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Jack Ketchum's The Girl next Door - Evil

Jack Ketchum's The Girl next Door - Evil

Ein Film von Gregory Wilson

"It's summer, so...why haven't we played The Game?"

Sommer 1958: In einer amerikanischen Kleinstadt verbringt der 12-jährige David (Daniel Manche) eine glückliche Jugend. Als eines Tages Meg (Blythe Auffarth) bei seiner Nachbarin Ruth Chandler (Blanche Baker), mit deren Söhne er gut befreundet ist, mit ihrer behinderten Schwester Susan einzieht, ändert sich alles. David verliebt sich in Meg, doch Ruth wird immer unberechenbarer und gewalttätiger gegenüber den beiden Schwestern, die jüngst ihre Eltern in einem Autounfall verloren. Sie beginnt mit den Kindern der Nachbarschaft, die schon immer zu ihr aufblickten, ein grausames Spiel. Schon bald eskaliert die Situation und Meg wird immer brutaler behandelt. Auch David wird in schwere Gewissenskonflikte gezwungen und kein Erwachsener hilft ihm. Im Keller des Hauses nimmt ein unfassbares Verbrechen und eine Tragödie ihren Lauf...

Die Handlung des Filmes basiert auf einer wahren Geschichte. Zur besseren Einordnung möchte ich sie hier in aller Kürze wiedergeben, eine ausführliche englische Beschreibung findet sich unten als Link. Sylvia Marie Likens starb am 26. Oktober 1965 im Alter von 16 Jahren, nachdem sie von Gertrude Baniszweski, ihren Söhnen und Töchtern sowie anderen Kindern der Nachbarschaft zu Tode gefoltert wurde. Sylvia und ihre Schwester Jenny kamen in die Obhut Baniszewskis, obwohl Baniszewski schon sieben Kinder hatte, es nur drei Löffel im ganzen Haus und keinen Ofen gab,
damit ihre Eltern mit einem Zirkus reisen konnten. Baniszweski hatte psychische Probleme und begann ihre Wut an den beiden Schwestern abzureagieren, vor allem Sylvia wurde ihr bevorzugtes Opfer. Als Sylvia von Coy Hubbard, dem Freund einer Tochter Baniszweski verprügelt wurde, nachdem sie aus Rache erzählt hatte, die beiden Töchter wären Prostituierte, ermutigte Baniszewski die Kinder der Nachbarschaft dazu, Sylvia zu foltern. Die unglaubliche Brutalität reichte von Schlägen und Tritten, über Brandwunden durch Zigaretten und Feuerzeugen, bis hin zu Vergewaltigung mit Glasflaschen. Da sie aufgrund ihres Zustandes im Bett ihr Wasser nicht halten konnte, wurde sie in den Keller des Hauses gebracht, wo die Folter extrem weiterging. Nachdem ihr ein Schriftzug auf den Bauch mit einer heissen Nadel gebrannt wurde, scheiterte ein Fluchtversuch und sie starb am 26. Oktober 1965 an den Folgen ihrer Folter. Ihre Schwester überlebte. Baniszewski wurde wegen Mordes verurteilt, kam jedoch 1985 wegen guter Führung aus dem Gefängnis. Sie starb 1990 an Lungenkrebs. Die meisten Kinder wurden zu Gefängnisstrafen zwischen 2 und 21 Jahren verurteilt.

