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Die Rache der schwarzen Spinne

Die Rache der schwarzen Spinne

Ein Film von Bert I. Gordon

Mit „Das Geheimnis des steinernen Monsters“ läutete Anolis ja die Rückkehr der Galerie des Grauens ein: erneut ein Box-Set mit Science-Fiction-Filmen der 50er Jahre, um das sich aufgrund seiner liebevollen Aufmachung und limitierten Stückzahlen die Sammler schlagen werden. Natürlich werdet ihr hier bei MannbeisstFilm mit Rezensionen zu den einzelnen Filmen versorgt – leider mit einem gewissen zeitlichen Abstand, aber ich hoffe, es wird wieder regelmäßiger Kritiken von mir für die Filme geben. Als Neuerung werden sich in der Rückkehr der Galerie des Grauens mehrere Filme von Mr. B.I.G. finden: Bert I. Gordon, einer der umstrittensten Filmemacher dieser Zeit, dessen Filme sich oftmals in Listen über die schlechtesten Sci-Fi-Filme finden. Vorhang auf für sein „Tarantula“-Rip-Off „Die Rache der schwarzen Spinne“!

Eine typisch amerikanische Kleinstadt, irgendwo in der Wüste: das verliebte Teenager-Pärchen Carol und Mike macht sich auf die Suche nach Carols Vater. Der kam nämlich letzte Nacht nicht nach Hause, und auch Mikes Begründung, vielleicht wäre er als Alkoholiker wieder irgendwo versackt (!) trägt nicht zu Carols Beruhigung bei. In einer Höhle (wo sonst: die Bronson-Caves!) finden sie nicht nur diverse Skelette und die mumifizierte Leiche von Carols Vater, sondern auch eine riesige schwarze Sp
inne samt Netz! Sie können flüchten, doch der örtliche Sheriff glaubt ihnen das nicht – logisch. Aber ihr Physik- und Biolehrer Art Kingman stellt diese fantastische Geschichte nicht so in Frage, überredet den Sheriff eine Jagdtruppe samt Kammerjägern (!!) zusammenzustellen und flugs wird das gigantische Insekt (Spinnen sind zwar keine Insekten, aber das stört den Herrn Lehrer auch nicht) erledigt. Der Film ist aber noch nicht zu Ende, denn Bert I. Gordon baut noch so ziemlich die einzig frische Idee in den Film ein: der tote Körper der Spinne wird in der Schulaula aufgebahrt (!!!) und wacht dort wieder auf: nicht etwa durch einen Blitzschlag oder schwarze Magie, sondern durch eine Highschool-Band, die dort schlechten Rock'n'Roll probt (!!!!). Und schon macht sich das Vieh auf einen Zerstörungszug durch die Stadt...

Schon im Vorwort zu dieser Kritik fiel der Name des ungleich berühmteren und besseren Werks von Jack Arnold: natürlich stand der drei Jahre zuvor entstandene „Tarantula“ von Jack Arnold Pate. So ist Bert I. Gordons Film auch nicht viel mehr als eine B-Variante des Spinnenklassikers, für wenig Geld in wenig Tagen für das jugendliche Autokino-Publikum runtergekurbelt. Gerade im Vergleich zum großen Vorbild zeigt sich Gordons mangelndes (oder wohlwollender ausgedrückt: geringeres) Talent in quasi allen Sektoren: das Skript ist noch das beste am Film (kein Wunder, arbeitete doch „Formicula“ Schreiberling George Worthing Yates daran), die Spezialeffekte sind – sagen wir – übersichtlich, die Darsteller viel zu alt für ihre Rollen, und die Regie strotzt auch nicht sonderlich vor Einfällen. Trotzdem ist „Die Rache der schwarzen Spinne“ dem Vernehmen nach einer der besseren Gordon-Filme; aber auch als einzelnes Werk ist der Film halbwegs akzeptabel, auch wenn er deutlich einer preiswerteren Kategorie zugeordnet werden kann. Denn mal ehrlich: kann ein Film mit einer Riesenspinne, die mittels Rock'n'Roll von den Toten erweckt wird und röchelt wie ein kettenrauchender Asthmatiker wirklich so schlecht sein?
Die Rache der schwarzen SpinneDie Rache der schwarzen SpinneDie Rache der schwarzen Spinne
Denn das Drehbuch ist tatsächlich nichtmal so übel. Natürlich hatte Gordon hier wohl am wenigsten Einfluss, und die krudesten Ideen könnten möglicherweise von ihm stammen, aber das übergeordnete Storygerüst ist durchaus angemessen. Sogar das Finale, die Todesart der Spinne, wird schon zu Beginn recht unauffällig eingeführt und am Ende sogar wieder aufgegriffen – hier macht sich die Mitarbeit eines erfahrenen Genre-Schreiberlings bezahlt. Es ist natürlich überdeutlich, dass der Film das jugendliche Kinopublikum der Autokinos erreichen will. Dementsprechend wurden die erwachsenen Figuren des Arnold-Films durch stereotype und vor allem himmelschreiend dämliche Teenager ersetzt. Die betreten da auch schonmal die Höhle der Spinne, nachdem sie das Geschenk des Vaters auf der Straße, das zerstörte Auto in der Böschung, den zerfetzten Hut vor der Höhle sowie die großen Hinweisschilder gefunden haben. Als positiver Aspekt sei hier noch anzumerken, dass das Drehbuch sogar erläutert, warum der Spinne nicht einfach mit Kanonen und Bomben zuleibe gerückt werden kann: durch das dezentralisierte Nervensystem ist ein tödlicher Treffer bei der Größe so gut wie unmöglich, und man würde dabei wohl eher die Stadt in Schutt und Asche legen. Ob das nun halbwegs korrekt oder Käse ist, mag ich nicht beurteilen, aber immerhin ist es ein Anfang.

