Filmkritiken - von Independent bis Hollywood
 
2008 Filmkritiken | 10468 Personen | 3323 Kommentare  
   
Bitte wählen Sie

Email

Passwort


Passwort vergessen

> Neu anmelden

Auch interessant



Screamers - Tödliche Schreie
von Christian Duguay




Meist gelesen¹

1. 
Cannibal Holocaust (Nackt und Zerfleischt)  

2. 
Martyrs  

3. 
Auf der Alm da gibt's koa Sünd  

4. 
Troll Hunter  

5. 
Antikörper  

6. 
Das Zeiträtsel  

7. 
Supernatural  

8. 
Harry Potter und der Orden des Phönix  

9. 
Andromeda - Tödlicher Staub aus dem All  

10. 
Midnighters  
¹ gilt für den aktuellen Monat

  FILMSUCHE
  Sie sind hier: Filmkritiken > Bernard L. Kowalski > Das Grauen kam um Mitternacht
Das Grauen kam um Mitternacht RSS 1.0


Das Grauen kam um Mitternacht

Das Grauen kam um Mitternacht

Ein Film von Bernard L. Kowalski

Es gibt so Tage, da will man eigentlich nur einen Film schauen und eine kleine Kritik dazu schreiben, doch dann stellt sich heraus: eigentlich müsste man zwei Filme und zwei Kritiken schreiben, um wirklich sauber zu „arbeiten“. Aber egal: soviel Zeit hab ich dann doch nicht, und die Unterschiede sind nicht so groß. Ich rede vom vorliegenden „Das Grauen kam um Mitternacht“. „Das Grauen kam um Mitternacht“ ist natürlich mal wieder eine rein deutsche Erfindung, da es diesen Film nur in Deutschland gibt – in Amerika existiert dieser Film nicht, obwohl er quasi eine amerikanische Produktion ist! Dafür gibt es dort die zwei Filme „Night of the Blood Beast“ sowie „Attack of the Giant Leeches“, die wiederrum so nicht in Deutschland veröffentlicht wurden. Klingt kompliziert und irre? Ja, deutsche Verleiher waren in den 50ern besonders kreativ, aber zur Lösung dieses Rätsels gleich mehr.

Doch um was geht es überhaupt in „Das Grauen kam um Mitternacht“? Major John Corcoran ist mit seiner Rakete im All unterwegs, doch bei seiner Rückkehr zur Erde scheitert der Landeversuch und seine Raumkapsel stürzt ab. Eine Bergungscrew rund um Steve Dunlap findet die Überreste des Raumschiffs und können John nur noch tot zurück in die Basis bringen. Doch bei einer näheren Untersuchung stellt sich heraus: sein Blut hat sich verändert! Er ist zwar tot, hat seltsame Wunden, aber trotzdem scheinen einige Vitalfunktionen noch erhalten zu sein! Als d
ann die Funkverbindung zur Außenwelt und der Strom ausfällt, und auch noch Dr. Wyman tot und verstümmelt aufgefunden wird, ist schnell klar: etwas grauenhaftes geht vor. Vielleicht kann der just erwachte Astronaut für Aufklärung sorgen...

Sowohl „Night of the Blood Beast“ als auch „Attack of the Giant Leeches“ sind Produktion der beiden legendären Brüder Gene und Roger Corman. Sie sind nicht mehr als die üblichen, in wenigen Tagen günstig und schnell heruntergekurbelten Monsterfilme für die amerikanischen Teenager in Autokinos. In „Giant Leeches“ spielt nun die schöne Yvette Vickers mi, die auch in „Angriff der 20 Meter Frau“ zu sehen war; in „Night of the Blood Beast“ ist sie allerdings nicht dabei. Bodo Gaus, vom deutschen Mercator-Verleih, kaufte nun also beide Filme, und tat das, was er auch schon bei „Das Vermächtnis des Professor Bondi“ tat: er drehte neues Material, veränderte die Handlung und – so kommen wir zur Einleitung zurück – schnitt beide Filme einfach zusammen, so dass ein völlig neuer Film entstand! Insofern gibt es „Das Grauen kam um Mitternacht“ nicht in Amerika, da der Film eine rein deutsche Erfindung ist, obwohl er aus zwei amerikanischen Filmen zusammengeschnitten wurde. Trotzdem bezieht sich diese Kritik sowohl auf diesen als auch auf „Night of the Blood Beast“, da die Grundhandlung sehr ähnlich ist, und das meiste Material auch aus diesem Film stand.

