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Obsessed

Obsessed

Ein Film von Steve Shill

Achtzehn Jahre, nachdem Stalking erstmalig im US-amerikanischen Bundesstaat Kalifornien offiziell kriminalisiert wurde, wurde das permanente Verfolgen und Belästigen von Personen auch hierzulande als Tatbestand ins Strafgesetzbuch aufgenommen. Das Verhalten eines zurückgewiesenen Stalkers geht weit über gewöhnliche Schwärmerei hinaus und kann das Opfer nicht nur Nerven und den normalen Alltag, sondern auch das Leben kosten.

Diesem Verbrechen, das sicherlich nicht neu ist, aber welches auch in Amerika erst seit einigen Jahren als solches anerkannt und verfolgt wird, fällt der erfolgreiche Geschäftsmann Derek zum Opfer. Als für sein Büro eine neue Aushilfe eingesetzt werden muss, lernt er die Sekretärin Lisa kennen, die zu Beginn nur ein wenig mit ihm flirtet. Allerdings werden ihre Avancen immer zudringlicher, sodass Derek, der glücklich verheiratet ist und einen kleinen Sohn hat, ihr nur mit Mühe eine Abfuhr erteilen kann. Leider entpuppt sich Lisa aber als sture Psychopathin, die diese Zurückweisung nicht nur nicht verstehen will, sondern es offensichtlich auch gar nicht kann. Während sie immer intriganter und kompromissloser wird, muss Derek selbst sich vor der Polizei verantworten und nicht nur um seine Glaubwürdigkeit, sondern auch um seine Familie kämpfen.

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In „Obsessed“ stehen sich zwei Parteien gegenüber: Zum einen die rundum glückliche Bilderbuchfamilie von Derek und die fanatische Stalkerin Lisa, die in erster Linie gar nicht die Absicht hat, die heile Welt Dereks zu zerstören, weil sie einfach davon überzeugt ist, dass es diese eh nicht mehr gibt, seit sie in Dereks Leben getreten ist. Überzeugen kann jedoch keine der beiden Seiten so richtig.

Zu Beginn des Films sehen sich Derek (Idris Elba, „RocknRolla“) und seine Frau Sharon (Beyoncé Knowles, „Der rosarote Panther“) ihr noch unmöbliertes neues Haus an, schlendern durch die riesigen leeren Räume, grinsen sich verschmitzt zu, halten zwischendurch Händchen und kugeln sich wenig später über einen flauschigen Teppich mit darüber hängendem Deckenspiegel. Ganz klar: hier soll dem Zuschauer erst einmal das Bild einer harmonischen Ehe vermittelt werden. Allerdings wirkt dies ein bisschen zu plump und auch im Laufe des Films immer wieder zu oberflächlich. Dass Sharon bei einem späteren Streit mit ihrem Mann betont, dass beide doch bisher immer so eine gute Kommunikation hatten und über alles reden konnten, lässt sich aufgrund der einfältigen Dialoge, die sich bei den beiden oftmals nur auf niedlichen Dirty-Talk beschränken, nur belächeln. Dass Derek seine Frau lieber weiterhin als Vollzeitmama zu Hause sehen möchte, obwohl sie als Studentin gern zurück an die Uni will, und Sprüche wie „Aber soll Kyle [Anm.: der Sohn der beiden] denn immer ein Einzelkind bleiben?“ klopft, macht ihn nicht gerade zum Sympathieträger.

