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How I met your Mother

How I met your Mother

Eine Serie von Pamela Fryman, Rob Greenberg

Mitte der 90er Jahre brachte es eine Sitcom unter vielen zu Weltruhm: Friends. Die Serie handelte von sechs miteinander befreundeten Twenty-Somethings in New York, und pendelte fröhlich zwischen unglaublich lustiger Comedy und richtig schöner Romanze hin und her. Die sechs Hauptdarsteller, Jennifer Aniston, Courtney Cox, Lisa Kudrow, Matt LeBlanc, Matthew Perry und David Schwimmer wurden zu Stars und Friends zu einem Riesenerfolg. Um den Erfolg dieser Serie anhand von Zahlen nachzuzeichnen sei hier nur kurz erwähnt, dass die Darsteller in der ersten Staffel pro Episode knapp 23.000 Dollar bekamen, was sich immer weiter steigerte bis sie in der neunten und zehnten Staffel je 1 Millionen Dollar pro Folge erhielten, was die Produktionskosten für jede Episode auf ca. 10 Millionen Dollar ansteigen ließ – aber das war es dem Sender wert. Nach zehn Jahren war dann endgültig Schluss, und es gab seitdem keine Sitcom mehr, die ähnlich erfolgreich war. Selbst das SpinOff Joey wurde schnell sang- und klanglos abgesetzt.

Wir schreiben das Jahr 2005, und am 19.9. feiert eine neue Sitcom bei CBS Premiere: How I met your Mother. Die Serie ist endlich mal wieder eine Sitcom, die tatsächlich erfolgreich wird, bekommt 2006 und 2008 je zwei Emmys, 2007 sogar drei Emmys und wird in der momentan aktuellen vierten Staffel von ungefähr 10 Millionen Amerikanern regelmäßig geschaut (was zugegebenermaßen ein Bruchteil der knapp 52 Millionen Zuschauer der finalen Friends-Fol
ge ist). Erfinder von How I met your Mother (HIMYM) sind Carter Bays und Craig Thomas, die zuvor reichlich Comedy-Erfahrung als Schreiber von David Letterman sammelten, sowie als Mitglieder der Band The Solids sogleich das sehr eingängige Credits-Thema jeder Episode zu der Serie beisteuern. Unterstützt von einem superben Cast entwickelte sich die Serie schnell zu einem legitimen Friends-Nachfolger, emanzipiert sich ausreichend vom großen Bruder (auch mit ein paar netten Seitenhieben), und zeigt auch nach 3 Staffeln (diese Rezension bezieht sich nicht auf die vierte Staffel) kaum Ermüdungserscheinungen. Und wird – als hämischen Randbemerkung – von Pro7 jeden Samstag nachmittag untersützt von einer gruseligen Synchronisation gnadenlos verheizt.
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Doch um was geht es? Ähnlich wie bei Friends dreht sich die Serie um eine Gruppe von Endzwanzigern im hektischen New York. Doch wo bei Friends die titelgebenden Freundschaft das Hauptthema ist, besitzt HIMYM sogar eine nominelle Hauptfigur, was für ensemblelastige Serien doch eher ungewöhnlich ist: Ted Mosby, Architekt und hoffnungsloser Romantiker. In noch ferner Zukunft, nämlich im Jahr 2030, erzählt unser unsichtbarer Erzähler „Future Ted“ seinen Kindern die Geschichte seines Lebens, um irgendwann zu dem Punkt zu kommen, wie er ihre Mutter kennen und lieben lernte; How I met your Mother eben. Somit wird schon die erste Besonderheit deutlich, die die Serie von so ziemlich allem anderen unterscheidet: HIMYM ist eigentlich eine gigantische Rückblende auf Teds Leben, der ja, als Erzähler Future Ted, die Mutter seiner Kinder bereits kennt. Nun könnte man meinen, dass die Serie dadurch eigentlich keinerlei Dramatik entwickeln kann, da man weiß, es wird ein Happy End geben, und der Erzähler ja die Mutter kennt, allerdings können diese Bedenken schnell zerstreut werden. Dazu bedienen sich die Schöpfer Bays und Thomas, sowie Regisseurin Pamela Fryman (die bei fast jeder Folge auf dem Regiestuhl saß), dem Kunstgriff, dass sie Future Ted als nicht notwendigerweise verlässlichen Erzähler etablieren. Darüberhinaus, was noch viel bemerkenswerter ist, fängt man schon nach wenigen Folgen an, sich mehr für die Figuren an sich, als jetzt unbedingt für das vorherrschende Thema der Mutter zu interessieren. Das führt soweit, dass man Ted in der Vergangenheit (respektive vom Zuschauer aus Gegenwart) alles Glück mit seiner aktuellen Freundin wünscht, obwohl man genau weiß, dass diese nicht die Mutter seiner Kinder sein wird. Und das ist einfach große Schreibe-Kunst der Autoren.