„Das Gauen kam um Mitternacht“ präsentiert sich dabei überraschend blutarmer, aber dafür gut und intelligent gemachter sowie spannender Film, der leider unter einem miesen Monsterkostüm leidet, der sich aber funktionierender Anleihen bei „DasDing aus einer anderen Welt“ bedient und in der amerikanischen Fassung sogar Elemente aus Ridley Scotts „Alien“ vorwegnimmt. Regisseur Kowalski, Kameramann John M. Nickolaus Jr. und den Schauspielern gelingt es dabei, den Film deutlich besser zu machen, als er es eigentlich verdient hätte. Die Schauspieler nehmen das Geschehen bierernst und fallen in ihren Leistungen nicht negativ auf – selbst Georgianna Carter, die überhaupt nichts außer ein bisschen Schreien zu tun hat (und immerhin die erste feste Freundin von Jack Nicholson war). John Nickolaus fängt das Geschehen in abwechslungsreichen Bildern und Kamerfahrten ein, und gerade die Bildgestaltung kann für einen Film dieser Preisklasse nicht genug gelobt werden: so wird wirklich darauf geachtet, den „toten“ Astronauten im Bild zu behalten, was enorm für Suspense sorgt.

Abgesehen von dem Monsterkostüm gibt es als Zuckerchen obendrauf auch noch einige gute Make-Up-Effekte zu sehen. Astronaut John hat nach seiner Rückkehr zwei gut geschminkte Wunden, die darauf hindeuten, dass etwas aus seinem Körper herausgekommen ist. Und exklusiv in der amerikanischen Fassung lässt sich John dann röntgen, was zu der Erkenntnis führt, dass er tatsächlich „schwanger“ ist! Wir bekommen tatsächlich eine Aufnahme des Brustkorbs samt Embryonen zu sehen! Diese Stelle ist in der deutschen Fassung gestrichen worden; Bodo Gaus von Mercator schnitt nicht nur um, sondern integrierte eine Nebenhandlung, die dem Film zwar neue Monster beschert, aber völlig sinnlos ist, die klaustrophobische Atmosphäre kaputt macht, und den Film komplett ausbremst. Astronaut John erzählt nämlich ausschweifend davon, wie er am Amazonas auf riesige Blutegel-Kreaturen traf, als er dort eine Affäre mit einer verheirateten Frau (eben Yvette Vickers) hatte; dass das Ganze null Bezug zum Rest des Films hat, ist selbstverständlich. Wenigstens wählte Bodo Gaus mit „Attack of the Giant Leeches“, aus dem das Material stammt, einen Film aus, in dem zumindest auch Darsteller Michael Emmet mitspielte.

Natürlich ist der Film unter günstigsten Bedingungen entstanden, aber man machte wirklich das beste daraus: Location und Besetzung sind äußerst begrenzt ohne künstlich eingeschränkt zu werden, und wenn man bedenkt, dass der Film in gerademal 7 Tagen gedreht wurde, ist es umso verwunderlicher, wie intelligent und vielfältig Inszenierung und Kameraarbeit sind. Das erklärt dann auch, wieso dem Kenner das Monsterkostüm so bekannt vorkommt: das ist nämlich ein modifiziertes Kostüm aus der Corman-Produktion „Teenage Caveman“, in dem es noch der Strahlenschutzanzug eines Wissenschaftlers war. Heimliches Highlight ist übrigens die Szene in der sich Monster bzw. Stuntman per beherztem Sprung kopfüber ins Unterholz rettet – einfach herrlich!

Insofern ist das Fazit zweiteilig: „Night of the Blood Beast“ ist ein spannender, klaustrophobischer und gut gemachter Invasionsfilm, der unter einem mangelhaften Monsterkostüm leidet. Trotzdem ist die amerikanische Fassung sehr sehenswert. „Das Grauen kam um Mitternacht“ hingegen kürzt die „langsameren“, atmosphäre-aufbauenden Szenen zusammen und fügt dafür Monster aus einem anderen Film ein; und ist somit der schlechtere Film bzw. Fassung, aber als skurrile deutsche Eigenkreation ebenfalls einen Blick wert.

Ein Glück befinden sich beide Fassungen samt Audiokommentar in der „Rückkehr der Galerie des Grauens“! Super!

Eine Rezension von David Kugler
(03. Oktober 2013)
    Das Grauen kam um Mitternacht bei ebay.de ersteigern


Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

Daten zum Film
Das Grauen kam um Mitternacht USA 1958
(basiert auf "Night of the Blood Beast")
Regie Bernard L. Kowalski Drehbuch Gene Corman, Martin Vano
Produktion American International Pictures Kamera John M. Nickolaus Jr.
Darsteller John Baer, Angela Greene, Ed Nelson, Michael Emmet, Yvette Vickers
Länge deutsche Fassung: ca. 67 Min. FSK 16
Filmmusik Alexander Laszlo
Kommentare zu dieser Kritik

Kommentar schreiben | Einem Freund empfehlen

 

Impressum