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Scream - Schrei!

Scream - Schrei!

Ein Film von Wes Craven

„Life is like a movie. Only you can't pick your genre.”


Bis Mitte der 90er ist mit dem Horrorgenre – zumindest aus kommerzieller Sicht – eine lange Zeit nicht besonders viel los gewesen. Auf den hiesigen großen Leinwänden haben Werke aus dem Grusel-, Splatter-oder Slasherbereich so gut wie gar nicht statt gefunden (die letzten Stephen King-Verfilmungen lagen auch schon ein paar Jährchen zurück, zum Trost gab es bestenfalls mal ein „Interview mit einem Vampir“ [1994]…), während die Videotheken mit so einigem B-Movie-Müll überflutet worden sind.

Doch dann hat ein neues Drehbuch-Talent aus Hollywood ein Skript verfasst, das den Namen „Scary Movie“ trug und sich mit einer Gruppe Teenager befasst hat, die nach und nach einem Serienkiller zum Opfer fallen. Das klingt auf den ersten Blick nicht gerade neu, sondern vielmehr nach einer unverschämten Neuauflage alter „Slasher“-Filme aus den 70ern und 80ern a là „Halloween - Die Nacht des Grauens“ (1978) oder „Freitag der 13.“ (1980) – allerdings hat sich im Fall von „Scream“, wie der fertige Film letztendlich heißt, ein zweiter Blick in das Drehbuch des kurzzeitigen „Hot-Shots“ Kevin Williamson gelohnt
. Obwohl dort die Story im Grunde schon einem der üblichen „Maskierter-Killer-schlachtet-nacheinander-die-Teenager“-Filme entspricht, spielt das Resultat sehr frech mit den gängigen Regeln des Genres und hat sich an den Kinokassen auf der ganzen Welt zu einem gigantischen Erfolg entwickelt, der mit seiner frischen Cleverness auch Nicht-Horrorfans zu begeistern wusste: Das Werk, das mit einem bescheidenen Budget von 14 Millionen Dollar entstanden ist, hat allein in den USA über 100 Millionen Dollar eingespielt und gehört damit zu den erfolgreichsten Horrorfilmen aller Zeiten!

Für die Regie hat man mit Wes Craven einen im Horrorgenre nicht ganz unerfahrenen Mann verpflichten können, der immerhin 1984 den Klassiker „Nightmare – Mörderische Träume“ gedreht und damit zugleich die Kultfigur „Freddy Krueger“ erschaffen, aber sich bis auf ein paar weitere ganz unterhaltsame Streifen langsam auf dem absteigenden Ast befunden hat.

Mit dem exzellenten Drehbuch von Williamson als Grundlage, hat Craven seine Chancen auf ein Comeback vollkommen genutzt, und mit „Scream“ den wahrscheinlich besten Film seiner Karriere vorgelegt. Obwohl die beiden recht lahmen Fortsetzungen, sowie die etlichen Klone, die im Fahrwasser des Erfolges mitschwimmen wollten, die Freude beim Ansehen des Originals heute zwar ein wenig trüben, muss einfach gesagt werden, dass der Zitat-freudige Streifen im Horror-Mainstream-Bereich immer noch zum Besten gehört, das es seit den 80ern gegeben hat.
Scream - Schrei!Scream - Schrei!Scream - Schrei!
„Do you like scary movies?”


Es sollte ein entspannter Abend vor der Glotze werden: Die Highschool-Schülerin Casey Becker (Drew Barrymore, „E.T.") brutzelt gerade noch Popcorn und wartet auf ihren Freund, als auf einmal das Telefon klingelt. Eine unbekannte Stimme meldet sich und will mit ihr Small-Talk halten. Irgendwann hat Casey keine Lust mehr auf das Gespräch und legt auf…doch dann klingelt das Telefon erneut: Es ist wieder der Unbekannte, und dieser macht ihr mit seiner aufdringlichen Art langsam Angst. Sie will die Polizei rufen, doch die Stimme am anderen Hörer lässt sich davon nicht beeindrucken. Als ihre Nerven völlig blank liegen, droht sie mit ihrem Freund, der bald ankommen müsste. An dieser Stelle hat der Anrufer eine Überraschung für die eingeschüchterte Casey parat: Ihr Freund ist nämlich schon längst eingetroffen, und sitzt gefesselt und geknebelt auf einem Stuhl im Garten…

