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The Shepherd

The Shepherd

Ein Film von Isaac Florentine

Es gingen die Gerüchte um, Jean-Claude van Damme wolle keine bzw. keine langen Kampszenen mehr machen. Schaut man sich seine letzten Filme an, kann man dem auch Glauben schenken. Die Frage ist nur, was steckt dahinter?
Eigentlich ist diese Frage leicht mit seinen eigenen, im ersten Moment und für den Laien skurril anmutenden Aussagen zu beantworten: der einstige Stern am Action- und Fighthimmel hat sich vorgenommen, als richtiger Schauspieler ernst genommen zu werden und nicht nur für Beinspagat und Helicopter-Kick bekannt zu sein.
Das Wundersame daran: er scheint einer der wenigen abgefallenen Stars zu sein, die das schaffen. Während Steven Seagal nicht nur immer dicker wird, sondern auch weiterhin Grütze am laufenden Band dreht und sich mittlerweile in Actionszenen, die vermutlich sein Gewicht verringern könnten, doubeln lässt, ließ sich auch Dolph Lundgren neben den relativ gelungenen Regiearbeiten „The Mechanik“ und „The Defender“ in solchen den Verstand der Zuschauer völlig beleidigenden Machwerken wie „Retrograde“ oder auch „Direct Action“ verbraten. Von Michael Dudikoff hat sowieso schon lange niemand mehr was gehört.
Aber was tut sich beim kämpfenden Belgier? Nach dem laut eigener Aussagen nur um des Geldes wegen gedrehten Schrott „Derailed“, sah man tatsächlich schon im Gefängnisstreifen „In Hell“, dass Van Damme wirklich mehr als nur zwei Gesichtszüge hat. Sein Spiel scheint ihm Spaß gemacht zu haben und so
überraschte er schließlich in „Wake of Death“ mit noch mehr Einsatzbereitschaft. Hier durfte er sogar mal weinen!
„Hard Corps“ empfanden viele wieder als Rückgang, obwohl Van Damme ganz gut blieb. Seinen vorläufigen Höhepunkt und damit auch den Respekt vieler Filmfans und auch Kritiker erreichte er schließlich mit dem Actionthrillerdrama „Until Death“. Die TV Spielfilm wertete den Streifen mit einem Hochdaumen – erst der dritte in Van Dammes kompletter Filmographie!
Und wirklich: „Until Death“ zeigte tatsächlich, dass sich der ehemalige Kampfsportler jetzt actionmäßig zwar mehr auf Shoot-Outs beschränkt, schauspielerisch aber richtig was erreichen will, was durchaus als gelungen zu betrachten ist.

Unterdessen kreierte B-Film-Regisseur Isaac Florentine, der für schnittige Inszenierungen bekannt ist, die B-Movie-Überraschung „Undisputed 2“ mit Michael Jai White und dem physischen Kampfszenen-Wunder Scott Adkins. Die knallharten Fights machten Lust auf mehr und zeigten, dass Florentine mit fähigen Leuten zu guten Inszenierungen imstande ist. Er galt ab sofort als Garant für gute Kampfszenen, Adkins als hervorragender Fighter.

Da kann man es nur blanke Euphorie nennen, die sich bei Fans bemerkbar machte, als es hieß, dass ein Film namens „The Shepherd“ entstehen würde, bei dem Isaac Florentine Regie führt, erneut mit Adkins zusammen arbeitet und zur Krönung auch noch Van Damme ins Boot holt.
Und die Vorzeichen für einen astreinen Actionstreifen mit flotten Fights standen wirklich ausnahmslos gut. Nun mögen es die zu großen Erwartungen sein, die den Film bei vielen als Enttäuschung darstellen. Oder die Querelen der Fertigstellung, auf die ich später noch eingehe. Jedenfalls wurde „The Shepherd: Border Patrol“ mit sehr gemischten Gefühlen aufgenommen.

