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Paris, je t'aime

Paris, je t'aime

Ein Film von Daniela Thomas, Nobuhiro Suwa, Oliver Schmitz, Walter Salles, Bruno Podalydès, Alexander Payne, Vincenzo Natali, Richard LaGravenese, Christopher Doyle, Gérard Depardieu, Isabel Coixet, Sylvain Chomet, Gurinder Chadha, Emmanuel Benbihy, Wes Craven, Tom Tykwer, Ethan Coen, Joel Coen, Gus Van Sant, Frédéric Auburtin, Alfonso Cuarón, Olivier Assayas

von Asokan Nirmalarajah

Mit Episodenfilmen – auch Anthologien genannt – ist das immer so eine Sache. Im Gegensatz zu Spielfilmen, die aus der mehr oder minder autonomen Vision eines einzigen Filmemachers entstehen, verstehen sich Episodenfilme als eine thematisch stimmige, künstlerisch vielseitige Aneinanderreihung von miteinander zuweilen verwobenen, kurzen Fingerübungen mehrerer, oft renommierter Spielfilm-Regisseure. Zwangsläufig jedoch variieren die Beiträge in Sachen Qualität und sorgen so für gemischte Gefühle beim Zuschauer durch den Wechsel von starken und schwachen Episoden, die sich letztlich doch kaum zu einem stimmigen Ganzen fügen. So verwundert es auch nicht, dass es nur relativ wenige bekannte Anthologien gibt. Zu den wohl berühmteren Exemplaren dürften sicherlich New Yorker Geschichten (1989) – für das das Oscar-prämierte Triumvirat Martin Scorsese, Francis Ford Coppola und Woody Allen die Verantwortung trug – und Four Rooms (1995) – welches die Independent-Ikonen Quentin Tarantino, Robert Rodriguez, Allison Anders und Alexandre Rockwell vereinte - sein. Während der eine Film die New Yorker Perspektive dreier dort wohnhafter Meisterregisseure zu vereinen suchte, und der andere Film einen hysterischen Pagen durch die skurrilen Hotelzimmer der diversen Erzähler schickte, gab es in jüng
erer Zeit auch ambitionierte, aber ebenso misslungene Anthologien wie 11’09’’11 – September 11 (2002), in dem internationale Regisseure über globale wie persönliche Folgen des WTC-Anschlags etwas unbeholfen sinnierten.

Paris, je tParis, je tParis, je t
War die Zahl der mitwirkenden Regisseure bei diesen ebenso anregenden wie enttäuschenden Anthologien noch recht überschaubar, so verliert man in dem Projekt Paris je t’aime (2006) schnell die Übersicht: gleich 18 mehr oder weniger anerkannte Regisseure aus allen Ecken der Welt haben sich hier auf den bekanntesten Orten und in den unbekanntesten Winkeln von Paris zusammengefunden, um dem Filmtitel gerecht, eine so romantische wie verträumte Liebeserklärung an diese oft so titulierte Stadt der Liebe in Form von kleinen Love-Stories zu formulieren. Doch auch ihr Film kann dem Fluch des Anthologie-Genres nicht entrinnen: der jeweilige Anspruch variiert unter den Beiträgen ebenso stark wie ihre jeweilige Aussagekraft, während Genre-, Stimmungs- und Stilsprünge hier gleichermaßen stimulieren wie irritieren mögen.


Ohne konkretem narrativen Überbau, dafür aber mit Überbrückungssequenzen zwischen den einzelnen Episoden und einem Prolog wie Epilog, der die einzelnen Protagonisten kurz an bestimmten Orten vereint, schlendert, eilt oder ruht Paris je t’aime durch bzw. in diversen, den Episoden namensgebenden Bezirken von Paris, je nachdem welches Tempo der fragliche Regisseur bevorzugt. So wird der Zuschauer für satte zwei Stunden durch die sehr unterschiedlichen Mikrokosmen von Filmemachern geschickt, die ihre unverwechselbare oder uneindeutige Handschrift hinterlassen: während Wes Craven sein ironisches Horror-Gespür zugunsten ineffektiver Screwball-Komik abstreift, um Emily Mortimer und Rufus Sewell nach dem Grabstein von Oscar Wilde suchen zu lassen, pflanzen die Coen-Brüder Joel und Ethan einmal mehr den wunderbar komischen Steve Buscemi in einer ihrer abstrusen, schauerlich detailreichen Szenarios. Walter Salles und Daniela Thomas beschäftigen sich plakativ mit Klassenunterschieden, Christopher Doyle lässt seinen alternden Helden einen bunten Modetraum leben, Vincenzo Natali gibt dem verliebten Schwarzweiß-Vampirfan Elijah Wood rotes Blut lecken, Alfonso Cuarón folgt in einer einzigen Einstellung einem gewohnt zerknitterten Nick Nolte durch die Straßen, Gus Van Sant forciert eine homoerotische Begegnung zwischen Sprachbarrieren, Alexander Payne schickt eine US-Touristin auf kulturelle und persönliche Entdeckungsreise, und Tom Tykwer fängt den Zauber Natalie Portmans in den blinden Augen ihres Freundes ein.