Nun beginnt ein grausames Spiel, das über Caseys Leben und das ihres hilflosen Freundes entscheiden soll. Der Unbekannte will mit ihr ein Quiz zum Thema „Horrorfilme“ spielen, und wenn sie alle Fragen richtig beantworten kann, verspricht er, beide unversehrt laufen zu lassen. Leider ist bereits die erste Antwort zur Identität des Mörders in „Freitag der 13.“ falsch, und Casey muss mit ansehen, wie ihr Freund ausgeweidet wird. Unter Schock weigert sie sich, das Spiel weiter mitzumachen, und wird nun von einem Phantom mit einer schwarzen Kutte und „Edvard Munch“-Maske attackiert, das mehrfach auf sie einsticht.
Als ihre Eltern eintreffen, finden sie ihre Tochter ausgeweidet an einem Baum aufgehängt…


„Everybody's a suspect!“


Natürlich macht die Meldung über die brutalen Morde in der ansonsten ruhigen Kleinstadt Woodsboro schnell die Runde an der Highschool, wobei die Reaktionen der einzelnen Schüler sich teils stark voneinander unterscheiden: Während einige von den Ereignissen sehr betroffen sind, finden manche die Geschichte sogar cool und reißen Witze darüber.

Auch die Clique von Sydney (Neve Campbell, „Wild Things“) spaltet sich in Anbetracht der Geschehnisse in zwei Lager: Ihr Freund Billy (Skeet Ulrich, „Besser geht’s nicht“) und ihre beste Freundin Tatum (Marilyn Manson-Ex Rose McGowan) teilen ihre Meinung, sich mit der Situation ernsthaft auseinanderzusetzen, während ihre Horror-besessenen Schulkameraden Randy (Jamie Kennedy, „Three Kings“) und Stu (Matthew Lillard, „13 Geister“) weiter fröhlich wie in einem Film darüber spekulieren, wer wohl der Täter sei.

Kurze Zeit später wird Sydney, deren Mutter vor einem Jahr selbst einem Mord zum Opfer gefallen ist, auch von dem unheimlichen Phantom angegriffen, aber kann noch entkommen. Da Billy kurz darauf am Tatort auftaucht, fällt der erste Verdacht auf ihn. Die Polizei lässt ihn wieder auf freien Fuß, als Sydney einen weiteren Anruf des Killers erhält, während sich Billy im Gefängnis befand. Dann ereignet sich erneut ein Mord in Woodsboro, wobei dieses Mal der Direktor der Highschool (Henry Winkler) das Opfer ist. Nun ist in der einstmals verschlafenen Kleinstadt die Hölle los, da an jeder Straßenecke Reporter die Geschichte natürlich ausschlachten wollen - so auch die sensationsgeile Gale Weathers (Courteney Cox, „Crime Is King“), die zuvor schon Sydney wegen dem Mord an deren Mutter belästigt hat. Der leicht tölpelige Deputy Dewey (David Arquette, „Ravenous“) hat nun alle Hände voll zu tun, um in Woodsboro wieder Ruhe einkehren zu lassen und zusätzlich den Killer dingfest zu machen.
Da die Schule aufgrund der Ereignisse ausgefallen ist, soll bald die erste große Party stattfinden…und wo viele potentielle Opfer sind, kann auch der Mörder nicht weit sein…
Scream - Schrei!Scream - Schrei!Scream - Schrei!
„No, please don't kill me, Mr. Ghostface, I wanna be in the sequel!”


Mit „Scream“ hat Wes Craven vor über 10 Jahren einem langsam aussterbenden Subgenre, dem „Slasher“-Film, auf spektakuläre Weise neues Leben eingehaucht, und auch das Horrorgenre an sich hat von diesem kleinen aber feinen Streifen eindeutig profitiert. Schließlich hat er durch seinen immensen kommerziellen Erfolg die Filmstudios wieder hellhörig gemacht, wenn es um neue Projekte aus dem Umfeld des gruseligen Spannungskinos ging. Natürlich ist der Zuschauer auch zwangläufig von viel überflüssiger Massenware überflutet worden, die nach Möglichkeit versucht hat, das Original stumpf zu kopieren – wo ein Trend ist, sind meist auch die Nachahmer nicht weit.

An die Qualität von „Scream“ hat allerdings keiner der danach folgenden „Slasher“-Filme (obwohl Streifen wie „Düstere Legenden“ oder „Sex oder stirb“ nicht unbedingt schlecht gewesen sind…) anknüpfen können, und erst recht die beiden direkten Fortsetzungen des angeblich schon zuvor als Trilogie angelegten Reißers können als gescheitert betrachtet werden.
Das Original schafft es trotz Humor und moderner Inszenierung, eine unglaubliche Atmosphäre und Spannung aufzubauen, die man lange Zeit auf der großen Leinwand vermisst hat. Jüngere Leser können das Feeling, das man damals nach dem Kinobesuch empfunden hat, wahrscheinlich nicht unbedingt nachvollziehen, da viele vielleicht sogar die fürchterlichen „Scary Movie“-Parodien und Klon-Produkte noch vor dem Werk selbst gesehen haben. Das ist recht schade, denn im Grunde hat sich die Qualität des Films ja nicht verändert, sondern nur der Blickwinkel, von dem man ihn heute betrachtet.

