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L.A. Confidential

L.A. Confidential

Ein Film von Curtis Hanson

Es gibt Filme, die es verstehen, über zwei Stunden und mehr eine Atmosphäre zu kreieren, die so zum Schneiden dicht ist, dass sie einen direkt am Geschehen teilhaben lässt.; Filme, die eine bestimmte Zeit oder Epoche reproduzieren, in der sie vollends aufgehen; und die niemals ihre besondere Faszination verlieren, so oft man sie sich auch ansieht. Filme wie eben Curtis Hansons Meisterwerk "L.A. Confidential". Diese Adaption eines Romans von Krimiexperte James Ellroy ist ohne Wenn und Aber der beste Film noir seit Roman Polanskis Chinatown, weil er jenes in den 40er und 50er Jahren wurzelnde ur-amerikanische Genre in selten dagewesener Akribie reanimiert.

Los Angeles, wir schreiben das Jahr 1953. Drei Cops, die sich eigentlich nicht riechen können, sollen gemeinsam in einem Mordfall ermitteln: Im Coffeeshop "Night Owl" unweit der Hollywood-Studios hat man sechs Leichen gefunden, darunter die eines Ex-Polizisten und eines Starlets. Ed Exley (Guy Pearce), Jack Vincennes (Kevin Spacey) und Bud White (Russell Crowe) nehmen recht schnell drei schwarze Gangster als Tatverdächtige fest. Beim Verhör ergreift das Trio die Flucht, und wird daraufhin in der Freiheit erschossen. Die Sache scheint abgehakt, die Akte geschlossen. Doch den Cops kommen bald berechtigte Zweifel, und schließlich wird der Fall neu aufgerollt.

Ihre Recherchen führen Exley, White und Vincennes auf die Spur des Millionär
s Pierce Patchett (David Strathairn), der einen Callgirl-Ring leitet und dort Frauen beschäftigt, die mit plastischer Chirurgie zu Doppelgängerinnen bekannter Filmdiven wie Lana Turner oder Veronica Lake "umgemodelt" werden. Da Patchett das im "Night Owl" zu Tode gekommene Starlet unmittelbar kannte, erhoffen sich die drei Cops hier entsprechende Hinweise und Informationen. Dabei geraten sie in einen Sumpf aus Mord, Erpressung, Verrat und Korruption, der sie immer wieder auf ermittlungstechnische Einbahnstraßen führt. Bis sie eine Verschwörung aufdecken, in die neben dem Klatschreporter Sid Hudgens (Danny DeVito) vom "Hush Hush"-Magazin auch ihr Vorgesetzter Captain Dudley Smith (James Cromwell) verwickelt ist. Und auch die blonde Edelprostituierte Lynn Bracken (Kim Basinger), ebenfalls eine von Patchetts Damen, auf die Exley und White zeitgleich ein Auge geworfen haben, hat etwas zu verbergen...

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Was Hanson mit "L.A. Confidential" vorlegt, geht weit über eine Hommage an den Film noir hinaus. Er vollbringt das Kunststück, den Geist all der Hardboiled-Krimis und Detektivfilme aus der Blütezeit des Genres wieder zum Leben zu erwecken, quasi so, als wäre er unmittelbarer Zeitzeuge der Ursprünge dieser Bewegung, die aus dem von Angst, Paranoia und Entfremdung geprägten Lebensgefühl der posttraumatischen US-Nachkriegsgeneration erwuchs. Die narrativen Gemeinsamkeiten beginnen hier bereits mit der vorausgehenden Voice-over-Erzählperspektive und setzen sich in der undurchsichtigen Strukturierung der Handlung fort, so dass man als Zuschauer lange über den Zusammenhang der einzeln vorgestellten Charaktere bzw. deren Motivationen im Unklaren gelassen wird und höchste Konzentration gefordert ist.

Waghalsig stürzt sich "L.A. Confidential" in eine düstere Unterwelt hinab, in ein Los Angeles der Fassade, der Kriminalität, der Verlogenheit und des falschen Spiels, in dem es jedem nur darum geht, sich selbst zu bereichern- ohne Rücksicht auf Verluste. Eine "Stadt der Engel", die ihren Namen zu Unrecht trägt, ein brodelnder Hexenkessel, den Kameramann Dante Spinotti in eine schwüle Eleganz kleidet, deren Faszination sich niemand entziehen kann. Auch die glamouröse Aura der Traumfabrik entpuppt sich als leerer Schein, wie es an den Filmstar-Kopien, die ihren Vorbildern zum Verwechseln ähnlich sehen, exemplarisch vorgeführt wird. Hier, wo Mafia und Showbusiness, Journaille und Polizei sich quasi gegenseitig in die Hände arbeiten, gilt als wichtigste Devise von allen: "Vertraue niemandem außer dir selbst!" Der Weg hinaus aus diesem kompliziert-komplexen Labyrinth des Verbrechens führt nur über die Bereitschaft zum Risiko und die Akzeptanz einer Welt, in der Illegalität manchmal nur noch mit selbiger zu bekämpfen ist.

