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von Bruce La Bruce




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Zoomania

Zoomania

Ein Film von Byron Howard, Rich Moore, Jared Bush


TIERE SIND AUCH NUR MENSCHEN


Die wissen, wie der Hase läuft: Mit „ZOOMANIA“ lässt Disney diesmal eine tierisch ausgefuchste Parabel auf die Zuschauer los, die nicht nur optisch überzeugt.


Kaum angekommen in der großen Stadt, glaubt die frischgebackene Neu-Cop-Häsin Judy Hopps (Originalstimme: Ginnifer Goodwin) noch an die Erfüllung ihres großen Traums, als richtiger Cop in der Großstadt fortan für Recht und Ordnung sorgen zu dürfen. Doch anstatt böse Buben dingfest zu machen, wird sie kurzerhand abkommandiert, Strafzettel zu verteilen. Es ist aber auch nicht leicht, sich als kleines Tier inmitten all der großen Kollegen zu behaupten. Doch Judy gibt selbst dann nicht auf, als sie von dem fuchsigen Gesellen Nick Wilde (Jason Bateman) in aller Öffentlichkeit veräppelt wird (schließlich ist dies, wie ihr ihre Eltern nicht müde werden einzubläuen, nun einmal die Natur des Fuchses). Im Gegenteil. Denn durch Zufall entdeckt die junge Häsin eines Tages das entscheidende Detail in einem Vermisstenfall, an dem ihre Kollegen sich schon seit Wochen erfolglos versuchen. Und niemand Geringeres als der hinterlistige Fuchs Nick soll ihr bei der Auflösung des mysteriösen Falles helfen. Das Problem: Der Gute weiß bisher noch gar nichts von seinem Glück...


Sprechende Tiere haben bei Disney ja nicht erst seit Mickey Mouse einen gewissen Stellenwert. Das gil
t bis heute. Doch während die Tiere in den alten Klassikern entweder sprechen konnten oder sich in ihrem Verhalten betont menschlich gaben (manchmal auch beides zusammen), wurden ihnen in den neuesten Produktionen eher stumme Sidekick-Rollen zugedacht. Dem Spaß am Vergnügen tat dies beileibe keinen Abbruch, denn Charaktere wie das Wachpferd Maximus, Chamäleon Pascal (beide aus „Rapunzel“ [2010]) oder Rentier Sven aus „Die Eiskönigin“ [2013] wussten gekonnt humoristische Glanzlichter zu setzen. Im 55. Animationsfilm seit „Schneewittchen“ [1937] legt Disney diesbezüglich wieder eine ganze Schippe drauf, indem parabel-üblich ein ganzer Zoo voller Tiere auf eine Art und Weise vermenschlicht wird, wie man sie seit „Himmel und Huhn“ [2005] nicht mehr in einem Disney-Film gesehen hat. Als Allegorie auf das menschliche Unvermögen konzipiert, den äußeren Schein vom tatsächlichen Sein trennen zu können, erzählt „ZOOMANIA“ von einer von Tieren bevölkerten Welt, in der der Mensch nie existiert hat. Und kreiert damit unerwarteter Weise ein fortwährendes Gefühl der Vertrautheit.


Zootopia ist eine riesige Großstadt, in der die Stadtteile ganz nach den Bedürfnissen der unterschiedlichen, hochentwickelten Tierarten konzipiert wurden. Ob nun ein eisiger Bezirk für Pinguin, Eisbär und Co, eine hitzige Wüstenlandschaft für Kamele, oder eine Art Dschungelreservat für die tropischen Vertreter der Tierwelt – in Zootopia kann jedes Tierchen seinem Pläsierchen frönen, ohne sich verstellen zu müssen. Wer nun aber glaubt, dass dadurch das große Miteinander auf der Strecke bleibt, irrt. Denn trotz der unterschiedlichen Lebensgewohnheiten scheut sich kein Tier, seinen Huf oder seine Pfote in angrenzende Bezirke zu setzen. Ganz wie im echten Leben also. Disney kreiert aus dieser Ausgangslage ein Fest der köstlichen Figurenkonstellationen, das seine Krönung zweifellos in einer minutenlangen Szene erfährt, in welcher Hopps mit den Tücken einer von Faultieren (!) geführten Kfz-Zulassungsstelle zu kämpfen hat. Selten war es amüsanter, den uns bekannten Behörden-Wahnsinn auf die Schippe genommen zu sehen. Gar köstlich!