Dabei wurde gegenüber Friends der Cast glücklicherweise von sechs auf fünf Hauptpersonen entschlackt, da gerade Phoebe häufig eher überflüssig wirkte. Neben Ted begleiten wir in HIMYM seinen besten Freund Marshall Eriksen, dessen Verlobte Lily Aldrin, Teds zweitbesten Freund (BEST FRIEND!) Barney Stinson, sowie „die neue in der Gruppe“ Robin Scherbatsky. Marshall und Ted kennen sich bereits seit dem ersten Tag am College, als sie zu Zimmergenossen wurden. Auch in der Jetzt-Zeit wohnen die beiden immer noch zusammen, doch während Ted bereits in einem Architekturbüro arbeitet, studiert Marshall immer noch Jura (bzw. geht er zur Law School). Marshall ist auch der einzige, der zu Beginn der Serie noch keinen Job hat, insofern besitzt die Figur hier schon Entwicklungspotential. Und obwohl beide „normale“ Jobs haben bzw. noch nicht haben, nimmt man ihnen ihre dicke Freundschaft einfach ab: Josh Radnor (Ted) und Jason Segel (Marshall) harmonieren wunderbar, und stellen es extrem glaubwürdig dar, dass sich ihre Figuren irgendwo ihre Kindheit bewahrt haben. Beide stehen auf Videospiele, reißen gerne leicht nerdige Witze, und Marshall ist sehr anfällig für paranormale Phänomene aller Art. Marshalls Verlobte Lily arbeitet als Kindergärtnerin und Hobby-Malerin. Auch ihre Figur entwickelt sich in der ersten Staffel deutlich weiter. Ihre Beziehung mit Marshall ist ungewöhnlicherweise weniger von Romantik geprägt, sondern man merkt als Zuschauer einfach, dass die beiden miteinander einfach einen unglaublichen Spaß haben. Insofern ist die Beziehung von einer Leichtfüßigkeit, die den verbissenen Ernst aus solchen Subplots herausnimmt. Auch ist Lily eine Figur, die stark genug ist, um glaubwürdig zu sein, so dass man nicht ständig an das „Band Camp“ aus American Pie denken muss – immerhin wird Lily von Alyson Hannigan verkörpert.
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Barney wiederrum nimmt vor allem in den ersten zwei Staffeln die Rolle des Sidekick als comic relief gegenüber Teds Dramatik ein. Dabei bezieht sich die Figur auf weiter Strecke auf die Popkultur, darunter den „Trend“ der Pick-Up-Artists, sowie als Referenz an Friends, da ähnlich wie bei Chandler nie klar wird, was genau Barney jetzt eigentlich beruflich macht. Als comic relief der Gruppe ist Barney dann auch für die Mehrzahl der running gags zuständig, darunter das typische „SUIT UP!“, da er immer Anzüge trägt. Und obwohl er eigentlich über weite Strecken eine theoretisch unsympathische Figur (vor allem gegenüber Frauen) ist, bleibt er doch eine liebenswerte Person; immerhin ist er Teds „Wingman“, der ihm dabei hilft, Frauen anzugraben. Und gerade in der dritten Staffel entwickelt sich Barney vom Clown und Sprücheklopfer weg, hin zu einer runden Figur mit einem Gefühlsleben. Trotzdem sind seine Geschichten und Sprüche wahnsinnig lustig, enthalten bei aller Derbheit immer ein Fünkchen Wahrheit, und sorgen im Konflikt mit Ted als Romantiker für großartiges Konflikt- aber auch Spaßpotential. Ironischerweise wird dieser Frauenheld von Neil Patrick Harris gespielt, der im wahren Leben homosexuell ist. Zuletzt gibt es noch Robin Scherbatsky, eine Kanadierin, die neu in New York ist, und Teds erstes Love Interest darstellt. Manchmal wirkt sie wie eine weibliche Version von Barney („You're a better Ted than Ted.“), und gerade dadurch gibt es natürlich einige Konflikte zwischen Ted und ihr, da sie beziehungsmäßig ganz andere Ansichten vertritt, und ihre Karriere bei einem lokalen TV-Sender verfolgen möchte. Diese Konstellation erinnert mit dem „Kriegen sie sich, kriegen sie sich nicht?“ natürlich sehr an Rachel und Ross aus Friends, und obwohl Future Ted Robins Rolle kennt, fiebert man mit den beiden extrem mit, was nicht zuletzt der unglaublichen Chemie zwischen Josh Radnor und Cobie Smulders (Robin) anzurechnen ist.