Der Schriftsteller Dallas Mayr veröffentlichte 1989 unter seinem Pseudonym Jack Ketchum den Roman "The Girl next door", der 2006 unter dem Titel "Evil" bei Heyne Hardcore auf deutsch erschien. "The Girl next door" basiert auf der Geschichte von Sylvia Likens, versetzt sie jedoch in das Jahr 1958 und ändert auch andere Sachen. Ketchums Bücher wurden von Kritikern schon als "violent pornography" bezeichnet, dabei sind sie trotz anderer Vermarktung keine Horrorbücher, sondern fast schon Moralstücke, aber auch sehr harter Tobak. Der Roman ist sehr empfehlenswert und für 8.95€ auch günstig zu haben. Jedoch sollte man wirklich eine gefestigte Natur sein, da es absolut grausame Stellen gibt. Das Buch artet jedoch nie in exploitative Untiefen aus, sondern berührt den Leser zutiefst und macht den Schmerz fast schon spürbar - natürlich nicht annähernd wie der reale. Nachdem ich das Buch gelesen hatte, hab ich es nicht nur aufgrund der extremen Gewalt, sondern vor allem wegen der Tatsache, das sie von Kindern an Kindern ausgeübt wird, was sich auch in der MPAA Begründung fürs R-Rating wiederspiegelt: "Rated R for sadistic torture and sexual abuse, nudity, language and strong sexual dialogue - all involving children." für unverfilmbar gehalten. Und doch wurde das Buch 2007 von Gregory Wilson verfilmt. Wer das Buch nun lesen möchte, hier noch ein Warnhinweis: das Vorwort von Stephen King verrät die Handlung, sollte also erst danach gelesen werden!
Jack KetchumJack KetchumJack Ketchum
Was ist nun "Jack Ketchum's The Girl next Door" geworden? Ein Krimi? Nunja, es geht um ein Verbrechen. Ein Horrorfilm? Nunja, er ist hart und gewalttätig. Eine Tragödie! Man könnte ihn fast schon als pazifistischen Film sehen, als einen Aufruf gegen Gewalt. Denn selten war Gewalt so unangenehm anzusehen, selten der Schmerz so körperlich spürbar, selten ein härterer Schlag in die Magengrube. "The Girl next Door" zeigt deutlich, was Gewalt anrichtet: Gewalt schmerzt, erniedrigt, vernichtet - nicht zuletzt verdirbt sie die Unschuldigen, zerstört ihre Kindheit. Hier findet der Zuschauer keine Erlösung in Selbstironie des Films oder in seiner Distanz, kein Humor lockert das Geschehen auf, ihm bleibt nur die Möglichkeit den Film zu beenden. Was sich nun nach dem ultimativen Folterspektakel anhört, verweigert dem Zuschauer jedoch genau diese Labung an moderner Effektarbeit, sondern zeigt so gut wie nichts - wie so ziemlich jeder "gute Gewaltfilm". Regieneuling Gregory Wilson, der hiermit seinen zweiten Spielfilm vorlegt, inszeniert unaufdringlich und nicht effektheischerisch, dafür nah, berührend und ungemein intensiv. Eine wirklich tolle Regieleistung!

Wie bereits erwähnt, behandelt der Film die Unschuld von Kindern und den Verlust selbiger. Zu Beginn herrscht ein harmonisches Bild vor, auch wenn der (erwachsene) Ich-Erzähler schon von einer "strange time" spricht. Die Farben sind kräftig und leuchtend, die Musik harmonisch, es wird ein idyllisches Bild einer typisch amerikanischen Kleinstadt gezeichnet. Die Jungs trinken ihre Pepsi aus Flaschen, während sie mit Pomade in den Haaren über den Gehweg schlendern und ihre Zeit eben mit typischen Jungssachen verbringen. Sie lesen bei Taschenlampen zusammen in einem Zelt den Playboy, natürlich heimlich. Sie fangen Flusskrebse im nahen Bach. Sie unterhalten sich über Mädchen und geraten langsam in die Pubertät. Sie spielen zusammen mit Mädchen The Game, ein Fangen-Spiel, bei dem eine Person am Ende geknebelt ein Geständnis machen muss - doch trotzdem nur ein Spiel wie es jeder von uns in seiner Jugend gespielt hat, als "Tat oder Wahrheit". Und sie versuchen Meg beim Umziehen durch das Fenster zu beobachten. Doch nachdem Ruth sich gegenüber den Mädchen aggressiver verhält, zeigen sich auch bei den Kindern erste Zeichen. Eine eigentlich harmlose Kitzelszene artet aus, als ein Junge Meg an den Busen langt und sie ihm daraufhin eine klatscht. Ruth bestraft jedoch nicht Meg, sondern ihre kleine Schwester mit Schlägen auf den blanken Hintern. Dies markiert den noch harmlosen Beginn für die folgenden Ereignisse. Als die Gewalt zunimmt, zeigen die Jungs zu Beginn noch ein schlechtes Gewissen und eine bestimmte Fairness, sie lockern auch mal die Fesseln oder machen sich Sorgen um Meg. Doch unter dem Einfluss von Ruth verlieren die meisten jeglichen Anflug von Moral - und damit auch ihre kindliche Unschuld.

