sagen, dass sich die meisten dümmlichen Szenen vor allem in der ersten Hälfte finden, aber der Film wird nie langweilig. Und wie selbstzweckhaft der Film die weiblichen Reize seiner Schauspielerinnen einsetzt muss man eigentlich gesehen haben, ums zu glauben. Die durchaus ansehnlichen Damen ziehen sich sehr häufig aus, ohne das es auch nur irgendeinen Sinn machen würde. Unglaublich!

Wenn dann der Mörder umgeht, zeigen sich schon recht deutliche Giallo-Einflüsse. Lange Kamerafahrten (die Kameraarbeit ist übrigens ziemlich gut gelungen, zumindest größtenteils, auch wenn sie ab und zu mal ins Leere filmt) aus der Ego-Perspektive des Mörders, der gerade durch die Katakomben des Theaters schleicht und dann letztendlich seine behandschuhten Hände ins Bild hält sorgen für wohlige Gänsehaut. Insgesamt kann man den Film dann aber eher als Slasher-Vorläufer sehen, da er ziemlich straight-forward das 10-kleine-Negerlein-Prinzip verfolgt. Ein Problem hierbei ist aber auch, dass uns Regisseur Pete Walker schon recht früh einen Verdächtigen präsentiert. Dieser Verdächtige ist jedoch so derart verdächtig, und der Rote Hering damit so derart rot, dass man natürlich nicht auf diese falsche Fährte reinfällt. Problematisch ist hierbei sicherlich, dass diese falsche Fährte völlig unmotiviert ist und eigentlich derjenige scheinbar rein zufällig vom Drehbuch dafür ausgewählt wurde. Ansonsten muss man aber sagen, dass Walker durchaus spannende Szenen gelingen, hierbei natürlich vor allem die mit dem Obdachlosen. Ziemlich spannend und auch gruselig ist diese kurze Sequenz gelungen, wird aber dadurch leicht kaputt gemacht, dass die fast vergewaltigte und überfallene Dame am nächsten Morgen problemlos und allein durch das Requisitenlager schleicht. Hat die Gute scheinbar sehr schnell verarbeitet, dieses traumatische Erlebnis.

Kommen wir nun noch zu einer Besonderheit des Films: das Ende! Schon zu Beginn weist uns eine Texttafel darauf hin, dass am Ende des Films eine Sequenz in 3D kommt, und man doch dann bitte die Brille aufsetzen soll, die man von dem Kinobetreiber bekommt. Nunja, wir bekommen am Ende eine Flashback-Sequenz in schwarz-weiß geboten, die ursprünglich in 3D war (auf DVD ist dieser Effekt verloren gegangen). Der Zuschauer erfährt somit etwas über das Motiv des Mörders und den Ursprung seiner Taten, was nicht sonderlich elegant oder originell gelöst ist, aber passend zum Herstellungsjahr des Filmes. Das Problem hierbei ist aber, dass nicht nur der Zuschauer diese Information bekommt, sondern scheinbar auch die überlebenden Charaktere dieses Wissen über dunkle Kanäle erhalten. Zumindest können sie auf einmal diese Information ausnutzen um den Mörder zu überwältigen. Sinn gibt das nicht, und es ist ein kolossales Drehbuchloch, und eigentlich dann auch ein ziemliches Ärgernis. Das ist dann zwar ziemlich witzig gemacht, also die finale Auflösung, aber so ganz anfreunden kann ich mich wegen diesem Loch dann doch nicht damit. Das Ende schwankt also irgendwo zwischen "cool" und "wirr", daher fällt mir hier eine abschließende Bewertung auch nicht ganz leicht. Vor allem weil der finale Schlusstwist noch einmal cleverer sein will, als er eigentlich ist, und den Zuschauer dann auch ein bisschen ratlos zurück lässt.
The Flesh and Blood ShowThe Flesh and Blood ShowThe Flesh and Blood Show
Beim restlichen Cast gibt es eigentlich wenig bekannte Gesichter. Jenny Hanley ist die Schwester des ehemaligen Außenministers Sir Jeremy Hanley und hatte immerhin eine Rolle in Im Geheimdienst Ihrer Majestät. Luan Peters spielte in Draculas Hexenjagd, genauso wie Judy Matheson. Robin Askwith war in If... mit Malcolm McDowall zu sehen, spielte in The Canterbury Tales und hatte sogar eine kleine (wohl Statisten-)rolle in U-571. Tristan Rogers spielte in TV-Serien wie Babylon 5 und Tales of the Crypt. Patrick Barr bringt es immerhin auf 114 Filmographie-Einträge und war auch in Octopussy zu sehen. Komponist Cyril Ornadel schrieb das Lied "If I rule the world", welches zuletzt in Bruce Allmächtig und Krieg der Welten zu hören war.

„The Flesh and Blood Show“ gibt es nun als deutsche DVD. Erneut wurde der Film niemals komplett synchronisiert, wodurch einige wenige Szenen im englischen Ton belassen und deutsch untertitelt wurden. Die DVD ist wieder in der Reihe „Der phantastische Film“ und bekommt natürlich erneut eine Kaufempfehlung, auch wenn Bild und Ton nicht ganz taufrisch wirken, was aber irgendwie auch zum Film passt. Standardmäßig gibt es wieder ein interessantes Booklet, einen Pappschuber mit alternativem Covermotiv (wobei das Motiv des Schubers deutlich schöner ist, daher unbedingt jetzt zugreifen, solange es die Scheibe noch im Schuber gibt) und ein paar wenige Extras. Vielen Dank an e-m-s für die Bereitstellung eines Exemplares!

Fazit: Was ein Film! Nicht wirklich gut, aber bei weitem auch nicht schlecht. Ein trashiges Vergnügen par excellence, mit viel - absolut selbstzweckhafter - nackter Haut, beschwingter Musik und spannenden Einzelszenen. Zu ernst sollte man das ganze nicht nehmen, aber mit einem guten Bier kann man da jede Menge Spaß mit haben. Und die DVD bekommt natürlich auch eine Empfehlung!

Eine Rezension von David Kugler
(02. Juni 2008)
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Daten zum Film
The Flesh and Blood Show Großbritannien 1972
(The Flesh and Blood Show)
Regie Pete Walker Drehbuch Alfred Shaughnessy
Produktion Tigon Film Distributors Kamera Peter Jessop
Darsteller Jenny Hanley, Tristan Rogers, Ray Brooks, Luan Peters, Judy Matheson, Patrick Barr
Länge 92:04 FSK 16
Filmmusik Cyril Ornadel
6. Teil aus der DVD-Reihe "Der phantastische Film" von e-m-s.
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