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von Marcos Efron




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Zombie- Dawn of the Dead

Zombie- Dawn of the Dead

Ein Film von George A. Romero

Jaja das ist schon immer was mit der deutschen Zensur! Seit Jahrzehnten werden harmlose Horrorfilme von den hiesigen Prüfkomitees indiziert, beschlagnahmt oder mit drastischen Kürzungen versehen, um den angeblich anstößigen Inhalt zu entschärfen- sehr zum Ärger der eingefleischten Gruselfans und DVD- Freaks, die das gute Sammlerstück doch bitte gerne vollständig im Regal stehen hätten. “Tanz der Teufel”, Freitag, der 13., Blutgericht in Texas und und und. Die Liste der Filme, die in der ungeschnittenen Fassung bis heute unverständlicherweise auf dem Index verharren, ist endlos lang. Fern jeder Fachkompetenz war auch das Urteil der Prüfer für George A. Romeros “Zombie”- Klassiker “Dawn of the Dead”. Zwar ist der in Deutschland lange verboten gewesene Streifen seit 2002 in einer 141- minütigen Version ab 16 freigegeben, doch auch in dieser vom Handel proklamierten “Langfassung” fehlte immer noch rund eine Viertelstunde. Somit entspricht diese nicht dem ursprünglichen Dario Argento- Cut, den der italienische Kultregisseur (Suspiria) für Europa schnitt. Dabei ist auch die Vollversion genauso wenig als gewaltverherrlichend oder sonst irgendwie anstößig einzustufen wie die oben genannten Filme.

Aber kommen wir zum künstlerischen Aspekt. “Zombie- Dawn of the Dead” (1978) ist der Mittelteil von George A. Romeros lege
ndärer Untoten- Trilogie (“Nacht der lebenden Toten” kam 1968 raus, “Day of the Dead- Zombie 2” 1985), mit der der Amerikaner, der später als “König der Zombies” bezeichnet wurde, den Grundstein für die heutige Splatter- Welle legte. Dabei sollten jene, die einem Film, welcher das Wort `Zombie´ im Titel trägt, grundsätzlich nicht mehr als ein müdes Lächeln entgegenbringen können, beachten, dass Romeros Kultstreifen rein gar nichts mit den ganzen amateurhaften Zombie- Machwerken gemein hat, die in den darauf folgenden Jahren- inspiriert vom besprochenen Exemplar- den Markt überfluteten. “Dawn of the Dead” ist über den bloßen Horror- Faktor und Goregehalt hinaus eine intelligente, bissige Allegorie auf eine vom Konsumwahn und Materialismus beherrschte Gesellschaft, die sich zunehmend selbst zerfrisst. Diesen zivilisationskritischen Ansatz, der nichts von seiner Aktualität verloren zu haben scheint, kleidet Romero in kalte, apokalyptische Bilder, die einen erschaudern lassen.

Die Protagonisten, die sich vor den dahinfaulenden, langsam schlurfenden Untoten verschanzen, finden als Zufluchtsort sicher nicht durch Zufall ein leer stehendes Einkaufszentrum, das die scharenweise auftretenden Zombies mit ausgestreckten Armen aufsuchen. In dem (scheinbar) sicheren Refugium wächst bei den Überlebenden, dem Reporter Stephen Andrews (David Emge), seiner Freundin Francine (Gaylen Ross) und den beiden SWAT- Mitgliedern Roger De Marco (Scott H. Reiniger) und Peter Washington (klasse: Ken Foree), immer mehr die Angst, zumal keiner- noch nicht einmal die Medien- weiß, welche unbekannte Seuche das Land erfasst und innerhalb kurzer Zeit in ein derartiges Chaos verwandelt hat. Die ihren Gräbern entstiegenen lebenden Toten sind zwar als einzelne betrachtet nicht sonderlich gefährlich, da sie sich nur schleppend fortbewegen und auch nicht intelligent, sondern im wahrsten Sinne des Wortes hirntot, sind. Doch als zur Armee formierten Gruppe stellen sie eine ernsthafte Bedrohung dar.

“When there`s no more room in hell, the dead will walk the earth!” (Werbe- Tagline)

Die von Romero in den Fokus der Handlung gerückten Zombies haben nichts von klassischen Monstern, die Schlechtes über die Erde bringen und die Vernichtung der Menschheit zum Ziel haben. Die Untoten handeln aus einem rein existenziellen Trieb heraus. Sie jagen und essen Menschenfleisch, weil sie es zum “Überleben” brauchen- nicht des Tötens wegen. Romero klassifiziert die Zombies zu menschenähnlichen Wesen, die den Lebenden in ihrem Selbsterhaltungstrieb ähnlich sind. Jene Überlebenden beginnen im Angesicht des durch die Ausnahmesituation hervorgerufenen Notstandes schon bald mit Plünderungen und lassen egoistische Verhaltensweisen erkennen. Hier kristallisiert sich abermals- wie schon in “Night of the living Dead”- die Aussage heraus, dass Menschen, wenn sie in Bedrängnis geraten, ihr “wahres Gesicht” offenbaren. Die Zombies stellen eine Art naturkatastrophen- ähnliche Bedrohung dar und können nur mit einem beherzten Schuss in den Kopf ausgelöscht werden. Je mehr die Lage eskaliert, desto kritischer wird der Ton. Die zwischenmenschlichen Spannungen innerhalb der Gruppe Überlebender nehmen Oberhand und lassen von der amerikanischen Gesellschaft, die Romero in ihrer Gesamtheit auf die vier US- Bürger in dem Einkaufszentrum projiziert, nicht mehr als ein nacktes, hilfloses Häuflein Elend übrig. Dass die Untoten als solche im Schatten der detaillierten Charakterisierung nur eine Nebenrolle spielen und eher Instrumente des Regisseurs zur Veranschaulichung gesellschaftlicher und sozialer Missstände sind, ist zum einen ein deutliches Indiz für den qualitativen Ausnahmestatus des Films (die Epigonen stellten meistens den durch Masken und Effekte hervorgerufenen Horror in den Vordergrund) und zum anderen auch dafür, dass “Dawn of the Dead” nicht das gewaltverherrlichende Machwerk ist, das Institutionen wie FSK oder BPJM darin wohl sehen. Die blutrünstigen Effekte des Films sind zwar für damalige Verhältnisse nicht zimperlich und teilweise äußerst abstoßend, aber eben wichtig für die Entwicklung der Geschichte und entscheidend für deren Wirkung und Durchschlagskraft.

