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von Christian Petzold




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Die Stimme des Todes

Die Stimme des Todes

Ein Film von Antonio Bido

Eine junge Tänzerin wird vor einer Apotheke von einer mysteriösen Stimme abgewimmelt. Schon bald stellt sich heraus, dass der Apotheker ermordet wurde, und sie die Stimme des Verantwortlichen gehört hat. Dieser trachtet ihr natürlich deshalb nach dem Leben, und die Mordserie reißt nicht ab. Zusammen mit einem befreundeten Tontechniker sucht sie nach des Rätsels Lösung und einem möglichen Zusammenhang der Opfer. Und wie immer liegt der Schlüssel in der Vergangenheit...

Regisseur Antonio Bido hat mit "Die Stimme des Todes" eigentlich sein komplettes Erstlingswerk vorgelegt. Vorher arbeitete er nur als Assistant Director bei dem eher kruden Pseudo-Mondo Faccia di spia. "Die Stimme des Todes" ist daher sein Debüt als Regisseur, Drehbuchautor und Darsteller in einer Minirolle. Insgesamt drehte er sowieso nur sechs Filme in seiner Karriere, was für einen italienischen Regisseur dieser Zeit doch eher wenig ist. Es verwundert daher kaum, dass der vorliegende Film daher nie wirkliche Klasse erreicht. Man muss einfach festhalten, dass der Film dem gängigen Schema F eines Giallo aus dem Lehrbuch folgt, ohne dabei jedoch inszenatorisch wirklich mitreissen zu können. Selbst Umberto Lenzis standardmäßig runtergekurbelter Seven blood-stained Orchids kann szenenweise noch für Überraschungen sorgen und den Zuschauer so manches Mal fesseln, doch der Stimme des Todes gelingt dies eigentlich
nur in absoluten Ausnahmefällen. Der Film plätschert so vor sich hin und zeigt keine wirklich herausragenden Höhepunkte - aber eben auch keine echten Tiefpunkte. Einer der Plotpoints, der auf Tonband aufgenommene Drohanruf des Mörders erscheint auch sehr fragwürdig. Irgendwie versteht man da gar nichts (ich würde fast soweit gehen, dass das Tonband nicht mal synchronisiert wurde), bzw. klingt es immer wieder anders. Ein derart inkosistenter Plotpoint sorgt natürlich für eine Menge Verärgerung beim Zuschauer.
Die Stimme des TodesDie Stimme des TodesDie Stimme des Todes
Auf jeden Fall punkten und für Freude kann der Film aber mit der Quintessenz, den klassischen Gialloszenen, also dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Mörder und Opfer sorgen. Regisseur Antonio Bido hat hier seine Hausaufgaben auf jeden Fall gemacht, diese Szenen sind ihm somit ganz gut gelungen. Einschränkungen gibt es hierbei aber bei den Würgeattacken des Killers, da irgendwie nie die Illusion von Krafteinsatz und tatsächlichem Erdrosseln vorkommt, was zwar gewaltgeil klingen mag, aber den Szenen schlicht und ergreifend einiges ihrer Wucht nimmt (auch wenn die Strangulationsszene dies etwas besser macht). Allerdings kann man hier auch eine grundlegende Symptomatik des Films bemerken: er bedient sich einfach bei großen Vorbildern wie natürlich Argentos Deep Red, so dass die gelungensten Szenen mit negativem Beigeschmack beim Zuschauer ankommen - man hat das meiste einfach schon mal in anderen Vertretern des Genres gesehen. Das gleiche gibt es beim Soundtrack zu hören. Das Hauptthema ist absolut fantastisch, erinnert aber vom Klang her derart frappierend an die Werke von GOBLIN, dass es sogar schwer fällt, von "Inspiration" zu sprechen. Kopie würde es wohl eher treffen.

Bei den Mordszenen oder auch zu Beginn des Films schneidet Bido dann immer wieder auf ein paar Tieraugen, deren tieferer Sinn mir aber irgendwie absolut verschlossen blieb. Natürlich bekommt man das passende Tier dazu später zu sehen, jedoch spielt es für die eigentliche Handlung (oder das Motiv bzw. die Vergangenheit des Mörders) im Endeffekt keine relevante Rolle. Warum also immer wieder diese Zwischenschnitte auf ein in meiner Meinung nach absolut unwichtigem Detail erfolgen, ist mir überhaupt nicht klar. Vielleicht weil Argento auch oft die Augen des Killers einblendet und das wieder eine plumpe Kopie darstellt? Man weiß es nicht. Dafür ist die Auflösung des ganzen wiederum ganz nett gelungen. Der Mörder ist zwar jetzt nicht sonderlich überraschend, aber der Hintergrund und das Motiv sind tatsächlich mal eine nette Abwechslung, und das hat man in dem Genre bisher eigentlich auch noch nicht gesehen. Darüberhinaus ist das Motiv auch nicht ganz so krude und unglaubwürdig, wie man es aus sonstigen Genrevertretern kennen (und evtl. lieben) gelernt hat. Natürlich muss man aber auch hier sagen, dass natürlich die Personenkonstellation und deren Verbindungen untereinander sehr konstruiert wirken, und auch der berühmte Rote Hering eher flott ins Leere läuft und den Zuschauer nicht lange an der Nase herumführt. Aber selbst da gibt es schlechteres.

