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Resident Evil

Resident Evil

Ein Film von Paul W. S. Anderson

Es begann alles damit, dass Constantin Film sich die Rechte der beliebten Videospielreihe „Resident Evil“ sicherte und den alten Zombiebeschwörer George A. Romero mit einer filmischen Adaption beauftragte. Obwohl sich dessen Drehbuchentwurf eng an den Spielen orientierte, ließ Produzent Bernd Eichinger in einem Zustand geistiger Umnachtung (dies scheint bei Eichinger ein Dauerzustand zu sein, immerhin hat er ja auch schon „Die Unendliche Geschichte“ [1984] sehr verhundst, indem er Michael Endes Drehbuchversion verwarf und stattdessen Wolfgang Peterson und Herman Weigel mit einem neuen Script beauftragte) den blutgierigen Genremeister abblitzen, war ihm doch Romeros Version unter anderem zu gewalttätig, weshalb Paul W.S. Anderson, der eine weniger brutale Vorgeschichte zur Spieleserie ersann, zur Nachfolge berufen wurde und sogar im Regiestuhl landete. Gedreht wurde im Studio Berlin Adlershof, im U-Bahnhof des Reichstages sowie auf Schloss Lindstedt in Potsdam.

Doch nun zum Inhalt des Zombiekrachers: die Umbrella Corporation, ein übermächtiger, anonymer, neokapitalistischer Großkonzern, hat für ethische Fragestellungen nicht viel übrig und experimentiert munter mit biochemischen Waffen aller Art. Die Kompetenzen innerhalb des Betriebes sind so sehr verteilt, dass selbst dessen Angestellte keinen blassen Schimmer haben, welche Forschungen hier eigentlich betrieben werden. Als eines Tages in einer unterirdischen Station ein bösartiges Vir
us, das Tote leibhaftig wiederauferstehen lässt, freigesetzt wird, eliminiert das intelligente Computersystem, die so genannte „Red Queen“, die gesamte Belegschaft. Um einmal nachzusehen, was denn passiert ist, begeben sich die anmutige Alice, deren Gedächtnis von der „Red Queen“ ausradiert wurde, und eine Spezialeinheit in die Höhle des Löwen, und tun damit genau das, was eigentlich hätte verhindert werden sollen: sie setzen die Untotenseuche frei.

Resident EvilResident EvilResident Evil

Sieht man sich die vielen Transfers vom Videospiel auf Zelluloid an, erhält man den Eindruck, es stelle die Herausforderung des Jahrhunderts dar, aus einem Spiel einen spannenden, in sich geschlossenen Plot zu konstruieren und es gekonnt auf die Leinwand zu bannen. Auch bei „Resident Evil“ ist dies nur sehr mäßig gelungen. Der Einstieg ins Geschehen, der das Freisetzen des Zombievirus und die anschließende Terminierung der Umbrella-Angestellten zeigt, präsentiert sich noch spannend und fesselnd. Ebenso ist die Einführung der handelnden Akteure, allen voran der knackigen Amazone Alice, sowie des genialen, klaustrophobischen Schauplatzes des Hives, der unterirdischen Laborstation der Umbrella Corporation, die ihren Namen ihrer bienenstockförmigen Bauform verdankt, einer der wenigen Pluspunkte des Actionspektakels, wenn auch hier das Script es sich bereits sehr einfach macht, indem es sich durch Alices Gedächtnisverlust nicht lange mit deren „Biographie“ auseinandersetzen muss.
Dürfen aber erst einmal die den Protagonisten nicht freundlich gesinnten Untoten auf der Bildfläche erscheinen, geht es mit dem Streifen stetig bergab. Das Drama besteht darin, dass das Script nicht nur alles bereits da Gewesene zusammenklaut, sondern auch stupid Kampfszene an Kampfszene an Kampfszene reiht und jedes Mal dabei versucht, noch eins draufzusetzen (vgl. die Levels im Videospiel). Die einzige Veränderung in den unterschiedlichen Actionsequenzen liefern die variierenden Schauplätze, sodass der Zuseher rasch ermüdet und nach dem Konsum des Movies richtig erschlagen ist. Vom Kunstgriff, den viele Drehbücher, welche um ihre inhaltlichen Schwächen wissen, beherrschen, sich selbst nicht ernst zu nehmen und alles in Ironie, Humor und Wortwitz zu verpacken, scheint Eichinger auch noch nichts gehört zu haben, denn hier ist alles (bis auf einige wenige aufgesetzt wirkende Sprüche von Michelle Rodriguez) bitterer Ernst.
Die Charaktere wirken sehr konturlos und dienen dem Drehbuch lediglich als Zombiefraß oder als in alter Matrix-Manier herumhopsende Kampfmaschinen. Zwar könnte man hierbei einwenden, dass das für eine Videospielverfilmung nicht unüblich ist, doch nach dem grandiosen Einstieg, welcher die Erwartungen so hoch schraubte, ist diese Entwicklung dennoch eine herbe Enttäuschung.
Irgendwann fühlt sich das Publikum genauso orientierungslos wie die Filmfiguren, welche durch die endlosen Korridore, Röhren und Hallen des Hives irren (und zufällig immer zur rechten Zeit am rechten Ort auftauchen). Das ist sehr Schade, hätten doch die Grundidee, das Konzept der UMBRELLA Corporation sowie das Setting sehr viel mehr Potential innegehabt, das jedoch im lauten Kugelhagel vollkommen verloren geht. Die Schockeffekte sind zudem viel zu zahlreich, sodass der Film nicht einmal auf einer brachialen Ebene eine Wirkung erzielen kann.