Bei den Spezialeffekten herrscht wenig Licht und recht viel Schatten: sicherlich, niemand erwartet hier zeitgemäße Tricks. Auch gelingt es Gordon (der sich höchstpersönlich mit seiner Frau Flora um die Effekte kümmerte), einige vorzeigbare Split-Screens zu realisieren. Aber dass der einzig vorhandene künstliche Spinnenarm, der mit den menschlichen Darstellern interagieren kann, äußerlich so gar nicht zur echten Spinne passt, lässt sich wohl am ehesten unter Schlampigkeit bzw. Faulheit verbuchen. Die ausgesaugten Leichen sind ebenfalls respektabel, dafür bestehen die Spinnfäden aus Tauen und das Spinnennetz ist – nunja – ziemlich leicht als Fischernetz zu identifizieren. Und dass die Spinne oftmals vor Fotografien oder Postkarten agiert, darüber will ich mich auch nicht großartig aufregen. Viel schwerwiegender wiegt da ein anderer Faktor, der wohl am ehesten Gordons Sturköpfigkeit und Selbstüberschätzung geschuldet ist: ursprünglich wollte er in den naturhistorisch wertvollen Carlsbad-Höhlen drehen. Dafür bekam er aber keine Genehmigung, so dass er nur Fotos machen konnte, und seine Darsteller in diese einmontierte. Verbunden mit Gordons oftmals mangelhaften technischen Fähigkeiten sieht das dementsprechend bescheiden aus. Überflüssig zu erwähnen ist noch, dass die Spinne auch noch das ein oder andere Mal zur Transparenz neigt.

Somit würde ich dem Film aufgrund seines leidlichen Unterhaltungswertes drei Sterne geben. Und was rettet ihm nun den vierten?

Natürlich die DVD-Veröffentlichung aus dem Hause Anolis! Als Nr. 2 der Rückkehr der Galerie des Grauens präsentiert und das Label wieder einmal eine DVD, die mit der Ausstattung so manch modernen Film locker in den Schatten steckt. Nicht nur zwei Audiokommentare befinden sich auf der Doppel-DVD (ein gewohnt informativer von Dr. Rolf Giesen, dem aber die Unterstützung durch Ivo Scheloske himself sehr gut tut, sowie ein wie üblich sehr spaßiger aber auch lehrreicher Kommentar von Christian Kessler und Ingo Strecker), sondern noch etwas anderes leistet genug Anreiz, dem Interessierten den Film öfter anzusehen: sagenhafte fünf Fassungen befinden sich auf der DVD! Nicht nur zwei Super 8 Fassungen gibt es zu bewundern, sondern auch noch die amerikanische sowie deutsche Kinofassung und als Bonus noch eine Widescreen-Fassung komplettieren die Veröffentlichung. Großer Sport!

Ergo bleibt: Veröffentlichung Hui, Film nicht Pfui aber halt auch nur Hmpf. Kann man mal sehen, aber es gibt einerseits viel bessere Monsterfilme, andererseits deutlich unterhaltsamere Trashstreifen.

Eine Rezension von David Kugler
(02. Januar 2012)
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Daten zum Film
Die Rache der schwarzen Spinne USA 1958
(Earth vs. the Spider)
Regie Bert I. Gordon Drehbuch László Görög, George Worthing Yates, Bert I. Gordon
Produktion American International Pictures (AIP) Kamera Jack A. Marta
Darsteller Ed Kemmer, June Kenney, Eugene Persson, Gene Roth
Länge 69:44 FSK 16
Filmmusik Albert Glasser
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