An dem Drehbuch haben nun vier Leute rumgeschrieben (neben Antonio Bido noch Roberto Natale, Vittorio Schiraldi und Aldo Serio) und hier kann man wohl ein berühmtes Sprichwort anbringen: "Viele Köche verderben den Brei." Es gibt ein paar metergroße Logiklücken die schlicht und ergreifend ärgerlich sind. So hört man irgendwann mal das oben erwähnte (krude) Tonband in verständlicher Qualität. Geht man davon aus, dass die Aufnahme immer noch die selbe ist, die sehr lange im Labor analysiert ist, würde sich der Täter hier auf Ereignisse beziehen, die mit Sicherheit noch gar nicht stattgefunden haben. Auch würden sie im Kontext dieses Drohanrufes keinerlei Sinn machen. Geht man aber davon aus, dass dieses Tonband die Aufnahme eines erneuten Drohanrufes ist, dann ist das eine reine Annahme des Zuschauers. Denn dann hätten Drehbuch oder Schnitt uns einfach nicht darüber informiert, es aber als bekannt vorausgesetzt. Wobei der Schnitt sowieso stellenweise sehr holprig ist, auch wenn ich das manches Mal auf Filmrisse des Ausgangsmaterial für die vorliegende DVD schieben würde. Neben diesen Logikfehlern gibt es auch noch verschiedene Drehbuchhänger und seltsame Verhaltensweise, hier wäre vor allem die Hauptdarstellerin zu benennen, die mehrere Male überfallen wird, das aber immer überraschend gut weggesteckt.
Die Stimme des TodesDie Stimme des TodesDie Stimme des Todes
Zu Antonio Bido hab ich ja in der Einleitung schon einiges geschrieben. Fairerweise muss man sagen, dass sein nächster Film, der Giallo Blutiger Schatten deutlich besser ist. Schnittmeister Maurizio Tedesco hat scheinbar wenig Begabung dafür, zumindest durfte er nur 10 Filme in seiner Karriere schneiden, arbeitet aber seit Ende der 80er Jahre als Produzent. Kameramann Mario Vulpiani fotografierte dafür reichlich Filme, unter anderem Warum musste Staatsanwalt Traini sterben?, Helm auf - Hose runter und Nachtschwester müsste man sein. Bei den Schauspielern sind jetzt nicht viele bekannte dabei, Paola Tedesco spielte auch in Der Mafia-Boss, Franco Citti in Der Pate 3 und Die Gangster-Akademieund Giuseppe Addobbati hatte schon Giallo-Erfahrung in Fulcis Perversion Story.

Auf DVD gibts den Film in Deutschland von X-Rated. Die ungeprüfte Hartbox und die ab 16 freigegebene Amaray sind inhaltsgleich, der Film also ab 16 ungeschnitten! Das war dann aber eigentlich auch schon das positive an der DVD. Das Bild erfüllt seinen Zweck, schaut aber sehr nach VHS aus, die englische Fassung hat eine Warnschrift im Bild, und bei der deutschen fällt vor allem der 11-sekündige Tonaussetzer in einer Dialogszene zum Hintergrund des Mörders auf. Überhaupt ist die Synchronisation bzw. die Tonspur etwas fragwürdig, was ich ja am Tonband des Films schon erläutert habe.

Fazit: "Die Stimme des Todes" ist, nunja, Durchschnittsware. Keine echten Höhen, keine echten Tiefen, nur das die Logiklöcher wirklich ärgerlich sind. Die Höhen kennt man dafür aus anderen Filmen, so dass eine höhere Wertung gegenüber kreativeren Gialli unfair wäre. Der Soundtrack ist dafür toll, aber auch die leicht ärgerliche deutsche DVD führen zu "nur" drei Sternen. Vor allem, weil eben auch der tolle Soundtrack eigentlich keine echte Eigenproduktion ist.

Eine Rezension von David Kugler
(05. Juni 2008)
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Daten zum Film
Die Stimme des Todes Italien 1977
(Il Gatto dagli occhi di giada)
Regie Antonio Bido Drehbuch Antonio Bido, Vittorio Schiraldi
Produktion Elis Cinematografica Kamera Mario Vulpiani
Darsteller Corrado Pani, Paola Tedesco, Franco Citti, Fernando Cerulli, Giuseppe Addobbati, Bianca Toccafondi, Giovanni Vannini
Länge 91:05 FSK 16
Filmmusik Trans Europa Express
Das Cover ist das der Hartbox, die Front der ab 16 freigegebenen Amaray sind anders aus.
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