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Battle Royale

Battle Royale

Ein Film von Kinji Fukasaku

Japan in naher Zukunft: Die Gesellschaft ist geprägt von Massenarbeitslosigkeit und Gewalt. Besonders unter Jugendlichen herrschen große Probleme, es gibt viele Kleinkriminelle und eine Vielzahl von Schülern schwänzt die Schule. In dieser Zeit erlässt die japanische Regierung den Millennium Educational Reform Act. Durch diesen Erlass wird jedes Jahr in einer Lotterie unter den schlechtesten Schulklassen eine Klasse ausgewählt, die sich drei Tage lang auf einer einsamen Insel im sogenannten Battle Royale gegenseitig massakrieren muss, bis am Schluss nur noch ein Schüler überlebt. Alle Teilnehmer werden mit explosiven Metallhalsbändern versehen, die bei Verweigerung aktiviert werden. Sollte nach den drei Tagen immer noch keine Entscheidung gefallen sein, werden sogleich alle Zünder aktiviert und die restlichen Überlebenden ins Jenseits befördert. Jeder Teilnehmer erhält eine andere, zufällig ausgewählte Waffe. Ein unerbittlicher Kampf auf Leben und Tod beginnt.

„Battle Royale“ sorgte mit seiner Veröffentlichungen selbst in Japan, einem Land in dem durchaus bluttriefende Filme sogar im Fernsehen zur besten Sendezeit gezeigt werden dürfen, für einen Skandal und entwickelte sich dort in nur kurzer Zeit zum Kultfilm. Kinji Fukasaku ( Tora! Tora! Tora!), der leider im Jahre 2003 verstarb, schuf mit seinem letzten Film ein kontroverses Meisterwerk, welches nur so von Gräueltaten und Perversion strotzt. Kultregisseur Quentin Tarantino bezeichnete
„Battle Royale“ jüngst als vielleicht den besten Film der letzten Jahre. In Deutschland ist ,aufgrund der Thematik, sogar die geschnittene Version, die rund 8 Minuten kürzer ist und insgesamt 31 Schnitte umfasst, indiziert. Wer in den Genuss des vollständigen Filmes kommen will, muss sich hierzulande bei den Importhändlern umschauen. Kinji Fukasaku bezeichnete seinen Film selbst als Fabel, er wollte seine Erlebnisse in Extremsituationen in diesem Werk verarbeiten. Der Regisseur arbeitete als Jugendlicher während des 2. Weltkrieges in einer Fabrik, die oftmals das Ziel von Bombardierungen war. Seine Erfahrungen über das Verhalten seiner Mitmenschen ließ er letztendlich in „Battle Royale“ einfließen.

Die Handlung des Filmes basiert auf einem Roman von Takami Koshun und ist sicherlich starke Phantasie. Die Story ist jedoch sehr gut erzählt und die Rückblenden werfen viele neue Nebenstränge auf. Der harte Zynismus, die explizite Gewaltdarstellung und ein extremer, durchgängiger Spannungsbogen machen „Battle Royale“ für Filmfans zu einem wahren Fest. Spätestens nachdem Takeshi Kitano ( Brother, Hana Bi, Sonatine) als Spielleiter den Battle Royale mit dem Satz „So today's lesson is... You kill each other off.“ eröffnet, weiß der Zuschauer, dass man jetzt nur noch einen harten und kompromisslosen Film erwarten kann. Als die Waffen ausgeteilt sind, beginnt das muntere Abschlachten. Die Morde werden über den gesamten Film hinaus aus nächster Nähe gezeigt, nichts bleibt verborgen. Nach jedem Mord wird der Name des Opfers eingeblendet, am Ende des Tages liest Kitano den aktuellen Stand und die verbleibende Spielzeit vor. Die unfreiwilligen Teilnehmer werden mit fortschreitender Zeit immer weiter zusammengetrieben. Einzelne Bereiche werden als Todeszone gekennzeichnet, wer sich darin über eine längere Zeit aufhält, explodiert. Die Schüler sind mit der Situation überfordert, anfangs bilden sich noch vereinzelt Gruppen, man will mit vereinten Kräften vorgehen, doch schließlich kann am Ende nur einer überleben.

„Battle Royale“ alleinig auf die Gräueltaten zu reduzieren ist zu wenig. Die gesellschaftspolitische Kritik ist deutlich erkennbar und die Charakterentwicklung ist außerordentlich gut gelungen. Der Zuschauer wird über den ganzen Film auf einen extrem spannende und emotionale Reise mitgenommen, man fiebert im heimischen Fernsehsessel mit den Charakteren und drückt ihnen quasi die Daumen. Über einen wirklichen Helden verfügt der Film jedoch nicht. Nanahara, der dieser Rolle am nächsten kommt, hat ein kaputtes Familienleben. Der böse Kitano ist in Wirklichkeit ein gebrochener und einsamer Mann. „Battle Royale“ ist eine düstere Zukunftsvision und eine bitterböse Satire. Das staatlich sanktionierte Töten wird als einziger Ausweg aus der Krise dargestellt. Wenn Japan als Gesellschaft in diesem Zukunftsszenario überleben will, müssen die Schwächsten aussortiert werden. Die Probanden nehmen diesen Kampf an. Konnten sie sich schon nicht in der Schule durchsetzen, gilt es nun, den Besten auf dem Schlachtfeld zu küren. Die Frage dabei lautet immer: Wie weit wirst du gehen, um dein eigenes Leben zu verteidigen? Jeder Schüler gibt darauf seine eigene Antwort. Manche suchen den Selbstmord, andere versuchen die verbleibende Zeit für schöne Dinge zu nutzen, der Großteil ist bereit für den letzten Kampf.

Fazit: „Battle Royale“ ist ein überaus spannender und emotionaler Film. Eine groteske und böse Satire auf die Gesellschaft. Kinji Fukasaku hat mit seiner Arbeit eine Perle des asiatischen Films erschaffen. Ganz großes Kino.

Eine Rezension von Thorsten Comtesse
(10. November 2009)
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Daten zum Film
Battle Royale Japan 2000
(Batoru rowaiaru)
Regie Kinji Fukasaku Drehbuch Kenta Fukasaku
Produktion Kenta Fukasaku, Kinji Fukasaku, Chie Kobayashi, Kimio Kataoka, Toshio Nabeshima Kamera Katsumi Yanagishima
Darsteller Takeshi Kitano, Tatsuya Fujiwara, Aki Maeda, Taro Yamamoto
Länge ca. 113 Minuten FSK 18 / juristisch geprüft
Filmmusik Masamichi Amano
Kommentare zu dieser Kritik
Peter L. TEAM sagte am 11.11.2009 um 17:51 Uhr

Fand den eigentlich nur ganz nett... im Endeffekt wird mir die Gewalt zu sehr zelebriert. Gesellschaftskritisch finde ich auch nur die erste Hälfte, eventuell noch den Schluss. Aber dazwischen liegt mir zuviel Geschlachte. Außerdem werden mir einige Charaktere zu wenig beleuchtet, z.B. der "böse" Freiwillige, dessen Namen ich grade vergessen habe.

Größtes Qualitätsmerkmal ist halt Takeshi, der Mann hats einfach drauf. Bekam übrigens Regieanweisungen wie "Seien Sie ganz Sie selbst, Takeshi-sama".

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