Ruth Chandler ist eine alleinerziehende Mutter mit einem Alkoholproblem und Kettenraucherin. Die Kinder der Nachbarschaft sind oft bei ihr zu Hause, da sie bei ihr Bier trinken und rauchen dürfen. Überhaupt sehen sie in ihr mehr einen Kumpel, eine aus der Gang. Doch psychisch hat sie immer größere Probleme, die sie an den beiden Mädchen in Form von Wutausbrüchen auslässt. Gerade von Meg fühlt sich in ihrer Weiblichkeit angegriffen. Ruth als frustrierte Frau, deren Mann sie verlassen hat und ihr die drei Kinder gezeugt hat, während Meg ein hübsches junges Mädchen ist, deren Körper sich zur erwachsenen Frau entwickelt. Überhaupt ist die (erwachende) Sexualität ein Problem für Ruth, da sie selbst von Frauen ein schlechtes Bild hat. Trotzdem zeigt sie am Anfang noch eine faire Seite, soweit man davon sprechen kann. Als sie nach der Kitzelszene Susan prügelt, bricht sie mit dem Satz "You still owe me two more" ab, da Susan nur noch am weinen ist. Auch als die Kinder The Game auf die Folterung von Meg übertragen, fragt Ruth noch halbherzig "Don't you want to give her a chance to confess?", da Meg mit einem Knebel im Mund nicht auf die Frage antworten kann. Doch schon bald verliert sie jegliches Maß und treibt die Kinder zu immer weiteren Gewalttaten an, während sie sich noch zurückhält und vor allem subtile Foltermethoden anwendet. So gibt sie Meg nach einer Nacht ohne Wasser zum Frühstück ein trockenes Toastbrot, was sie natürlich unmöglich essen kann. Aus Wut zerschlägt sie ihr noch die Teetasse und schiebt die Schuld sogar wieder auf Meg - erneut wird Susan dafür bestraft. Überhaupt handelt Ruth nach ihrer eigenen Logik, die sie öfter erklärt, und von ihrem verdrehten Standpunkt fast schon nachvollziehbar wirkt. Basis für ihre Weltsicht sind vor allem die Sünde der Sexualität, sowie das harte Los, das Frauen von Natur aus gezogen haben und auch aushalten müssen. Sie sieht manchmal schon einen "pädagogischen" Auftrag, indem sie die Kinder über Sachverhalte aufklärt, z.B. warum Meg David ein Bild gemalt hat - wenn sie das schon macht, würde sie bestimmt noch mehr machen. Und dazu braucht sie kein künstlerisches Talent, sondern etwas zwischen ihren Beinen. Sie kennt bei der Folterung auch immer noch die Grenze der Sexualität, als die Söhne Meg anfassen wollen schreitet sie ein: "Don't you touch that girl!" Doch schon im nächsten Satz zeigt sie ihre pragmatische Begründung "Girl like her ain't even clean.". Doch auch die sexuelle Grenze verliert sie später im Wahnsinn und wird zu einer unglaublich gewalttätigen Frau, die zu allem fähig ist, immer mit ihren Begründungen die ihrer Weltsicht folgen. Ruth ist definitiv ein interessanter und ambivalenter Charakter, obwohl sich ein paar Leser des Buches beschweren, dass ihr Wandel nicht nachvollziehbar begründet wird. Ich denke jedoch, dass gerade das sie interessant macht, ausserdem sie durch ihre ganze Situation überfordert ist, sich in Alkohol flüchtet und schlicht psychisch krank ist.
Jack KetchumJack KetchumJack Ketchum
Meg im Gegensatz dazu ist das unschuldige Mädchen, die ihre kleine Schwester Susan über alles liebt und sich immer um sie kümmert. Beide verloren ihre Eltern bei einem Autounfall, infolge dessen Susan gelähmt ist und Beinschienen trägt. Gerade dadurch wird sie zusätzlich zu ihrem jungen Alter noch verletzlicher. Meg erleidet all die Qualen nur um Susan zu beschützen, sie opfert sich für ihre kleine Schwester. Susan ist eigentlich das einzige Druckmittel, das Ruth gegenüber Meg hat, sie erinnert Meg mehrere Male daran, dass es auch Susan treffen könnte. David ist der Nachbarsjunge, der sich schon im ersten Augenblick in Meg verliebt, obwohl diese älter ist als er. Er zeigt auch eindeutig mehr Spuren der Mitläufermentalität. Er schaut zu, beteiligt sich jedoch nie an der Folter. Jedoch gerät er immer mehr in Gewissenkonflikte und versucht Meg zu helfen, soweit es ihm möglich ist. Doch schon bald wird Ruth auch ihm gegenüber misstrauisch. Trotzdem wird auch David durch die Gewalt zerstört, auch wenn er weder Täter noch Opfer ist: er ist der Ich-Erzähler des Films und wird als Erwachsener gezeigt, der das Erlebte auch nicht verarbeiten kann. Zwischen Meg und David entsteht eine zarte Liebesgeschichte, die wunderschön inszeniert ist, und das ganze Geschehen noch tragischer macht. Gerade diese Liebesgeschichte ist herrlich unkitschig präsentiert und sicherlich mit dafür verantwortlich, dass die Charaktere Meg und David den Zuschauer in seinem innersten berühren.