Dieses tolle Ensemble mit diesen wunderbar glaubwürdigen Figuren sorgt natürlich, unterstützt von den Gagschreibern rund um die Late-Night erfahrenen Craig Thomas und Carter Bays, für einen enormen Witz in der Serie. Der Humor reicht von reiner physical comedy (Marshall als tapsige Figur, Barney der sich ab und zu mal eine einfängt), über Wortwitze und -spielereien („There are only two reasons to date a girl you've already dated: breast implants.“), sowie natürlich die Komik, die in den Figuren selbst, ihrem Zusammenspiel und ihren Geschichten liegt. Und die Serie ist sich szenenweise nicht zu schade, sich auch mal völligem Nonsense und Absurditäten hinzugeben. Auch spielt man oft liebevoll auf Friends an, wobei sich HIMYM schon deutlich unterscheidet. So befinden sich die drei Jungs in einer Episode zu Beginn in einem Café und wundern sich, was daran jetzt so toll sein soll. Die Figuren sitzen nämlich normalerweise in ihrer Stammkneipe MacLaren's, was auch mal zu alkoholbedingtem Humor führt; überhaupt wird in der Serie unglaublich viel getrunken, und machmal rauchen Barney und Robin auch (wenn auch nur Zigarren). Trotz dieser hohen Humordichte gibt es natürlich noch eben jene Dramatik und Romantik, die schon Friends zu mehr machte, als zu einer reinen Comedyserie. Gerade in der ersten Staffel gibt es ganz tolle Episoden voller Momente zwischen Dramatik, Tragik und einem leisen humoristischen Unterton um nicht in Kitsch oder Pathos abzudriften. Hierbei zeigt sich auch der Vorteil, die Serie im Gegensatz zu Friends nicht vor einem Live-Publikum aufzuzeichnen, da dieses natürlich konstant unterhalten werden will. Allerdings bleibt zu hoffen, dass sich die Autoren wieder auf diese Stärke besinnen, da diese Achse der Serie gerade in Staffel 2 oft sträflich vernachlässigt wird, und man sich über ganze Episoden nur dem (zugegebenermaßen gelungenem) Witz widmet. Allerdings entwickelt sich Staffel 3 auf dieser Schiene wieder mehr in Richtung der phänomenalen ersten Staffel.
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Nach diesen überschwänglichen Lobpreisungen an typsische Sitcom-Aspekte bleibt aber noch ein weiterer Punkt erwähnenswert, der HIMYM so bemerkens- und sehenswert macht: die Inszenierung und Erzählweise! Wie bereits erwähnt ist die Serie eigentlich eine gigantische Rückblende, die fast immer von Future Ted als Erzähler eingeleitet wird. Doch die Episoden laufen in dieser Rückblende nicht straight-forward ab, das wäre ja langweilig. Vielmehr wird jede Folge enorm dynamisch geschrieben und inszeniert, unter anderem wird zuerst von Future Ted, ein wichtiges Ereignis erzählt, um dann erneut zurückzugreifen, und verschiedene Geschichten der einzelnen Personen zu erzählen, die dann zu eben jenem Ereignis führten, was man sich ähnlich wie die Episodenhaftigkeit von Pulp Fiction vorstellen kann, um dann in das große Ganze überzulaufen. Es gibt darüberhinaus viele Rückschauen auf Vergangenes, das auch über mehrere Episoden und sogar Staffelgrenzen hinaus, es gibt Vorgriffe in die Zukunft, und manchmal wird auch die selbe Geschichte völlig unterschiedlich erzählt. Durch diese Erzählweise weiß man eigentlich nie, was einen erwartet, man „jagt“ ständig Szenen und Bemerkungen, die noch wichtig werden könnten, und jede Episode wirkt fast schon wie ein eigener kleiner Film. Dabei verzetteln sich die Autoren auch nie und erschaffen somit in jeder Folge schon eine immanente Spannung, auch wenn der oben erwähnte große story-arch manchmal etwas vernachlässigt wird. Dazu kommt noch ein ungeheurer Detailgrad. In Rückblenden wird in Kneipen noch geraucht, die Jungs spielen nicht Xbox sondern Super Nintendo, und wenn Marshall in einer Episode über einen Kuchen schwärmt, kann man mit diesem Wissen schon zu Beginn der Folge ihn im Hintergrund sehen, wie er diesen Kuchen isst und das zelebriert.

