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von Michael Cuesta




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Ice Age 4: Voll verschoben

Ice Age 4: Voll verschoben

Ein Film von Steve Martino, Mike Thurmeier

Ziemlich genau zehn Jahre ist es her, seit die krasseste Herde der Filmgeschichte zusammenfand, und seitdem haben Faultier Sid, Mammut Manni und Säbelzahntiger Diego viel durchgemacht. 2002 begann mit einem menschlichen Findelkind, dass es zu seiner Familie zurückzubringen galt, alles noch recht harmlos. Doch als vier Jahre später mit dem ersten schmelzenden Gletscher das Ende der Eiszeit einzusetzen schien, wurde da Abenteuer für die drei Freunde schon um Einiges gefährlich. Und kaum war eine weitere Reise überstanden, während der sich die Herde um einige eigenwillige Charaktere vergrößert hatte, wurde eben diese 2009 von Tollpatsch Sid mitgerissen in eine vergessene Welt voller unglaublicher Kreaturen, die unsere Helden vor ganz neue Herausforderungen stellten.

Wer aber dachte, damit sei das Ende der vereisten Fahnenstange erreicht, irrt gewaltig. Denn auch im Jahre 2012 dürfen wir wieder einen Blick zurück in eine längst vergangene Zeit werfen, in der unsere Helden sich einmal mehr beweisen müssen – dieses Mal als mutige Seefahrer. Und die Ursache für das neuerliche Abenteuer – wie sollte es auch anders sein – ist ein kleiner Nager, der auf der Suche nach einem Versteck für seinen Lieblingssnack mal wieder f
ür eine Katastrophe sorgt. Von derartig globalen Ausmaßen wie heute waren die Folgen von Scrats ewigen Bemühungen bisher jedoch noch nie, schafft er es doch tatsächlich, die Kontinentalverschiebung auszulösen und damit das Antlitz der Erde für immer zu verändern.
Die gewaltige Bewegung der Landmassen bringt auch unser liebstes Eiszeit-Trio in höchste Gefahr, denn die Spannungen in der Erdkruste lassen große Teile derselben einfach wegbrechen, sodass Manni, Diego, Sid und dessen kürzlich eingetroffene Oma sich plötzlich auf einer herrenlos dahintreibenden Scholle wiederfinden, die sie weit aufs Meer hinausträgt – mitten hinein in das Revier eines skrupellosen Piraten. Während sich die Vier gegen den finsteren Captain Gutt und seine Mannen behaupten und zudem irgendwie den Weg zurück nach Hause finden müssen, werden Ellie und die anderen Tiere ebendort von einem heranrückenden Bergmassiv bedroht, das sie einfach von der Erdoberfläche schubsen könnte. Wird es unseren Helden gelingen, sicher durch diesen Strudel an Gefahren hindurchzumanövrieren? Und wie soll es eigentlich mit Scrat weitergehen?

Letzteres wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten, zur vorhergehenden Frage darf man aber getrost beruhigen und bestätigen, was ohnehin klar sein dürfte: Natürlich passt der Schluss in das Konzept eines Familienfilms, und theoretisch scheinen weitere Abenteuer aus dieser vorsintflutlichen Zeit möglich. Ob dies jedoch eine Chance ist, die man auch tatsächlich nutzen sollte, ist fraglich, denn so langsam lässt das Eiszeit-Fieber merklich nach. Das soll nicht heißen, dass man mit "ICE AGE 4: Voll verschoben" keinen Spaß haben kann. Der Film weiß ohne Zweifel noch immer zu unterhalten, im Vergleich zu seinen Vorgängern muss man jedoch feststellen, dass der leichte Abwärtstrend, der spätestens mit der zweiten Fortsetzung begann, hier stetig fortgesetzt wird. Das nunmehr vierteilige Animationsabenteuer mutet damit ein wenig wie ein Wassereis an, aus dem man die geschmacksgebenden Komponenten Schlückchen für Schlückchen herauszuzzelt: Es ist eigentlich durchaus noch erfrischend, schmeckt jedoch mit jedem weiteren Zug irgendwie immer ein bisschen fader. Zwar bemüht man sich mit einer inzwischen deutlich ausgefeilteren Technik und einer seit dem ersten Film rasant angestiegenen Detailfülle sichtlich, den Spaß am Sehen zu erhöhen. Doch der Mehrwert in der Animation kann leider nicht verdecken, dass sich hinter dem wortwörtlichen Schauspiel immer größere Lücken in der Spannungskurve auftun und auch der einst so viel gelobte Witz langsam aber sicher nachlässt.