Neben diesen durchaus interessanten Charakteren bietet der Film auch noch mehr. Im Subtext präsentiert er das Verhältnis der Erwachsenen und Kinder zu dieser Zeit. Als Meg sich einem Polizisten anvertraut, stattet dieser Ruth zwar einen Besuch ab, durchsucht das Haus jedoch nur halbherzig und scheint sich für die wahren Vorgänge nicht wirklich zu interessieren. David versucht auch mehrere Male mit Erwachsenen darüber zu reden. Sein Vater kann ihm jedoch nicht weiterhelfen. Er sagt zwar, dass man keine Frauen schlägt, relativiert dies jedoch im nächsten Satz. Doch als er sagt, dass sich David um seine eigenen Sachen kümmern soll, merkt er, dass sein Vater ihm nicht helfen wird. Schliesslich kniet er eines Nachts weinend am Bett seiner Mutter und will ihr alles erzählen, doch diese dreht sich von ihm weg und schläft weiter. Überhaupt wirkt alles sehr idyllisch, die Eltern könnten von Postkarten der 50er Jahre stammen. Doch auch bei ihnen ist unter der glänzenden Oberfläche nicht alles so wie es scheint, der Vater ist ein stadtbekannter Schürzenjäger, doch nach aussen hin wird auf heile Welt gemacht. Sehr schön auch das kleine Detail, dass zwischen den Betten der Eheleute eine Lücke ist. Diese trügerische Idylle zeigt sich auch bei der Farbgestaltung: während alle Szenen im Keller einen düsteren grauen Farbton haben, und die Farbe immer weiter aus dem Bild zu weichen scheint, herrscht ausserhalb des Kellers eitler Sonnenschein, knallige Farben und fast schon 50er-Jahre Nostalgiekitsch. Gleich zu Beginn gibt es noch eine schöne Metapher, als David zusammen mit Meg Flusskrebse fängt und ihr erklärt, dass man sie nicht zu lange einsperren darf, da sie sich sonst gegenseitig töten - ein Vorgriff auf spätere Ereignisse.

Zu den schauspielerischen Leistungen kann man eigentlich nur eines sagen: phänomenal! Blythe Auffarth ("Glauben ist alles") spielt die Meg unglaublich intensiv und mit vollem Körpereinsatz. Die Qualen die sie erleiden muss, und allein über ihre Mimik transportiert, da Regisseur Wilson eigentlich nicht viel zeigt, entfalten ihre verstörende Wirkung auf den Zuschauer. Daniel Manche überzeugt in der Rolle des David ebenfalls, sogar in seinen emotionalen Szenen in denen er weinen muss. Blanche Baker ("City Hai") präsentiert Ruth sehr gelungen als eine Mischung aus coole Tante gegenüber den Jungs und böse Stiefmutter gegenüber den Mädchen. William Atherton ("Stirb Langsam", "Last Samurai") hat naturgemäß sehr wenig Screentime, ist aber wohl das bekannteste Gesicht des Films. Hervorheben sollte man noch Madeline Taylor, die im zarten Alter von 11 Jahren Susan spielt und dies auch sehr gut macht. Überhaupt kann man sagen, dass gerade die Kinderdarsteller begeistern können. Interessant wäre sicherlich, wie ihnen die Geschichte näher gebracht wurde bzw. wie die Dreharbeiten ausgesehen haben. Der Score von Ryan Shore unterstreicht den Film angenehm zurückhaltend.