Der Main Cast besteht zu weiten Teilen aus eher unbekannten Gesichtern. Am prominentesten ist sicherlich Alyson Hannigan, die man natürlich aus American Pie oder auch aus Buffy kennt. Jason Segel hatte letztes Jahr einen Achtungserfolg mit der Komödie Forgetting Sarah Marshall (unter dem grässlichen deutschen Titel Nie wieder Sex mit der Ex), und Neil Patrick Harris hatte eine größere Rolle in Paul Verhoevens Starshipt Troopers. Cobie Smulders saß immerhin in Walking Tall als Beifahrerin im Porsche, und Hauptdarsteller Josh Radnor hatte eine Kleinstrolle in Nicht noch ein Teeniefilm. Mit zunehmendem Erfolg sammelte die Serie natürlich auch etliche Gaststars. Während in der ersten Staffel vor allem viele Castmitglieder von Buffy dabei waren (u.a. Alexis Denisof, der mit Hannigan verheiratet ist), lieferten sich später E.E. Bell (Bob Rooney aus Eine schrecklich nette Familie), Sarah Chalke (Scrubs, Roseanne) oder tatsächlich auch Britney Spears und Enrique Iglesias Gastspiele; und sogar Heidi Klum, die auch ein bisschen Deutsch sprechen darf!

Was bleibt? How I met your Mother ist für mich sicherlich DIE beste Sitcom seit dem Ende von Friends. Die Serie lebt von der genialen Inszenierung, den wunderbar geschriebenen Drehbüchern sowie dem unglaublich harmonierenden Cast, der trotz der theoretischen Fokussierung auf Teds Lebensgeschichte immer gleichberechtigt bleibt. Dabei beschränkt sich die Serie nicht nur auf den sitcom-artigen Humor und Romantik, sondern dank der Struktur der Erzählung durch Future Ted gibt es auch immer eine gute Portion Lebensweisheit, ohne jemals den moralischen Zeigefinger zu heben. Man darf gespannt sein, was diese fünf Freunde aus New York noch gemeinsam für Geschichten erleben. Hoffentlich möglichst viele.

Doch was sich Pro7 dabei gedacht hat, diese Serie im Samstag Nachmittags Programm vor die Hunde gehen zu lassen, wird uns wohl auch Future Ted nie sagen können.

In diesem Sinne: How I met your Mother is gonna be LEGENDARY!

Eine Rezension von David Kugler
(17. März 2009)
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Daten zur Serie
How I met your Mother USA 2005 - ?
(How I met your Mother)
Regie Pamela Fryman, Rob Greenberg Drehbuch Carter Bays, Craig Thomas, u.a.
Produktion 20th Century Fox Television Kamera Chris La Fountaine, u.a.
Darsteller Josh Radnor, Cobie Smulders, Jason Segel, Alyson Hannigan, Neil Patrick Harris, Bob Saget
Länge ca. 22 Minuten FSK 12
Filmmusik John Swihart, The Solids, u.a.
Kommentare zu dieser Kritik
Effing sagte am 17.03.2009 um 19:47 Uhr

schöne kritik, ganz meine meinung.
hab mit der serie schon viele tolle lustige rührende minuten stunden und tage verbracht:)
Gnislew sagte am 18.03.2009 um 11:46 Uhr

Bis auf ein fehlendes "wait for it" ;-) zum Schluss eine mehr als gelungene Abhandlung über HIMYM.
Damocles TEAM sagte am 09.06.2009 um 12:28 Uhr

Momentan kosten die ersten drei Staffeln bei amazon.com je 13$. Billiger gehts nicht!
Filmfan94 sagte am 02.06.2012 um 17:37 Uhr

tolle Kritik zu der wohl besten Serie im Universum. ich habe der Kritik nichts hinzuzufügen. Niveuvoll, witzig, gefühlvoll und unglaublich sympatisch. es ist einfach wundervoll den Schauspielern zuzuschauen und man merkt das die Chemie zwischen ihnen 1000 prozentig stimmt. Wirklich genial.

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