Irgendwann vergisst man sogar, dass es hier die Tierwelt ist, die den Menschen den Spiegel vorhält, und verliert sich gänzlich in der amüsant-cleveren Geschichte, die sich nach einer halben Stunde in einen waschechten Kriminalfall mit Verschwörungsfaktor wandelt, an dem unser Häschen ganz schön zu knabbern hat. Gekonnt verknüpft Disneys aufwendige Fellstudie „ZOOMANIA“, die sich im besten Sinne in die klassische Reihe tierischer Trick-Abenteuer einreiht, nunmehr etliche Filmanspielungen (etwa an Francis Ford Coppolas Meisterwerk „Der Pate“ [1972]) mit dem Humor eines lässigen Fox & Bunny-Movies (hierzulande auch als Buddy-Movie bekannt). Wie sich der hinterlistige Fuchs und die ehrgeizige Häsin immer wieder bekriegen, um dann im Angesicht der Gefahr doch zu erkennen, dass man zusammen mehr ausrichten kann, ist simpel, aber effektiv umgesetzt und straft im Schulterschluss jene dummen Vorurteile Lügen, die besagen sollen, dass unterschiedliche Charaktere nun einmal nicht so gut miteinander auskommen.

ZoomaniaZoomaniaZoomania

Es wird schnell klar, dass man einen Fuchs nicht nach seinem Äußeren, geschweige denn nach seiner Natur beurteilen sollte. So verleiht Disney einer wichtigen Aussage, die unter anderem in Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ beschrieben wurde, formschön Ausdruck: Dass man letztlich nur mit dem Herzen gut sieht, während das Wesentliche für die Augen unsichtbar bleibt. Eine angesichts heutiger Probleme, weitgreifender Krisen und damit einhergehender (meist vorschneller) Meinungsbildung umso bedeutendere und nicht fett genug zu unterstreichende Aussage, die wieder mal beweist, dass Disney all die Jahre mit der Zeit gegangen ist. Am Ende bleibt uns nur noch die schöne Vorstellung, dass sich Fuchs und Hase unterm Sternenzelt Gute Nacht sagen und dass das alles entgegen des sprichwörtlichen Sinnes lebendig, herzlich und überhaupt nicht trostlos-öde rüberkommt.


Fazit: Clever-witzige Parabel auf Vorurteile und Gesellschaftsformen, in der ein kleiner Hase auszieht, um in der großen Stadt als Cop groß rauszukommen: ein Riesenspaß!


Cover & Szenenbilder: © 2016 Disney. All Rights Reserved.


Eine Rezension von Stefan Rackow
(15. Februar 2016)
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Daten zum Film
Zoomania USA 2016
(Zootopia)
Regie Byron Howard, Jared Bush, Rich Moore Drehbuch Jared Bush & Phil Johnston Story Byron Howard, Rich Moore, Jared Bush, Phil Johnston, Jennifer Lee, Josie Trinidad & Jim Reardon
Produktion Walt Disney Animation Studios / Walt Disney Pictures
Darsteller Ginnifer Goodwin, Jason Bateman, Idris Elba, J.K. Simmons, Octavia Spencer, Alan Tudyk, Jenny Slate, Bonnie Hunt, Don Lake, Nate Torrence, Maurice LaMarche, Raymond S. Persi, Katie Lowes, Tommy "Tiny" Lister, Shakira, u.a.
Länge 108 Minuten FSK ohne Altersbeschränkung
Filmmusik Michael Giacchino
Bundesweiter Kinostart: 03.03.2016
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