Mit "Jack Ketchum's The Girl next Door" ist ein sicherlich sehr kontroverser Film entstanden. Jugendschützer werden durch den Film wahrscheinlich graue Haare bekommen. Der Film zieht den Zuschauer herunter und versetzt ihm einen Schlag in die Magengrube, ohne jedoch Gewalt zu zelebrieren, ganz im Gegenteil. Man darf gespannt sein, wie und in welcher Form der Film veröffentlicht wird. Negativpunkte gibt es in meinen Augen tatsächlich nicht viele. Als Basis für diese Kritik lag die Screener-DVD von Modernciné vor. Eine Rezension erübrigt sich, da es eben nur eine Screener-DVD ist, es somit keinerlei Extras oder besonders bearbeitetes Bild und Ton gibt. Übrigens entstand ebenfalls im Jahr 2007 der Film "An american Crime", der die Geschichte von Sylvia Likens erzählt. Sicherlich auch ein sehr interessanter Ansatz, eine Kritik gibt es dann mit Sicherheit hier.

Fazit: Ein schockierender, brutaler, grausamer Film. Aber auch ein wichtiger, wuchtiger, grandios gespielter, in der Liebesgeschichte wunderschöner, zutiefst berührender Film. Ein Film, den man bestimmt nicht gerne anschauen muss, aber der den Zuschauer mit seiner Emotion belohnt. Ein Meisterwerk!

Eine Rezension von David Kugler
(05. Juli 2007)
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Daten zum Film
Jack Ketchum's The Girl next Door - Evil USA 2007
(Jack Ketchum's The Girl next Door)
Regie Gregory Wilson Drehbuch Jack Ketchum, Daniel Farrands, Philip Nutman
Produktion Modernciné
Darsteller Blythe Auffarth, Daniel Manche, Blanche Baker, William Atherton, Madeline Taylor
Länge 91:06 FSK
http://www.thegirlnextdoorfilm.com/
Filmmusik Ryan Shore
Ausführliche Hintergrundinfos: http://www.crimelibrary.com/notorious_murders/young/likens/1.html
Kommentare zu dieser Kritik
Zombie-mower TEAM sagte am 06.07.2007 um 22:36 Uhr

das ist zweifellos ein sehr ansprechender und sehenswerter Film. "The Girl next Door" kann bei Erscheinen, sofern er nicht indiziert wird, auch tatsächlich bei vielen Menschen Interesse auslösen. Die Folterthematik im Film ist in den letzten Jahren so gefragt wie noch nie. Diese wird auch mit immer ausgefeilteren Mitteln dem Zuschauer zunehmend näher und unmittelbarer dargebracht. Man möge sich an den Hostel Zweiteiler, Sin City, die Hannibal Reihe zurück erinnern. Gewalt wirkt auf uns Zuschauer in zweifacher Hinsicht: einerseits abstoßend und andererseits unerklärlich-faszinierend; vielleicht können wir aber auch an den einen oder anderen Szenen eine Ventilfunktion für unsere tief-sitzende Frustrationen und durch Logik, und von sozialen Normen geformte, aufrecht erhaltene Zurückhaltung finden,...

mir fällt jetzt im Moment kein Film ein, in dem Kinder eine aktive Folterrolle übernehmen, bis auf ein paar Bullying-Elemente, die auch so schon heftigen Eindruck hinterlassen,...

.....und wieder wurde die Messlatte der Gewaltdarstellung um eine Stufe erhöht
Damocles TEAM sagte am 10.09.2007 um 13:57 Uhr

After screening the film adaptation of Jack Ketchum's THE GIRL NEXT DOOR, author Stephen King had this to say...