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Auch die Figur der Lisa (Ali Larter, „Heroes“, „Final Destination“) hätte besser ausgearbeitet werden können. Zunächst einmal ist nicht klar, ob sie in Bezug auf Derek schon eine Vorgeschichte hat, oder ob es Zufall ist, dass sie in seine Firma kommt und sich dann in ihn „verguckt“. Dies ist etwas verwirrend, weil sie von Anfang an nicht wie eine gewöhnliche Mitarbeiterin wirkt, sondern in Bezug auf ihren Boss etwas eigentümlich ist. Positiv ist, dass Lisas Rolle auch im Laufe des Films nicht zu einseitig betrachtet wird. Sie ist keineswegs das männergefräßige Monster, dass sich ohne Rücksicht auf Verluste das Objekt ihrer Begierde schnappen und jede Konkurrenz ausschalten will. Im Gegenteil – sie wirkt sogar ehrlich bestürzt, als Derek sie zum wiederholten Mal zurückweist. Dass sie so verblendet ist, zu glauben, dass er sie in Wahrheit liebt und mit ihr zusammen sein will, macht sie nicht nur gefährlich, sondern eben auch verletzlich. Diese Eigenschaft wird angedeutet, hätte aber noch mehr herausgearbeitet werden können. Es wäre schön, wenn der Film sich nicht so sehr in die Schwarz-Weiß-Malerei geflüchtet, sondern ein wenig mehr Grau eingestreut hätte. So gibt es die ganze Zeit über ein Gut und ein Böse und es ist klar, was am Ende geschehen muss, damit das Gute siegt.

Diese Oberflächlichkeit scheint wie als Gesamtpaket für alle Facetten von „Obsessed“ dazubestellt worden zu sein. Alle Figuren sind wandelnde Klischees (die Sekretärinnen sind jung und knackig und der schwule Angestellte verleiht Lipgloss) und den Dialogen fehlt es an Tiefe und Glaubwürdigkeit.

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Ein cleverer – wenngleich auch nicht neuer – Schachzug des Films ist es, die Opferrolle einem Mann zuzuweisen und die Stalkerin eine Frau sein zu lassen. Somit gibt es automatisch einige Schwierigkeiten mehr, die bewältigt werden müssen und zumindest einen Hauch von Komplexität vermitteln. Da Derek als ehemaliger Schürzenjäger gilt, der seinen Sekretärinnen so lange schöne Augen gemacht hat, bis er schließlich eine von ihnen heiratete, würde man ihm die Rolle des Opferlamms nur schwer abnehmen. Dass eine attraktive Powerfrau sich ihm aufdrängt und nicht andersherum scheint auch ohne Dereks Vorgeschichte schon zweifelhaft. Somit ist dieser mit seinem Problem erst einmal allein und vertraut sich noch nicht einmal seiner Frau an (aber dass deren Kommunikation nun bisher so allumfassend gewesen sein soll, hat ihm der Zuschauer sowieso nicht abgenommen). Weiteres Konfliktpotenzial bieten diejenigen Situationen, in denen Lisa ihm mit gezielten Handgriffen an die Wäsche will. Die Schwierigkeit, sich effektiv dagegen zu wehren, ohne Lisa körperlich weh zu tun, lässt den breitschultrigen 1,90-Mann seltsam hilflos erscheinen – ein interessanter Gegensatz, der der Problematik ein wenig mehr Tiefe verleiht.

Alles in allem ist „Obsessed“ aber nicht einmal mittelmäßig. Die Spannung hält sich in Grenzen; vor allem auch dadurch, dass Lisa zu keiner Zeit wirklich gefährlich erscheint und der einschneidende Konflikt zwischen Derek und Sharon zu übertrieben und unglaubwürdig wirkt. Zu viel Oberflächlichkeit macht die ernsthafte Thematik zu einem unscheinbaren Klischee und den Film nur zu einer netten Beilage bei Kaffee und Kuchen, wenn wegen Gewitters sämtliche TV-Sender ausgefallen sind.

Eine Rezension von Anja Strilek
(30. Mai 2009)
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Daten zum Film
Obsessed USA 2009
(Obsessed)
Regie Steve Shill Drehbuch David Loughery
Produktion William Packer Kamera Ken Seng
Darsteller Idris Elba, Beyoncé Knowles, Ali Larter, Jerry O'Connell, Bonnie Perlmann, Christine Lahti, Nathan Myers, Matthew Humphreys, Scout Taylor-Compton, Richard Ruccolo
Länge 108 min FSK 12
Filmmusik James Michael Dooley
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