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Der Schwanz des Skorpions

Der Schwanz des Skorpions

Ein Film von Sergio Martino

Der wohlhabende Unternehmer Kurt Baumer hat vor kurzem eine dicke Lebensversicherung abgeschlossen und wird von seiner jüngeren Frau Lisa betrogen. Passenderweise kommt er bei einem Flugzeugunglück ums Leben, und seine trauernde Witwe damit an das Geld der Versicherung. Doch nicht nur sie möchte das Geld, sondern auch andere Leute zeigen Interesse - und ein Killer geht auch noch um. Versicherungsdetektiv Peter Lynch und Fotoreporterin Cléo Dupont nehmen die Ermittlungen auf...

Sergio Martino wurde ja auf diesen Seiten schon mehrere Male lobend erwähnt (und einmal hat er total ins Klo gegriffen), und auch der nun vorliegende Film stammt erneut von ihm. Der 1938 geborene Regisseur schaffte nie den wirklich großen Durchbruch, drehte aber als begnadeter Handwerker in vielen verschiedenen Genres kleine Perlen, und vor allem im Giallo war er besonders aktiv - mit überragendem Erfolg! Insgesamt fünf Filme drehte er in diesem Genre, namentlich Der Killer von Wien, Your Vice is a locked Room and only I have the key, Die Farben der Nacht, Torso - Die Säge des Todes (und schuf damit einen Wegbereiter des Slasherfilms) und natürlich Der Schwanz des Skorpions. Selbst heute dreht der inzwischen 70jährige immer noch Filme, und auch seine meisten alten Werke sind absolut sehenswert. Daher folgt nun eine Huldigung an einen der besten
Unterhaltungsgialli des Genres, auch wenn er sich vom künstlerischen natürlich nicht mit den Werken Argentos messen kann. Aber das hatte Sergio Martino wahrscheinlich auch nie wirklich beabsichtigt.
Der Schwanz des SkorpionsDer Schwanz des SkorpionsDer Schwanz des Skorpions
Da Martino natürlich ein ganz hervorragender Handwerker ist, kann der Film schon unabhängig von den inhaltlichen Qualitäten absolut begeistern. Martino inszeniert die 90 Minuten straff, schnörkellos und mit hohem Tempo, so dass dem Film nicht einmal ansatzweise die Langeweile droht. Trotz dem Tempo geht dem Zuschauer eigentlich nie die Übersicht flöten, und auch die vielen Schauplatzwechsel (London, Athen und eine Yacht sind nur ein paar) gelingen Martino sehr gut. Sein Kameramann Emilio Foriscot kleidet das ganze in wunderbare Bilder, wählt immer wieder verblüffende Perspektiven und kann allgemein mit einer klasse Kameraführung begeistern. Darüberhinaus kleidet lässt seine Fotografie die gute Anita Strindberg höchst sexy erscheinen. Für Abwechslung sorgt auch noch die Explosion des Flugzeugs zu Beginn des Films. Sieht man in Gialli eigentlich nie, ist hier zwar mit simplen Tricks aber zweckmäßig gelöst. Und auch der Schauplatz Athen ist zusammen mit den schönen Panoramabildern mal etwas anderes als italienische Gassen. Der Soundtrack von Bruno Nicolai fällt im Gegensatz zur Kameraarbeit aber etwas ab. Sicherlich, er ist auch sehr gut gelungen, aber nur wenig Melodien bleiben hier im Kopf des Zuschauers hängen. Trotzdem erhält der Film auf der handwerklichen Seite eigentlich die Höchstpunktzahl.

All diese Elemente sorgen natürlich auch noch für sehr gelungene Mordszenen. Der Bodycount ist hierbei angemessen hoch und durchaus einige Leute dürfen ihr Leben aushauchen. Ganz wunderbar und erwähnenswert ist hier noch die geniale Zeitlupenszene, als der Mörder sich an einem Schloss zu schaffen macht, und sein zukünftiges Opfer verzweifelt rennt, um ihn am Eindringen zu hindern. Großartig! Irre spannend! Dabei sind die Mordszenen jedoch größtenteils nicht so perfekt komponiert wie beim Meister Argento, sondern der Stalking-Anteil ist meistens geringer. Dafür langt Martino bei den Gewaltakten schon relativ tief in den Bluteimer. Neben ein paar fiesen Messerschnitten bekommen wir vor allem eine zerbrochene Flasche präsentiert, die das Auge des unglücklichen Opfers in seine Einzelteile zerlegt. Das ist aber auch bei weitem nicht so ausgewalzt wie bei Lucio Fulci, sondern kommt als kurze aber effektive Gewaltspitze ziemlich überraschend beim Zuschauer an. Sehr fies fand ich dann auch noch die Schnitte über die Handrücken eines Opfers, dass sich an eine Dachkante klammert. Doch der Film hat nicht nur Blut zu bieten, sondern noch einen weiteren, wichtigen Unterhaltungsfaktor: Sex. Und dafür sorgt natürlich die gute Frau Strindberg, die extrem knackig ist und auch gerne zeigt, was sie zu bieten hat - ein durchaus lohnenswerter Anblick bei dieser Schwedin.