"The first authentically shocking American film I've seen since Henry: Portrait of a Serial Killer over 20 years ago. If you are easily disturbed, you should not watch this movie. If, on the other hand, you are prepared for a long look into hell, suburban style, The Girl Next Door will not disappoint. This is the dark-side-of-the-moon version of Stand By Me."
Zombie-mower TEAM sagte am 03.10.2007 um 01:31 Uhr

Dank Kollege David Kugler war es mir endlich vergönnt, "The Girl next Door" anzuschauen.
Er ist vom Aufbau (Retrospektive) und dem langsamen Herantasten an die Haupttehmatik Rob Reiners "Stand by Me" (aus 1986) sehr änhnlich. Auch hier vermag man zu erkennen, dass dem Regisseur der Umgang der Kinder miteianander und deren Beziehung zu den Erwachsenen einer der Hauptmotive in der Inszenierung gewesen sind.
Schon zu Beginn spürt man als Zuschauer wie gefährlich leicht Kinder durch Erwachesene zu manipulieren sind. Eingeführt in das Spiel - "The Game", entwickelt der von den Kindern betriebene routinierte Ablauf eine Eigendynamik, in dessen Folge die Kids eine Person unter sich aussuchen, ihr die Augen verbinden und sie dann auf neckische Art auffordern die anderen zu fangen.
Es ist die Einfachheit und klare Absteckung der Regeln, die das Hinterfragen des Sinns des Spiels ausschalten.
Ruth lässt ihre Söhne und deren Freunde auf ähnliche Weise IHR Spiel spielen, deren Ziel die Vermittlung von Ruths Welt- und insbesondere Frauenbild, sowie ihre verdrehte Vorstellung von Moral und Sühne darstellt. Sie will ihren Jungen eine Lektion in Sachen Sexualität und Verruchtheit, ja sogar Unheiligkeit der Frau in der Gesellschaft erteilen. Dafür muss Meg als abschreckendes Gegenbeispiel herhalten, sie ist in Ruths Augen kein Mensch sondern Dreck, was sie verbal auch wiederholt zum Ausdruck bringt.
Selbst die perversesten und undenkbarsten Ideen, die Ruth einfallen, um Meg vorzuführen, zu demütigen und auf ihre sexuelle Instrumentalität zu reduzieren, wird von ihrer Zuhörerschaft nie infrage gestellt, so gekonnt hat die Witwe ihre Kinder idealistisch geblendet, selbst David muss längeren und intensiveren Foltereinlagen beiwohnen, bis er sich zum Aufstand durchringt.
Genau diese mit Hartsinnigkeit und vollster Überzeugung verfolgte Ideologie Ruths macht "The Girl next Door" so außergewöhnlich: in gleichwer Weise faszinierend und zu tiefst erschreckend. Wilson reflektiert mit seinem Film ein sehr typisches amerikanisches Gesellschaftsphänomen, das bis heute noch aktuell ist.
Die Entscheidung, die Handlung in die 50er zu verlegen porträtiert auch sehr deutlich die verkrampfte Aufrechterhaltung der idylischen "Heilen Welt" in dem amerikanischen Vorort. Ein sehr krasser und grotesker Kontrast zu dem brutalen Plot.

"The Girl next Door" ist visuell gekonnt und klever umgesetzt und hält den Zuschauer nicht ausschließlich mit schockierenden Foltereinlagen, sondern durch gelungenen Aufbau und glaubhafte Charakterentwicklung in Atem. Jedoch sind die Erniedrigungen von Meg wirklich sehr schwer anzusehen.
Bastian TEAM sagte am 15.11.2007 um 20:18 Uhr

Auch ich halte "The Girl Next Door" für einen, vor allem wenn man seine Low-Budget-Produktion ohne weltbekannte Stars in Betracht zieht, wirklich gelungenen Film.
Allerdings kann er trotz seiner Qualität nicht über die gesamte Länge mit dem hochklassigen und schockierenden Roman von Jack Ketchum (dt. Titel: "Evil") konkurrieren. Das liegt zum einen daran, dass eine der grossen Stärken des Buches aus seiner Komplexität und Tiefe in den Charakteren hervorgeht...es ist eigentlich nahezu unmöglich, die Gefühle und Gewissenskonflikte Davids in einen Film zu transportieren, was das Ergebnis im direkten Vergleich leider ein wenig eindimensional erscheinen lässt. Auch das beschleunigte und ETWAS mildere Ende wirkt auf den Roman-Kenner ein wenig eigenartig.