So entwickelt sich die "Ice Age"-Reihe vom eher subtilen und vor allem sehr intelligenten Humor des ersten Teils nun hin zu einer fast orgiastisch eingesetzten Reihe von Gags, die nur noch bei jedem zweiten Mal wirklich zünden und ansonsten in einem Strudel aus leidlich witzigen Albernheiten verschwinden. Dies ist zu einem Großteil leider, wie man anmerken muss, den neu eingeführten Charakteren zu verdanken, die wahrscheinlich Schwung in die mittlerweile altbekannte Figurengruppe bringen sollten, dabei aber das Humorniveau merklich herunterziehen. Während Piraten-Kapitän Gutt und die zwischen den Fronten hin- und hergerissene Säbelzahntiger-Dame Shira noch eine recht angenehme Neuerung bieten, ist es vor allem der Rest der Freibeuter-Crew, insbesondere der übertrieben ungelenkte See-Elefant Flynn, bei dem der Zuschauer kaum mehr als ein müdes Lächeln zustande bringt. Es ist offensichtlich, dass sich hier nicht nur die Kontinente verschoben haben, sondern auch der Fokus der Filmemacher um ein beträchtliches Stück verrückt wurde: Denn wo einst der noch recht einfache Animationsstil das Hauptaugenmerk auf die Figuren, ihre wunderbaren Eigenheiten und ihre turbulenten Beziehungen zueinander lenkte, versucht man nun scheinbar, durch eine immer aufwändigere Optik und diverse Schnellschuss-Salven aus der Lachkanone von einer ziemlich dünnen Geschichte abzulenken. Zugegeben: Schon im ersten Film war die Story alles andere als vielschichtig, doch in ihrer Schlichtheit sehr viel lebendiger als der aktuelle Versuch.

Gleichzeitig haben auch die Hauptfiguren irgendwie an Glaubwürdigkeit verloren. Eine Weiterentwicklung kann man schon lange nicht mehr beobachten, stattdessen wird noch immer auf jenen Marotten herumgeritten, die vor zehn Jahren noch neu, unverfälscht und dadurch so liebenswert wirkten, mittlerweile aber etwas eintönig daherkommen. So verlässt sich "ICE AGE 4: VOLL VERSCHOBEN" zu sehr auf Altbekanntes und bleibt insgesamt eher ideenlos. Trotzdem sollten sich Fans der coolen Eiszeit-Helden auch ihr viertes Abenteuer nicht entgehen lassen. Immerhin kann man sich noch an einigen gelungenen Szenen erfreuen, und vor allem Nager Scrat macht weiterhin großen Spaß. Sofern man also vom ersten wirklichen Animations-Blockbuster des Jahres nicht zuviel erwartet, ist für kurzzeitige Kino-Erfrischung an einem heißen Sommertag durchaus gesorgt.

Eine Rezension von Nicole Goldstein
(08. Juli 2012)
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Daten zum Film
Ice Age 4: Voll verschoben USA 2012
(Ice Age: Continental Drift)
Regie Steve Martino, Mike Thurmeier Drehbuch Michael Berg & Jason Fuchs
Produktion John C. Donkin, Lori Forte (Blue Sky Studios) Kamera Renato Falcão
Darsteller Ray Romano, John Leguizamo, Denis Leary, Queen Latifah, Keke Palmer, Peter Dinklage, Jennifer Lopez, Aubrey Graham, Wanda Sykes, Josh Gad, Nick Frost, Ben Gleib, Nicki Minaj, Heather Morris, Kunal Nayyar , Josh Peck, Simon Pegg, Seann William Scott, Chris Wedge, u.a.
Länge ca. 86 Min. FSK ohne Altersbeschränkung
http://www.iceagemovie.com/intl/de/
Filmmusik John Powell
Deutsche Sprecher Arne Elsholtz (Manfred), Otto Waalkes (Sid), Thomas Fritsch (Diego), Daniela Hoffmann (Ellie), Annina Braunmiller (Peaches), Ranja Bonalana (Shira), Max Felder (Louis), Johannes Raspe (Ethan), Wolfram Kons (Gupta) u.a.
Kommentare zu dieser Kritik
travisbickle TEAM sagte am 10.07.2012 um 14:04 Uhr

Ich würde sogar noch einen Punkt weiter runter gehen. ICE AGE 4 ist eine zunehmend alberne Animations-Slapstick-Nummernrevue, die versucht, die Reihe um ein paar ausgefallene Nebenfiguren zu erweitern und dabei mit ihrer immergleichen dösig-biederen Familienzusammenführungs-Rahmenhandlung aufwartet. Das wird sich aller Voraussicht nach auch mit dem bereits geplanten fünften, und auch mit einem möglichen sechsten, siebten, achten Teil nicht ändern - dafür ist das Franchise schon zu sehr zur risikoscheuen Gelddruckmaschine verkommen!!
Filmfan94 sagte am 25.07.2012 um 15:16 Uhr