The ShepherdThe ShepherdThe Shepherd

Natürlich ist die Story nichts Neues: Special Agent Jack Robideaux (Van Damme) wird zur Grenzpolizei geschickt, um dort an einem Fall mitzuarbeiten. Immer wieder begegnen ihm bei dieser Arbeit bestimmte Leute und er kommt bald dahinter, dass es sich um eine Terrorgruppe handelt. Er kommt ihnen auf die Schliche und so beginnt eine Hetzjagd…
Naja, so weit, so geradlinig.
Lobend muss man sagen, dass man Florentines Handschrift bereits in einigen der ersten Szenen erkennt: einige Kicks mit schnellen Kamerafahrten und gut gemachter Zeitlupe machen schon zu Anfang Spaß. Und das müssen sie auch, denn leider fängt der Film an wie jeder andere billige Actionfilm, was Fans wahrscheinlich schon zum Hals raushängen wird. In den ersten Einstellungen sieht man irgendwelche Soldaten bzw. Krieger, die irgendwie im Dunkeln herumschleichen und Waffen laden. Einheitsbrei hoch Zehn.
Aber gut, man erinnert sich daran, einen Van Damme-Film zu schauen und findet sich mit derlei Szenerien ab.
Kurz darauf wird es dann ganz nett, wenn Robideaux ganz cool eine Bar betritt und dazu ein Song von Tito und Tarantula spielt. Das ruft nicht nur Erinnerungen an „Desperado“, sondern auch Van Dammes eigenen Film „Harte Ziele“ wach. Inwiefern das gewollt war, kann natürlich nicht gesagt werden. Jedenfalls bekommt man hier unglücklicherweise unfreiwillig komische Dialoge geboten (Stichwort: Kellnerin), die wirklich dazu verleiten, den Film schon schlecht zu finden. Auch die folgende Kampfszene ist ganz nett gemacht, aber die Schergen, die gegen unseren guten alten Belgier antreten, verhalten sich dermaßen trashig, dass so was einfach nicht ernst genommen werden kann.
Tja, und dann offenbart sich das größte Problem des Films: in den folgenden Minuten plätschert er einfach nur vor sich hin. Rumgefahre, Rumgeschieße, Rumgebrülle und das alles ohne Sinn und Bedeutung für die eigentliche Handlung. Sobald es dann aber endlich zur Gefangennahme des Agents kommt, dreht der Streifen wieder auf. Ab jetzt wird Abwechslung geboten, es gibt eine verfolgbare Storyline, den ersten richtigen Fight, in dem Van Damme auch ganz nett aussieht, und einige Erklärungen, damit der Film nicht ganz hohl bleibt. Ab hier macht „The Shepherd“ wirklich einigermaßen Spaß: nach dem netten Knastfight bleibt das Geschehen vorrangig bei den Terroristen, deren Zielsetzungen und Agent Robideaux, der irgendwie versuchen muss, die Typen aufzuhalten. Als er dann kopfüber von der Decke hängend verhört wird, traut man seinen Augen nicht: sieht man da wirklich gerade einen B-Film der Marke Van Damme? Unter dem hängenden Agent befindet sich ein herrlich ausgeleuchteter Pool, das Wasser wird mit Stromschlägen durchzuckt. Ein wirklich cooler Effekt, der einen im Glauben wähnt, einen Kinofilm zu sehen.
Zwar wirkt der Rückblick in das Leben der Figur Robideaux etwas altbacken und irgendwie aus der Luft gegriffen, ist aber insgesamt eine nette Hintergrundgeschichte, in der seine Filmtochter übrigens von Van Dammes richtiger Tochter Bianca verkörpert wird. Jedenfalls hat damit auch dieser Charakter einen (zwar haltlosen, aber existenten) Hintergrund. Dass uns der Streifen dann, wenn es um die Motive der Terroristen geht, auf die politische Leier kommen will, klingt im zweiten Moment ganz nett, im ersten jedoch erbärmlich bemüht. Die Gründe der Terroristen beziehen sich durchaus auf das aktuelle Zeitgeschehen und man fragt sich: Warum kann der Film nicht weiterhin einfach ein hintergrundloser Van Damme-Streifen sein, wie er es zuvor war? Dann allerdings klingen die Motive gar nicht mal schlecht: Zwar überzeugt der Film nicht durch anspruchsvolle politische Ideenbeiträge, aber wenigstens sind die Motive nicht so platt wie befürchtet. Für einen B-Film können sie sich wirklich mehr als hören lassen…aber wie ich schon sagte: Seit vorhin wiegt man sich ja fast in einem Kinostreifen, wären da nicht einige sich absolut auf B-Film-Niveau befindliche Aufnahmen und Dialoge.

