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John Carter - Zwischen zwei Welten

John Carter - Zwischen zwei Welten

Ein Film von Andrew Stanton


„When I saw you, I believed it was a sign... that something new can come into this world.“


NICHTS NEUES AN DER FRONT. Die Abenteuer-Reihe rund um den Bürgerkriegssoldaten John Carter, der sich urplötzlich auf dem Mars wiederfindet und allerlei Gefahren trotzen muss, erfreut sich nun schon bereits seit einem kompletten Jahrhundert ungebrochener Beliebtheit. Ihr Autor Edgar Rice Burroughs, der 1912 auch Lianenschwinger Tarzan erdachte, erschuf den tragischen Helden im Jahre 1911 und ließ ihn in 11 Büchern, die unter dem Obertitel Barsoom (Burroughs' Version des sterbenden Mars) firmierten, quasi über Nacht zum Vorläufer der heutigen, modernen Science-Fiction heranreifen. Was wir heutzutage eher mit George Lucas' „Krieg der Sterne“ und Konsorten verbinden, ist nämlich genau genommen nichts weiter als die inspirierte, konsequente Weiterentwicklung einer Vision in Buchform, die ihren Anfang nahm im frühesten 20. Jahrhundert und dennoch so aufgeweckt und frisch daherkommt, als sei sie gerade erst aus dem Ei geschlüpft. Und nun, pünktlich zum 100. Geburtstag, schickt sich der Urvater höchstpersönlich an, unter der strikten Federführung des Disney-Konzerns sein allererstes Leinwand-Abenteuer zu bestreiten. Eine angesichts des enormen Budgets von geschätzten 250 Mio. Dollar nicht ganz risikofreie Entsche
idung. Und in der Tat entpuppt sich Disneys „JOHN CARTER - ZWISCHEN ZWEI WELTEN“ („John Carter“) bei genauerer Betrachtung als zwar optisch berauschende, wenngleich inhaltlich verquaste Science-Fiction-Mär, welche sich leider allzu oft bei den Filmen anbiedert, die durch sie erst ermöglicht wurden, anstatt brav für sich allein zu stehen. So gerät der Start des potentiell neuen Franchise traurigerweise zum Selbstschuss ins Bein eines alten Veteranen, der verdeutlicht, wie gute Ansätze einmal mehr Opfer der tristen Massentauglichkeit wurden.


Dabei beginnt unsere Geschichte, die in ihren Grundzügen auf dem ersten John Carter-Abenteuer Die Prinzessin vom Mars (publiziert in 1912) basiert, zunächst noch recht vielversprechend: Dem Soldaten John Carter (Taylor Kitsch) aus Virginia hat der amerikanische Bürgerkrieg alles genommen, was er einst liebte. Verwitwet stürzt sich der traumatisierte Einzelkämpfer im Folgenden in die Goldsuche und gerät dabei in einen Hinterhalt der Apachen, dem er nur knapp entkommen kann, indem er in einer Höhle Zuflucht sucht. Doch diese Höhle birgt ein gefährliches Geheimnis: Plötzlich findet sich Carter in eine ihm fremde Umgebung teleportiert, die mit ihren unzähligen seltsamen Bewohnern so rein gar nichts mehr mit der Erde, die er kannte, gemein hat. Zu allem Überfluss rennt unser Held nach der erfolgreichen Flucht aus kurzer Alien-Gefangenschaft auch noch unversehens in die Arme eines sich anbahnenden Krieges, in dem die schöne, aber auch geheimnisvolle Prinzessin Dejah Thoris (Lynn Collins) eine wichtige Rolle spielt.

John Carter - Zwischen zwei WeltenJohn Carter - Zwischen zwei WeltenJohn Carter - Zwischen zwei Welten

„JOHN CARTER - ZWISCHEN ZWEI WELTEN“ ist der erste Live-Action-Film für Andrew Stanton, der zuvor für Pixar die süßen wie ambitionierten Animationsperlen „Findet Nemo“ [2003] und „WALL·E“ [2008] inszenierte. Süß und ambitioniert ist im vorliegenden Fall nun rein gar nichts mehr; vielmehr ist jede Spur von Anspruch einem überraschend trivialen, durchkalkulierten Hochglanzspektakel gewichen, wie es teils austauschbarer nicht sein könnte. Ersteres soll hier jedoch gar nicht allzu schwer ins Gewicht fallen, war doch bereits schon Burroughs' Vorlage merklich davon entfernt, auch nur annähernd in die Sphären höherer Dichtung vorzudringen. Gerade in Bezug auf Letzteres darf ein Film sich aber durchaus trauen, wenn schon kein oscarwürdiges, so doch zumindest ein ansprechendes, den vorhandenen Stärken der Buchvorlage schmeichelndes Endprodukt abzuliefern. Nur verwechselt Stanton das Huldigen leider mehr als lediglich einmal mit dem (vermuteten) Massengeschmack und zieht sein teures Effekte-Epos wie den unehelichen Spross einer weltberühmten Weltraum-Seifenoper auf. So erinnern die Luftkämpfe nicht von ungefähr an George Lucas' Weltraum-Saga jüngeren Datums, was zwar hervorragend aussieht (das in der Post-Production nachkonvertierte 3D ist gut gelungen!), aufgrund des exzessiven Gebrauchs von CGI aber wie schon bei den Episoden I, II und III in gewisser Weise arg seelenlos daherkommt. Hier wäre geübte Zurückhaltung ein recht deutliches Plus gewesen.