Paris, je tParis, je tParis, je t
Natürlich passiert noch viel, viel mehr in den jeweils etwa fünfminütigen Episoden, die mal schlicht, mal komplex, mal amüsant, mal tragisch, mal clever, mal absurd von den (Irr-)wegen der Liebe erzählen oder ihre tragischen wie komischen Konsequenzen einfangen. Eine unüberschaubare Riege nationaler wie internationaler Stars, sowie vieler interessanter, leidlich bekannter Charakterköpfe dürfen sich in diesen Geschichten tummeln, doch nur wenige der namhaften Stars hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Dafür aber wird man die schöne Leila Bekthi als muslimische Studentin nicht so schnell abschütteln können, während die skurrile Margo Martindale als alternde Frau in Alexander Paynes weiblicher About Schmidt (2002)-Variante die schauspielerische Krönung des Films ist. Bewährte Mimen wie Juliette Binoche, Willem Dafoe, Bob Hoskins, Fanny Ardant, Nick Nolte, Catalina Sandino Moreno, Miranda Richardson, Elijah Wood, Ben Gazzara, Maggie Gyllenhaal und Gena Rowlands können dagegen nur bedingt punkten. Und trotz der verschiedenen stilistischen und narrativen Ausbrüche der einzelnen Filmemacher, schaffen es die Produzenten doch ein recht stimmiges, schön fotografiertes Ganzes zu formen, das vielleicht nicht mehr als die Summe seiner Einzelteile ist, aber zumindest nicht wie andere Anthologien in ihre Einzelteile zerfällt. Als kompletter Episodenfilm ist Paris je t’aime also wie erwartet klischeehaft bis inspiriert, ermüdend bis unterhaltsam. Dass er den Zuschauer aber durchweg bei der Stange zu halten weiß ist dabei wohl weniger der Verdienst des Films als der von Paris selbst in all ihrer mannigfaltigen Pracht, die besonders in den Beiträgen von Tykwer und Payne und des Cartoonisten Sylvain Chomet (Das große Rennen von Bellville, 2003), der von der drolligen Liebesgeschichte zwischen zwei Pantomimen erzählt, entfaltet wird, da hier das Thema Liebe jeweils energisch, bedächtig und humoristisch, aber stets effektiv und befriedigend angegangen wird.

Eine Rezension von Asokan Nirmalarajah
(11. März 2007)
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Daten zum Film
Paris, je t'aime Frankreich, Deutschland 2006
Regie Daniela Thomas, Alfonso Cuarón, Olivier Assayas, Frédéric Auburtin, Gus Van Sant, Nobuhiro Suwa, Oliver Schmitz, Walter Salles, Bruno Podalydès, Alexander Payne, Vincenzo Natali, Richard LaGravenese, Christopher Doyle, Gérard Depardieu, Isabel Coixet, Sylvain Chomet, Gurinder Chadha, Emmanuel Benbihy, Wes Craven, Tom Tykwer, Ethan Coen, Joel Coen Drehbuch Emmanuel Benbihy, u.a.
Produktion Victoires International
Darsteller Steve Buscemi, Natalie Portman, Juliette Binoche, Catalina Sandino Moreno, Maggie Gyllenhaal, Nick Nolte, Bob Hoskins, Gérard Depardieu, Willem Dafoe, Fanny Ardant, Ben Gazzara, Elijah Wood, Miranda Richardson, Gena Rowlands, Rufus Sewell, Barbet Schroeder
Länge 120 FSK 12
Kommentare zu dieser Kritik
loveissuicde sagte am 08.12.2009 um 21:01 Uhr

Die angesprochenen Qualitätsunterschiede, die sich zwangsläufig ergeben ("es jedem Recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann") stören mich gar nicht so sehr, denn jene Episoden (ca. die Hälfte, hab aber nicht mitgezählt), die mir gefallen haben, haben mir sehr gut bis ausgezeichnet gefallen, und ich bin froh, sie gesehen zu haben. Die andere Hälfte kann ich dadurch sehr leicht wieder vergessen. Meine Favoriten ohne besondere Reihenfolge: die Pantomimen, die Sache mit dem Mord am Schwarzen, Natalie Portman, Nick Nolte, die amerikanische Touristin, die Vampir-Episode, die Leukämie-Episode, das alte Ehepaar, das sich scheiden läßt. Is vielleicht noch was dabei, aber mir fallen jetzt gerade net mehr ein.

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