The ShepherdThe ShepherdThe Shepherd


Was dann letztendlich natürlich noch ansteht, ist das, worauf das Gros der Fans und auch B-Allesgucker gewartet haben: der Fight zwischen Van Damme und Adkins. Vorher zieht es sich leider noch mal etwas, wenn Cops angefahren kommen und daraufhin reihenweise Terroristen nach etwas Geballer umfallen. Das ist nicht wirklich unterhaltsam, wenn man praktisch nur noch auf den Fight wartet. Erfreulicherweise gestaltet sich dieser auch recht dynamisch, obwohl natürlich mehr Drive und Eleganz drin gewesen wären. Trotzdem ist der Kampf nett gemacht und bis auf die leider übliche „zuerst-teilt-der-eine-aus, dann-der-andere“ – Gestaltung kann man eigentlich nicht meckern. Zwar gibt es keinen berühmten Helicopter-Kick und auch keinen noch berühmteren Spagat, dafür aber einige in Teilzeitlupe gefilmte Kicks. Insgesamt sei noch zu bemängeln, dass der Fight hätte durchaus auch länger hätte ausfallen können.
Damit sind wir bei den bereits angesprochenen Behind-the-Scenes-Problemen angekommen: Angeblich hat Van Damme keine Lust mehr auf lange Kampfszenen, sodass er die (angeblich) auf 7 Minuten angesetzte Fightszene auf knapp zwei bis drei Minuten reduziert haben soll. Wie dies aber nun wirklich war, weiß wohl nur der Belgier selbst. Einen weiteren interessanten Punkt stellt auch der Sachverhalt der verschiednen Schnittfassungen dar, hierbei handelt es sich allerdings nicht um wilde Gerüchte, sondern um Fakten: Nachdem Regisseur Florentine den Film nach seinen Vorstellungen gefertigte hatte, durfte er seinen Posten geradewegs verlassen – gefeuert. Sony mochte die Fassung nicht und übergab das Zepter probehalber in die Hände von Van Damme. Dieser werkelte dann eine eigene Fassung zusammen, wie er sich den Film vorstellte, aber auch damit war Sony nicht zufrieden und verwarf sie. Offensichtlich gereizt, fertigte Sony nun jene Fassung an, die der Verleiher für richtig hielt und die nun auf den Markt gekommen ist. Damit soll Van Damme nicht zufrieden sein, weshalb ihm „The Shepherd“ in dieser Version (wieder mal: angeblich) nicht gefallen soll.
Schon ein ziemliches Theater, wenn man bedenkt, dass wir es hier doch mit einem B-Film ohne Kinotauglichkeit (oder etwa doch?) zu tun haben.
Eine zweite Sichtung des Films hat leider den Anschein erweckt, als sei die Luft raus. Einige Szenen machen natürlich immer noch Spaß und der Streifen ist auch ohne Probleme ein zweites Mal ansehbar, allerdings ist der Eindruck nicht mehr ganz so tiefgreifend, sodass hierdurch im Endeffekt die Vergabe der Hälfte der Sterne begründet werden kann.

Die DVD, die, wie sollte es in diesem Fall anders sein, von Sony vertrieben wird, hat leider wenig Höhepunkte. Während das Bild mit kleineren Rauscheinlagen und etwas fehlender Schärfe gehobenen Durchschnitt bietet, kann der Ton überzeugen. Erfreulich ist am Material erst einmal, dass Van Dammes Stammsprecher für die Synchronisation gewonnen werden konnte. Das war ja bei einigen seiner letzten Produktionen leider nicht der Fall. Die Actionszenen werden von der 5.1-Spur für einen B-Film überraschend gut genutzt. Umgebungsgeräusche bei Schießereien bzw. ein buchstäblich ohrenbetäubendes Piepen am Filmende erschaffen eine nette Klangkulisse; die (zugegeben manchmal etwas unpassend eingesetzte) Musik verbreitet sich ebenfalls schön über alle Lautsprecher, Dialoge sind stets gut zu verstehen. In einigen ruhigen Dialogszenen entsteht jedoch so etwas wie Reduzierung auf die Stimmen, sodass man sich vorkommt wie in einem Studio, was die B-Movie-Machart des Films unterstreicht.
Eine Frage, die ich nicht beantworten kann, ist jene, warum es außer einigen Trailern keine filmbezogenen Extras gibt. Im Internet tauchten schon vor Veröffentlichung des Streifens kurze Making Of-Clips auf, also muss es ja Material geben, wenn auch amateurhaftes. Schade, einen Einblick in die Fightszenen hätte man als geneigter Zuschauer sicher gern gewonnen.
Schlussendlich sei noch das wieder einmal gelungene DVD-Cover hervorzuheben. Eins muss man Sony lassen: es gibt kein anderes Label, welches konsequent gute bis hervorragende Cover entwirft.
Als Schlusswort an dieser Stelle noch ein Dankeschön an Sony, die mich mit einer Rezensions-DVD für diese Kritik von „The Shepherd“ versorgten.

Eine Rezension von Sebastian Walther
(22. Mai 2008)
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Daten zum Film
The Shepherd USA 2008
(The Shepherd: Border Patrol)
Regie Isaac Florentine Drehbuch Cade Courtley, Joe Gayton
Produktion Avi Lerner u.a.
Darsteller Jean-Claude Van Damme, Scott Adkins, Stephen Lord, Natalie J. Robb
Länge 91 Minuten FSK Keine Jugendfreigabe
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