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Wenn es dann mal nicht knallt, wird der Zuschauer in den ruhigen Passagen mit Dialogen konfrontiert, die deutlich dem Star Wars'schen Space Opera-Fundus entsprungen scheinen und teils für ungewollte Komik sorgen. Wobei sich das Werk im Gesamten nicht immer so recht entscheiden kann, ob es nun als hochbudgetierter Science-Fiction-Actioner oder aber dessen eigene Parodie ernstgenommen werden möchte. Während nämlich das Drehbuch in dem einen Moment berechtigterweise viel Zeit damit zubringt, John Carters familiären Hintergrund und seine tragische Entwicklung ins rechte Licht zu rücken, räumt es im nächsten Augenblick einem wohl als putzig erdachten, aber insgesamt betrachtet völlig überflüssigen CGI-Sidekick vom Schlage Jar-Jar-Binks Leinwandpräsenz ein. Wenn dieser dann in bester Road Runner-Manier durch den heißen Wüstensand pflügt, vermisst man eigentlich nur noch das berühmte „Meep Meep“, das Wile E. Coyote auf den Plan bringt. Stören würde er nicht. Eine Tatsache, die wir vielleicht einfach so stehen lassen sollten...


Es soll bei all der Kritik jedoch nicht der Eindruck entstehen, „JOHN CARTER - ZWISCHEN ZWEI WELTEN“ sei etwa ein gänzlich missratener Film. Im Gegenteil finden sich auch viele gute Ansätze in dem zweistündigen Werk, die teilweise nur nicht mit der gebotenen Sorgfalt weiterverfolgt wurden. Gerade die Läuterung Carters im Moment, als ihm bewusst wird, dass ihm der Mars eine zweite Chance gewährt, sein Leben umzukrempeln, ist eines der stärksten Motive des Abenteuers, geht zwischen all dem vordergründigen Spektakel aber merklich unter. Schade. Dabei macht Hauptdarsteller Taylor Kitsch („Der Pakt - The Covenant“ [2006]) seine Sache über die gesamte Laufzeit recht ordentlich und schafft es sogar, eine slapstickartige Mars-Behüpfung nicht vollends lächerlich aussehen zu lassen. Unterstützung erhält er von einer hochkarätigen Darstellerriege, die allerdings zum Teil mit CGI-Masken ausgestattet wurde, welche ein Wiedererkennen quasi unmöglich machen. Die wenigen Rollen, die ihr menschliches Antlitz noch nicht eingebüßt haben, sind immerhin so prominente Namen wie die überaus attraktive Lynn Collins („Number 23“ [2007]) sowie die immer wieder gern gesehenen Mimen Bryan Cranston („Drive“ [2011]), Mark Strong („Kick-Ass“ [2010]), Dominic West („Die Vergessenen [2004]) und Ciarán Hinds („München“ [2005]), die solide und ohne erkennbar große Ausrutscher agieren. Dieser Umstand hebt „JOHN CARTER - ZWISCHEN ZWEI WELTEN“ zwar nicht über's Mittelmaß, rettet ihm aber zumindest die halbe Miete. Und das ist hier durchaus von Wert.

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Fazit: So wie der Held sich zwischen zwei Welten bewegt, befindet sich der Film zwischen zwei Stühlen. Auf der einen Seite will der klassischen Vorlage gehuldigt werden, nur um sie im nächsten Moment zu einem austauschbaren Science-Fiction-Konstrukt der Neuzeit zu stilisieren. Vielleicht war dies ja der Preis, den Disney in Kauf nehmen musste, um die Chance auf ein neues, gewinnträchtiges Franchise zu erhöhen. Ob der leicht inkohärente Science-Fiction-Mix dem zahlenden Publikum am Ende zusagt, wird sich zeigen. Ebenso, ob der Soldat John Carter unter diesen Umständen überhaupt noch einmal zum Mars zurückkehren darf oder sich vielmehr zum wiederholten Male zur tragischen Figur seiner eigenen Geschichte wandelt, nun allerdings ohne die zweite Chance, vormals Versäumtes besser zu machen. Was bleibt, wäre Resignation. Und gegen die hilft dann ausnahmsweise auch kein Sprung in fremde Welten mehr.