An dieser Stelle sollten noch einmal Ausstattung und Make- up hervorgehoben werden. Die gruselig geschminkten Zombies vermitteln einen ganz und gar unappetitlichen Eindruck und sind sowohl in ihrem Aussehen als auch in ihren Bewegungen, Mimik, Gestik etc. vortrefflich gelungen. Wie die grünhäutigen Menschenfresser- gewissermaßen sind es ja ihre Artgenossen, die sie verspeisen- durch die ausgestorbenen Landstriche wandeln und an den leblosen Schaufensterpuppen im Kaufhaus vorbeiwanken, das hat etwas sehr Beängstigendes. Wahrhaft furchteinflößend wird Romeros schockierende Parabel “Zombie- Dawn of the Dead” jedoch erst durch ihre Botschaft. Wir Menschen sind hilflose, der Natur gnadenlos ergebene Geschöpfe, die unfähig sind, mit ihrem Lebensraum umzugehen und in einer alarmierenden Notstandssituation schlichtweg den Kopf verlieren. In dieser verstörenden Endzeit- Kulisse, die Romero entwirft, in der jegliche politische, wirtschaftliche und soziale Strukturen zusammengebrochen sind, zeigt sich der Mensch als das, was er ursprünglich vor seiner Evolution war: Ein unzivilisiertes Wesen, das genauso nach seinem urtümlichen, angeborenen Überlebensinstinkt handelt wie die Zombies selbst…

PS: Je nach Möglichkeit sollte man sich den Film unbedingt in der ungeschnittenen, 155 Minuten langen Fassung anschauen, weil er erst in dieser Vollversion seine ganze Qualität offenbart. Und wer mag, kann nach Genuss der Uncut- Fassung noch einen Punkt zu meiner Kritik addieren.

Eine Rezension von Christopher Michels
(06. März 2009)
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Daten zum Film
Zombie- Dawn of the Dead USA 1978
(Dawn of the Dead (Zombie 1))
Regie George A. Romero Drehbuch George A. Romero
Produktion Kamera Michael Gornick
Darsteller David Emge, Ken Foree, Gaylen Ross, Scott H. Reiniger
Länge 155 Minuten FSK ab 18
Filmmusik u. a. Goblin
Kommentare zu dieser Kritik
Damocles TEAM sagte am 06.03.2009 um 18:54 Uhr

Die 155 Minuten Fassung ist nicht empfehlenswert und entspricht erst recht nicht dem Argento-Cut, wie du am Anfang der Kritik suggerierst.

Die 155 Minuten Fassung ist ein Zusammenschnitt des ehemaligen Astro-Cheffes Oliver Krekel, und schneidet einfach sämtliches Material aus allen Fassung aneinander. Dass da die komplette Dramaturgie auf der Strecke bleibt, ist überflüssig zu erwähnen.

Erwähnenswert ist dann aber sicherlich, dass das ganze auch technisch verpatzt wurde, so explodiert bspw. ein Zombiekopf, bevor überhaupt der entsprechende Schuss abgefeuert wurde, was dann zu einer bemerkenswert verdrehten Szenenfolge führt.
Shikantaza sagte am 06.03.2009 um 19:01 Uhr

Yep die ganz lange Version ist nicht unbedingt die Beste, da einfach das saemtliche vorhandene Material aneinandergehaengt wurde, was der Dramaturgie doch eher schadet als nuetzt. Ich denke mal der Argento-Cut duerfte der Beste sein. Und selbstredend - da geb ich Dir mit Deiner Kritik recht - ist der Streifen eine gute und cool gemachte Zivilisationskritik, aber es kann auch nicht der Spass an der Gore-Sache ausser Acht gelassen werden :op
travisbickle TEAM sagte am 07.03.2009 um 18:51 Uhr

Ich hatte die Information mit der 155- minütigen Fassung, aber lasse mich natürlich gerne eines besseren belehren... In dieser Langfassung befinden sich aber immerhin Szenen des Argento- Cuts und jene Version ist mir auch lieber als die von mir besprochene 141- Minuten- Fassung.

Das mit dem zeitversetzten Kopfschuss ist mir übrigens auch sehr übel aufgestoßen... :-(
Damocles TEAM sagte am 07.03.2009 um 19:39 Uhr

Naja, wenn ich den Argento-Cut schauen will, dann schau ich mir halt eben jenen an. Da brauch ich die 155 Minuten Fassung nicht für.

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