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X-Men Origins: Wolverine

X-Men Origins: Wolverine

Ein Film von Gavin Hood

Krallen aus Adamantium sind schon etwas Feines: Man kann sie als Bremse benutzen, als Feuerzeug, zum Haareschneiden, als Schlüssel, Spiegel und Laser. Und komischerweise ist nicht nur James Howlett/Logan/Wolverine (Hugh Jackman) unzerstörbar, sondern auch seine Jeans. Und erst die vielen Twists in diesem Film! Man könnte sich fast verwirrt am Kopf kratzen und fragen, wer sich diese derart unvorhersehbare Kehrtwendungen einfallen hat lassen. Aber immerhin erfahren wir, warum Wolverine zwar nicht sterben kann, jedoch sein Hirn nicht ganz so funktioniert, wie es sollte.

Es ist 1845. Der kleine James Howlett muss mit ansehen, wie sein Vater getötet wird. Dieser Umstand könnte natürlich bereits ausreichen, um eine posttraumatische Belastungsstörung in Form einer Amnesie auszulösen, aber dann wäre der Film ja nach fünf Minuten schon vorbei. Dummerweise (Hahaaaa! Der erste Twist!) ist James' Vater gar nicht sein Vater, wie James erschreckt feststellt, als er seinen tatsächlichen Erzeuger und Mörder seines Doch-nicht-Vaters mit seinen - erstmals in Erscheinung getretenen - Knochen-Klauen ersticht. Während der Erzeuger-aber-fast-tot-Vater langsam zu Boden sinkt, bedeutet er James dessen wahre Identität. Bruder Victor Creed macht James schnell klar, dass keine Zeit zu verlieren ist und die beiden laufen fort. Wieso, bleibt im Dunkeln. Schließlich hatte man anno 1845 noch keine Angst vor Mutanten, höchstens vor Monstern (die Gentechnik war schließlich no
ch nicht erfunden). Eine idyllisches Aufwachsen im Haus der Mutter würde aber vermutlich nicht zum harten Image der Solarium- und Fitnesscenter-gestählten Charaktere passen.

Die Kindheit der beiden Mutanten vergeht offenbar im Flug, sowie ohne erzählenswerte Zwischenfälle und schon sehen wir die Brüder Seite an Seite kämpfen: Im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, dem Ersten Weltkrieg, dem Zweiten Weltkrieg, Vietnam. Dort werden James und Victor (Liev Schreiber) zum Tod verurteilt, überleben aber dank ihrer Selbstheilungskräfte. William Stryker (Danny Huston) rekrutiert sie daraufhin für sein Mutanten-Team, das James/Logan (Wieso heißt der überhaupt plötzlich Logan??? Uuuh, ein Deckname.) bald wieder verlässt.

Sechs Jahre später ist James Howlett Kanadier geworden, wie er Stryker unmissverständlich mitteilt, als der ihn für einen Auftrag für "ihr" Land gewinnen will. James zieht allerdings sein Holzfäller-Leben mit Freundin Kayla Silverfox (Lynn Collins) vor. Die ist es auch, die ihm die Legende von Wolverine erzählt, der getrennt von seiner Liebsten Venus sein Dasein fristen muss.

Man ahnt bereits, dass dererlei Liebesidylle jähes Ende naht. Tatsächlich findet Victor/Sabretooth die beiden, tötet Kayla und kämpft gegen seinen trotz des harten Jobs erbärmlich schwachen Bruder. James wird wieder zu Logan und willigt ein, Stryker im Kampf gegen Victor zu helfen, der bereits einige Mutanten auf dem Gewissen hat. Wieso, weiß auch in diesem Fall keiner, aber dieser Umstand tut Logans Rache-Vorhaben keinen Abbruch. Er willigt ein, sein Skelett in einer schmerzhaften Prozedur mit Adamantium überziehen zu lassen. Als er spitz kriegt, dass in der Folge auch sein Gedächtnis gelöscht werden soll, flieht Logan aus Strykers Labor und finden kurzfristig Unterschlupf bei einem alten Ehepaar. Dieses vermacht ihm neben anderen Klamotten auch die oben zitierte unzerstörbare Jeans und die für Wolverine charakteristische Biker-Jacke. Strykers Männer machen Jagd auf Logan und töten das Ehepaar, während Logan auf einem Motorrad flieht (das ebenso unzerstörbar ist, wie nun sein Adamantium-Skelett).

In Las Vegas trifft Wolverine seine Mutanten-Freunde John Wraith (will.i.am) und Fred Dukes (Kevin Durand). Diese erzählen ihm, dass Victor und Stryker in Wahrheit gemeinsame Sache machen (Uuuh, der nächste Twist!) und in einem Gefängnis alle Mutanten zusammen sammeln, derer sie habhaft werden können. Mit Hilfe von Remy LeBeau/Gambit (Taylor Kitsch), der von dort geflohen ist, schafft es Wolverine auf die Insel - nicht ohne zuvor in einem Flotten Dreier gegen Remy und Victor gleichzeitig zu kämpfen (zu Gambit: "Ist ja ein schönes Stöckchen.") Auf der Insel trifft Wolverine wider Erwarten nicht nur auf eine Horde eingesperrter Mutanten, sondern auch auf Kayla, die - Überraschung, Überraschung! - doch nicht tot ist. Uups. Während der noch mit seinem Schicksal und seinen Instinkten hadert (die ihm natürlich von Anfang an geraten haben, bloß nichts mit dieser Frau anzufangen), aktiviert Stryker die Waffe XI (Ryan Reynolds). Wolverine befreit zusammen mit Kayla die gefangenen Mutanten, nachdem letztere ihm natürlich ihre unsterbliche Liebe geschworen hat, und dass sie nur ihre Schwester retten will, die in Strykers Gewalt ist. (Inzwischen kann man sich schon kaum mehr retten vor lauter Unvorhersehbarkeit!) Waffe XI wird wider Erwarten nicht von den 30 nun freien Mutanten über den Jordan geschickt, sondern im Teamwork von Wolverine und Sabretooth, der offensichtlich Mühe hat, sich zu entscheiden, ob er seinen Bruder am Leben lassen oder doch lieber töten soll ("Niemand tötet dich außer mir.") Wehenden Haares wird also Waffe XI erledigt, während Stryker sich entscheidet, Wolverine Kugeln aus Adamantium in den Kopf zu jagen, weil sich dann zwar sein Gehirn, nicht aber sein Gedächtnis erholen wird - und Stryker somit bekommt, was er von Anfang an wollte. Dummerweise (ein letzter ist noch drin!) wird Stryker jedoch in der Folge von der Militärpolizei verhaftet - und Wolverine ist trotzdem sein Gedächtnis los.

