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Der Mann ohne Gedächtnis

Der Mann ohne Gedächtnis

Ein Film von Duccio Tessari

Der irrsinnigen Produktivität der italienischen Filmindustrie in den 70ern haben wir eine geradezu unüberschaubare Fülle an Thrillern (so genannten Gialli) zu verdanken.
Oft geraten gerade dadurch einzelne Regisseure und Filme in totale Vergessenheit.
So ist der Name Duccio Tessari vermutlich den wenigsten ein Begriff – Kein Wunder!
Fristete der Regisseur trotz hochwertiger Filme mit internationaler Starbesetzung (wie zB „Tony Arzenta(Tödlicher Hass)“ mit Alain Delon) zeit seines Lebens ein totales Schattendasein neben seinen viel berühmteren Kollegen wie Argento, Fulci oder Corbucci.
Zu Unrecht, wie man nach dem Genuss von „Der Mann ohne Gedächtnis“ feststellen muss.
KOCH MEDIA bringt im Rahmen seiner Giallo - Collection (in der schon „Der Killer von Wien“ erschien) diesen äußerst seltenen Streifen in einer gewohnt liebevollen Aufmachung inklusive exklusiv produziertem Featurette mit Hauptdarsteller Luc Merenda (bekannt aus „Gambling City“) endlich uncut unters Volk.
Regisseur Tessari versteht es hier einen unaufgeregten, gut durchdachten Giallo stylish zu inszenieren,ohne dass dabei die Logik auf der Strecke bleibt - was ja gerade in diesem Genre nicht selbstverständlich ist.

So gestaltet sich auch die Story um Ted(Luc Merenda), der nach einem schweren Unfall sein Gedächtnis verloren hat , genre-typisch wendungsreich.
Teds Weg auf der Suche nach seiner Vergangenheit pflastern Leic
hen und auch seine angebliche Ehefrau Sara (gespielt von Senta Berger) ist ihm keine große Hilfe bei dem Unterfangen, Licht in das Dunkel seiner fragmentarischen Erinnerungsfetzen zu bringen.
Zu allem Überfluss wird Ted auch noch von halbseidenen Gestalten erpresst, die angeben seine ehemaligen Kollegen zu sein.
In was für Machenschaften war Ted vor seiner plötzlichen Amnesie verwickelt und welche Rolle spielen seine Frau und ihr fast schon zu netter Freund?

Fragen über Fragen, die sich nicht nur der der zutiefst verwirrte und von einer Identitätskrise gebeutelte Merenda stellt, sondern auch der Zuschauer, der immer nur soviel weiß wie der Hauptakteur.
Mehr sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten, obwohl der erfahrene Giallo - Liebhaber den alles entscheidenden Plot-Twist wahrscheinlich ab ungefähr der Mitte des Films vorausahnen wird.
Das ist dann auch der einzige wirkliche Kritikpunkt des Films, denn man hätte sich des Rätsels Lösung etwas vertrackter vorgestellt, wie bei ähnlich gelagerten Gialli.
Hier macht es einem der Regisseur fast zu leicht, dennoch bleibt der Film durchwegs spannend und atmosphärisch äußerst dicht.

Für das oben genannte Manko entschädigen aber die überzeugenden Darstellerleistungen, allen voran von Senta Berger und natürlich vom immer gern gesehenen Luc Merenda, der diesmal ausnahmsweise nicht den hard boiled cop in direkter Konkurrenz zu Maurizio Merli gibt.
In einer Nebenrolle ist sogar Anita Strindberg(Skandinavischer Giallo - Stammgast, bekannt aus Lucio Fulcis „Lizard in a Woman´s Skin“ oder Sergio Martinos „Your Vice is a locked Room…..“) wieder mit von der Partie.
Der Visconti-erprobte Umberto Orsini rundet das illustre Ensemble noch zusätzlich ab –für Fans des Euro-Cinemas also ein echter Traum-Cast.
Ach ja, eine Kettensäge(ein echtes Lieblingsrequisit) spielt auch noch eine nicht unerhebliche, um nicht zu sagen einschneidende, Rolle.

Für das Skript zeichnet sich wieder einmal Genre-Profi Ernesto Gastaldi (Sergio Martinos Haus und Hof-Schreiber,)verantwortlich, der einmal mehr für Qualität bürgt.
Gastaldi und Regisseur Tessari schaffen eine frappierend an Hitchcock(zu dessen besten Zeiten, wohlgemerkt) erinnernde Atmosphäre - insbesondere der Schluss ist pure Suspense im Zeichen des Altmeisters.
Verstärkt wird dieser Eindruck natürlich noch durch die Verwendung von Motiven ,wie das des unschuldig Verfolgten, der sich auf die Suche nach der Wahrheit macht.
Das sinistre Treiben rund um unbescholtene (?) Amnesiepatienten wird von Komponist Gianni Ferrio (zeichnete sich auch für den OST zu „Death walks at Midnight) mit einem 70ies-typisch groovigen Soundtrack untermalt.

Wer also gut gemachte Thriller all´italiana schätzt, bekommt mit „L´uomo senza memoria“ (OT)einen klasse Vertreter des Genres, der einem noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Eine Rezension von Anatol Holzbauer
(14. September 2008)
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Daten zum Film
Der Mann ohne Gedächtnis Italien 1974
(L´Uomo senza memoria)
Regie Duccio Tessari Drehbuch Ernesto Gastaldi
Produktion
Darsteller Senta Berger, Luc Merenda, Umberto Orsini, Anita Strindberg, Bruno Corazzari
Länge 92 FSK 16
Filmmusik Gianni Ferrio
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