Ich finde das vom tollem Erstling bis jetzt ein bisschen die Orginalität verloren gegangen ist. Der vierte Film unterhält, keine Frage, aber nicht so schräg und einfallsreich wie der erste Teil. die Animationen sind besser und Herz und Witz auch aber das besondere an Ice Age ist ein bisschen verschwunden.Trotzdem bietet er kindergerechte Unterhaltung und macht auch älteren Zuschauern Spaß. Er hat immer noch etwas von seinen Charme und ist wie ich finde ein bisschen mehr als ein Durchschnitts-Animationsfilm.
mücke sagte am 11.08.2012 um 18:31 Uhr

was ist denn ein durchschnittsanimationsfilm? kino technisch ist ice age völliger durchschnitt, also alberne kinderunterhaltung mit schrägem humor. mehr als durchschnittlich ist der anfang von oben, oder wall e, oder 9 und noch viele andere. aber gemessen am sonstigen kram in diesem bereich, gibt es meiner meinung nach nichts, was ice age 4 aus dem durchschnitt heraushebt.

how to train a dragon war vieleicht noch besserer durchschnitt, trotz albener ausrichtung, merida wegen unverbrauchtem setting, rapunzel neu verföhnt, shrek... die könnte man alle irgendwie über dem durchschnitt einordnen, aber bestimmt nicht ice age 4, gerade weil der durchschnitt in den letzten jahren im animationsfilm bereich extrem gestiegen ist.
Filmfan94 sagte am 12.08.2012 um 14:37 Uhr

also wall-e oben oder rattatoui sind ja ganz tolle filme, da ich generell ein fan von animationsfilmen bin. der erste ice age war grandios und ich finde das sie ein bisschen nachgelassen haben aber immer noch besser Fortsetzungen gemacht haben als andere. mir fällt jetzt kein beispiel für Durchschnittsfilme ein, aber es gibt wesentlich schlechtere Filme als Ice Age 4.
mücke sagte am 13.08.2012 um 11:26 Uhr

genau das drückt der begriff durchschnitt aus. es gibt wesentlich schlechteres aber auch wesentlich besseres.

und gegen den ersten ice age möchte ich nichts sagen, da dieser aufgrund seiner figuren und seines humors damals tatsächlich ein wenig über dem durchschnitt lag. nur sind seit dem einfach mal ein paar jahre vergangen.

ein ice age 1 oder shrek 1 würden heute niemanden mehr hinter dem ofen hervorlocken.

und was fortsetztungen im animationsfilm anbelangt, geht bei mir gerade noch so die toy story reihe durch, schlicht, weil sie markenzeichen hat, die sie hervorheben und den ganzen humor einfach mit wunderbar herzerwärmenden momenten auffrischen. nicht mehr unbedingt innovativ, aber trotzdem überdurchschnittlich. bei ice age war eigentlich schon beim 2. teil die luft raus, weil jeder witz bereits bekannt war.

shrek ist ja auch nicht unbedingt besser mit jedem film geworden...

wie gesagt, filme wie ice age 4 braucht die kinowelt ab und zu mal, aber das hebt diese machwerke jetzt nicht unbedingt über den durchschnitt.

travisbickle TEAM sagte am 13.08.2012 um 20:17 Uhr

So ist es, mücke. ICE AGE und SHREK sind als Animationsserie längst vom Franchise-Syndrom befallen. Das Strickmuster der Witze und die dramaturgische Abhandlung ist immer dieselbe. Die Skurrilität der Figuren wirkt wie ein schlechter Entschuldigungsversuch. Von SHREK fand ich Teil eins aber noch ziemlich genial wegen seiner rotzigen Respektlosigkeit und den originellen Märchen-Seitenhieben. ICE AGE jedoch war schon im ersten Anlauf nichts Besonderes und ich habe nie verstanden, was so viele an dem finden. Okay, er war jetzt nich übel, aber ein richtig guter Film wars halt auch nicht.

Für Animationsfans empfehle ich aus den letzten drei, vier Jahren noch CORALINE und MARY & MAX, zwei Stop-Motion-Juwele der schönsten Sorte!
mücke sagte am 27.08.2012 um 12:13 Uhr

jepp, denn diese beiden sind tatsächlich überdurchschnittlich.

bei zweiteren, mary & max, gar, weil der film inhaltlich nun überhaupt nichts mehr mit den überdrehten inhalten anderer animationsfilme zu tun hat, sondern, ganz untypisch, zwischenmenschlichkeit in den fokus des plots rückt und auch sonst auf sämtlichen fantasy/comic blödsinn anderer vertreter verzichtet.

coraline ist so ziemlich der beste tim burton film, der nicht von tim burton stammt, indem er einfach eine vielschichtige gruselgeschichte, mit jeder menge subtext, in eine quirlige verpackung steckt, die den zuschauer etwas ganz anderes erwarten lässt.

und sowas nennt man überdurchschnittlich - ganz im gegensatz zu filmen wie ice age 4, welche sich gänzlich auf bekannte muster ähnlicher filme verlassen, ohne auch nur den hauch von etwas neuem in dieses genre zu bringen und das bei der entwicklung, welche der animationsfilm im allgemeinen in den letzten jahren durchlaufen hat.

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