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Parker Lewis - Der Coole von der Schule

Parker Lewis - Der Coole von der Schule

Eine Serie von Jeffrey Melman, Andy Tennant, Bryan Spicer, Rob Bowman, Mike Finney

Die Pubertät, die für amerikanische Jugendliche zum überwiegenden Teil in die Zeit an der Highschool fällt, ist bekanntlich kein Zuckerschlecken. Erste Gehversuche in Sachen Liebe und Beziehung, Cliquen-Bildung und nebenbei die Findung der eigenen Identität und obendrein gibts noch den Unterricht, den Stress mit den Lehrern, die Eltern und natürlich den obligatorischen Blick auf die mit Eiltempo heranrasende Zukunft. Doch einer hat das völlig im Griff: Parker Lewis. Der Coole von der Schule. Ihm gelingt einfach alles, die Noten stimmen meistens, der Look ist immer frech, jeder versteht sich mit dem dauergrinsenden Sunnyboy, der mich immer wieder an den jungen Farin Urlaub erinnert. Der kleine Bruder von Ferris Bueller wenn man so will - tatsächlich war ja auch dieser in einer ganz ähnlich konzipierten Serie verheizt worden, die schmerzlich klar machte, wie wenig deren Macher den Kinofilm doch verstanden hatten. Ferris ist die Quintessenz des amerikanischen Film-Teenagers, halb Mythenfigur, halb Parodie sozusagen. Das ein solcher Typ gar keinen Alltag haben kann, wurde übersehen bei der Planung einer gewöhnlichen Highschool-Comedyserie mit Ferris in der Hauptrolle. Noch dazu nicht vom überragenden Matthew Broderick gespielt. Das Format floppte gewaltig und verschwand schnell vom Bildschirm um dem Erfolg einer neuen Kultfigur Platz zu bereiten. Einer mit der man nicht gerechnet hatte. Und obgleich in der Serie, die es immerhin auf drei Staffeln gebracht hat, bereits
heftig auf einen Kultstatus hingearbeitet wird (hier seien nur die skurrilen Running Gags erwähnt wie der allseits bekannte Uhrenvergleich), kann man einen solchen eben nicht im Voraus planen.

Das Parker Lewis die Nase vorn behielt verdankt er sicher auch seiner ungewöhnlichen, mitunter innovativen Machart, die nicht viel mit der klassischen Sitcom zu tun hat sondern die Fernseh-Comedy zumindest formal auf einen neuen Kurs führt. Einen, den spätere Produktionen wie ALLY MC BEAL, SCRUBS oder auch MALCOLM MITTENDRIN erfolgreich weitergeführt haben: Tagträume und comichaft überzeichnete Slapstick-Einlagen, schrille Sets und geschliffene Dialoge bestimmen das Bild einer Serie, die auch optisch kaum ihre Entstehungszeit verhehlen kann und will. Die frühen Neunziger springen in all ihrer verwaschenen Hässlichkeit, ihrer modischen Untragbarkeit direkt aus dem Fernseher hervor und entführen in die Zeit der letzten Generation, die noch vor der endgültigen Computerisierung der Welt aufgewachsen ist. Dementsprechend ungewöhnlich auch die unzähligen popkulturellen Referenzen, die vielen Filmzitate und die direkte Erwähnung zeitgenössischer Stars in nahezu jeder Episode. Die Postmoderne findet Einzug in ein Genre, unter dessen Kinoexistenz John Hughes gerade erst einen vorläufigen Schlusspunkt gesetzt hatte und das erst mit AMERICAN PIE wieder Zuschauermassen anlocken sollte.

Die Handlung findet beinahe ausschließlich innerhalb des Schulgeländes statt, dort, wo für Schüler eben der Alltag abspielt und sich die Persönlichkeit zu einem nicht geringen Anteil formt. Ganz lässig meistert Parker sein Überleben in diesem Mikrokosmos, der auf das spätere "echte" Leben einstellen soll - an seiner Seite seine beiden treuen Freunde: der trockene Mikey (Billy Jayne) und der nervös-hibbelige Jerry (Troy W. Slaten). Gemeinsam entwerfen sie für die profansten Problemchen aufwändige Pläne, vor denen selbst ein MacGuyver den Hut ziehen würde und die mit lockerem Understatement durchgeboxt werden. Ganz nebenbei zeigt PARKER LEWIS dabei auf, wie unmöglich es im Endeffekt doch ist, seinen jugendlichen Figuren auf Augenhöhe zu begegnen und macht dann das einzig richtige - stilisieren was das Zeug hält. Probleme mit Schlägern, Parkers nerviger Schwester Shelly (Maia Brewton) oder in der Liebe stehen alle hinten an, wenn es um den Erzfeind eines jeden Schülers geht, hier verkörpert von der resoluten Direktorin Miss Musso (Melanie Chartoff), die ihre privaten Probleme nach außen trägt und die Schülerschaft geradezu absichtlich quält.

