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von Christian Genzel




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Death Race RSS 1.0


Death Race

Death Race

Ein Film von Paul W. S. Anderson

Wenn Jason Statham in irgendeinem Film auftaucht, hat das meist was mit Autos, immer aber was mit Coolness zu tun. Schon bei den Anfängen in Guy Ritchies Filmen gab er den Filmen den gewissen Coolheitsfaktor. Fortsetzend war dies im sehr soliden Actioner „The Transporter“ zu sehen – Statham war ein neuer Actiontyp, einer, der cool Auto fährt, gern einen auf hart macht und sich auch nicht zu schade ist, die Gegner in kunstvoller Handarbeit zu Brei zu schlagen.
Es ist also klar, welcher Darsteller für ein Remake des von Roger Corman produzierten Streifens „Death Race 2000“ in Frage kam. Der Regisseur, der sich des Films annahm, ist allerdings derselbe Mann, der zwar mit „Event Horizon“ eine Art Glücksgriff landete, aber sowohl die Game-Verfilmung „Resident Evil“ als auch den lang erwarteten Monster-Clash „Alien vs. Predator“ in den Sand setzte.

Für das Remake verlegt er die Story, von den alten Straßenrennen in der Öffentlichkeit in die Zukunft und in ein Hochsicherheitsgefängnis. Hierhin verschlägt es den unschuldig am Mord seiner Frau verurteilten Jensen Ames (Jason Statham). Die Besonderheit dieses Knastbaus liegt in der Veranstaltung: die Insassen dürfen sich beim „Death Race“ in aufgemotzten Kisten gegenseitig jagen und auch umbringen. Wer fünf Rennen gewinnt, dem winkt die Freiheit. Das ganze Spektakel wird über das Fernsehen weltweit übertragen und ist Pay-TV, eine gute Einnahmequelle für den Knast und die Gef
ängnisdirektorin (Joan Allen). Bisher gab es einen Favoriten, Frankenstein, der bereits vier Rennen gewann, beim letzten allerdings starb. Nun ist er allerdings eine Art Medienheld und das Publikum verlangt nach ihm. Ames ist zwar Schweißer, seine frühere Karriere weist aber eine ordentliche Fahrerkarriere auf und somit ist er natürlich Kandidat Nr. 1, um illegal und im Unwissen aller anderen in die Rolle des Frankenstein zu schlüpfen. Gewinnt er dieses eine Rennen, wäre er frei. Allerdings gilt hier auch: kommt Zeit, kommt Rat, und so muss Ames bald feststellen, dass unter den anderen Fahrern auch der Mörder seiner Frau ist und, viel schlimmer, dass er gar nicht gewinnen soll, damit die Ikone Frankenstein weiterfahren kann und die Quoten in die Höhe schnellen…

