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Hatchet

Hatchet

Ein Film von Adam Green

Auf dem Cover der DVD wird die Klappe weit aufgerissen: "Es ist kein Remake. Es ist keine Fortsetzung. Und es ist nicht nach einer japanischen Vorlage". Den letzten Satz haben sie dann wahrscheinlich unterschlagen: "Stattdessen ist es noch ein Slasher mit einer Gruppe Leute in der Wildnis, die von einem deformierten Monster umgebracht werden". Beim Vorspann, wo wir Bilder des Mardi Gras in Louisiana und diverse kommerzielle Brüste sehen, tönt lautstark "This Is The New Shit" von Marilyn Manson aus dem Lautsprecher. Es ist reines Wunschdenken.

Da gerät nun also eine kleine Gruppe Menschen in die Sümpfe von Louisiana, ihr Tourboot versinkt, und während sie so durchs Gelände stolpern, werden sie nach und nach von einem irren Degenerierten namens Victor Crowley zerhackstückt – zumeist mit dem Instrument, nach dem dann auch der Film benannt wurde. Crowley ist nämlich entstellt zur Welt gekommen, wurde dann von den Sumpf-Nachbarskindern immer gehänselt, und als die ihm dann die Hütte abfackeln wollten, bekam Victor versehentlich eine Axt in den Schädel gehämmert (Papa Crowley wollte nämlich die Tür zur Hütte aufbrechen, aber Victor hatte leider seinen Kopf dagegengelehnt). Crowley ist also nun verständlicherweise eher ungehalten und bringt also seit Jahren schon alles um, was nicht bis drei auf dem Baum ist – und wir fragen uns derweil, warum eigen
tlich immer die Behinderten als degenerierte Mordlüsterne herhalten müssen. Der gute alte Jason hatte ja wenigstens noch einen Grund, sich an irgendwem zu rächen.

Apropos Jason: Der stakste 1982 erstmalig durch die Wälder, und traurigerweise hat sich seitdem rein gar nichts getan. Abermillionen von Filmfiguren in ebensovielen Slasher-Derivaten mußten das Zeitliche segnen, und jetzt, 25 Jahre später, gibt es tatsächlich noch Menschen, die glauben, es müßte mehr solche Filme geben. Wobei einige Namen aus dem Vorspann ja auch einen anderen Gedanken anregen: Es gibt Gastauftritte für Tony Todd und Robert Englund, Jason-Darsteller Kane Hodder spielt das Monster, und John Carl Buechler, Regisseur von FREITAG DER 13. TEIL VII, ist für die blutigen Effekte zuständig. Eventuell ist HATCHET also auch nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die alten Gruselgestalten.

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Wenn der Film denn nun wenigstens unterhaltsam oder gar spannend wäre! Aber HATCHET staubt nicht nur jedes olle Klischee aus der Mottenkiste ab – die gruselig mit Leichenteilen dekorierte Hütte des Monsters; ein stets nach dem vermeintlichen Todesstoß wieder quicklebendiger Gegner; ein durch ein harmloses Tier hervorgerufener falscher Schreck; ein Monster, das immer schneller ist und auch immer genau dort schon wartet, wo die anderen hinlaufen; usw. – sondern inszeniert den Quark dann auch noch völlig hysterisch, mit stressgefiedeltem Dodelhorrorsoundtrack, Dauergekreische und lachhaft blutigen Mordsequenzen, die bei einem dosenbierseligen Videoabend bestimmt Applaus ernten.

Viel schlimmer noch, daß die Figuren alle so sagenhaft dämlich und uninteressant sind, vom Drehbuch übergrell gezeichnet – ein alberner, überforderter Tourguide; eine Blondine, die links und rechts nicht auseinanderhalten kann; ein dicker Sexfilmproduzent; ein flippiger Schwarzer, der dauernd Brüste sehen will – und dann ebenso überdreht gespielt, als würde Kasperl gleich vom Krokodil gefressen werden. Autor und Regisseur Adam Green glaubt freilich, daß es sich um Humor bzw. um ironische oder parodistische Elemente handelt – aber Humor könnte es der Definition nach ja nur sein, wenn es komisch wäre, und sich mit Flachwitzen über ein Genre lustig zu machen, daß sich schon in den Achtzigern in die Selbstironie geflüchtet hat, zeugt natürlich ebensowenig von Geist und Esprit.

Aber was weiß ich denn schon? HATCHET 2 ist schon angekündigt.

