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von Michael Campus




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Sex oder stirb

Sex oder stirb

Ein Film von Geoffrey Wright

Dem tot geglaubten amerikanischen Teenie-Slasher-Genre um Klassiker wie „Halloween – Die Nacht des Grauens“ (1978) oder „Freitag der 13.“ (1980) wurde 1996 auf spektakuläre Weise durch den Erfolg von Wes Cravens erfrischend inszeniertem Schocker „Scream - Schrei!“ neues Leben eingehaucht. Bei den Protagonisten des Films handelte es sich nämlich ebenfalls um passionierte Horrorfreaks, die sich sehr wohl mit den Klischees und Regeln des Genres auskannten, aber trotzdem fast allesamt einem unheimlichen Schlitzer ins Messer liefen. „Scream - Schrei!“ zog zwei Fortsetzungen und diverse Klone nach sich, von denen aber kein einziger dem Original das Wasser reichen konnte. Selbst die deutsche Filmindustrie wollte von dem Hype aus Übersee profitieren und schickte den okayen Medizinstudenten-Thriller „Anatomie“ (2000) und den zwar blutigen aber story-technisch doch ziemlich ausgelutschten „Flashback – Mörderische Ferien“ (2000) ins Rennen.
Der Tiefpunkt der neuen „Slasher“-Welle war erreicht als die Produzenten selbst die Videotheken mit billig heruntergekurbelter und
uninspirierter Massenware überschwemmten.

Als einen der besseren Vertreter des Genres muss man das US-Debüt des Regisseurs Geoffrey Wright bezeichnen. Der Australier hat zuvor mit seinem Neonazi-Drama „Romper Stomper“ (1992) mit Russell Crowe in der Hauptrolle Aufsehen erregt und legt mit „Cherry Falls“ (so der Original-Titel) einen recht spannenden und auch ironischen Horror-Thriller nach.
Sex oder stirbSex oder stirbSex oder stirb
Während die Killer in den meisten amerikanischen „Slasher“-Varianten einen recht konservativen Gedanken verfolgen und gerne ungezogenen Pärchen beim oder nach dem Beischlaf mit ihren Mordinstrumenten (Messer, Axt, Kettensäge, Harke, Sichel, Korkenzieher, Pfeilspitzen usw…) Benehmen „beibringen“, sieht der Unbekannte hier das prüde Treiben in der Titel-gebenden Kleinstadt eben nicht sonderlich positiv und erklärt die jungfräulichen Teenager zu seinem Freiwild.

Alles beginnt wie so oft nachts in einem dunklen Wald: Der Sonnyboy Rod (Jesse Bradford, „Flags Of Our Fathers“) will seine Freundin Stacy (Bre Blair) zum ersten Sex in seinem Auto überreden. Diese möchte den Schritt aber nicht wagen, und so kommt es zum Streit. Die beiden bemerken so auch erst recht spät dass sich ein anderes Fahrzeug hinter sie stellt. Rod hält das Ganze zunächst für einen Scherz seiner Highschool-Kumpels und steigt aus um diese zur Rede zu stellen. In dem Auto befindet sich allerdings eine weibliche Gestalt mit ins Gesicht hängenden Haaren, die Rod mit einem Messer brutal niedersticht. Stacy versucht der in schwarzem Ledermantel Gekleideten zu entkommen, aber auch sie wird auf grausame Weise getötet.
Auch die Schülerin Jody (Brittany Murphy, „Spun“, „8 Mile“, „Sin City“) hat Probleme mit ihrem Freund Kenny (Gabriel Mann, „Das Leben des David Gale“), da sie sich bisher sträubt, mit diesem in die Kiste zu wandern.

Jodys Vater ist Brent Marken (Michael Biehn, „Terminator“, „Planet Terror“), der Sheriff der kleinen Gemeinde. Dieser wird nun auch zum Tatort von Rod und Stacy gerufen und befindet sich aufgrund der grausigen Morde in höchster Alarmbereitschaft, schließlich würde seine Tochter auch ins Opferschema des Killers passen. Welches Muster hinter den Taten steckt, findet Marken erst mit dem nächsten Opfer, einer weiteren Highschool-Schülerin, heraus: Alle von ihnen sind jungfräulich gestorben. Jetzt stellt sich nur die Frage, wer von dieser sehr intimen Angelegenheit wissen könnte und welches Motiv hinter der Sache steckt. Der Sheriff entschließt sich, die Informationen der Gemeinde nicht vorzuenthalten, doch bei einer Versammlung der prüden Eltern kommt es zu empörten Protesten.
In der Schule wird schließlich auch Jody von der Gestalt angegriffen, doch sie schafft es zu entkommen und kann ein Phantomfoto des Killers anfertigen.
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Ihr Vater erkennt die Frau auf dem Bild: Sie heisst Loralee Sherman und hinter ihr verbirgt sich ein dunkles und schmutziges Geheimnis, welches eigentlich in Vergessenheit geraten sein sollte.
Während Marken auf eigene Faust weitere Nachforschungen anstellt, bereiten sich die Jugendlichen auf eine riesige Sex-Party vor, die sie von der Liste des Killers streichen soll…