Bilder: © Walt Disney Company



Eine Rezension von Stefan Rackow
(02. März 2012)
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Daten zum Film
John Carter - Zwischen zwei Welten USA 2012
(John Carter)
Regie Andrew Stanton Drehbuch Andrew Stanton & Mark Andrews und Michael Chabon
Produktion Disney Kamera Dan Mindel
Darsteller Taylor Kitsch, Lynn Collins, Samantha Morton, Mark Strong, Ciarán Hinds, Dominic West, Willem Dafoe, Thomas Haden Church, Polly Walker, James Purefoy, Daryl Sabara, Don Stark, Bryan Cranston, Amanda Clayton
Länge 132 Minuten FSK ab 12 Jahren
http://www.disney.de/john-carter/
Filmmusik Michael Giacchino
Bundesweiter Kinostart: 08.03.2012
Kommentare zu dieser Kritik
Bastian TEAM sagte am 02.03.2012 um 16:18 Uhr

Dem kann ich mich weitgehend anschließen - ein STAR WARS/AVATAR-Mix, dem irgendwo der letzte Funke fehlt.

Abgesehen davon, dass man hier nahezu jegliche Originalität vermisst, hab ich mich sehr an dem äußerst blassen Spiel des Hauptdarstellers gestört (den Klamauk mit dessen Nachnamen spare ich mir an dieser Stelle). Ein Film wie dieser schreit ja zumindest nach einem coolen Helden a la Han Solo oder Indiana Jones, Herr Carter dagegen knurrt und schleimt sich reichlich steif durch sein großes Abenteuer.

Auch das 3D hat für mich hier gar nicht getaugt.
Eigentlich habe ich ja nicht zwingend etwas gegen Postkonvertierung (bei PIRANHA hat es z.B. seinen Zweck ordentlich erfüllt), aber bei einem Spektakel wie diesem hinterlässt dieses sparsame "Pop-Out"-Prinzip einen reichlich faden Nachgeschmack. Wirkte einfach lieblos.

Ohne mich jetzt ewig lang ausformulieren zu wollen: JOHN CARTER kann man sich (trotz spürbarer Überlänge) mal anschauen...mehr nicht.
Gerade jüngere Kinogänger könnten dem oberflächlichen Effektfeuerwerk wohl mehr abgewinnen - wobei diese an den frühen STAR WARS-Filmen oder auch AVATAR wahrscheinlich mehr Freude haben werden.
Ich wage zu bezweifeln, dass man über JOHN CARTER in Zukunft noch groß sprechen wird...

Am Besten hat mir hier übrigens noch der "Hund" gefallen, das war mein persönlicher Sympathieträger;-)
Stefan R. TEAM sagte am 05.03.2012 um 12:58 Uhr

Danke für den Kommentar, der mal wieder zeigt, wie unterschiedlich die Geschmäcker trotz gleicher Wertung doch sein können. Denn als "lieblos" würde ich das nachkonvertierte 3D wohl nicht bezeichnen. Es hat mich nicht gestört, brachte aber auch keinen Mehrwert. Es war einfach da.
Anders dein Sympathieträger "Hund", der auch da war, mich aber in diesem Fall ungemein gestört hat. ;)

Gab es bei euch eigentlich auch ein Raunen, als im Abspann die Widmung erschien? So deutlich hatte ich das bisher noch nie vernommen...
Bastian TEAM sagte am 05.03.2012 um 13:45 Uhr

Zumindest hatte ich nicht das Gefühl, dass die sich mit dem 3D vorgenommen hatten, den Zuschauern etwas besonderes zu bieten (...eher diesen mit geringem Aufwand den betreffenden Aufschlag aus der Tasche zu ziehen).
Da wurden halt hier und da ein paar Sachen vorgehoben, aber in das Spektakel wird man durch den Effekt nicht stärker gezogen (im Gegensatz zum aktuellen HUGO CABRET, der hier wirklich etwas bietet).
Mit "Es war einfach da" kann ich mich anfreunden, aber in Anbetracht des Budgets und der aufwendigen Produktion passt mir "lieblos" doch besser ;-)

Da mich die Story so gar nicht berührt hat und alles recht verkrampft und hölzern (viel Schauwert, viele Effekte, viel Standard - bloß nicht zuviel Tiefe, damit am Ende nicht noch wer weint;-)) rüberkam, hat mich die Comic-Einlage mit dem penetrant treuen Gefährten auch eher amüsiert als gestört.

Also ein Raunen hab ich nicht vernommen.
Dem Kollegen neben mir hat der Film sogar recht gut gefallen und ein anderer fand ihn genauso austauschbar wie ich.
Vor dem Saal gabs danach wieder eine kleine Diskussion mit anderen Kollegen, nach welcher zu urteilen der Film im Schnitt sogar ganz gut angekommen ist. Kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber gut.

Der ebenfalls ganz schick umgesetzte aber beliebige DIE FRAU IN SCHWARZ ist für mich z.B. auch überraschend wohlwollend aufgenommen worden, und bei HEADHUNTERS hab ich mich offensichtlich auch getäuscht, dass man den nur blöd finden kann ;-)


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