Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Kick-Ass
von Matthew Vaughn




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

3. 
Martyrs  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Supernatural  

7. 
Das Zeiträtsel  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Nathan Juran > Die Augen des Satans
Die Augen des Satans RSS 1.0


Die Augen des Satans

Die Augen des Satans

Ein Film von Nathan Juran

Scheinwerfer an, Trommelwirbel, der Vorhang öffnet sich ein letztes Mal: der finale Film der ersten „Galerie des Grauens“ aus dem Hause Anolis ist da! Zum zehnten Mal steht mit „Die Augen des Satans“ ein weiterer günstig produzierter Gruselstreifen ins Haus, der erneut das Science-Fiction-Genre bedient und dabei charmant-trashig seinen Weg in unser Wohnzimmer findet. Mit Regisseur Nathan Juran hat man diesmal einen erfahrenen Regisseur (Die Bestie aus dem Weltraum) für Monsterfilme an Bord, allerdings muss der Billigfilm ohne die Brillanz eines Ray Harryhausens auskommen. Bleibt nur: wir eröffnen die große John Agar Show, denn der beliebte Mime befindet sich wieder im Overacting-Hyperdrive, und der wilde Ritt durch das B-Kino samt fliegender Gehirne (!) kann beginnen!

In der Nähe des Mystery Mountains (allerdings!) geschieht seltsames: die Geigerzähler der Wissenschaftler Dan und Steve schlagen unregelmäßig Alarm, was aber kaum durch handelsübliche Radioaktivität begründet sein kann, denn diese würde kontinuierlich strahlen. Also machen sich die beiden Wissenschaftler kurzerhand zum Ort des Geschehens auf und finden dort eine Höhle, die sie vorher nie bemerkt haben (shocking!), ergo neu sein muss. Dan haucht schließlich sein Leben aus, während Steve das vielleicht ungleich schlimmere Schicksal trifft: er wird zum Wirtskörper von Gor, einem entflohenen Mörder vom Pl
aneten Arous in Form eines fliegenden Gehirns mit zwei Augen (I kidd you not!). Gor plant natürlich die Weltherrschaft an sich zu reißen, und es scheint, als könnten nur Steves Freundin Sally sowie ihr Vater John die kosmische Bedrohung abwenden. Doch sie erhalten unerwartete Unterstützung...

Der englische Originaltitel ist dieses Mal ähnlich schmissig wie der deutsche, liegt dem eigentlichen Filminhalt aber deutlich näher: „The Brain from Planet Arous“ beschreibt also schonmal den nominellen Bösewicht, der tatsächlich ein fliegendes Gehirn mit leuchtenden Augen und angehängtem Nervensystem ist – in Verbindung mit den billigen Tricks und den deutlich sichtbaren Fäden an dem die Chose aufgehängt ist, ist das wahrlich zum Schießen und damit nicht sonderlich furchteinflößend. Überhaupt ist der Film heutzutage kaum noch ernst zu nehmen (selbst wenn man das Alter beachtet), sondern vielmehr als naives Science-Fiction-Heulerchen zu betrachten, der eigentlich nur von den recht absurden Verhaltensweisen seiner Figuren lebt und dem Zuschauer einiges an suspension-of-disbelief abfordert. Dabei ist natürlich die Ausgangsidee mit den fliegenden Hirnwesen absurd genug, wobei wenigstens die mangelnden Effekte dadurch kaschiert werden, dass eben Steve übernommen wird – durch eine ebenfalls sehr durchsichtige Doppelbelichtung des Filmmaterials.
Die Augen des SatansDie Augen des SatansDie Augen des Satans
Gor, das böse Gehirn vom Planeten Arous (ich komm einfach nicht drüber weg), übernimmt also den Körper von Steve um die Weltherrschaft an sich zu reißen – Körperübernahme ist natürlich ein klassisches Motiv des Science-Fiction-Kinos und gerade auch von B-Filmen, wie etwa kürzlich in Gefahr aus dem Weltall. Während aber in anderen Vertretern dieses Subgenres die „übernommenen“ Menschen aber vor allem durch ihre kaum vorhandenen Emotionen und ihre mechanischen Bewegungen auffallen, ist es hier genau andersrum: Steve wird teilweise zum energischen Lover, plaudert munter über seine Pläne und hat auch mehrere Schmerz- sowie Tobsuchtsanfälle. Für den Zuschauer ist das Dank des Overactings von John Agar natürlich schwer unterhaltsam, allerdings verhalten sich die restlichen Filmfiguren äußerst naiv, wenn sie etwa immer wieder auf „Vergiss was ich gesagt/getan habe.“ hören; das tut der Glaubwürdigkeit des Films und damit auch dem Ernstnehmen (soweit man bei dieser Ausgangsidee überhaupt davon sprechen kann) natürlich nicht wirklich gut.

Neben den Effekten ist also auch das Script von eher bescheidener Qualität. Wirklich Sinn gibt das meistens wie gesagt nicht, die Frauenrolle besteht größtenteils darin, die Wissenschaftler zum Essen zu rufen, und zahlreiche Plotholes trüben das Vergnügen. So widerspricht sich der Film bei der Beantwortung der grundlegenden Frage, ob etwa der „besessene“ Steve durch Waffengewalt getötet werden kann oder nicht. Die sehr kostengünstigte Produktion des Streifens übernahm Jacques Marquette, der hier gleichzeitig noch als Kameramann agierte. Und dies merkt man dem Film auch deutlich an: die Kameraarbeit überzeugt und kann immer wieder einige schöne visuelle Ideen einflechten, etwa bei einer der ersten Besessenheitsszenen, wenn Steves Gesicht durch einen Wassertank verzerrt wird. Dadurch gewinnt der Film etwas an Seele und Persönlichkeit und wirkt nicht so runtergekurbelt wie etwa anderer Schlock der vergleichbar ist. Zweiter großer Pluspunkt ist natürlich John Agar: dessen Schauspiel ist sicherlich nicht ernstzunehmen, aber sein no-holds-barred-acting als Bösewicht ist mehr als einen Blick wert und kann so manche Untiefe des Drehbuchs übertünchen. Dieses fährt beispielsweise auch stupiden Antikommunismus auf, indem etwa der sowjetische Botschafter indirekt für die erste Machtdemonstration des bösen Hirns verantwortlich gemacht wird.

Dabei geht der Schlussgag ebenso ins Nirgendwo wie etwa die Tatsache, dass das Gor als Steve seine Identität nicht im geringsten geheim hält und sich etwa nach der ersten Erpressung der versammelten Botschafter auf die Sonnenliege in seinem Garten legt und eine Runde schläft – die Verantwortlichen unternehmen einfach gar nix, obwohl sie genau wissen, wo er sich befindet! Trotzdem bleibt es dabei: als Nonsense-Trash unterhaltsam, nicht zuletzt durch das Spiel von John Agar. Allerdings erreicht er nicht die Trashhöhen (oder -untiefen) etwa eines Frankensteins Tochter - Die Unheimliche, somit erreicht dieser Abschlussfilm der Galerie des Grauens dann halt doch nur vier Sterne.

Eine Rezension von David Kugler
(23. September 2010)
    Die Augen des Satans bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Die Augen des Satans USA 1957
(The Brain from Planet Arous)
Regie Nathan Juran Drehbuch Ray Buffum
Produktion Marquette Productions Ltd. Kamera Jacques R. Marquette
Darsteller John Agar, Joyce Meadows, Robert Fuller, Thomas Browne Henry
Länge 71:01 Min. FSK 16
Filmmusik Walter Greene
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum