Harry Goldfarb (Jared Leto) ist nicht gerade das Paradebeispiel fĂŒr einen guten Sohn. Mehrmals im Monat nimmt er seiner Mutter Sara (Ellen Brustyn) mit seinem Kumpel Tyron (Marlon Wayans) den Fernseher weg, um diesen zu verpfĂ€nden, nur damit er ein bisschen Kohle fĂŒr Drogen auftreiben kann. Nachdem es ihm auch langsam auf die Nerven geht, immer und immer wieder dieselbe Tortur durchzumachen, beschlieĂt er Drogendealer zu werden. Er kauft sich Stoff, streckt diesen und verkauft ihn weiter. Ăberaus simpel aber wirksam, denn innerhalb kĂŒrzester Zeit hat er genug Geld aufgetrieben, um mit seiner Freundin Marion (Jennifer Conelly) ein recht gutes Leben zu fĂŒhren. Aber natĂŒrlich ist das nicht von Dauer, denn nach einem Hoch kommt bekanntlich ein Tief, welches ihn und seinen Freundeskreis bis in die Hölle fĂŒhrt.
Seine Mutter hatâs da auch nicht leichter, geplagt von Komplexen versucht sie abzunehmen, weil ein gewonnener Fernsehauftritt vor der TĂŒr steht. Dabei greift sie auf Pillen zurĂŒck, welche nicht nur die Kilos purzeln lassen, sondern auch ihr den Verstand rauben.
Eine schockierend brutale Odyssee quer durch die Hölle der Drogen, genau so könnte man Requiem for a Dream am Besten bezeichnen. Hier handelt es sich nicht um einen weiteren Trainspotting Verschnitt, welcher gespickt mit philosophischen Dialogen und Helden ist, die immer einen coolen Spruch auf den Lippen haben. Beinhart wird gezeigt wie es kommen kann, wenn man anfÀngt Droge
n zu nehmen.
Ja, das schreit gerade so nach dem ĂŒberdimensionalen moralischen Zeigefinger, welcher seinen gewaltigen und angsteinflöĂenden Schatten ĂŒber diesen Film wirft.
Da ist es viel erfreulicher zu wissen, dass man die Moralapostel zu Hause gelassen hat, denn hier wird nur eins gezeigt, und dass ist die RealitÀt.
Ohne mit der Wimper zu zucken, lÀsst Regisseure Aronofsky seine Protagonisten von einem Monster regelrecht verschlingen. Konsequent wie eh und jÀh, schreitet die Geschichte voran.
Was am Anfang noch harmlos wirkt, wird von Minute zu Minute immer gröĂer und bedrohlicher. Begleitet wir dieser Schrecken von einer grandiosen Inszenierung, welche vor allem durch rasante Schnitte und originelle EinfĂ€lle brilliert.
Auch in Sachen Schauspieler gibtâs nichts zu meckern. WĂ€hrend die zwei MĂ€nner eine durchaus solide Leistung bringen, begeistert vor allen Ellen Brustyn, die ihren alten und verwirrten Charakter dermaĂen realistisch und gebrochen spielt, dass es einem kalt ĂŒber den RĂŒcken lĂ€uft, wenn sie gegen Ende hin nur mehr noch ein Schatten ihrer Selbst ist. Zu Recht wurde sie im Jahre 2001 fĂŒr einen Oscar nominiert. Ebenfalls oder besser gesagt wieder mal grandios ist Jennifer Conelly, langsam ĂŒberkommt mich der Eindruck, dass sie es gar nicht schafft eine schlechte Leistung zu bringen.
Mit einem tollen Ensemble und schockierenden Bilder schafft es Requiem for a Dream sich so richtig in die Netzhaut zu brennen. Diesen Film vergisst man nicht so leicht, er erzeugt ein Unbehagen und genau daran liegt auch das Problem.
Das mag jetzt sehr paradox klingen, aber die gröĂte StĂ€rke ist zu gleich der einzige Kritikpunkt. Ich fĂŒr meinen Teil musste mich regelrecht dazu zwingen, mir dieses Werk ein Zweites mal zu GemĂŒte zu fĂŒhren, zu âbenommenâ war ich noch von meiner letzten Begegnung.
Das ist aber auch egal, denn dieser Film soll schockieren und nicht unterhalten, hauch knapp schafft er es, entlang der Grenze des ErtrÀglichen zu balancieren.