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The Good Night

The Good Night

Ein Film von Jake Paltrow

„Sometimes, I wish that you could just hit the sack and never wake up. If your favorite song never ended, or your best book never closed, if the emotions mustered from these things would just go on and on, who wouldn't want to stay asleep? The guy who discovers that perpetual dream, he's my man.“


Wenn mit einem Mal alles Ersehnte gelingt, einem die Welt regelrecht zu Füßen zu liegen scheint, liegt dies bedauerlicherweise nicht selten in dem Umstand begründet, dass das Geschehen nicht real ist, wir vielmehr plötzlich aufwachen und realisieren, dass wir gerade etwas Unwirklichem beigewohnt haben: einem Traum.


Genau diese leidliche Erfahrung macht der 34jährige Gary (Martin Freeman, "Tatsächlich ... Liebe" [2004]), ein unfreiwilliger Bühnenrentner, der sich seit dem Ende seiner Karriere mehr schlecht als recht mit Gelegenheits-Kompositionen über Wasser hält. Er beneidet seinen Freund Paul (Simon Pegg, "Shaun of the Dead" [2004]), den er für den weitaus Erfolgreicheren von beiden hält, die Beziehung zu seiner Frau Dora (Gwyneth Paltrow, "Iron Man" [2008]) verläuft zur Zeit alles andere als prickelnd, und auch sonst ist Garys Leben eher das durch und durch triste Gegenteil zu einem farbenfrohen Wandeln auf Gottes Erde.
Abwechsl
ung kommt erst in sein Dasein, als er plötzlich beginnt, immer und immer wieder von einer geheimnisvollen und überaus attraktiven Fremden (Penélope Cruz, "Vanilla Sky" [2001]) zu träumen. Anna, wie die Schöne sich nennt, gibt ihm schon bald sehr eindringlich zu verstehen, dass sie in ihn verliebt ist. Doch bevor die Träumerei von heißen Liebesspielchen ihren Höhepunkt erreichen könnte, wacht Gary ein ums andere Mal auf, taucht wieder ein in das graue Diesseits. Was haben die Träume, die ihn Nacht für Nacht heimsuchen, bloß zu bedeuten? Traumdeuter Mel (Danny DeVito, "Einer flog über das Kuckucksnest" [1975]) soll bei der Lösung dieses Rätsels helfen. Doch als wäre dieser kauzige Kerl nicht schon seltsam genug, muss Gary urplötzlich auch noch feststellen, dass die Fremde aus seinen Träumen in der Person des Models Melodia ein – zumindest von der äußeren Erscheinung her – überraschend wirkliches Spiegelbild gefunden hat. Und damit wird die ganze Sache erst so richtig interessant...


Erscheint die Idee, dass einem Menschen erst im Schlaf ein erfülltes glückliches Leben zuteil wird, wirklich derart verwunderlich, wie der Titelzusatz „a comedic fantasy“ vermuten lässt? Phantastisch ist zumindest die Bildwelt, in die Anna den träumenden Gary und mit ihm letztlich auch uns entführt. Doch schnell wird klar, dass sich Jake Paltrow, Bruder von Darstellerin Gwyneth Paltrow, etwas (mehr als das) gedacht hat, als er mit dieser vagen Vorstellung schwanger ging, und in der Tat erweist sich das Endresultat bei genauer Betrachtung als wenig bis gar nicht sonderlich phantastisch angehaucht.
So sind es zwei sich einst Liebende, die sich allmählich entzweien, die wir zu Beginn der Geschichte zu Gesicht bekommen. Das reale Leben kann manchmal grausam sein. Garys und Doras Liebesleben ist schon längst zu einem unmotivierten, eintönigen Mechanismus verkommen, bei dem das lediglich der Pflicht geschuldete und überaus lieblos dahingesagte „I love you“ jede Nacht vor dem Ausschalten des Lichtes noch als (trauriger) Höhepunkt eines vormals lodernden, nun aber langsam erlöschenden Feuers anzusehen ist.


