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von Jack Arnold




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Vampire Nation

Vampire Nation

Ein Film von Jim Mickle

Jim Mickles „Stake Land“ ist nicht der erste Film, der ein apokalyptisches Szenario schildert.
Und er wird auch garantiert nicht der letzte seiner Art sein.

Dennoch beweist der Regisseur mit seinem Zweitwerk nach der beachtlichen No Budget-Produktion „Mulberry Street“ (2006) ein gutes Händchen für Dramatik und Stimmung und hebt dieses qualitativ nachdrücklich aus dem uninspirierten Sumpf ähnlicher Projekte hervor.

Zwei weitere Schlüssel sollten bei einem solchen Stoff nicht fehlen, und Mickle macht auch hier alles richtig, indem er viel Gewicht auf seine glaubwürdigen Charaktere legt und erzählerisch ein eher gemäßigtes Tempo ansetzt, ohne seine Geschichte jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt je der Gefahr der Langeweile auszusetzen.
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„Stake Land“, der hierzulande mit dem zutreffenden, aber arg plakativen Titel „Vampire Nation“ versehen worden ist, ist in erster Linie ein durchweg melancholisches, stellenweise raues, aber nie hoffnungsloses Roadmovie, in welchem die offensichtlichen Bösewichte, die zombieartigen Blutsauger, tatsächlich nur die zweite Geige spielen.
Diese Feststellung mag manchen Horrorfan enttäuschen, doch letztlich profitiert die Arbeit eindeutig von der Distanzierung – weg vom plumpen Genre-Blutbad, hin zu einer echten Story, die neben Schockeffekten auch genügend Tiefe zu bieten hat.

Im Mittelpunkt des Geschehens steht der junge Martin (Connor Paolo, „World Trade Center“), dessen gesamte Familie den Kreaturen der Nacht zum Opfer gefallen ist.
Ein mysteriöser Mann (Drehbuch-Koautor Nick Damici), den man überall nur schlicht als Mister kennt, ist damals wie aus dem Nichts aufgetaucht und hat ihm in letzter Sekunde das Leben gerettet.
Seitdem streift Martin mit seinem wortkargen Beschützer durch das Land.
Gemeinsam töten sie Vampire und sammeln deren Zähne, die in den verstreuten Menschensiedlungen als Währung dienen.

Der Mister ist Martins Mentor, nicht seine neue Vaterfigur. Er bildet ihn im Kämpfen aus, bringt ihm bei, wie man in dieser neuen Welt überleben kann.
Irgendwo soll es noch einen Ort der Hoffnung geben, einen sicheren Platz mit dem Namen New Eden.
Martin, dessen Worte die Zuschauer durch die Geschichte führen, glaubt an dieses letzte Stück Hoffnung.
Manchmal ist sie einfach das Einzige, was noch bleibt.

Auf ihrem Weg über verlassene Straßen und durch verfallene Ortschaften retten sie eine Nonne (Kelly McGillis' erster Kinoeinsatz nach fast zehn Jahren), die im Verlauf namenlos als Sister bezeichnet wird, vor den brutalen Mitgliedern einer radikal-religiösen Bruderschaft. Nein, die Vampire sind eindeutig nicht die gefährlichsten Bestien, die hier ihr Unwesen treiben.

Von den Glaubenskriegern, die die Monster mit den spitzen Zähnen als Werk Gottes ansehen, geächtet, stoßen neben Sister später noch die hochschwangere Belle (Danielle Harris, „Halloween (Reboot)“) und der Ex-Soldat Willie (Sean Nelson, „Die Entführung der U-Bahn Pelham 123“) zu den pflockschwingenden Jägern.
Es könnte der Beginn einer neuen Familie sein, doch ein Platz für die Idylle und den Frieden ist noch nicht gefunden...

Wer behauptet, „Stake Land“ ließe sich gut als Mix aus jüngeren Werken wie John Hillcoats stockfinsterem Endzeitthriller „The Road“ und Ruben Fleischers sympathisch-unterhaltsamem „Zombieland“ (beide 2009) beschreiben, liegt damit nicht wirklich daneben.
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Den liebevoll umgesetzten Film aus diesem Grund aber als überflüssige Kopie der Vorgänger abzutun, damit würde man diesem ganz bestimmt nicht gerecht werden.

