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Legend of Tarzan

Legend of Tarzan

Ein Film von David Yates

Der Fortsetzungs- und Wiederverwertungswahnsinn hollywoodscher Produzentengier geht in die nächste Runde. Dieses Mal hat es Edgar Rice Burroughs und seine wohl bekannteste Schöpfung, Tarzan, erwischt. Zum ersten Mal im Jahre 1912 in der Oktoberausgabe des All-Story Magazine aufgetreten, konnte sich der König des Dschungels in den Folgejahren schnell seinen festen Platz innerhalb der westlichen Populärkultur sichern. Inzwischen dürfte auch jedem der ikonische Schrei bekannt sein, den Johnny Weißmüller 1932 im ersten Auftritt des Affenmenschen aus voller Kehle ausstoßen durfte – eine Legende wurde damit auch filmisch geboren und nach Leibeskräften gepflegt. Bevor die „Transformers“-Generation nun aber Gefahr laufen sollte, ihre besten Jahre ohne den wagemutigen Lianenschwinger zu verleben, hat man diesem Umstand mit „Legend of Tarzan“ nun ganz gezielt entgegengewirkt und die inzwischen antiquiert anmutende Kunstfigur einer den heutigen Sehgewohnheiten angepassten Generalüberholung unterzogen.

Das Ergebnis ist, wie so häufig, ein ausdrucksloser Blockbusterklumpen, der sein marktwirtschaftliches Kalkül über jede Ambition hinweg offen ausstellt: Der Mammon muss rollen, und bei einem Kostenpunkt von üppigen 180 Millionen Dollar sollte es sich von selbst erklären, dass Regisseur David Yates, der sich seit „Harry Potter und der Orden des Phönix“ überaus erfolgreich um den Fortlauf der Leinwanderzählung um den auserwählten Zauberlehrling kümmerte, wenig Raum geblieben ist, um der künstlerischen Individualität Auftrieb zu verleihen. Dabei hat „Legend of Tarzan“ durchaus löbliche Gedankenansätze, die dem politischen Überbau der Handlung an Relevanz und Gewicht hätten schenken könnten. Als Sequel zum Original gedacht, beginnt „Legend of Tarzan“ im England der 1880er Jahre. Tarzan schimpft sich inzwischen John Clayton III. und vollstreckt seinen Alltag, so wie es ihm als Kind von Aristokraten vorbestimmt war, als erlesener Lord auf dem hochherrschaftlichen Anwesen seiner Eltern.

Im Zuge des Kolonialismus und auf Gesuch des belgischen Königs Leopold der II. verschlägt es John („True Blood“-Adonis Alexander Skarsgård) an der Seite des Amerikaners George Washington Williams (Samuel L. Jackson, „The Hateful Eight) und seiner Frau Jane (Margot Robbie, „The Wolf of Wall Street“) zu – so die Deklaration – Expeditionszwecken in das Herz des kongolesischen Dschungels und damit auch zurück in seine wilde Geburtsstätte. „Legend of Tarzan“ versucht es im Folgenden, Kritik an der systematischen Unterdrückung afrikanischer Völker und der methodischen Ausschlachtung derer Lebensräume zu üben, die sich in erster Linie über den durchtriebenen Léon Rom (Christoph Waltz, „Der Gott des Gemetzels“) herleitet, der die belgischen Staatskassen mit dem Ertrag durch Diamanten-, Elfenbein- und Sklavenhandel fluten soll und dafür einen hinterlistigen Pakt eingeht, bei dem der Kopf von Tarzan auf dem Spiel steht.

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Dass „Legend of Tarzan“ aber keine Wege und Mittel findet, um seine positiven Vorhaben zu artikulieren, ist dem eng bemessenen Blockbusterkorsett zuzurechnen, welches es wohl unmöglich macht, künstlerische Visionen mit einem Anflug genuiner Schöpferkraft umzusetzen. Stattdessen müssen wir über eine Laufzeit von gut zwei Stunden dabei zusehen, wie der Sohn Afrikas an seine alte Wirkungsstätte zurückkehrt und den hiesigen Ethnien sowie dem gesamten Tierreich (wobei es oft so scheint, als würde der Film dort ohnehin keine sonderlichen Unterschiede machen) konsequent vor Augen führt, wer das wahre Alphatier im Bunde ist: Der durchtrainierte weiße Mann präsentiert sich hünengleich an der Spitze der Nahrungskette und ist natürlich grundlegender Faktor, um den Kongo von der destruktiven Kolonialmacht zu erlösen, während der Rest ihm dabei voller tatenloser Bewunderung auf die mächtigen Pranken glotzt.

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Dass David Yates kein begabter Action-Regisseur ist, haben seine Arbeiten innerhalb des „Harry Potter“-Universums bereits gezeigt. Dieser Eindruck wird in „Legend of Tarzan“ nun noch einmal maßgeblich unterstrichen: Ständig beschleicht einen das Gefühl, die Kamera hätte sich grundsätzlich falsch platziert, um die zerschnittenen Sequenzen noch wirrer und unübersichtlich zu gestalten. Dass Yates aber auch jedwedes Gefühl für eine gekonnte Schauspielführung verloren hat, macht dagegen umso betroffener. Von der Zwienatur im Herzen Tarzans ist in Alexander-Skarsgård-Performances nichts mehr vorzufinden. Vielmehr agiert die gesamte namhafte Riege auf uninspiriertem Autopilot und bleibt kraft- und charakterlos. Besonders Christoph Waltz, der mal wieder (und das nun zum gefühlt fünften Mal zu oft) den soignierten Bösewicht geben darf, scheint das Schauspielen vollständig aufgegeben zu haben und sich nur noch mit seinem fest in die Physiognomie gebrannten süffisanten Grinsen mechanisch durch jede Produktion zu schlafwandeln.

Cover & Szenenbilder: ©2016 Warner Bros. Pictures

Eine Rezension von Pascal Reis
(11. August 2016)
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Daten zum Film
Legend of Tarzan USA 2016
(The Legend of Tarzan)
Regie David Yates Drehbuch Stuart Beattie, Craig Brewer, John Collee, Adam Cozad
Produktion Village Roadshow Pictures, Jerry Weintraub Productions, Riche/Ludwig Productions, Beaglepug Productions, RatPac Entertainment Kamera Henry Braham
Darsteller Alexander Skarsgård, Margot Robbie, Samuel L. Jackson, Christoph Waltz, Djimon Hounsou
Länge 110 Minuten FSK ab 12 Jahren
Filmmusik Rupert Gregson-Williams
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