Was folgt, ist die sprichwörtliche Dunkelheit. Licht aus. Warum also sollte man sich nicht in seine Träume flüchten, wenn einen in der trostlosen Wirklichkeit nichts mehr hält, getreu dem Motto: Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum? Zumal ein solcher Traum den entscheidenden Unterschied ausmachen kann zwischen totaler Finsternis und dem sacht brennenden Licht der Hoffnung. Denn wer das Träumen noch nicht verlernt hat, vermag auch die Realität neu zu gestalten. Weniger als endgültiger Zufluchtsort, sondern vielmehr als Ausgangspunkt für das erneute Kennenlernen seiner Selbst, das Wiedererleben schon vergessen geglaubter Emotionen und das Umgestalten der wirklichen Gegebenheiten, weisen die Träume Gary den Weg hin zu der Erkenntnis, dass nur er selbst, er alleine etwas an seiner Situation ändern kann.


Es ist gerade diese überraschend tiefgründige Erkenntnis, die sich aus der kleinen, aber feinen Tragikkomödie ziehen lässt, die das "mehr" ausmacht, welches Regisseur und Drehbuchautor Paltrow wohl vor Augen hatte, als er "THE GOOD NIGHT" von der Idee zur Wirklichkeit brachte. Dabei heraus kam ein Werk, welches in Zeiten hektischer Liebesklamotten mit derber Sprache wie eine leise Rückbesinnung an alte Tugenden wirkt, da es sich noch wirklich Zeit für die Charaktere nimmt. Keine schlechte Leistung für jemanden, der hier erst seine zweite Regiearbeit in Sachen Film und sein Debüt als Drehbuchautor abliefert. Die gute Idee dürfte sicher mit dafür verantwortlich gewesen sein, dass sich Paltrow trotz dieses noch sehr dürftigen Lebenslaufes der Mitwirkung von Großen wie Pénelope Cruz und Danny DeVito versichern durfte. Gerade letzterer verbucht als Traumdeuter mit einem Hang zu ausgefallenen Nebenjobs den ein oder anderen Schmunzler auf seiner Seite. Ansonsten gibt es jedoch nicht sonderlich viel zu lachen, dafür überwiegen eher die ruhigen, die leisen Momente, was dem Unterhaltungswert aber beileibe keinen Abbruch tut. Es ist beinahe eine Wohltat, wenn die Kamera von Giles Nuttgens – dem langsamen Erzählfluss der Geschichte Rechnung tragend – manchmal minutenlang starr auf einer Stelle verharrt, nur um den Zuschauer eins werden zu lassen mit den Personen des Films.


So kommt es schließlich, dass wir als Beobachter dem Pfad hin zu besprochener Erkenntnis um die Bedeutung des eigenen Handelns folgen können. Wenn dann der Film endet und leise Musik erklingt, kennen wir endlich auch das, was Gary sein Leben lang gesucht hat. Die Frage, die im Anschluss zu klären bleibt, ist nur, was wir mit diesem Wissen anfangen. Der traurige Moment, der den Film beschließt, unterstreicht zumindest eine mögliche Herangehensweise an dieses doch weitreichendere Thema, indem er eindrucksvoll die Tatsache hervorhebt, dass schlicht und ergreifend jeder Mensch auf dieser Welt von einem erfüllten Leben träumt. Manch einer den Rest seines Lebens lang.

Eine Rezension von Stefan Rackow und Nicole Goldstein
(13. Oktober 2008)
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Daten zum Film
The Good Night USA, UK, Deutschland 2007
(The Good Night)
Regie Jake Paltrow Drehbuch Jake Paltrow
Produktion Donna Gigliotti, Bill Johnson Kamera Giles Nuttgens
Darsteller Martin Freeman, Gwyneth Paltrow, Penélope Cruz, Danny DeVito, Simon Pegg
Länge ca. 93 Minuten FSK ab 12 Jahren
http://www.thegoodnightfilm.com/
Filmmusik Alec Puro
Anmerkung Diese Rezension bezieht sich auf die im Rahmen des 15. Internationalen Filmfests Oldenburg gezeigte Deutschlandpremiere des Films. Zu sehen war die Originalversion.
Kommentare zu dieser Kritik
Stefan R. TEAM sagte am 01.04.2009 um 17:54 Uhr

ASCOT ELITE bringt "The Good Night" ab 6. April 2009 auf DVD in die Videotheken.
Die Kaufversion kommt ab dem 20. Mai 2009 in den Handel.

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