Death RaceDeath RaceDeath Race

Tja, die Idee des Films, die auch schon das Original ausmachte, bietet, erst recht in der heutigen Zeit, natürlich viel Potential für einen astreinen Actionkracher. Dazu noch die durchgestylte Optik und Statham in der Hauptrolle – was soll da noch schief gehen?
Die Frage ist leider leicht zu beantworten: der falsche Mann hat sich die Rechte als Regisseur gesichert. Bereits in den ersten Szenen wird deutlich, dass Anderson auf alles setzt, was hip, (pseudo-)cool unterhaltsam sein soll: so wackelt die Kamera selbst bei bloßen Gesichtsaufnahmen, dass der Kopf qualmt, ständige hektische Hip-Hop-Hardcore-Proll-Musik (kann man das wirklich noch Musik nennen?) untermalt das Geschehen und die One-Liner sind großteils leider wenig spaßig.
Zwar macht Jason Statham mit seiner altbewährten Miene und dem Hart-sein-Faktor einen gewohnt guten Job und Joan Allen macht als Knastdirektorin ebenfalls einen guten Eindruck. Die restlichen Darsteller sind aber allesamt eher platt und versuchen nur, auf dicke Hose zu machen. Blöd nur, dass Statham da momentan keiner so schnell was vormacht. So verschwinden alle, wenn sie nicht gerade zusammengeschlagen oder getötet werden, so ziemlich in der Bedeutungslosigkeit, nicht mal der Bösewicht, der Mörder von Ames’ Frau, darf ein richtiges Schwein sein.
Aber gut, auf die Darsteller kommt es in so einem Film genauso wenig an wie auf ausgefeilte Dialoge (die es hier nebenbei bemerkt auch nicht zu hören gibt, aber das erwartet auch keiner). Worauf es aber definitiv ankommt, ist die Action. Zugegeben, der Streifen kann mit einigen coolen Kisten protzen und einige Aufnahmen derselben bzw. deren Crashs sind auch sehr schön geworden. Allerdings wirkt bereits die zweite Runde des „Death Race“ recht langweilend - es sind eben fahrende Autos…und ein paar Leute, die beim Gucken, Schalten, Fluchen und ab und zu mal beim Rammen gezeigt werden. Bei diesen Szenen hat sich der Regisseur praktisch selbst ein Bein gestellt. Die nette Idee des Originals, dass es Bonuspunkte gibt, wenn jemand unschuldige Passanten überfährt, ist hiermit tabu und durch das Gelände der Gefängnisinsel ist das Rennen auch generell sehr eingeschränkt. Einige Punkte macht er allerdings bei der Präsentation wieder gut. Durch die Einblendung der Bildschirmanimationen mit Hitliste usw. und Einspielen des zugehörigen Kommentators wird der Zuschauer praktisch selbst zum zahlenden, auf Action und Gewalt ausgerichteten Jedermann gemacht. Ein netter Kniff, inzwischen aber auch spätestens seit „Battle Royale“ veraltet und ziemlich oberflächlich. Die Gesellschaftskritik wirkt damit ziemlich plump und aufgesetzt, wenn man sie darin überhaupt erkennen will…
Die Rennen an sich sind ebenfalls leicht in die Hose gegangen. Fortwährend wackelt es, 80km/h werden uns als Sprung durch die Schallmauer gezeigt und gute Wow-Effekt-Sequenzen sind an einer Hand abzählbar. Das Ableben einiger Protagonisten soll dabei ein kleines Schmankerl sein, allerdings interessiert es niemanden wirklich, wer gerade stirbt, solange es nicht Ames ist. Die anderen…sterben eben. Nichts weiter. Das ist hin und wieder ein wenig blutig, aber trotzdem verspürt man nur selten das Gefühl, dass es einem nicht irgendwie gleichgültig wäre. Das Setting sieht auch stets vollkommen gleich aus. Zwar fährt der ein oder andere mal kurz durch eine Halle, ansonsten aber ist es einfach ein grauer Einheitsbrei – passend zum Gesamtkolorit des Films, der mit kontrastierter Schärfe und stetigem Graustich wohl dreckig, rau und hart wirken soll. Wenigstens das gelingt „Death Race“ einigermaßen.
Als gelungen lässt sich die Fahrervorstellung bezeichnen, die wie in einem Rennspiel stattfindet: der Fahrer an seinem Wagen, der Name dahinter in großen, kräftig wirkenden Buchstaben und eine Kamera, die schnell heranfährt. Wirkt alles wie ein „Choose your Player“-Vorgang eines Computerspiels und sieht auch wirklich ganz gut aus.
Leider fehlt es den darauf folgenen Rennsequenzen vollkommen an Kick und Esprit, die Explosionen und Crashs verlieren sich bald im Einheitsgrau und wirken nahezu so unbedeutend wie die Tatsache, dass man kaum sieht, wie die Fahrer beim Schalten kuppeln…
Dass sich der Streifen an moderne Kinogänger mit oberflächlichen Erwartungen und leider auch niedrigem Intelligenzquotienten richtet, zeigt auch die völlig massenbedienende und selbstgefällige Macho-Inszenierung, besonders gut beim Auftreten der Frauen zu sehen. Die zu besichtigenden Zeitlupenaufnahmen sind ja ganz nett, aber was bringt das, wenn sie nur völlig aufgezwungen und uninspiriert wirken?

