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von André Øvredal




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Black Book

Black Book

Ein Film von Paul Verhoeven

Nach SHOWGIRLS, STARSHIP TROOPERS und HOLLOW MAN hat uns Paul Verhoeven mit ZWARTBOEK (BLACK BOOK) 2006 nach ein paar Jährchen filmischer Schaffenspause einen neuen Film aus seiner ganz persönlichen Trickkiste hervorgezaubert. Thema des Films ist mehr oder weniger der niederländische Widerstand zur Zeit der nationalsozialistischen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs. Dazu fällt mir an dieser Stelle eine Anekdote ein, die ein Dozent niederländischer Herkunft der Universität Münster des Öfteren zum Besten gegeben hat und die ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten möchte. Er erzählte immer aus seiner Schulzeit, wo die Kinder gerne nach ihren Vätern und deren Engagement im niederländischen Widerstand gefragt worden waren. Bezeichnend, dass die ganze Schülerschaft anscheinend Kinder von Widerständlern waren. Nur besagter Erzähler wunderte sich, warum sein Vater eigentlich nicht dazugehört hatte.

Diesem Klischee – die Niederländer als selbstverständliche und heroische Widerständler – wollte Paul Verhoeven mit ZWARTBOEK zu Leibe rücken. Ein wirklich nobles Ziel und ein wohl längst überfälliges Unterfangen. Man kann Paul Verhoeven nach Anschauen des Filmes nur gratulieren. ZWARTBOEK ist wirklich grandios. Wirklich grandios in die Hose gegangen! Wirklich dermaßen grandios in die Hose gegangen, dass die unzähligen überschwänglich positiven Kritiken in meinen Augen nicht nur ungerechtfertigt sondern vollkommen unverständlich sind
.

Der Film erzählt die Geschichte der Jüdin Rachel, die sich in Zeiten der nationalsozialistischen Besatzung auf einem Bauernhof versteckt. Als dieser unverhofft bei einem Luftangriff zerstört wird bleibt ihr nichts anderes übrig als die gefährliche Flucht über die Grenze zu wagen. Hilfe erhält sie ausgerechnet von einem SD-Mitarbeiter, der für die Flucht ein Boot organisiert. Auf dem Boot trifft sie endlich ihre Eltern und ihren Bruder wieder. Doch die Freude währt nicht lange. Das Boot stößt auf eine Patrouille der SS und alle bis auf Rachel werden erschossen. Aus einem Versteck heraus kann sie beobachten wie die Leichen von den Soldaten geplündert werden. Rachel schließt sich daraufhin dem Widerstand an, färbt ihre Haare blond und ändert ihren Namen in Ellis. Als Geliebte des Gestapo-Offiziers Ludwig Müntzer soll sie den Widerstand mit wichtigen Informationen versorgen.

Die hier kurz angerissen Handlung des Films lässt es zwar noch nicht erahnen, aber bei ZWARTBOEK muss es sich um einen Selbstversuch des Regisseurs gehandelt haben. Wie viele unvorhersehbare Wendungen kann man in eine Handlung einbauen bis man sich selbst verwirrt hat? Film und eine Spielzeit von 145 Minuten deuten daraufhin, dass Paul Verhoeven offensichtlich ein Mann ist, der äußerst schwer zu verwirren ist. So kam es wohl auch, dass vor lauter Irrungen und Wirrungen die Glaubwürdigkeit der Verstrickungen vollkommen auf der Strecke geblieben ist. Auf die historisch korrekte Darstellung soll in dieser Rezension nicht weiter eingegangen werden, da Personen und Handlung fiktiv sind und lediglich in einen historischen Rahmen eingebettet worden sind. An dieser Stelle empfehle ich jedem Zuschauer ebenfalls einen Selbstversuch. Wie viele unvorhersehbare Wendungen kann man über sich ergehen lassen bis man sich sehnlichst das Ende des Films herbeiwünscht oder dieses kurzerhand eigenmächtig bestimmt?
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Viel tragischer und weitreichender als der missglückte Handlungsaufbau ist jedoch Verhoevens schludriger Umgang mit der Thematik Widerstand an sich. Es ist wahrlich keine Leistung die These vom fragwürdigen Widerstand in den Raum zu werfen ohne sich näher mit dem Gegenstand auseinanderzusetzen. Es wird weder ausreichend differenziert, erklärt oder hinterfragt noch wird in irgendeiner Weise Stellung zu der Thematik genommen. Es kann doch nicht der Weisheit letzter Schluss sein, ein paar Nationalsozialisten zu Sympathieträgern werden zu lassen und im Gegenzug einige Widerstandskämpfer als geldgierige und verantwortungslose Handlanger der Besatzer zu entlarven. Die politische und historische Dimension wird nahezu vollständig außer Acht gelassen. Auch die Charakterzeichnung bleibt oberflächlich, so dass plötzliche charakterliche Wandlungen dem Zuschauer unerklärlich bleiben.

Man kann sich des Eindrucks nicht verwehren, dass Verhoeven den historisch-dramatischen Hintergrund nur gewählt hat, um ein – wie es die Cinema formuliert – “Thriller-Drama-Action-Sexfilm-Spionage-Spektakel“ zu inszenieren. Dass die Thematik für reines Unterhaltungskino denkbar ungeeignet ist, brauche ich an dieser Stelle wohl kaum noch auszuführen.

Die zwei Sterne gibt es nur aus Sympathie zu den Darstellern, denen man schauspielerisch nichts vorzuwerfen hat. Man könnte sie dennoch alle – zusammen mit Paul Verhoeven - an die Wand stellen und nacheinander ohrfeigen. Keiner war so jung, dass er oder sie das Geld brauchte.
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Eine Rezension von Anja Mikolajek
(13. Januar 2008)
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Daten zum Film
Black Book Niederlande, Deutschland, Belgien 2006
(Zwartboek)
Regie Paul Verhoeven Drehbuch Gerard Soeteman, Paul Verhoeven
Produktion
Darsteller Carice van Houten, Sebastian Koch, Thom Hoffman, Halina Reijn, Waldemar Kobus, Derek de Lint, Christian Berkel
Länge 145 Minuten FSK 16
http://www.blackbook-derfilm.de/
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