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After Earth

After Earth

Ein Film von M. Night Shyamalan


Danger is real. Fear is a choice.


In Junge, komm' bald wieder sang Freddy Quinn einst von sehnsuchtsgeplagten Eltern, die eine baldige Rückkehr des jüngsten Sprosses von der See herbeisehnen. Denn sind die Kinder erst einmal aus dem Haus, fehlt irgendwas, und sei es nur deren bloße Anwesenheit. Das weiß man sogar in der Traumfabrik Hollywood, die für das neueste Science-Fiction-Abenteuer „AFTER EARTH“ des einen Schifffahrt prompt in des anderen Raumfahrttrip umfunktioniert hat, nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass dieses Mal der strenge, aber treusorgende Vater zusammen mit dem Sohnemann eine Reise antritt. Und diese führt (soviel darf im Falle dieses überraschungsarmen Vertreters seiner Zunft durchaus vorab verraten werden) natürlich familientechnisch zusammen, was vormals einfach nicht zusammenpassen wollte. Ja, manchmal kann Familienführung so einfach sein. Zumindest in der heilen, durchaus diskussionswürdigen Welt eines Will und Jaden Smith-Familienprojekts, wie es uns nun aktuell im Kino erwartet:


1000 Jahre, nachdem die Menschheit notgedrungen die Erde verlassen und sich eine andere Heimat suchen musste, strandet Teenager Kitai Raige (Jaden Smith) zusammen mit seinem Vater Cypher (Will Smith) auf dem Blauen Planeten. Da sein Vater schwerverletzt mehr oder minder freiwillig das Raumschiff hüten muss, liegt es an dem unerfahrenen Kitai, Hilfe herbeizuholen. Und so begibt sich der
Junge, immer unter der Beobachtung seines invaliden und sehr bestimmenden Vaters, auf die gefährliche Suche nach dem verloren gegangenen Notsignalsender, während nicht nur die ein oder andere weiterentwickelte Tierart, sondern auch eine tödliche Alienbedrohung, die ebenfalls an Bord war und beim Crash dummerweise entkommen konnte, bereits die Witterung aufgenommen hat...


Keine Sorge, sei denen unter uns versichert, die Filme gerne nagelkauend betrachten: Das klingt alles spannender, als es in Wirklichkeit ist. Denn obwohl die Erde im Film mittlerweile dem Menschen feindlich gesinnt ist, gibt es am Ende nur wenige Momente, die diesem Aspekt auch tatsächlich entsprechen. Dabei stand immerhin ein Budget um die 130 Millionen US-Dollar zur Verfügung, was eigentlich für einige nette Effekte hätte reichen sollen. Aber die traurige Wahrheit sieht anders aus. Es werden zwar über die gesamte Laufzeit schöne Bilder einer Erde präsentiert, die nun von Mutter Natur beherrscht wird. Doch angesichts der gegebenen technischen Möglichkeiten sind die sie bevölkernden Kreaturen in ihrer animierten Schlichtheit schon als herbe Enttäuschung einzustufen. Nichts ist hier wirklich bahnbrechend, sondern folgt lediglich solidem Effekte-Standard, den man so schon hundertfach und vor allem besser gesehen hat. So will einfach keine rechte Spannung aufkommen, wenn Junior sich gegen seine CGI-Feinde behauptet. Alles bleibt vorhersehbar und mindestens ebenso distanziert wie der leidlich dahinvaternde Cypher gegenüber seinem Sohn.