Death RaceDeath RaceDeath Race

Zu Gute halten kann man dem Streifen aber definitiv, dass er unterhaltsam ist. Zwar völlig ohne Sinn, teilweise ärgerlich hohl und größtenteils noch viel ärgerlicher uncool, aber doch irgendwo recht unterhaltsam und sicherlich zum Schauen bei ein paar Bier ganz okay.
Nicht zu vergleichen allerdings mit anderen Actionspaßkalibern wie „Shoot ’Em Up“, oder, um beim Cast zu bleiben, „Crank“, die sich selbst nicht sonderlich ernst nehmen und auf spaßige Weise ihren eigenen Unteranspruch auf den Arm nehmen. Dafür nimmt sich „Death Race“ viel zu bierernst.
In nahezu allen Belangen kann man sich also auf den dritten Einsatz des „Transporters“ im neuen Jahr freuen, dessen Action hoffentlich handwerklich wieder genauso gut wird, wie in den bisherigen Teilen. Zwar war auch dort die Story dünn wie Pergamentpapier und viele Stunts schierer Blödsinn, aber immerhin ist es cool und übersichtlich gefilmt.
Was man hier also sieht, lässt sich im Großen und Ganzen einfach als verschenkte Chance bezeichnen. Die drei Sternchen gibt's für Statham die Mädels bzw. die Autos und einige gelungene Szenchen. Aus der Idee, dem Cast und dem wahrscheinlich auch vorhandenen Geld hätte man so viel machen können…im Endeffekt bleibt nur ein zwanghaft auf die heutige Zeit getrimmtes Krachwerk – unterhaltsamer Blödsinn eben, nur leider ohne eigenen Stil.

Eine Rezension von Sebastian Walther
(30. November 2008)
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Daten zum Film
Death Race USA 2008
(Death Race)
Regie Paul W. S. Anderson Drehbuch Paul W.S. Anderson
Produktion Paul W.S. Anderson u.a.
Darsteller Jason Statham, Joan Allen
Länge 105 Minuten FSK 18
Kommentare zu dieser Kritik
Anj TEAM sagte am 02.12.2008 um 21:51 Uhr

"langweilend - es sind eben fahrende Autos" - Ich stimme dir zu. Hab nie kapiert, was daran so spannend sein soll. Ich wusste gar nicht, worum es bei dem Film geht, mir hat eigentlich Statham als Hauptdarsteller gereicht. naja, mir wurde nachher gesagt, dass der Film ja "Death RACE" heißt und ich insofern hätte wissen müssen, worauf ich mich einlasse... ;-)

Ein film voller Oberflächlichkeiten, prolligster Prollmucke und vernarbter Oberkörper. Nicht wirklich spannend, nur das Komplott beim letzten Rennen war cool.

Und was sollte eigentlich das Ende? Dieses "ich bin kein guter Daddy, aber wer is schon perfekt, Liebe ist das, was zählt, und ich liebe meine Kleine, oh ja"-Gesülze. Uuuuuuaaaaah. Na, das letzten den härtesten Actionkracher mit den hässlichsten Monsterautos und ekelhaftesten typen ja wohl echt in einem Wölkchen aus rosa Zuckerwatte versinken. Für Statham gibts eine neue (knackigere) Frau, ein blondgelocktes Babychen und einen Schwerverbrecherkumpel, der sich zum Schnucki mausert. Das beweist es doch mal wieder: Was der hartgesottene Actionfan braucht, ist ein Ende voller Liebe.

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