Ein weiterer Schwachpunkt ist der Umstand, dass nicht einmal der Liebhaber von Gedärm und Gekröse in seinem Fetisch befriedigt wird, denn die Story ist zwecks niedrigem Altersrating für einen Zombie-Streifen beinahe vollkommen unblutig inszeniert. Gewalt wird lediglich angedeutet, und meist ist vom großen Fressen nichts zu sehen, sondern lediglich Kaugeräusche sind zu vernehmen. Das verleiht „Resident Evil“ einen sehr sterilen, aalglatten Gesamteindruck und macht ihn zu einem belanglosen Movie, den man nicht gesehen haben muss, um sich einen Genrekenner nennen zu dürfen.

Was dann doch für das Ansehen spricht und den Trash von anderen Videospieladaptionen abhebt, sind die technischen, cinematographischen Qualitäten des Films und natürlich die knackige, burschikose Milla Jovovich, deren Stimme erstaunliche Ähnlichkeiten mit der der ebenso zierlichen Mia Farrow aufweist. Auch die zweite Frau, nämlich die in ihrer Rolle derbere Michelle Rodriguez als griesgrämige Kampfamazone Rain Ocampo, kann überzeugen.
Irgendwie hat die Umsetzung einen individuellen Stil, den man nur schwer in Worte zu fassen vermag, und der neben beeindruckenden Masken und einer das Zwerchfell massierenden Tonspur den Zuseher trotz aller erzähltechnischen Schwächen emotional sehr mitzureißen vermag. Anderson hat zudem ein Auge fürs Ästhetische, was sich nicht nur in den hochstilisierten Zusammensetzungen der Bilder, den überhöhten Kontrasten, den monochromen, bläulichen Farbtönen und einmaligen Sets äußert, sondern auch im Styling seiner Figuren, deren Kampfchoreographien und Bewegungen – so darf die süße Mila mit elegantem Hüftschwung zum Soundtrack, an dem unter anderem Größen wie Marilyn Manson, Depeche Mode, Rammstein und Marco Beltrami gebastelt haben, durch die Reihen der Zombies tänzeln, als ob sie auf einem Laufsteg die neueste Kollektion von Versace präsentierte (die Frau hat das gut drauf, immerhin war sie ja einmal Modell) – ersichtlich wird. Lediglich der mies animierte Mutant will sich so überhaupt nicht in jenen kreativen Look integrieren.
Auch die Zombies selbst können sich sehen lassen. Hier ist Romeros Einfluss am deutlichsten erkennbar, da die gefräßigen Nimmersatts, welche zwecks Beweglichkeit von Tänzern gemimt werden (der Fuß des Untoten mit der Axt ist daher nicht gebrochen, der Stuntman konnte ihn schlicht und einfach ausrenken!) noch so richtig quälend langsam und zugleich aufgrund ihrer bedrückenden Überzahl absolut tödlich agieren dürfen.
Großen Spaß machen darüber hinaus die vielen Anspielungen auf Lewis Carrolls Werke „Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“. Neben dem auf Carols Hauptfigur anspielenden Namen der resistenten Heroine, bekommt auch die Herzkönigin, im Englischen die „Red Queen“, ihren würdigen Auftritt und lässt gleich zu Beginn den ersten Kopf rollen (es folgt ein weiterer!), das weiße Kaninchen hat seinen Cameo (wenn auch dem armen Ding der T-Virus eingeimpft wird) und der Eingang, welcher zur Zugstation führt, ist hinter einem Spiegel verborgen.

Was bleibt ist ein mäßiger Gesamteindruck, denn was nützen die besten Stilelemente und das hohe filmtechnische Niveau, wenn es mit der Erzählweise nicht funktionieren will? Klar, wer mit diesem für eine (unter anderem) deutsche Produktion (um dies zu betonen, bekommt Heike Makatsch ein paar überflüssige Auftritte) sehr groß angelegten Film vor Freunden mit seiner Surroundanlage oder dem neu erworbenen LCD-Fernseher protzen will, der ist mit „Resident Evil“ gut bedient; für einen spannenden und ekeligen Horrorabend hingegen würde ich härtere Kost alla Lucio Fulci oder Anspruchsvolleres, wie Romeros Quadrilogie der Toten, die mit Guts&Gore weit weniger geizt, diesem Zombieclip vorziehen.

Resident EvilResident EvilResident Evil


Eine Rezension von Florian Friedrich
(19. Dezember 2007)
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Daten zum Film
Resident Evil Deutschland, Frankreich, Großbritannien, USA 2002
(Resident Evil)
Regie Paul W. S. Anderson Drehbuch Paul W.S. Anderson
Produktion Paul W.S. Anderson, Jeremy Bolt, Bernd Eichinger, Samuel Hadida
Darsteller Milla Jovovich, Michelle Rodriguez, Eric Mabius, James Purefoy, Martin Crewes, Colin Salmon, Heike Makatsch, Michaela Dicker
Länge 100 min FSK 16
http://www.sonypictures.com/homevideo/residentevilapocalypse/index.html
Filmmusik Marco Beltrami, Marilyn Manson
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