Eine Rezension von Christian Genzel
(30. Juni 2009)
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Daten zum Film
Hatchet USA 2007
Regie Adam Green Drehbuch Adam Green
Produktion Echo Bridge Entertainment Kamera Will Barratt
Darsteller Joel David Moore, Tamara Feldman, Deon Richmond, Mercedes McNab, Parry Shen, Joleigh Fioreavanti, Joel Murray, Richard Riehle, Tony Todd, Robert Englund, Kane Hodder
Länge 81 FSK keine Jugendfreigabe
Filmmusik Andy Garfield
Kommentare zu dieser Kritik
Bastian TEAM sagte am 01.07.2009 um 10:39 Uhr

Jo, irgendwie hatt ich hier echt mal wieder ne spaßige Splatterorgie erwartet...leider war der Humor (und auch die Ideen) in diesem Fall weit hinter Klassikern wie "Braindead", "Tanz der Teufel" etc. Schade drum - fand ihn jetzt nicht ganz so übel, aber er berührt bei mir auch die Grenze...
Shikantaza sagte am 07.07.2009 um 18:39 Uhr

...von ein paar Kleinigkeiten abgesehen erinnert mich alles an dem Film an das Freitag-der-13.-Remake... (welches ich blödsinnig und unnötig fand..... ;o)
Damocles TEAM sagte am 29.07.2009 um 20:14 Uhr

Also ich setz mich mal in die Nesseln und sag mal, dass mich der Film gerade eben gut unterhalten hat.

Sicherlich, spannend ist das nicht ansatzweise, die Charaktere nerven mit ihrem "Oh-er-liegt-am-Boden-aber-wir-rennen-lieber-zum-fünften-Mal-weg"-Verhalten, und das ständige "lass-mal-nen-putzeimer-blut-gegen-baum-schütten" ging mir schon beim zweiten Mal auf den Sack.

Dazu noch die langweilige Fotografie (Büsche vor schwarzem Hintergrund) und der Soundtrack der einem wahrlich die Schuhe ausziehen kann (ausser Mansons Sachen), und fertig wäre das Debakel.

Aber die blutigen Effekte aus Buechlers Schmieder sorgen ebenso für Unterhaltung wie das der Film dem Stichwort "gratuitous nudity" wahrlich eine neue Bedeutung gibt.
Und nicht zu vergessen: Ich musste echt lachen, die Witze saßen teilweise schon gut, gerade Deon Richmond als Marcus (der Afro-Amerikaner) brachte ich mich echt mehr als einmal zum Schmunzeln. Zumindest im Originalton, den ich gesehen bzw. gehört habe.

Achja:
"...und wir fragen uns derweil, warum eigentlich immer die Behinderten als degenerierte Mordlüsterne herhalten müssen..."
Darüber und über mehr schreibe ich meine Zulassungsarbeit an der Uni :)
Genzel TEAM sagte am 30.07.2009 um 12:46 Uhr

Ich fand ja Deon Richmond noch wesentlich witziger, als er noch Kenny in der Cosby Show war. Aber da hatte er auch mehr zu tun, als jemanden zu spielen, der immer nur unpassend etwas Blödes sagt.

Die Arbeit interessiert mich. Sicherlich hebst du als leuchtendes Beispiel dann Sloth aus den GOONIES hervor, der ja nicht zum Schurkeninstrumentarium greift und die Kinderchen zerhackstückt, sondern ihnen hilft, obwohl er ja nicht minder mißhandelt wurde als Jason und dessen geistige Verwandschaft.
Damocles TEAM sagte am 30.07.2009 um 13:12 Uhr

Gute Idee, aber das Filmmaterial hab ich bisher noch nicht gesammelt.

Fest stehen tun im Moment nur, wenn ich mich richtig erinnere:
TCM Original und Remake
Panic Room
Garden State
Freaks
Firecracker
Philadelphia
The West Wing
Mein linker Fuß
The Mighty
Genzel TEAM sagte am 30.07.2009 um 15:12 Uhr

PANIC ROOM ist hoffentlich nicht wegen Forest Whitakers müdem Auge auf der Liste :-)

Da FREAKS genannt ist: Im "Shock Xpress" gab's mal einen sehr interessanten Artikel zum Thema "Freaks im Film", ausgehend von FREAKS quer durch die Filmgeschichte. Ist vielleicht verwendbares Material für dich.
Damocles TEAM sagte am 31.07.2009 um 09:45 Uhr

Ne, wegen der Hängebrü....nein, vergiss das ;)

Panic Room und Garden State werden gegenübergestellt, weil in beiden Filmen Epilepsie vorkommt, nur in völlig unterschiedlichen Funktionen.
Die Arbeit beschränkt sich nicht auf Körperbehinderungen im klassischen Sinne, sondern auch auf chronische Krankheiten, progridiente Krankheiten etc

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