Das gilt auch für unsere drei (Haupt-)Protagonisten - oder sollte man doch besser `Antagonisten´ sagen!? - die sich ob ihrer gegensätzlichen Auffassungen von ihrem Beruf zwar nicht ausstehen können, im Fall "Night Owl" aber wohl oder übel zusammenhalten müssen, um überhaupt Aussicht auf Erfolg zu haben. Besonders Exley und White ecken immer wieder gegenseitig an. Exley, der Gerechtigkeitsfanatiker, der ehrgeizige, smarte Emporkömmling, dem Karriere wichtiger ist als Kameradschaft, weswegen er anfangs mit der Begründung an den Pranger gestellt wird, er könne die Glaubwürdigkeit des Polizeiapparates nach außen hin gefährden, später aber die Tapferkeitsmedaille erhält. Exley ist ohne Weiteres dazu bereit, Kollegen anzuschwärzen, wenn diese gegen das Gesetz, welches sie eigentlich hüten sollen, verstoßen. Und White, der robuste Schläger, der draufhaut. bevor er nachdenkt (vor allem bei gewaltbereiten Ehemännern), der Gerechtigkeitsvollzug grundsätzlich ein bisschen anders definiert als Exley. Doch gerade diese beiden unterschiedlichen Naturen müssen sich im Laufe der Ermittlungen eingestehen, dass sich sich in ihren Arbeitsweisen doch ideal ergänzen.

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Ebenso ideal ergänzen sich auch die beiden Akteure, die diese Rollen ausfüllen: Guy Pearce und Russell Crowe, beides noch unbeschriebene Blätter zum damaligen Zeitpunkt, was sich von nun an aber schlagartig ändern sollte. Dabei stellt Crowe mit seinem intensiv-raubeinigen Auftritt seinen großartigen Schauspielkollegen sogar noch in den Schatten. Kevin Spacey, der nach "Die üblichen Verdächtigen" (1995) erneut eine frühe Kostprobe seines Könnens abgab, spielt den Drogenfahnder Jack Vincennes, der die Vorteile seines Jobs für persönliche Zwecke nutzt, in dem er sich als Nachrichtenlieferant für Boulevardreporter Sid Hudgens ein paar Extradollar dazu verdient. Es ist das brillante, blind funktionierende Zusammenwirken dieser drei Cop-Figuren und deren hart kontrastierende Persönlichkeiten, die "L.A. Confidential" schon fast im Alleingang so sehenswert machen.

Des weiteren begeistern James Cromwell und David Strathairn als skrupel- und gewissenlose Strippenzieher im Hintergrund, Danny DeVito als sensationsgieriger Giftzwerg Sid, und Kim Basinger als anmutig-geheimnisvolle Edelhure Lynn Bracken, die den Vergleich mit den großen, unvergessenen Femme Fatales der älteren Filmhistorie nicht zu scheuen braucht. Basingers Figur stellt sich als ausschlaggebend für die Richtung des Plots hinaus. Das Ex-Bond-Girl wurde zurecht mit dem Oscar als beste Nebendarstellerin bedacht, eine weitere goldene Statuette durften sich Brian Helgeland und James Ellroy für das beste adaptierte Drehbuch ins Regal stellen. Trotz achtfacher Nominierung blieben weitere Trophäen für "L.A. Confidential" aber leider aus. Der Film hatte eben das Pech, im gleichen Jahr zu erscheinen, in dem auch ein gewisses Luxusschiff mit Namen ""Titanic" vom Stapel lief...

Nichtsdestotrotz darf sich Curtis Hansons meisterhafter Neo-Noir mit Verlaub in die Phalanx der renommierten Klassiker des Genres einreihen. Regie, Drehbuch, Ausstattung, Kostüme, Schauspieler... Es ist schwer vorstellbar, dass sich an diesem Film noch etwas hätte besser machen lassen. "L.A. Confidential" verspricht bis zur finalen Entwirrung des komplexen Storygeflechts 132 Minuten Hochspannung, wie man sie aus Hollywood heutzutage leider nur noch selten geboten bekommt. Jetzt schon ein Klassiker!

Eine Rezension von Christopher Michels
(17. Februar 2010)
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Daten zum Film
L.A. Confidential USA 1997
(L.A. Confidential)
Regie Curtis Hanson Drehbuch Curtis Hanson, Brian Helgeland, nach dem Roman "Stadt der Teufel" von James Ellroy
Produktion Warner Kamera Dante Spinotti
Darsteller Kevin Spacey, Russell Crowe, Guy Pearce, Kim Basinger, James Cromwell, Danny DeVito
Länge 132 Minuten FSK ab 16
Filmmusik Jerry Goldsmith
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