Prequels sind in. Vor zehn Jahren wusste noch niemand, dass es tatsächlich - unter voraussichtlich finanziell äußerst erbaulichen Voraussetzungen - so etwas wie eine Vorgeschichte vor der Vorgeschichte geben kann. Das im Deutschen etwas sperrige "Prequel" ist nun spätestens seit den Star Wars Episoden 1 bis 3 vielerorts ein Begriff. Wer etwas auf sich hält, braucht also ein Prequel. Zweite oder gar dritte Teile - Sequels - sind seit der Matrix-Trilogie zwar sowas von out, aber wer die Kuh zweimal melken will, darf nicht drauf warten, bis sie keine Milch mehr gibt. Sonst muss er auf das nächste Kalb warten. Und die Filmindustrie ist schnelllebig. Deswegen war es nur konsequent, nach drei X-Men-Teilen eine Serie über den Ursprung der Charaktere nachzuschießen. Zwar erzählt X-Men Origins: Wolverine keine besonders spannende Geschichte (Mann trifft Frau, Frau stirbt, Mann will Rache und verliert das Gedächtnis), aber alles in allem ist Regisseur Gavin Hood ein kurzweiliger Action-Streifen gelungen. Und zusätzlich hat Hugh Jackman den halben Film lang kein T-Shirt an. Reicht doch!

Eine Rezension von Anita Klingler
(30. Juli 2009)
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Daten zum Film
X-Men Origins: Wolverine USA/Neuseeland/Australien 2009
(X-Men Origins: Wolverine)
Regie Gavin Hood Drehbuch David Benioff, Len Wein
Produktion 20th Century Fox
Darsteller Hugh Jackman, Liev Schreiber, Danny Huston, Lynn Collins, William James Adams Jr. (= will.i.am), Kevin Durand, Taylor Kitsch, Ryan Reynolds
Länge 106 min FSK 16
http://www.x-menorigins.com/
Kommentare zu dieser Kritik
Peter L. TEAM sagte am 31.07.2009 um 09:20 Uhr

Klingt so, als hätten sie versucht mehrere der Wolverine-Hintergrundgeschichten zu Einer zu verarbeiten. Schade, dass dabei wohl viel des eigentlich kurzweiligen Wolverine: Origines Comics verwässert wurde. Werde mir den Film aber wohl trotzdem bei Gelegenheit mal zu Gemüte führen.

Logan ist laut besagten Origines Comics übrigens der Name seines Erzeuger-Vaters: dort nimmt der gute James den schon recht bald als Decknamen an. Soll ja niemand draufkommen, dass er ein Monster ist.
Nemo sagte am 31.07.2009 um 10:46 Uhr

Der Text liest sich ja wirklich gut, aber so viel wollte ich vom Plot im Vornherein gar nicht wissen... ;)
anita TEAM sagte am 03.08.2009 um 10:37 Uhr

@Nemo:
Hm, da ist wohl mein Temperament ein wenig mit mir durchgegangen. Aber bei einer Vorgeschichte ist ja ohnehin meistens klar, wie sie ausgehen wird... ;) Aber mal ehrlich: Bei Wolverine ist einem wenig an der Komplexität und Stringenz des Plots gelegen, sondern eher an flashigen, actionreichen Bildern. Und die gibt es allemal!
DonDougie sagte am 05.08.2009 um 07:29 Uhr

Da meld ich mich doch mal nach langer Zeit zurück...
ALso mal ganz ehrlich: diese Kritik ist weder passend noch objektiv, sondern trieft vor Sarkasmus!
Gerade die unerwarteten Wendungen machen den Film interessant!
Für mich der bisher beste Teil der Reihe, nicht nur aufgrund der spannenden Inszenierung, die hier eher als verwirrend dargestellt wird. Und dass hier der halbe Film verraten wird wurde ja bereits bemängelt...
anita TEAM sagte am 05.08.2009 um 15:53 Uhr

@DonDougie
Freut mich, dass ich dich mit meiner unpassenden und subjektiven Kritik dazu motivieren konnte, deine Meinung hier kund zu tun. Es hat großen Spaß gemacht, den Film anzuschaun und die Kritik zu schreiben. Meines Wissens hab ich auch mit keinem Wort behauptet, der Film wäre schlecht. Er liefert genau das, was er soll: Einen Haufen gut gemachte Action rund um eine halbwegs plausible Story, die absolut vorhersehbar - und deswegen vernachlässigbar - ist. Ach, und wie letztens ein Kollege zu mir meinte: Objektiv gibt's im Fotoladen.
borat1970 sagte am 08.08.2009 um 04:00 Uhr

Meine Enttäuschung war gross der Film ist einfach schlecht,schade denn ich mag die Figur "Wolverine."

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