Trotz allen Kritikpunkten ein gelungener und nicht gerade Mainstream-tauglicher Film!
Hätte ich das Buch nicht vorher gelesen, wäre die Wertung bestimmt noch besser ausgefallen.
Damocles TEAM sagte am 23.11.2007 um 22:26 Uhr

The Girl next Door erscheint am 4.12. in Amerika auf DVD.
Damocles TEAM sagte am 07.02.2008 um 17:15 Uhr

Nachdem das Cover der RC1 in meinen Augen eher misslungen ist, hat der Film ein neues Poster bekommen, dass es hier als Hi-Res gibt:
http://impawards.com/2007/posters/girl_next_door_ver2_xlg.jpg
Zombie-mower TEAM sagte am 07.02.2008 um 19:49 Uhr

find das neue cover auch viel stylischer - wieso aktualisierst du dieses nicht in deine rezension???!
Damocles TEAM sagte am 01.03.2008 um 15:28 Uhr

Der Film erscheint in Deutschland bei Galileo Medien
Hier ist das Cover:

http://www.abload.de/img/evil6vf.jpg

Nunja...
Zombie-mower TEAM sagte am 01.03.2008 um 16:50 Uhr

ohhh weh, wie schlecht; da wird ein Sozial-Drama als Horrorfilm vermarktet; beschämend!!!
FürstVigo sagte am 03.04.2008 um 07:12 Uhr

Laut Presseberichten soll der Film, der ja hier Jack Ketchum´s EVIL heißt, am 24. April in die DVD-Theken kommen. Eine Seite zur DVD gibts mittlerweile auch schon: http://www.evil-derfilm.de . Macht echt neugierig, ob der Film an das Buch heranreicht. Ich werd´s mir ansehen.

LG
Bastian TEAM sagte am 04.04.2008 um 22:01 Uhr

Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, mir den thematisch gleichen (auf dem wahren Fall beruhenden) "An American Crime" anzusehen und muss sagen: Sehr durchwachsen & eigentlich schon eher enttäuschend! Irgendwie scheint der Film nicht recht zu wissen, ob er die Zuschauer lieber mit der schrecklichen Tat schockieren oder mit der Lebensgeschichte der psychotischen Mutter berühren möchte.
Auf der Haben-Seite sind sicher die schauspielerischen Fähigkeiten von Catherine Keener und Ellen Page zu verbuchen, wobei gerade Page im Vergleich zu ihren gewohnten Performances eine eher routinierte Vorstellung liefert. Die übrigen Charaktere bleiben blass und in gewisser Weise bleibt der Film zu distanziert & kühl um wirklich zu überzeugen.
Schade!

Da bleibt Wilsons "EVIL" trotz billiger Produktion definitiv der bessere Beitrag zu dem Thema, wobei Ketchums Roman ungeschlagen ist.
Anj TEAM sagte am 02.10.2008 um 11:32 Uhr

Es ist verdammt schwierig, de Film zu bewerten, weil er einfach mal die Wahrheit erzählt. Klar, kann man da schauen, wie das eben umgesetzt wrude, aber das fällt mir bei solchen wirklich beinahe realgetreuen Filmen etwas schwer.

Was ich "Evil" (wie er ja auf deutsch heißt... furchtbar!) echt zugute halte, ist, dass es kein Film ist, der einfach nur eklige Gewaltszenen zeigt und sich darauf ausruht (so wie es bei Saw3 der Fall war). Im Gegenteil - man sieht so direkt eigentlich kaum etwas und der Film schafft es, kein ekelhafter Reißer zu sein, sondern das Thema sensibel zu behandeln.

Allerdings finde ich die Jungschauspieler nicht immer gut. Viele wirken für mein Verständnis einfach zu hölzern und viele Szenen eben zu offensichtlich inszeniert. Man kann sich nur allzu gut vorstellen, wie der Regisseur seine Anweisungen abgibt ("Okay, und jetzt springst du bitte hinter dem Busch hervor... so und nun kommt B auf seinem Fahrrad an)
pete90 sagte am 16.08.2009 um 14:48 Uhr

Also ich habe noch keinen Film gesehen, der mich so berührt hat!

Das Gezeigte ist zutiefst schockierend, kaum vorstellbar, dass dies so oder zumindest so ähnlich tatsächlich passiert ist.

Blythe Auffarth und vorallem Daniel Manche spielen ihre äußerst anspruchsvollen Rollen unglaublich gut und glaubwürdig!

Herausragendes und erschütterndes Meisterwerk

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