Wie schon erwähnt, lässt sich Jim Mickle, der in seinem Stammdarsteller und Ideen-Partner Nick Damici möglicherweise so etwas wie seinen Mickey Rourke gefunden hat, nach einem furiosen Auftakt angenehm Zeit, um sein Publikum völlig in die triste Welt eintauchen zu lassen.
Die Handlungen der Protagonisten wirken im Kontext der dargebotenen Realität schlüssig, sie mutieren im Verlauf nicht zu übertriebenen Superhelden oder aufgeblasenen Action-Kaspern.
Der Mister könnte als grummelnder Eigenbrödler direkt aus einem Western stammen, allerdings ist „Stake Land“ ja letztlich auch so etwas wie ein Western, der erneut die Eroberung und Kolonisierung einer gefährlichen Wildnis zeigt.

Dem Ziel eines harmonischen Miteinanders stehen hier die Entmenschlichung in Gestalt der Vampire und ein blinder Fanatismus im Weg.
Glaube ist ein zentrales Thema in „Stake Land“, und Regisseur Mickle begeht nicht den Fehler, gleich jede Form dessen per se als etwas Schlechtes abstempeln zu wollen.

Die Bruderschaft unter der Führung des brutalen Jebedia Loven (Michael Cerveris, „Mexican“) sieht es nicht vor, der Menschheit eine zweite Chance zu gewähren und geht deshalb sogar so weit, die Wesen beim Stillen ihres Blutdurstes tatkräftig zu unterstützen.
Im Gegenzug gibt es Sister, die die möglicherweise naive Hoffnung Martins auf einen Neuanfang bekräftigt und den desillusionierenden Einfluss des Misters ein wenig abzudämpfen versucht.

Es gibt eine Schwangere. Einen Schritt in Richtung neuen Lebens.
Aber „Stake Land“ ist kein Werk, das wie Zuckerwatte funktioniert. Pläne scheitern, zufriedene Augenblicke verwandeln sich in pures Chaos und Menschen, auch Kinder, sterben.

Das Werk, das kostengünstig unter der Obhut von Larry Fessendens Independent-Company Glass Eye Pix („The House Of The Devil“) entstanden ist, hätte unter Hollywood-Fittichen wahrscheinlich ganz anders ausgesehen und vermutlich einen Teil seiner bitteren Tragik zugunsten einer höheren Massenkompatibilität über Bord geworfen.

„Stake Land“ ist mit Sicherheit nicht perfekt und präsentiert gegen Ende eine etwas bemühte Actionsequenz, welche man vielleicht eher in einem anderen Genre-Film erwartet hätte.
Dennoch bewegt das emotionale Wechselbad aus Höhen und Tiefen und geht nicht zuletzt dank der packenden Schauspielerleistungen auch wirklich unter die Haut.
Vor allem Nick Damici sollte man wohl im Auge behalten und gespannt sein, was in Zukunft noch so von dem Mimen und Schreiber kommen wird.
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Aber auch Jim Mickle hat erneut bewiesen, dass man mit echtem Talent auch für kleines Geld große Ideen umsetzen kann.

Die Traumfabrik wird also anklopfen – nur hoffentlich macht niemand auf...

Eine Rezension von Bastian G.
(08. Oktober 2011)
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Daten zum Film
Vampire Nation USA 2010
(Stake Land)
Regie Jim Mickle Drehbuch Nick Damici & Jim Mickle
Produktion Glass Eye Pix, Belladonna Productions, Off Hollywood Pictures Kamera Ryan Samul
Darsteller Nick Damici, Connor Paolo, Danielle Harris, Kelly McGillis, Sean Nelson, Michael Cerveris, Phyllis Bash, Bonnie Dennison, Chance Kelly, Adam Scarimbolo, Marianne Hagan, Eilis Cahill, Stuart Rudin, Lou Sumrall, Traci Hovel, Jean Brassard, Gregory Jones, Graham Reznick, Adam Folk, Vonia Arslanian, Laurent Rejto, Brian Spears, Tim House
Länge 98 min. FSK ab 18 Jahren
http://www.stakelandmovie.com/
Filmmusik Jeff Grace
Der Film wurde im Rahmen des "Fantasy-Filmfests 2011" in der englischen OV vorgeführt! Die ungekürzte deutsche DVD ist ab 30.09.2011 erhältlich. Als Extras sind Featurettes, ein "VFX Making-Of" und ein "Produktions-Tagebuch des Regisseurs"-Special enthalten. (© Splendid Film GmbH)
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