Und sogar das Drehbuch taugt was! Überraschenderweise geht es diesmal nicht um ein schreckliches Ereignis in der Vergangenheit oder um eine pervertierte Sexualität auf Seiten des Mörders, sondern einfach, schlicht und ergreifend um das große Geld durch die Lebensversicherung. Das Motiv ist also diesmal recht down-to-earth und auch mal was neues, so dass die Geschichte relativ stringent und nachvollziehbar bleibt. Ist ja auch mal was! Die Auflösung ist dann auch als durchaus gelungen zu bezeichnen, auch wenn die englische Sprachfassung diese angeblich leicht abändert und dabei sogar besser sein soll. Kennt man dann den Täter erscheint eine Szene etwas fragwürdig bzw. nicht ganz erklärt, aber das ist vernachlässigbar. Ankreiden muss man dem Drehbuch jedoch die Einführung der Hauptpersonen. Sehr lange folgt der Film Lisa Bauer, der Witwe des Verstorbenen, und bringt die eigentlichen Hauptfiguren, Peter Lynch und vor allem Cléo Dupont erst später in den Film ein. Dafür werden aber vor allem gegen Ende im letzten Viertel noch einige rote Heringe ausgelegt und Haken geschlagen, so dass fleißiges Miträtseln angesagt ist. Das Ende ist dann eben auch wirklich gut gelungen und sorgt sicherlich für eine gewisse Überraschung beim Zuschauer.
Der Schwanz des SkorpionsDer Schwanz des SkorpionsDer Schwanz des Skorpions
Hauptdarsteller George Hilton ist eingefleischten Veteranen natürlich bekannt und spielte auch in weiteren Martino-Gialli wie Der Killer von Wien. Anita Strindberg, die sexy Schwedin drehte nur 21 Filme, darunter aber so illustre Gialli wie Your Vice is a locked Room and only I have the key ebenfalls von Sergio Martino, aber auch in Fulcis Lizard in a womans skin und Who saw her die? von Aldo Lado (Short Night of the Glass Dolls) war sie dabei. Alberto de Mendoza spielt hier ein Mitglied von Interpol und war ebenfalls in Martinos Wiener Giallo sowie Fulcis Lizard... zu sehen. Ganz wunderbar ist natürlich noch der immer wieder gern gesehene Luigi Pistilli, der als Polizeiinspektor für eine gewisse humoristische Note sorgt. Für die exzellente Fotografie ist erneut Emilio Foriscot zuständig, der angeblich schon seit 1935 als Kameramann arbeitet und bis 1981 wohl 136 fotografierte.

Auf DVD gibts den Film wieder als Teil der Giallo-Reihe von X-Rated. Die ungeprüfte DVD steckt in einer Hartbox mit zwei möglichen Covermotiven. Das war dann aber erneut das positive. Die italienische Sprachfassung hat fest eingebrannte englische Untertitel, die deutsche Fassung ist aber recht gut verständlich. Das Bild ist dafür wieder VHS-Niveau mit etlichen Kratzern und Verunreinigungen - es blitzt fleißig im Laufe des Films. Am ärgerlichsten ist aber, dass das Bild in dunklen Szenen häufig einen schwarz-blauen Matsch präsentiert und die Farbabstimmung insgesamt überhaupt nicht gelungen ist. Darüberhinaus wirkt das Bild auch leicht gequetscht, das bitte ich bei den Screenshots daher auch zu entschuldigen. Eine deutlich bessere Alternative ist inzwischen in Amerika bei No Shame erschienen.

Fazit: "Der Schwanz des Skorpions" ist ein ganz hervorragender Giallo von Sergio Martino. Exzellente Kamera vereinigt sich mit einer recht schlüssigen Geschichte und sorgt so für reichlich Kurzweil. Dazu gibts noch eine gute Portion Blut, ansprechend umgesetzte Morde und reichlich Erotik durch die Strindberg - was will man mehr?

Eine Rezension von David Kugler
(06. Juni 2008)
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Daten zum Film
Der Schwanz des Skorpions Italien 1971
(La Coda dello scorpione)
Regie Sergio Martino Drehbuch Eduardo Manzanos Brochero, Sauro Scavolini, Ernesto Gastaldi
Produktion Devon Film Kamera Emilio Foriscot
Darsteller Anita Strindberg, George Hilton, Alberto De Mendoza, Ida Galli, Janine Reynaud, Luigi Pistilli
Länge 90:31 FSK 18
Filmmusik Bruno Nicolai
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