Besonders gelungen und für den Genre-Fan erfreulich sind die vielen kleinen Anspielungen, die der Film auf ältere Werke bereithält. Da die Protagonisten selbst größtenteils Horrorfans sind, wird viel über dieses Thema diskutiert, aber auch einige Szenen weisen klare Referenzen auf: So stellt der komplette Beginn mit dem unbekannten Anrufer eine Hommage an Fred Waltons „Das Grauen kommt um 10“ (1979) dar, während das Bild der an einem Baum baumelnden, ausgeweideten Casey Erinnerungen an Dario Argentos Meisterstück „Suspiria“ (1977) weckt – wenn Craven selbst kurz als Hausmeister mit Schlapphut und rot/grün-gestreiftem Pulli zu sehen ist, sollte den meisten Zuschauern klar sein, dass der Regisseur an dieser Stelle auf ein eigenes, nicht ganz unbekanntes Werk anspielt…

Aber wie der Erfolg von „Scream“ gezeigt hat, sind auch Genre-unkundige Leute von dem Schocker begeistert gewesen – das liegt daran, dass hier auch eine klassische „Whodunnit“-Geschichte erzählt wird, die auch die meisten Thriller-und Krimifreunde zu fesseln vermag…vorausgesetzt, dass ihnen auch einige recht blutige Szenen nicht den Genuss verderben.

Während man allerdings noch in den 80ern meist mit ziemlich plumpen Auflösungen der Story abgespeist worden ist, endet „Scream“ schon ein wenig anders – weil bitterer - als erwartet! Der Schluss ist mit seinem recht zynischen quasi-Statement zum Thema „Gewalt in den Medien“ einem Michael Haneke-Werk („Funny Games“) näher, als einem Kettensäge-schwingenden und Hockeymaske-tragenden Jason Vorhees in „Freitag der 13. Teil 2-9“.
Scream - Schrei!Scream - Schrei!Scream - Schrei!
Rückblickend ist es schon traurig zu sehen, wie sich die späteren Karrieren des Regisseurs Craven (aus Respekt vor dem vorliegenden Film soll an dieser Stelle keines seiner nachfolgenden „Werke“ erwähnt werden…) und des Autors Williamson entwickelt haben – Letzterer hat noch einige Drehbücher zu erfolgreichen, aber, bis auf „Faculty - Trau keinem Lehrer“, wenig überzeugenden Genrewerken verfasst, sowie selbst Regie bei dem Teenie-Drama „Tötet Mrs. Tingle!“ geführt und die TV-Soap „Dawson´s Creek“ entwickelt.

Schade, denn der Schreiber hätte, gemessen am Skript von „Scream“, durchaus das Zeug gehabt, zu einer Art „Tarantino des Horrorfilms“ zu werden…

Eine Rezension von Bastian G.
(11. März 2008)
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Daten zum Film
Scream - Schrei! USA 1996
(Scream)
Regie Wes Craven Drehbuch Kevin Williamson
Produktion Dimension Films, Woods Entertainment Kamera Mark Irwin
Darsteller Neve Campbell, Skeet Ulrich, David Arquette, Courtney Cox, Rose McGowan, Matthew Lillard, Jamie Kennedy, Drew Barrymore, Liev Schreiber, Henry Winkler
Länge 111 min. FSK ab 16 Jahren
http://www.scream-movie.net/
Filmmusik Marco Beltrami
Inzwischen existiert auf DVD ein "Director´s Cut" von "Scream", der einige Verlängerungen der Gewaltszenen enthält. Der Film musste vor seinem Kinoeinsatz entschärft werden, da die amerikanische "MPAA" ihm sonst die Jugendfreigabe verweigert hätte.
Kommentare zu dieser Kritik
Renee TEAM sagte am 18.03.2008 um 20:34 Uhr

Toller Film, und zwar nicht nur beim ersten Sehen. Was mir bei vielen Horrofilmen fehlt, ist das Potenzial, auch noch in der zigsten Wiederaufführung zu fesseln. "Scream" aber ist auch noch spannend, wenn man längst weiß, was Sache ist. Außerdem tut es ab und zu mal ganz gut, sich nach einer Überdosis der so zahlreich veröffentlichten Genrenachfolger das "Original" wieder anzusehen.

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