Scheinbar jeder Gefühlsregung beraubt, erklärt der Vater dem Sohne aus seiner „Kommandozentrale“ die Grundwerte des Lebens, ohne auch nur eine Miene zu verziehen. Denn er, der ein Gefühl wie Angst für eine bloße Entscheidung hält, die ein Mensch treffen kann, aber bestimmt nicht muss – vor allem nicht jemand von seinem Fleisch und Blut! –, hat das sogenannte „Ghosting“ perfektioniert. Eine Eigenschaft, die nichts weiter als den bloßen Verzicht auf jegliche Gefühlsregung bedeutet. Vorteil: Feinde können jemanden, der „ghostet“, nicht mehr sehen, geschweige denn überhaupt wahrnehmen – die Person ist quasi unsichtbar. Nachteil, den anscheinend niemand jemals bedacht hat: auch Familien bleiben hiervon nicht gefeit, wie sich am Beispiel Cypher / Cypher junior zeigt. Übervater Will Smith („Men in Black 3“ [2012]) wird somit gewissermaßen zum Opfer seiner durchaus beachtlichen Fähigkeit, wenn sein Film- und leiblicher Sohn Jaden Smith („Karate Kid“ [2010]“) versucht, ihn zu erreichen, aber hierbei ein ums andere Mal scheitert. Ja, Vatersein ist wirklich schwer. Da hilft es auch nicht, die längst überfällige Familientherapie bis ins Kino zu bringen. Vor allem nicht, wenn sie derart unfreiwillig komisch ausfällt wie hier. Beispiel gefällig? Nachdem die Funkverbindung zwischen ihm und seinem Sohn abgebrochen ist, gibt Papa Cypher stoisch zu Protokoll, dass er den Kontakt zu seinem Sohn verloren hat. Spricht hier gar die späte Einsicht aus dem einstigen Alienbezwinger? Oder ist es doch nur das starke Betäubungsmittel? Wir werden es nicht erfahren.


Sicher ist einzig, dass „AFTER EARTH“, wie man es auch dreht und wendet, einfach kein guter Film und im Grunde die Diskussionen nicht wert ist, die um ihn geführt werden. Ob sich nun im Plot, wie hier und da zu lesen ist, Parallelen zu den Lehren der Scientology-Kirche ziehen lassen oder nicht – es ist nicht wichtig. Denn die vom Vater vorgetragenen Weisheiten, dank derer Sohnemann schließlich und endlich zum Mann reift, verpuffen durch Will Smiths überraschend gelangweiltes Spiel sang-, klang- und wirkungslos im luftleeren Raum. Sie sind so nichts weiter als leere Hülsen, weshalb es fast schon an ein Wunder grenzt, dass der einst unerfahrene Sohn aus ihnen innerhalb kürzester Zeit schlau und quasi erwachsen wird. Papa ist, auch wenn er es zuvor nicht zeigen konnte, halt doch der Beste und der Nachwuchs trotz begrenzter Schauspielleistung die Rettung in einem Abenteuer, das genaugenommen keins ist, sondern eher einem herkömmlichen Coming-of-Age-Drama ohne Pfiff, aber dafür mit guter Musikuntermalung gleichkommt. So traurig es erscheint: Der vielseitig-verspielte Score von James Newton Howard („Peter Pan“ [2003]) ist wahrscheinlich das einzig wirklich Positive, das man aus diesem austauschbaren Streifen gewinnen kann. Der Rest der nach außen hin zwar schönen, aber im Innern dann doch äußerst stumpfen Familientherapie-Sitzung ist wahrlich nicht der Rede wert. Von daher: Weggetreten, Kadett.


Eine Rezension von Stefan Rackow
(09. Juni 2013)
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Daten zum Film
After Earth USA 2013
(After Earth)
Regie M. Night Shyamalan Drehbuch Gary Whitta, M. Night Shyamalan Story Will Smith
Produktion Columbia Pictures / Overbrook Entertainment / Blinding Edge Pictures Kamera Peter Suschitzky
Darsteller Jaden Smith, Will Smith, Sophie Okonedo, Zoë Kravitz, Glenn Morshower, u.a.
Länge 100 Minuten FSK ab 12 Jahren
www.afterearth-film.de
Filmmusik James Newton Howard
Kommentare zu dieser Kritik
Samara sagte am 10.06.2013 um 09:59 Uhr

Kaum zu glauben, dass aus dem Regisseur atemberaubender Filme wie "the Sixth Sense" ein Abspuler belangloser Hinterhofsciencefiction und aus dem Schauspieler Smith ein Scientologysphincterkriecher geworden ist.

Aber: Endlich hat Smiths jahrelanges argumentatives Herumgeeiere, immer, wenn er nach seiner Haltung zu Scientology gefragt wurde, ein Ende. Immerhin, denn allein im Kinotrailer zu After Earth werden Sätze aus dem gesammelten Unfug des verwirrten wie erfolglosen SciFi-Autors und späteren Sektenguru Hubbard rausgehauen, dass es nur so kracht.

Wird definitiv nicht angesehen.

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