Im Gegensatz zu anderen Teenie-Horror-Filmen stellt „Sex oder stirb“ in seiner Herangehensweise eine originelle Veränderung dar, da sich der Killer ausnahmsweise mal nicht über die sexhungrigen Partysäue hermacht, sondern hier die „braven“ Musterschüler über die Klinge springen lässt. Er ist in gewisser Weise also der „liberalste“ Serienkiller in der gesamten „Slasher“-Historie.
Außerdem hat Regisseur Wright nicht den Fehler gemacht, seinen Film auf bemüht modern und hip zu trimmen, sondern serviert seinen Zuschauern einen in seiner düsteren Atmosphäre herrlich altmodischen Horrorstreifen, der teilweise an Klassiker wie „Black Christmas“ (1974) oder „Prom Night“ (1980) erinnert. Auch die Charaktere sehen weniger durchgestylt aus als in anderen Genrebeiträgen wie „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ (1997).
Obwohl die Story an sich schon ernst gemeint ist und die Mordszenen zu schocken verstehen, sitzt „Sex oder stirb“ auch an vielen Stellen der Schalk im Nacken. Schmunzeln kann man vor allem über die Tatsache, dass der Killer nicht nur mit seinen Taten, sondern auch mit seiner Intention die Ruhe in Cherry Falls gehörig durcheinander wirbelt.
Tatsächlich kommt es in wenigen Filmen dieser Gattung vor, dass richtig unsympathische und miese Vögel die Geschichte unbeschadet überstehen und dazu noch sämtliche Stellungen im Bett ausprobieren können…
Der Killer selbst ist in seiner Gestalt ganz eindeutig als Referenz an Brian De Palmas „Dressed To Kill“ (1980) zu verstehen, in welchem es ja ebenfalls in erster Linie um Begierde und Sex geht.
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Ganz sicher gibt es auch in „Sex oder stirb“ einige nicht so ganz geglückte Momente und das bitterböse Ende ist ein wenig over-the-top geraten, aber im Wesentlichen handelt es sich hier um einen recht spannenden und gut inszenierten Reißer im Stil der 70er und 80er Jahre.

Dass manche der Schnitte in „Sex oder stirb“ sehr abgehackt wirken, könnte allerdings nicht die Schuld von Geoffrey Wright sein, sondern das Resultat der Kürzungen, welche die amerikanische Zensurbehörde MPAA dem Film auferlegt hat, darstellen.
Obwohl die Mordszenen ohnehin sehr schnell zusammengeschnitten sind, merkt man leider trotzdem dass an machen Stellen etwas fehlt – fünfmal hat der Regisseur in den Schneideraum gemusst, um das vom Studio angepeilte „R-Rating“ (Restricted = Erlaubnis nur mit Eltern, sonst frei ab 17 Jahren) zu erhalten. Bis heute ist noch kein „Director´s Cut“ zu dem Film erschienen, obwohl es doch heutzutage Gang und Gäbe ist, eine DVD in mindestens drei verschiedenen Ausführungen herauszubringen…
Komischerweise hat es der unterhaltsame Horrorstreifen in den USA noch nicht einmal ins Kino geschafft, obwohl er über bessere Ansätze als die teils nur noch langweiligen Teenie-„Slasher“ verfügt.
Wer sich also mal einen gemütlichen Abend mit einem nicht meisterhaften aber netten Horrorfilm machen möchte, sollte „Sex oder stirb“ mal anchecken.

Eine Rezension von Bastian G.
(26. Juni 2007)
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Daten zum Film
Sex oder stirb USA 2000
(Cherry Falls)
Regie Geoffrey Wright Drehbuch Ken Selden
Produktion Rogue Pictures, Industry Entertainment, Fresh Produce Company Kamera Anthony B. Richmond
Darsteller Joe Inscoe, Douglas Spain, Bre Blair, Amanda Anka, Candy Clark, Jesse Bradford, Jay Mohr, Michael Biehn, Gabriel Mann, Brittany Murphy, Michael Weston
Länge 88 min. FSK ab 16 Jahren
Filmmusik Walter Werzowa
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