Hauptdarsteller Corin Nemec verkörpert den unbekümmerten Charme seiner Figur so überzeugend, das sein Gesicht fast untrennbar mit Parker Lewis verbunden bleibt. Versandet ist seine Karriere im Anschluss keinesfalls, kann das aktive Scientology-Mitglied doch auf eine beachtliche Zahl kleinerer Engagements in Film und Fernsehen zurückblicken - ein großer Star, einer, dessen Namen man kennt, wird Nemec aber wohl nicht mehr werden. Umso nostalgischer blickt er in Audiokommentaren und Interviews auf seine Paraderolle zurück, die bei ihm ähnlich wehmütige Gefühle hervor ruft wie bei seinen Fans. Unterstützt wird Nemec durch mindestens ebenso trefflich besetzte Nebendarsteller, deren Würdigung den Rahmen einer traditionellen Rezension sicher sprengen würde. Definitiv in Erinnerung bleibt Abraham Benrubi als tumber Football-Spieler Kubiac, der mal guter Freund und mal unberechenbare Bedrohung sein kann. Nicht nur anschließende Auftritte wie etwa bei der "Schrecklich netten Familie" und eine feste Nebenrolle in der Erfolgsserie EMERGENCY ROOM zementierten anschließend die wohl erfolgreichste Post-Parker-Lewis-Karriere. So großartig das Ensemble aber auch sein mag, denn bei aller cartoonhafter Übertreibung behält es immer die Contenance und bewahrt sich vor dem Sturz ins Overacting - ein geradlinig verfolgter Handlungsbogen fehlt der Serie letztendlich. Nur marginal entwickeln sich die Charaktere, ihre Lebensbedingungen oder ihr Umfeld, am Ende jeder Episode steht das goldene Gesetz des jederzeit möglichen Einstiegs in die Standardsituation. Bevor sich die gängigen Handlungsmuster aber abgenutzt hatten wurde die Serie zu einem idealen Zeitpunkt eingestellt, ohne sich wie derzeit das Erfolgskonzept TWO AND A HALF MEN endlos um sich selbst zu kreisen. Tatsächlich ist PARKER LEWIS schon früh der Kritik mit oben genannten Merkmalen positiv ins Auge gefallen, was besonders in den ersten beiden Staffeln mit beeindruckend spontan anmutender Leichtigkeit umgesetzt wird.

Nicht umsonst fieberten etliche Fans der Neuveröffentlichung dieses Schmuckstücks herbei, um die sich Turbine Medien in vorbildlicher Weise gekümmert haben. Auch ich erlebte eine denkbar extreme Zeitreise, wurde augenblicklich wieder in die eigene Grundschulzeit versetzt, in der mir Parker Lewis einen Ausblick auf die vorher so aufregend vorgestellte Pubertät gewährt hat. Eine Serie, die retrospektiv mehr über ihre Entstehungszeit erzählt als ein gut recherchiertes Geschichtsbuch.

Eine Rezension von Marco Siedelmann
(29. Juni 2010)
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Daten zur Serie
Parker Lewis - Der Coole von der Schule USA 1990
(Parker Lewis Can't Lose)
Regie Jeffrey Melman, Andy Tennant, Bryan Spicer, Rob Bowman, Mike Finney Drehbuch Clyde Phillips, Lon Diamond, Adam Barr, David Silverman, u.a.
Produktion Bryan Spicer, Clyde Phillips, Tom Spezialy, Lon Diamond, u.a. Kamera Paul Maibaum
Darsteller Corin Nemec, Billy Jayne, Troy W. Slaten, Melanie Chartoff, Maia Brewton, Abraham Benrubi, Taj Johnson, Timothy Stack
Länge ca. 22 Minuten je Episode FSK ab 12
Kommentare zu dieser Kritik
Samara sagte am 30.06.2010 um 04:17 Uhr

Super Serie, die wird auch 17 Jahre nach dem Abi noch gern zitiert! ^^

Allerdings ist mir das Scientology-Engagement von Corin Nemec gänzlich unsympathisch.

Mario Sidelesi TEAM sagte am 30.06.2010 um 15:28 Uhr

Sympathisch ist es mir auch nicht aber wichtig ist es für mich in keiner Form.
Samara sagte am 03.07.2010 um 04:48 Uhr

nicht wichtig in bezug auf die serie, aber da ich nicht weiß, wie viel vom dvd-erlös bei scientology landet, riskier ichs lieber nicht! ^^
Mario Sidelesi TEAM sagte am 03.07.2010 um 09:25 Uhr

Na da würde ich mir keine keine Sorgen machen, der Mann war immerhin nur Hauptdarsteller - ich denke mal der hat ein paar Dollar für die Audiokommentare und so bekommen und das wars dann. Übrigens sind die DVD-Boxen von Turbine Medien hervorragend umgesetzt und lohnen die Anschaffung. Zur Not kannst du da mal nachfragen ob für die Scientology-Spinner was abfällt...

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